Lebensdaten
1862 – 1924
Geburtsort
Hamburg
Sterbeort
Leipzig
Beruf/Funktion
Literaturhistoriker ; Theaterhistoriker
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 116301015 | OGND | VIAF: 13054466
Namensvarianten
  • Köster, Albert
  • Köster, Albert
  • A. K.
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Zitierweise

Köster, Albert, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116301015.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Heinrich Matthias (1829–1901), Weingroßhändler in H., S d. Johann in Wilhelmsburg u. d. Magdalena Margaretha Schröder;
    M Mathilde (1839–1907), T d. Weingroßhändlers Carl Ludw. Jebens (1803–80) in H. u. d. Joh. Friederike Meyer;
    Vt Werner (* 1896), Prof., Leiter d. Max-Planck-Inst. f. Metallforschung d. TH Stuttgart;
    - 1894 Laura (1876–1940, Cousine), T d. Hofapothekers Curt Christian Jebens in Baden-Baden u. d. Laura Nickhorn;
    3 S (1 ⚔). u. a. Ottheinrich (* 1897), Dr. med., Leiter d. Privat-Frauenklinik Würzburg.

  • Biographie

    Nach dem Abitur am Johanneum in Hamburg studierte K. 1882-87 in Tübingen und Leipzig, zuerst zwei Semester Jurisprudenz, dann drei Semester neuere Philologie und|fünf Semester Geschichte. Er wurde 1887 in Leipzig mit einer quellenkritischen Untersuchung über „Die Wormser Annalen“ promoviert. Danach widmete er sich in Berlin dem Studium der deutschen Literaturgeschichte. Besonders beeinflußte ihn der Lessingforscher Erich Schmidt. 1891 erschien K.s bedeutende Arbeit „Schiller als Dramaturg“: Er verband positivistische Exaktheit, die scharfsinnige kritische Analysen ermöglichte, mit feinstem Verständnis für die künstlerischen Probleme des Theaters. Dank dieser Fähigkeiten wurde er zu einem bahnbrechenden Theaterhistoriker. Ein Großteil seiner Lebensarbeit galt zum einen der Erforschung der Bühnenverhältnisse im 16. Jahrhundert, zum andern der (aus eigenen Mitteln bestrittenen) Herstellung von zahlreichen Bühnenmodellen des 16. bis 19. Jahrhunderts, darunter Bühnen der Mysterienspiele und des Shakespearetheaters. Seine 1921 in Buchform vorgetragenen Rekonstruktionen der Bühnen der Meistersinger und des Hans Sachs (Die Meistersingerbühne d. 16. Jahrhunderts) waren wohl die denkwürdigste Leistung auf diesem Gebiete. K. gewann aus subtiler Detailforschung ästhetische Grundkenntnisse, so in der Akademieabhandlung „Das Bild an der Wand“ (1909), die dem Wechselverhältnis von Bühne und Drama, Theater und Dichtung nachgeht.

    Das Schillerbuch brachte K. 1892 die Berufung als außerordentlicher Professor für neuere deutsche Literaturgeschichte in Marburg. 1899 wurde er nach dem Tode Rudolf Hildebrands als ordentlicher Professor für neuere deutsche Sprache und Literatur an die Universität Leipzig berufen, der er trotz Rufen nach Hamburg, Berlin und Wien treu blieb. Sein Haus in Leipzig-Gohlis wurde zu einem Zentrum geistiger Geselligkeit. Ein Vierteljahrhundert leitete K. gemeinsam mit Eduard Sievers das Deutsche Seminar unter modernen hochschulpädagogischen Aspekten. Seine maßvoll-ernste Rektoratsrede (Der Krieg und die Universität, 1914) berief sich auf den Patriotismus Klopstocks, Schillers und Kleists.

    Das zweite große Arbeitsgebiet K.s war die Editions- und Textkritik. 1897 gelang ihm die Identifizierung des Erfurters Caspar Stieler als Dichter der „Geharnischten Venus“, eines der wichtigsten Gedichtbücher des Barock. Als Bearbeiter einiger Bände zweier großer Klassikerausgaben, der Cottaschen Goethe-Jubiläumsausgabe und der Schiller-Säkular-Ausgabe, schrieb er heute noch gültige Einleitungen. 1904 gab er die Briefe der Frau Rat Goethe und den Briefwechsel zwischen Gottfried Keller und Theodor Storm heraus. Dem folgte die textkritische Ausgabe der Werke Storms (1919 f.), die bedeutsamste Leistung des Editors K. Seine „Prolegomena“ (1918) zu dieser Ausgabe sind eins der wichtigsten Dokumente moderner editionskritischer Theorie. Die 1907 gedruckten Vorlesungen über Gottfried Keller führen tief in das Verständnis von dessen Künstlertum.

    1906 plante K. die Organisation einer Geschichte der deutschen Literatur, für die er selbst die Epoche der Aufklärung übernahm. 1912 erschien ein „vorläufiges Kapitel“ unter dem Titel „Die allgemeinen Tendenzen der Geniebewegung im 18. Jahrhundert“. Unter Geniebewegung verstand er außer dem Sturm und Drang den pietistischen Subjektivismus, beide in der Auseinandersetzung mit Rokokokultur, Rationalismus und Sentimentalismus. Diese Überschau wurde 1925, nach dem Tode K.s, als Anhang dem Torso beigegeben, der als „Die deutsche Literatur der Aufklärung“ gedruckt wurde. Die fünf Kapitel – die Auseinandersetzung mit dem französischen Klassizismus, die Entwicklung von Theater und Drama, die Empfindsamkeit mit Klopstock als Zentrum und die Aufklärung mit Lessing als Gipfel behandelnd – sind Musterstücke gedrängter Fülle und auf das Ganze literarischer Epochenphänomene gerichteter historischer Einsicht. Zwei Vorträge verdienen hervorgehoben zu werden: 1908 über „Goethe und sein Publikum“, 1921 über „Faust als Weltdichtung“. In der Verbindung von eindringlicher Einzelbeobachtung und souveräner Gesamtschau, von farbiger Impression und präziser Definition entwickelt K. die tragische Spannung zwischen Goethe und seiner Umwelt sowie die dramatische Einheit der Faustdichtung.

    K. schied, erst 62jährig, wohl in einer Phase schwerer Depression, freiwillig aus dem Leben. Seine Schüler, unter ihnen Ernst Beutler, Reinhard Buchwald, Karl Hoppe, Alfred Jericke, Anton Kippenberg, Paul Merker, Kurt Pinthus, Albert Soergel, rühmen des Lehrers eindrucksvolle Vortragsart, seinen gepflegten Redestil, seine künstlerische Sensibilität, seinen wissenschaftlichen Ernst, seine philologische Strenge und den Menschen mit seiner Güte und Hilfsbereitschaft.|

  • Auszeichnungen

    o. Mitgl. d. Sächs. Ak. d. Wiss. (1904).

  • Werke

    Weitere W Bibliographica Kösteriana, hrsg. v. C. Höfer, 1923 (235 Titel);
    25 Semester d. Neueren Abt. d. Dt. Seminars in Leipzig, 1899-1911 (Privatdr.).|

  • Nachlass

    Nachlaß: München, Theatermus. (Slg. theatergeschichtl. Modelle, hs. Materialien, größtenteils im 2. Weltkrieg zerstört).

  • Literatur

    Festschr. A. K., hrsg. v. C. Höfer, 1912 (mit Btrr. v. J. Petersen, W. Deetjen, R. Buchwald u. a.);
    A. Jericke, K.s theatergeschichtl. Slg., in:|Leipziger Neueste Nachrr. v. 20.7.1924;
    Frdr. Schultze, A. K. u. s. Schule, ebd. 1941, Nr. 226;
    Vorwort v. F. Hünich im Versteigerungskat., 1925;
    K. Pinthus, Eine Bibl. weht in d. Welt …, in: 8 Uhr Abendbl., Nr. 26 v. 31.1.1925, wieder in: ders., Der Zeitgenosse, Literar. Porträts u. Kritiken, 1971, S. 53-56 (üb. d. Versteigerung v. K.s Bibl.);
    J. Müller, in: FF 36, 1962, S. 349 f.;
    H. Richter, in: Univ.ztg. Leipzig 8, 1962, Nr. 45, S. 7.

  • Porträts

    in: A. K., Die dt. Lit. d. Aufklärungszeit, 1925.

  • Autor/in

    Joachim Müller
  • Zitierweise

    Müller, Joachim, "Köster, Albert" in: Neue Deutsche Biographie 12 (1980), S. 403-405 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116301015.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA