Lebensdaten
1882 – 1925
Geburtsort
Breslau
Sterbeort
Genf
Beruf/Funktion
Jurist
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 116048808 | OGND | VIAF: 25343511
Namensvarianten
  • Partsch, Josef Aloys August
  • Partsch, Josef
  • Partsch, Josef Aloys August
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Partsch, Josef, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116048808.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Joseph (s. 1);
    M Helene Doepke (1858–1925);
    1911 Ilse Elisabeth (1882–1969), T d. Richard Roesler (1840–98), Fabrikbes. in B., u. d. Martha Maria Marianne Eva Sckuhr (1857–1922);
    3 S Karl Josef (s. 4), Ivo (1916–39), Organist, Gottfried (* 1919), Prof. f. Rechtsgesch. in Lüttich, 2 T Marianne Grewe-P. (* 1913), Publizistin, Isa P.-Bergsohn (* 1923), Prof. f. Tanzpäd. an d. Univ. Tucson (Arizona, USA).

  • Biographie

    R, dessen Interesse an der Antike und an franz. Kultur durch seinen Vater und den Breslauer Gymnasialunterricht geweckt wurde, studierte Rechtswissenschaften in Breslau (Paul Jörs, Felix Dahn), Genf und Leipzig (Ludwig Mitteis, Emil Strohal). 1905 mit der Dissertation über die „Schriftformel im röm. Provinzialprozesse“ promoviert, wurde er Professor für Röm. Recht an der Univ. Genf, verbrachte aber wegen einer Lungenkrankheit die Hälfte der Zeit im Höhenluftkurort Leysin. Hier entstand „Das griech. Bürgschaftsrecht“ (1909), eine der wichtigsten Monographien zum bis dahin vernachlässigten griech. Privatrecht der Antike. Seit dem Sommersemester 1910 lehrte P. an der Univ. Göttingen. Nach drei Semestern folgte er einem Ruf nach Freiburg (Br.), wo er eng mit Otto Lenel (1849–1935) zusammenarbeitete. Während des 1. Weltkriegs baute P. einen Nachrichtendienst für Kriegsvermißte auf und leitete die Gefangenenfürsorge in Baden. 1920 wechselte er in das besetzte Rheinland nach Bonn. Standen zunächst das griech. und röm. Recht im Mittelpunkt seiner Forschungen, widmete P. sich hier verstärkt der modernen Rechtsvergleichung. Anlaß dafür boten die privatrechtlichen Regelungen des Versailler Vertrags und die Entscheidungen der auf seiner Grundlage eingerichteten Gemischten Schiedsgerichtshöfe.

    1922 nahm P. als einer der führenden Experten auf dem Gebiet des Privatrechts des Versailler Vertrags einen Ruf an die Univ. Berlin an. Das Auswärtige Amt betraute ihn mit Aufbau und Leitung einer wissenschaftlichen Zentralstelle für die Staatsvertretungen bei den Gemischten Schiedsgerichtshöfen. P. nahm auch selbst an wichtigen Sitzungen dieser Schiedsgerichte in Paris und Genf teil und beriet das Auswärtige Amt bei der Ausarbeitung der deutschen Vorschläge für die Gestaltung des Dawes-Plans zur Regelung der Reparationszahlungen. Außerdem übernahm er 1922 die Herausgabe der Romanistischen Abteilung der Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte und die Leitung der juristischen Sektion der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft sowie des Instituts für Auslandsrecht in Berlin. Indem P. dieses Institut von einer Beratungsstelle für Praktiker in ein wissenschaftliches Zentrum umwandelte, gehörte er zu den wichtigsten Wegbereitern einer in eigenständigen Forschungsstätten betriebenen Rechtsvergleichung.

    P. gehörte zur Schule von Ludwig Mitteis (1859–1921), die das Röm. Recht, die Rechtsvergleichung und das Internationale Privatrecht in der ersten Hälfte des 20. Jh. entscheidend prägte. Er behandelte die röm. Quellen nach der Methode der Interpolationenkritik und leitete nach dem Tod von Mitteis die Arbeit am „Index Interpolationum“. Außerdem pflegte er die juristische Papyruskunde und das griech. Recht. Stets suchte P. den interdisziplinären Austausch, in Göttingen mit dem Ägyptologen Kurt Sethe (1869–1934), in Freiburg mit dem Philologen Eduard Schwartz (1858–1940) und in Bonn mit Rudolf Thurneysen (1857–1940), dem Erforscher altirischer Quellentexte. Nach dem 1. Weltkrieg zählte P. zu den wichtigsten Repräsentanten einer neuen, europ. denkenden und handelnden Juristengeneration, an deren Gedanken die Bemühungen um ein modernes ius commune europaeum am Ende des 20. Jh. anknüpfen können. Zu P.s Schülern gehören Walter Hallstein (1901–82), Hans Dölle (1893–1980) und Heinrich Stoll (1891–1937). Auch die Romanisten Fritz Pringsheim (1882–1967), Wolfgang Kunkel (1902–81) und Ulrich v. Lübtow (1900–95) standen in engerer Verbindung mit P.|

  • Auszeichnungen

    Dr. h. c. (Groningen 1914, Rostock 1919).

  • Werke

    Weitere W u. a. Die longi temporis praescriptio im klass. Rom. Rechte, 1906;
    Studien z. negotiorum gestio I, 1913;
    Zum sog. Gnomon d. Idios Logos, 1920 (mit O. Lenel);
    Vom Berufe d. röm. Rechts in d. heutigen Univ., 1920;
    Die griech. Publizität d. Grundstücksverträge im Ptolemäerrechte, in: FS O. Lenel, 1921, S. 77-203;
    Die Lehre v. Scheingeschäfte im röm. Rechte I, in: ZSRGR 42, 1921, S. 227-72;
    Der franz. Vorentwurf z. Vertrag v. Versailles, in: Archiv d. Friedensverträge, II, 1926, S. 1-163. |

  • Nachlass

    Nachlaß: MPI f. Europ. Rechtsgesch. in Frankfurt/M.

  • Literatur

    Chronik d. Georg-August-Univ. zu Göttingen f. d. Rechnungsj. 1909, 1910, S. 13 f.;
    O. Lenel, in: ZSRGR 58, 1925, S. V – XX (P);
    P. Abraham, in: Bibliogr. d. Rechts- u. Staatswiss. 34, 1925, S. 10-13;
    Zum Gedächtnis an J. P., Reden, gehalten b. d. Trauerfeier in Berlin am 8. April 1925, 1925;
    W. Kunkel. Verz. d. Veröff. J. P.s, in: ZSRGR 60, 1927, S. 586-94;
    E. Albertario, in: Archivio Giuridico „Filippo Serafini“ 13, 1927, S. 114-20 (W-Verz. S. 117-20);
    Prinz Max v. Baden. Erinnerungen u. Dok., 1927, S. 10, 16;
    F. Pringsheim, in: Aus d. Gesch. d. Rechts- u. Staatswiss. zu Freiburg i. Br., 1957, S. 122 ff. (P): ders., in: Berliner Hochschul-Nachrr., H. 1, 1925, S. 3 f.;
    G. Schwartz, Alles ist Übergang z. Heimat hin, Mein Elternhaus. Eduard Schwartz u. d. Seinen in ihrer Zeit 1897-1941, Privatdr. 1964, S. 56, 74 f.;
    M. Born, Mein Leben, Die Erinnerungen d. Nobelpreisträgers, 1975, S. 197 f., 205 f.;
    R. Meyer-Pritzl. Der Rechtshist. u. Pionier d. mod. Rechtsvergleichung J. P. (1882-1925), in: Zs. f. Europ. Privatrecht 1999, S. 47-74;
    A. Erler, in: HRG III;
    G. Kleinheyer u. J. Schröder, Dt. u. Europ. Juristen aus neun Jhh., ⁴1996.

  • Autor/in

    Rudolf Meyer-Pritzl
  • Zitierweise

    Meyer-Pritzl, Rudolf, "Partsch, Josef" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 78-79 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116048808.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA