Lebensdaten
1850 – 1932
Geburtsort
Lippoldsberg/Weser (Kreis Hofgeismar, heute Wahlsberg, Nordhessen)
Sterbeort
Leipzig
Beruf/Funktion
Philologe ; Sprachwissenschaftler ; Professor der Germanistik in Leipzig
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 118797115 | OGND | VIAF: 159444
Namensvarianten
  • Sievers, Eduard
  • Sievers
  • Sievers, E.
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Sievers, Eduard, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118797115.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Friedrich Wilhelm, Bergamtmann u. Münzverw.;
    M Dorothea Sophie Barnstein;
    1881 Alice Towell ( 1918), aus Dublin;
    3 K u. a. Nora ( Carl v. Kraus, 1868–1952, Prof. f. german. Philol. in Wien, Prag, Bonn u. München, s. NDB XII; Internat. Germanistenlex.; L).

  • Biographie

    Nach Privatunterricht in Helmarshausen und dem Besuch eines Gymnasiums in Kassel (1863–67) studierte S. 1867–70 Klassische und German. Philologie in Leipzig, u. a. bei Georg Curtius, Adolf Ebert und August Leskien. 1870 mit „Untersuchungen über Tatian“ (gedr. 1870) bei Friedrich Zarncke zum Dr. phil. promoviert, ergänzte er seine Studien bei Karl Müllenhoff in Berlin um das Altenglische. Nach Arbeiten an altengl. und althochdt. Handschriften in Oxford und London 1871 wurde S. im selben Jahr ohne Habilitation ao., 1876 dann o. Professor für German. und Roman. Philologie in Jena. 1881 lehnte er einen Ruf an die Univ. Harvard/Mass. (USA) ab und wurde zum ersten o. Professor für Dt. Philologie in Jena ernannt (Prorektor 1881/82). 1883 wechselte S. als Nachfolger Adelbert v. Kellers auf die Professur für German. Philologie in Tübingen (1886 Ablehnung e. zweiten Rufs nach Harvard), 1887 ging er als Nachfolger Julius Zachers auf der Professur für Dt. Sprache und Literatur nach Halle, 1892 als Nachfolger Zarnckes als Professor für Dt. Philologie nach Leipzig (Prokanzellar 1896/97, Dekan 1899/1900, Rektor 1901/02). Über die Emeritierung 1922 hinaus war er (seit 1920) Mitglied im Hauptausschuß der Notgemeinschaft der dt. Wissenschaft.

    Mit seinen Editionen und philologischen Untersuchungen frühmittelalterlicher Texte, seinen junggrammatischen Arbeiten zum Angelsächsischen und Nordischen, seinen Untersuchungen zur altdt. Metrik und v. a. seinen Arbeiten zur Lautphysiologie, zur Laut- und Formengeschichte gilt S. als einer der bedeutendsten Germanisten des späten 19. und frühen 20. Jh. Zentrale altdt. Texte erfuhren durch ihn ihre z. T. erste und lange Zeit gültige Edition. Begleitend publizierte S. die maßgeblichen philologischen Untersuchungen „Der Heliand und die angelsächs. Genesis“ (1875), „Die althochdt. Glossen“ (mit E. Steinmeyer, 5 Bde., 1879–1922, Nachdr. 1968/69) und „Der Nibelunge Nôt, Kudrun“ (1921, Nachdr. 1955). Neben seiner junggrammatisch orientierten „Angelsächs. Grammatik“ (1882, engl. 1903, Nachdr. 1968) und deren „Abriß“ (1895, 161963) waren es v. a. seine in einem Zusammenhang zu sehenden Arbeiten zur Metrik (Altgerman. Metrik, 1893) und Phonetik (Grundzüge d. Lautphysiol., 1876, Nachdr. 1980), die zu der von ihm begründeten „Schallanalyse“ führten. Von diesem zur Textkritik verwendeten Verfahren erhoffte sich S., die Schall- und Lautform überlieferter Texte rekonstruieren, um damit u. a. Verfasserhomogenität bzw. verfasserfremde Einschübe in Texten erkennen zu können. Die Schallanalyse war schon zu S.s Zeit höchst umstritten und ist heute nur mehr wissenschaftsgeschichtlich von Bedeutung. S. leistete wichtige Übersetzungen sprachwissenschaftlicher Literatur aus dem Englischen und Dänischen (u. a. L. F. A. Wimmer, Altnord. Grammatik, 1871) und prägte die Disziplin auch durch eine große Zahl bedeutender Schüler, u. a. Karl Bohnenberger, Ferdinand Holtmann, Alfred Götze, Elisabeth Karg-Gasterstädt, Friedrich Panzer, Franz Saran, Arno Schirokauer, Julius Schwietering und Edward Henry Sehrt.

  • Auszeichnungen

    Mitgl. in 29 wiss. Ak. u. Ges., u. a. d. Maatschappij d. Nederlandse Letterkunde, Leiden (1879), d. Videnskabs-Selbskabet i Christiania, Kopenhagen (ausw. 1887.), d. Danske Videnskabernes Selskab, Kopenhagen (ausw. 1888), d. Bayer. Ak. d. Wiss., München (korr. 1889), d. Sächs. Ak. d. Wiss., Leipzig (1892, Sekr. d. phil.-hist. Kl. 1918–26), d. Modern Language Association of America (Ehrenmitgl.1892), d. Preuß. Ak. d. Wiss., Berlin (korr. 1900), d. Österr. Ak. d. Wiss., Wien (korr. 1902, Ehrenmitgl. 1918), d. British Ac., London (korr. 1909) u. d. Ak. d. Wiss., Göttingen (ausw. 1920);
    GHR (1902);
    D. theol. h. c. (Jena);
    Dr. med. h. c. (Leipzig);
    Dr. phil. h. c. (Christiania 1911).

  • Werke

    Weitere W u. a. Zum angelsächs. Vocalimus, 1900;
    Metrische Stud., 4 Bde., 1909–19;
    Rhythmisch-melod. Stud., Vortrr. u. Aufss., 1912;
    H. Lietzmann u. d. Schallanalyse, Eine Kritik u. e. Selbstkritik, 1921;
    Ziele u. Wege d. Schallanalyse, 1924;
    Dt. Sagversdichtungen d. IX.-XI. Jh., 1924;
    Der Textaufbau d. griech. Evangelien, 1931;
    Hg.:
    Tatian, 1872, ²1892, Nachdr. 1966;
    Das Hildebrandslied, d. Merseburger Zaubersprüche u. d. Fränk. Taufgelöbnis, 1872;
    Die Murbacher Hymnen, 1874, Nachdr. 1975;
    Heliand, 1878, vermehrt um Fragmente u. a. d. Genesis 1935;
    H. A. v. Keller, Verz. altdt. Hss., 1890, Nachdr. 1974 (Hg.);
    Die Eddalieder, 1923;
    Die Paulinischen Briefe, 3 Bde., 1926–29;
    PBB 16–31, 1892–1906, 49–56, 1925–32 (Mithg.).

  • Literatur

    L Philolog. Stud., FS E. S., hg. v. K. Bohnenberger u. a., 1986;
    W. Streitberg, in: GRM 2, 1910, S. 577–92 (P);
    F. Karg, ebd. 18, 1930, S. 401 f.;
    Germanica, F. S. z. 75. Geb.tag, 1925;
    C. v. Kraus, in: Jb. d. Bayer. Ak. d. Wiss. 1931/32, S. 44–58;
    K. Luick, in: Alm. d. Ak. d. Wiss. in Wien 82, 1932, S. 215–33 (P);
    Th. Frings, E. S., 1933 (Berr. d. Kgl. Sächs. Ak. d. Wiss. zu Leipzig 85/1, mit e. Bibliogr. v. E. Karg-Gasterstädt, S. 57–92);
    ders., in: Bed. Gel. in Leipzig, 1965, S. 101–08;
    ders., in: Portraits of Linguists, 1966, S. 1–52;
    D. Germann, in: Wiss. Ann. d. Univ. Jena 6, 1957, S. 485–93;
    ders., in: Jb. d. Sächs. Ak. d. Wiss. 1957–59, S. 419–40;
    G. Ungeheuer, Die Schallanalyse S.s, in: Zs. f. Mundartforsch. 31, 1964, S. 97–124;
    P. Ganz, in: PBB 100, 1978, S. 40–85;
    L. R. Sinder, E. S. u. d. Gesch. d. Phonol., in: Phonetica 39, 1982, S. 368–73;
    Killy;
    Anglistenlex.;
    Reallex. d. German. Altertumskde.;
    Lex. Grammaticorum;
    Kosch, Lit.-Lex.³ (W, L);
    Internat. Germanistenlex. (W, L);
    – Qu Univ.archive Halle/Saale, Jena, Tübingen, Leipzig;
    Univ.bibl. München (Nachlaß Hermann Paul);
    Archiv d. Sächs. Ak. d. Wiss., Leipzig;
    DLA Marbach (Nachlaß Oskar Walzel).

  • Porträts

    Bronzebüste auf Marmorsockel, v. M. Molitor, 1910 (Leipzig, Arb.stelle z. Althochdt. Wörterbuch, Sächs. Ak. d. Wiss.).

  • Autor/in

    Hans-Joachim Solms
  • Zitierweise

    Solms, Hans-Joachim, "Sievers, Eduard" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 390-391 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118797115.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA