Lebensdaten
1639 – 1688
Geburtsort
Minden
Sterbeort
Modon
Beruf/Funktion
schwedischer Feldmarschall
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 104333316 | OGND | VIAF: 12739116
Namensvarianten
  • Königsmarck, Otto Wilhelm von (bis 1650)
  • Königsmark, Otto Wilhelm Graf von
  • Königsmark, Otto Wilhelm von (bis 1650)
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Zitierweise

Königsmarck, Otto Wilhelm Graf von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd104333316.html [23.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Hans Christoph (s. 2);
    - 1682 Katharina Charlotte (1655- n. 1702), T d. schwed. Kanzlers Magnus Gabriel Gf. de la Gardie (1622–86) u. d. Maria Euphrosine Pfalzgfn. v. Zweibrücken;
    Om d. Ehefrau Kg. Karl X. Gustaf v. Schweden (1622–60);
    Vt Kg. Karl XI. v. Schweden (1655–97); kinderlos.

  • Biographie

    Seit 1645 wuchs K. in Stade auf, erhielt eine vielseitige Ausbildung und studierte in Leipzig, Jena, Tübingen, Straßburg, Genf, Basel, Blois und Angers. In Jena, wo er sich drei Jahre lang aufhielt und zum Rektor magnificus gewählt wurde, war Esaias Pufendorf sein Mentor und Hauslehrer. Wie sein Vater wurde er Mitglied der „Fruchtbringenden Gesellschaft“. Nach ausgedehnten Reisen zog er unter Schönberg als französischer Kapitän nach Portugal. 1661 ging er als schwedischer Gesandter nach England und 1666 nach Frankreich. Im selben Jahr nahm er unter Wrangel als Oberst im Leibregiment an der Belagerung Bremens teil. Kurz nach 1666 ging er als Generalmajor in die Dienste des Kurfürsten Karl Ludwig von Pfalz-Simmern, 1668 wechselte er für 4 Jahre in französische Dienste, 1672 kehrte er als schwedischer Generalmajor nach Bremen und Verden zurück und wurde dort mit Bestallung vom 23.5.1672 Vizegouverneur unter Horn, erhielt aber bald eine neue diplomatische Mission nach Frankreich, wo er in der Armee Turennes focht und in der Schlacht bei Seneffe sich so auszeichnete, daß ihm Ludwig XIV. einen kostbaren Degen schenkte. 1676 übernahm er als Feldmarschalleutnant den Oberbefehl über die schwedischen Truppen in Pommern und wurde am 13.1.1676 Generalgouverneur von Pommern, Wismar und Rügen. Nach der Niederlage der Schweden bei Fehrbellin und dem Tode Wrangels gelangen ihm begrenzte Erfolge und ein Sieg über die Dänen auf Rügen 1678, ohne daß er den Verlust Pommerns verhindern konnte. Als die Provinz 1680 an Schweden zurückfiel, wurde er als Generalgouverneur bestätigt. Die nach 1680, vor allem nach 1682 einsetzende Einziehung der von früheren schwedischen Herrschern an Parteigänger verschenkten Güter führte zu schweren wirtschaftlichen Einbußen und zu einer Trübung des Verhältnisses zu Schweden. Mit Einwilligung des Königs, des Vetters seiner Frau, nahm er am Zuge des kaiserlichen Heeres nach Ungarn gegen die Türken teil, kehrte mit Kurfürst Max Emanuel von Bayern nach Wien zurück. Dort trat er, nachdem König Karl XI. Gustav ihm die Offenhaltung der Generalgouverneursstelle in Pommern zugesagt hatte, in venezianische Dienste und übernahm das Oberkommando über alle venezianischen Landtruppen während des Feldzuges gegen Morea. 1686 eroberte er zahlreiche feste Plätze, 1687 Patras und Korinth. Im September setzten die Truppen über nach Piräus. Athen wurde belagert und eingenommen (die Zerstörung des Parthenon fällt nicht K. zur Last), mußte im April 1688 aber wieder aufgegeben werden. Bei der nachfolgenden Belagerung von Negroponte erkrankte K. an Malaria. Er blieb zunächst bei der Truppe, erlitt aber einen Rückfall, mußte nach Modon zurückgebracht werden, wo er starb. Seine Frau, die ihn auf seinem Kriegszuge begleitet hatte, brachte die Leiche nach Stade zurück.

  • Literatur

    ADB 16;
    Lpr., in: Vitae Pomeranorum 28 u. 54 (Hs. in Univ.bibl. Greifswald, Inhaltsverz. in: Balt. Stud., Erg.bd. 1898 u. 1905);
    L. Gilde, Briefe d. Catharina Charlotte de la Gardie, verw. Königsmarckin, in: Stader Jb. 1967, S. 127-44 (P);
    E. G. Geijer, Samlade Skrifter I, T. 2, 1850, S. 298-311;
    W. H. Jobelmann, Der brem. Zweig d. Fam. Königsmark, in: Zs. d. hist. Ver. f. Niedersachsen, 1878, S. 213-62;
    R. Hasenjaeger, Zur Gesch. d. Gf. O. W. v. K., in: Stader Archiv NF H. 1, 1911, S. 88-119;
    M. Trippenbach, Die Königsmarcks in Bremen u. Verden, ebd. NF H. 10, 1920, S. 77-87;
    H. Wohltmann, Die Sarkophage d. Grafen v. Königsmark, ebd. NF H. 26, 1936, S. 163-67;
    K. R. Böhme, Brem. Staatsfinanzen 1645–76, Die Krone Schweden als dt. Landesherrin, 1967;
    N. W. Fritzel, Der Stader Raum z. Schwedenzeit, Stud. z. Kultur- u. Geistesgesch., 1976;
    The Parthenon, hrsg. v. V. J. Bruno, 1974, dazu: Antike Welt 9, 1978, H. 4, S. 58;
    Biographiskt Lex. öfver namnkundige svenska män. VII, 1841, S. 174;
    Dt. Grafenhäuser d. Gegenwart I, 1852, S. 467 ff.;
    Svenska män. och kvinnor IV, 1948, S. 393 f.;
    Svensk Uppslagsbok 17, 1950, Sp. 478 f.;
    Biogr. Wb. z. Dt. Gesch. II, 1974, Sp. 1520 f.

  • Porträts

    Stich, Einzelbl. (Nd.sächs. Staatsarchiv Stade, Dep. 8, Stadtarchiv Stade, u. Dep. 10, Slg. d. Gesch. ver.).

  • Autor/in

    Heinz Joachim Schulze
  • Zitierweise

    Schulze, Heinz-Joachim, "Königsmarck, Otto Wilhelm Graf von" in: Neue Deutsche Biographie 12 (1980), S. 361-362 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd104333316.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Königsmark: Otto Wilhelm Graf von K., Sohn des Grafen Hans Christoph von K., war am 5. (15.) Januar 1639 zu Minden geboren, während die Mutter den Kriegszügen des Vaters folgte; seit 1645 fest in Stade seßhaft, forgte sie für eine tüchtige Bildung des Sohnes, zunächst wol in Stade selbst, wo Tonsor sich bedeutenden Rufes erfreute, sein Präceptor und Führer aber wurde Esaias v. Pufendorf. In Jena studirte er früh über drei Jahre, wurde dort als fürstlicher Herr nach Sitte der Zeit Rector, besuchte kurze Zeit die Universitäten Tübingen, Straßburg, Basel, dann Genf, Blois und Angers und machte die übliche große Tour in außergewöhnlicher Ausdehnung. Die schwedische Regierung ernannte den auffallend stattlichen, hochgebildeten und gewandten Cavalier zum Offizier, verwandte ihn aber schon von 1661 an zu vielfachen diplomatischen Sendungen. Schon 1664 wurde er Oberst des Leibregiments zu Pferde und machte in dieser Stellung 1666 die Berennung Bremens mit, um der Stadt die Reichsfreiheit zu entziehen. Dann trat er in die Dienste des Kurfürsten Karl Ludwig von Pfalz-Simmern als Generalmajor, aber nur kurze Zeit; darauf von 1668 an vier Jahre in die Ludwigs XIV. von Frankreich. 1672 rief Schweden ihn zurück; bei seines Bruders Kurt Christoph Tode wurde er Vicegouverneur der Herzogthümer Bremen und Verden und blieb dieses, während er als Gesandter nach Frankreich ging, auch dort am holländischen Kriege, unsicher ob in französischem Dienst oder als Amateur, theilnahm. Mit Türenne belagerte er Mastricht, unter Condé zeichnete er sich in der blutigen Schlacht bei Senef 1674 so aus, daß der König ihm einen kostbaren Degen verehrte. Kaum von einer schweren hier erhaltenen Wunde genesen, wurde er zurückgerufen, um als Feldmarschall und Oberbefehlshaber von Pommern her in die Marken einzufallen und den Großen Kurfürsten vom Rheine abzuziehen. Der kam zu seinem Unheil, bei Fehrbellin erlagen 1675 die Schweden. Nachdem auch das Bremische verloren, mußte K. Pommern räumen, schlug freilich die Dänen auf Rügen, rettete aber schließlich nur Trümmer der Reiterei nach Schweden zurück. Nach dem Frieden von St. Germain en Laye wurde er Generalgouverneur von Pommern, Rügen und Wismar bis 1685. 1677 hatte Karl XI., um seine Generale an sich zu ketten, wieder Donationen ausgetheilt, an K. als Mannlehen das ganze, damals freilich durch Reichsexecution in der Hand des münsterischen Bischofs Bernhard von Galen befindliche Amt Verben. Damit war das ganze Domanium des Bisthums Verden, an die K. verschenkt, da diese Rotenburg schon hatten. Die 1680 im Bremischen durchgeführte und 1682 durch Karls XI. Reductionsordnung verschärfte Wiedereinziehung der verschenkten Domänen kostete indessen K. fast den ganzen deutschen Güterbesitz; sogar Schloß Agathenburg, obwol angekauft und erst erbaut, wurde mehrfach sequestrirt. Als Generalgouverneur von Pommern soll K. einen Reichsfeldzug zur Türkenhülfe für den Kaiser nach Ungarn mitgemacht haben, vielleicht ist es eine Verwechselung seiner Türkenzüge im Dienste Venedigs. Dieses gewann den durch die Gütereinziehung Mißmuthigen 1685 als Oberbefehlshaber seiner Soldtruppen in Morea, die aus Hannoveranern, Sachsen, Hessen, Braunschweigern und Württembergern bestanden, welche ihre Landesherren der Republik vermietheten. „Der Republik Venedig verordneten General und Oberhaupt über dero gesambte Kriegsmacht zu Lande“ nennt ihn das Kirchenbuch von Steinkirchen im Alten Lande. Seine erst 1682 heimgeführte Gemahlin begleitete ihn auf diesen gefahrvollen Zügen, welche seinen Ruhm heller als den des Vaters erstrahlen ließen. Wie er zu Lande, so befehligte Morosini die Flotte; Königsmark's Rath entschied, die Eroberung Morea's vor einem Versuche auf Candia zu unternehmen; dann eroberte er 1686 im Juni und Juli Navarin, Modon und Argos und nach hartnäckiger Vertheidigung Nauplia di Romania, welches der Seraskier vergeblich zu retten versuchte. Sein Ruhm beherrschte jetzt die Welt, die Signorie verehrte ihm eine goldene Schale im Werthe von 6000 Ducaten. 1687 eroberte er Patras am 24. Juli, wonach die Türken selbst die kleinen Dardanellen am Busen von Lepanto in die Luft sprengten; als er am 9. August vor Korinth erschien, war alles im Schrecken geflohen, die Stadt verbrannt. Hier schiffte sich K. auf Morosini's Flotte am 20. Sept. ein, landete am 21. in Porto Leoni (d. h. dem Piräeus), besetzte Athen und belagerte die Akropolis. Dabei schlug am 26. Sept. eine Bombe in das türkische Pulvermagazin im Parthenon und zersprengte den bis dahin fast unverletzten Tempel. Die Burg capitulirte, aber die Pest decimirte die Truppen in den Winterquartieren und Athen mußte im April 1688 preisgegeben werden. Im Sommer unternahm der zum Dogen und Oberbefehlshaber zugleich erwählte Morosini den unglücklichen Zug nach Negroponte. K. befehligte die Belagerung, aber die Pest machte alles vergeblich, er selbst wurde von ihr ergriffen. Nach Modon zurückgeführt, starb er in der Pflege seiner Gemahlin am 15. Septbr. 1688. Mit seinem Scheiden wich der Sieg von den deutschen Völkern, nur jammervolle Reste kehrten heim; von einem Lüneburger Regimente von 1300 Mann, das 1687 auszog, kamen 1689 nur 80 Mann zurück. Venedig ehrte den Feldmarschall noch im Tode, es ließ die Leiche mit der des Neffen, Karl Johann v. K. heimgeleiten, und dem stets siegreichen „Semper victori“ eine Marmorbildsäule errichten. Am 19. (29.) Januar 1691 fand die prunkende Bestattung in alabasternem Sarge in Stade statt, dann erlitt das Grab mit den anderen Königsmark’schen die gleiche Verwüstung. Seine Gemahlin war Katharina Charlotte Gräfin de la Gardie, eine wohlthätige Dame, eine nahe Verwandte des Königs. Ihr Vater war Graf Magnus Gabriel de la Gardie, ihre Mutter die Pfalzgräfin zu Zweibrücken, Marie Euphrosyne, die Schwester Königs Karl X. Gustav von Schweden. König Karl XI. war also nächster Vetter der Gräfin Katharina Charlotte. Aber weder diese Verwandtschaft, noch des Mannes Ruhm bewahrte die kinderlose Wittwe vor Anfechtungen der Güterreduction, vor Unannehmlichkeiten mit dem nun einzigen Königsmark’schen Erben, dem glänzenden Philipp Christoph von K., der ihr nicht einmal die zuständigen Wittwengelder zahlte, und daher vor Geldverlegenheiten. Die goldene venetianische Schale, die sie im Testament das „goldene Handfaß“ nennt, hatte sie bei der Hamburger|Bank für 2500 Thlr. Species verpfändet. Sie blieb auf Agathenburg wohnen, wo sie 1697 starb. Ihr Sarg litt das Geschick der übrigen der Familie.

    • Literatur

      Quellen wie für Hans Christoph von Königsmark (Jobelmann verwechselt die kleinen Dardanellen am Busen von Lepanto mit denen am Hellespont, wo Königsmark nicht war). Für den Krieg auf Morea: Zinkeisen, Gesch. des osmanischen Reichs, V, wo die speciellen Nachweise. In G. F. Hertzberg's Gesch. Griechenlands, III, wird Königsmark nicht genannt. Das Steinkirchener Kirchenbuch: Archiv des Vereins für Gesch. etc. zu Stade, 2. S. 10.

  • Autor/in

    Krause.
  • Zitierweise

    Krause, "Königsmarck, Otto Wilhelm Graf von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 16 (1882), S. 532-534 unter Königsmark [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd104333316.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA