Lebensdaten
1899 – 1963
Geburtsort
Düsseldorf
Sterbeort
Manila (Philippinen) (auf Weltreise)
Beruf/Funktion
Schauspieler ; Regisseur ; Theaterleiter
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118542850 | OGND | VIAF: 73861915
Namensvarianten
  • Gründgens, Gustaf Heinrich Arnold
  • Gründgens, Gustaf
  • Gründgens, Gustaf Heinrich Arnold
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Zitierweise

Gründgens, Gustaf, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118542850.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Arnold, Fabr. in D., S d. Arnold (1794–1875), Kaufm. u. Eisengroßhändler in Aachen, u. d. Lucia Urlichs;
    M Emmy, T d. Joh. Heinr. Ropohl, Uhren- u. Werkzeug-Großhändler in Köln, u. d. Juweliers-T Therese Brauweiler aus Köln;
    Schw Marita, Sängerin;
    Tante-v Antoinette (⚭ Carl Guilleaume, 1887, Industrieller, s. NDB VII);
    1) 1925 ( 1929) Erika (1905-69), T d. Schriftstellers Thomas Mann ( 1955) u. d. Katja Pringsheim, 2) 1936 ( 1946) Marianne (* 1911), Schauspielerin, T d. Rittergutsbes. Gustav Hoppe u. d. Margarethe Krüger; kinderlos; 1 Adoptiv-S.

  • Biographie

    Nach dem Besuch des Gymnasiums, seinem Debut als Philipp (in „Jugendfreunde“ von L. Fulda) und einer schauspielerischen Tätigkeit am Fronttheater Friedrichsort bei Saarbrücken 1918 erhielt G. seine berufliche Ausbildung auf der Schauspielschule Düsseldorf (Louise Dumont) 1919–20. Über seine ersten Engagements als Schauspieler am Stadttheater Halberstadt 1920-21 und am Stadttheater Kiel 1921-22 kam er zu Erich Ziegel an die Kammerspiele Hamburg 1922–28. Dort übernahm er auch Regieaufgaben (1926 erstes Gastspiel im Theater in der Josefstadt, Wien). Dann eroberte sich G. Berlin. Neben seiner Tätigkeit am Deutschen Theater 1928-32 war er Regisseur an der Krolloper, der Staatsoper Unter den Linden und der Städtischen Oper mit gelegentlichen Abstechern an das Theater am Kurfürstendamm, das Theater am Schiffbauerdamm und das Lessingtheater (auch als Darsteller und Regisseur in Operette und Revue). 1932 spielte G. am Staatlichen Schauspielhaus Berlin den Mephisto, war 1934-37 Intendant und bis 1945 Generalintendant der Preußischen Staatstheater (Theater am Gendarmenmarkt, Kleines Haus, Lustspielhaus). Vor der offiziellen Schließung der Theater in Deutschland bat G. seinen unmittelbaren Vorgesetzten Hermann Göring, ihn von seinen Pflichten als Generalintendant zu entbinden. Er wurde 1943 als Gefreiter zum Dienst bei der Luftwaffe in Holland eingezogen. Nach mehrmonatiger Haft in russischen Lagern spielte er 1946-47 am Deutschen Theater in Berlin, um 1947-51 die Generalintendanz der Städtischen Bühnen seiner Heimatstadt Düsseldorf zu übernehmen. Da die Betriebsform eines Kommunaltheaters mit drei Kunstgattungen der künstlerischen und wirtschaftlichen Struktur der Zeit nach dem 2. Weltkrieg nicht mehr entsprach, gründete G. die Düsseldorfer Schauspielhaus-GmbH, deren Geschäftsführer und künstlerischer Leiter er 1951-55 war. Die Gefahren eines Theaters mit vielen Gastspielverpflichtungen in der näheren und weiteren Umgebung (ungefähr 150 jährlich) erkennend, folgte er 1955 dem Ruf an das Deutsche Schauspielhaus Hamburg. Hier wirkte er bis 1963, um dann freiwillig sein Amt Jüngeren zur Verfügung zu stellen.

    Die Möglichkeiten seiner Rollengestaltung reichen von Dr. Jura in „Das Konzert“ (Bahr), Bolingbroke in „Das Glas Wasser“ (Scribe), Dubedat in „Der Arzt am Scheidewege“ (Shaw), Prinz in „Emilia Galotti“ (Lessing) bis zum Marquis von Keith (Wedekind); von Trigorin in „Die Möve“ (Tschechov), Josef K in „Der Prozeß“ (Kafka), Sir Henry in „Die Coctailparty“ (Eliot), Heinrich IV. (Pirandello) bis zum Kardinal Zampi in „Bacchus“ (Cocteau); von Franz Moor in „Die Räuber“ (Schiller), Richard II. (Shakespeare), Fiesko (Schiller), Orest in „Iphigenie“ (Goethe), Oedipus (Sophokles), General Ramsay in „Das Herrenhaus“ (Th. Wolfe), Wallenstein in „Wallensteins Tod“ (Schiller) bis zu König Philipp in „Don Carlos“ (Schiller). Die beiden Pole seiner Tätigkeit als Schauspieler und Regisseur waren Hamlet und Mephisto. So wurde er vom anfänglichen Darsteller interessanter Charaktere zum Charakterdarsteller interessanter Persönlichkeiten, dessen Schauspielkunst stets ein Dialog zwischen seiner Persönlichkeit und den von den Dichtern geschaffenen Charakteren war.

    Als Theaterleiter war er ein vorbildlicher Prinzipal. Sein Spielplan – weltoffen – basierte auf den Werken der europäischen Klassiker. G. setzte für viele Jahrzehnte gültige Maßstäbe, nicht nur für das deutsche, sondern für das europäische Theater. Während der Zeit des Nationalsozialismus blieb sein Theater eine Insel freiheitlicher Kunstübung. Sein Grundsatz bei der Arbeit als Regisseur war absolute Werktreue. G. wurde aus Verantwortung gegenüber der Kunst zum disziplinierten, souveränen Darsteller und richtungweisenden Theaterleiter seiner Zeit.

    Ein Puritaner in seinen persönlichen Ansprüchen – stets elegant-korrekt gekleidet –, forderte er für seinen Beruf den unbedingten Einsatz der physischen und psychischen Kräfte aller. Die Distanz zu seiner Umwelt wurde durch ihre Verhaltensweise bestimmt; die Distanz zu seinen Mitarbeitern durch ihr Können. Sein Leben gehörte ausschließlich dem Theater in allen seinen Erscheinungsformen. G. gastierte mit seinen Schauspielerinnen und Schauspielern unter anderem in Edinburgh, Moskau und New York. Sein Ensemble vereinigte die profiliertesten deutschen Darsteller, die richtungweisenden Regisseure wie Jürgen Fehling, Lothar Müthel, Willi Schmidt, Karl Heinz Stroux und szenischen Bühnenbauer Rochus Gliese, Traugott Müller, Caspar Neher, Teo Otto und Robert Pudlich. G. arbeitete als Schauspieler und Regisseur in wichtigen Rundfunksendungen im In- und Ausland.|

  • Auszeichnungen

    Preuß. Staatsrat (1936), Präs. d. Dt. Bühnen-Ver. (1948–52), Großes Bundesverdienstkreuz mit Stern (1953).

  • Werke

    Ein Treuloser bekennt sich zu Berlin, in: Theaterstadt Berlin, Alm. hrsg. v. H. Jhering, 1948;
    Wirklichkeit d. Theaters, 1953 (P);
    G. G. - Jürgen Fehling, Zwei Reden, 1963.

  • Literatur

    A. Mühr, G. G., aus d. Tagewerk d. Schauspielers, 1943;
    ders., Großes Theater, Begegnungen mit G. G., 1950 (P);
    L. Strelow u. G. Vielhaber, G., Sieben J. Düsseldorf, 1954;
    F. Luft, G. G., 1958;
    R. Clausen, G. inszeniert, 1960;
    ders., G. G., 12 Fotos, 1963 (P);
    G.-Schauspieler-Regisseur-Theaterleiter, 1963 (Verz. d. Rollen, Inszenierungen u. Filme);
    Enc. dello Spettacolo V, Rom 1958, S. 1814 ff.;
    Nachspiel auf d. Theater, Für G. G., Reden u. Texte d. Gedenkfeier am 20.10.1963 im Dt. Schauspielhaus in Hamburg, 1963;
    S. Melchinger, G. G.: Faust, 1959;
    C. Riess, G. G., 1965. - Schallplatten u. a. Dt. Grammophon-Ges.

  • Porträts

    Zeichnung v. R. Pudlich (im Bes. v. Frau Pudlich).

  • Autor/in

    Rolf Badenhausen
  • Zitierweise

    Badenhausen, Rolf, "Gründgens, Gustaf" in: Neue Deutsche Biographie 7 (1966), S. 188-189 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118542850.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA