Lebensdaten
1622 – 1660
Geburtsort
Nyköping
Sterbeort
Göteborg
Beruf/Funktion
König von Schweden
Konfession
reformiert?
Normdaten
GND: 118720945 | OGND | VIAF: 29524809
Namensvarianten
  • Karl X. Gustaf
  • Karl X. Gustav
  • Karl X. Gustaf
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Zitierweise

Karl X. Gustav, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118720945.html [29.03.2024].

CC0

  • Biographie

    Karl X. Gustav, König von Schweden, war der älteste Sohn des Pfalzgrafen von Zweibrücken, Johann Casimir und der Schwester Gustav Adolfs. Katharina. Da sein Vater ein Freund und Verwandter des unglücklichen Böhmenkönigs Friedrich war, so hatte er nach der Schlacht am weißen Berge sein Land verlassen müssen. Daher erblickte K. G. das Licht der Welt in dem Lande, das er einst als König beherrschen sollte, und zwar wurde er am 18. November 1622 auf dem Schlosse zu Nyköping geboren. Nach dem Tode Gustav Adolfs erwachte in Schweden der Gedanke, daß K. G. einst berufen sein könnte, Schweden zu regieren, und obwol der schwedische Reichsrath sowol als besonders der Reichskanzler Axel Oxenstierna, der mit Johann Casimir auf gespanntem Fuße lebte, diesen Gedanken lebhaft bekämpften, so hielt der Pfalzgraf denselben dennoch fest und ließ, obwol er selbst der reformirten Kirche angehörte, seinen Sohn in der lutherischen Confession erziehen und gab ihn daher auch, als er ihn, 15 Jahre alt, auf die Universität Upsala schickte, unter die besondere Obhut des Knut Lenäus, eines Professors dieser Universität, der als eifriger Verfechter der lutherischen Lehre in Schweden sehr angesehen war. Nach dreimonatlichem Aufenthalte an der Universität begab er sich auf Reisen, besuchte Dänemark,|Hamburg, Holland, Paris, wo er ein halbes Jahr verweilte, ferner die Schweiz und kehrte 1640 nach Schweden zurück. Gern hätte er sich Regierungsgeschäften gewidmet, allein Oxenstjerna wußte dies zu verhindern, und so entschloß sich K. G., nach Deutschland zu gehen, um dort unter Torstenson's Leitung den Kriegsdienst zu lernen. Vom Juli 1642 bis Ende 1645 blieb er als Reiteroffizier auf deutschem Boden und nahm auch an Torstenson's dänischem Feldzuge Theil; dann kehrte er nach Schweden zurück, vornehmlich von der Hoffnung bewogen, die Hand der regierenden Königin zu erhalten. Man darf wohl annehmen, daß die Königin Christine in der Thai früher die Absicht gehabt hatte, K. G. zu ihrem Gemahl zu machen, wenigstens hatte sie den Prinzen versichern lassen, sie würde nie einen anderen heirathen als ihn. Später hat sie diesen Gedanken aber aufgegeben, und als K. G. eine bestimmte Erklärung forderte, entfernte sie ihn aus Schweden, indem sie ihm im Januar 1648 das Obercommando in Deutschland übertrug. K. G. kam gerade noch zur rechten Zeit nach Deutschland, um nach der Eroberung der Kleinseite von Prag durch den General Königsmark noch an der Belagerung der übrigen Stadt Theil zu nehmen; dies Unternehmen war nicht von Erfolg begleitet, und die bald darauf eintreffende Nachricht von dem Abschlusse des Friedens machte den Feindseligkeiten ein Ende. Bis 1650 blieb K. G. noch in Deutschland, um auf dem Nürnberger Congresse Schwedens Interessen zu vertreten. Während seiner Abwesenheit hatte Christine beim schwedischen Reichstage den Antrag gestellt, man solle K. G. zu ihrem Nachfolger ausersehen, indem sie gleichzeitig erklärte, es sei ihre unerschütterliche Absicht, sich niemals zu vermählen. Der Reichstag ging auf diesen Antrag ein, und der Reichskanzler überbrachte selbst K. G. die Nachricht von seiner Wahl zum Erbprinzen, als derselbe aus Deutschland zurückkehrte. Um jedoch nicht in den Verdacht zu kommen, als wolle er infolge seiner Erhöhung sich in die Reichsangelegenheiten mischen, verließ der neue Erbprinz Stockholm und begab sich nach der Insel Oeland, welche er kurz vorher zu Lehen erhalten hatte. Erst Ende Mai 1654 kehrte er nach Stockholm zurück, als die Königin Christine im Reichsrathe es als ihren unumstößlichen Entschluß erklärt hatte, daß sie die Regierung niederlegen und sich ins Ausland zurückziehen wolle. Unter schwierigen Verhältnissen bestieg K. G. den Thron; namentlich die Finanzen des Staates waren in großer Unordnung, die Staatsschuld betrug 5 Mill. Thaler, die einträglichsten Besitzungen der Krone waren an die Günstlinge der früheren Königin vergeben und das Einkommen der Krone dadurch sehr beschränkt. Der neue Regent suchte vor allem Klarheit in die Verhältnisse zu bringen und eine Reform der Finanzen durchzuführen, beschränkte auch die eigene Hofhaltung auf das Nothwendigste. — Noch in dem Jahre seiner Thronbesteigung vermählte er sich mit Hedwig Eleonore, der zweiten Tochter des Herzogs von Holstein-Gottorp. — Als K. G. den schwedischen Thron bestieg, war Schweden im Kriege mit Bremen befindlich. Diesen von Christine geerbten Krieg zu beenden, gelang ihm bald. Königsmark und Stenbock eroberten die Festung Burg wieder, die durch einen kühnen Ausfall von Bremen aus den Schweden entrissen war, und da die Stadt die Hülfe, die sie von Holland erwartete, nicht erhielt, so wurde am 24. November 1654 der Friede geschlossen, in dem Bremen sich verpflichtete, dem Könige zu huldigen; die Erledigung der Frage wegen der Reichsunmittelbarkeit von Bremen wurde verschoben. — Schwieriger gestaltete sich das Verhältniß zu Polen. Dort konnte man es nicht vergessen, daß den polnischen Wasa's ein Erbrecht auf den schwedischen Thron zustand; die Hoffnung auf die endliche Erlangung desselben war gestiegen, als Christine unvermählt blieb. Außerdem war mit Polen kein Frieden, sondern nur ein Waffenstillstand (zu Stuhmsdorf 1635) geschlossen worden, und alle späteren Bemühungen, den|Waffenstillstand in einen Frieden zu verwandeln, waren fruchtlos geblieben; als nun K. G. als künftiger König von Schweden proclamirt wurde, entstand darüber in Polen große Erbitterung. Zwei Friedenscongresse, die 1651 und 52 in Lübeck abgehalten wurden, verliefen resultatlos, da die Polen die Herausgabe von Livland und außerdem eine Entschädigung für den Fall verlangten, daß ihr König seinen Rechten auf den schwedischen Thron entsagte. Bei den so zerrissenen Verhältnissen innerhalb des polnischen Reiches war es allerdings wenig wahrscheinlich, daß Polen zu einem Angriff schreiten würde, um so weniger, als es einen Aufstand der Kosacken zu unterdrücken hatte. Letztere wurden von Czar Alexei unterstützt und unterwarfen sich schließlich den Russen ganz, so daß Polen nun auch noch in einen Krieg mit Rußland verwickelt wurde. Trotzdem forderte es Schweden förmlich heraus, indem ein polnischer Abgesandter kurz vor Christinens Thronentsagung in Stockholm erschien, um zu erklären, daß sein Herr nie seine Einwilligung dazu geben würde, daß K. G. König von Schweden würde; Christine gab ihm die bekannte Antwort, derselbe habe ein gutes Recht auf Schweden und würde dies nöthigenfalls mit 30 000 Zeugen beweisen. Diese Opposition seitens Polens mußten K. G. den Gedanken an einen Krieg gegen Polen aufdrängen; dazu kam noch, daß es zu seiner Kenntniß kam, Polen habe mit den Niederlanden einen Vertrag geschlossen, wonach letztere sich verpflichteten, 20 Kriegsschiffe in die Ostsee zur Unterstützung Polens zu senden. Da diese Unterstützung nur den Zweck haben konnte, Schweden aus der Ostsee zu verdrängen und eventuell polnische Truppen nach Schweden überzusetzen, so entschloß sich K. G. zum Kriege, und wenn er auch zum Scheine noch die Friedensunterhandlungen mit Polen weiterführte, verhandelte er mit dem Kurfürsten von Brandenburg über die Bedingungen wegen des Durchzuges durch Hinterpommern und eines etwaigen Anschlusses gegen Polen. In Stettin fanden die Unterhandlungen mit Brandenburg statt; aber ehe dieselben zu irgend einem Abschluß führten, hatte der Krieg schon seinen Anfang genommen; von der Düna und von der Oder her begannen die schwedischen Heere in das unglückliche Polen vorzurücken, der schwedische General Loewenhaupt eroberte Dünaburg, von Damm in Pommern aus marschirte der Feldmarschall Wittenberg mit 17 000 Mann, ohne die Einwilligung des Großen Kurfürsten erhalten zu haben, durch Hinterpommern nach dem Netzedistricte. Geradezu unglaublich waren seine Erfolge; ohne Widerstand ergab sich der erste polnische Heerhaufen, das Adelsaufgebot löste sich auf, die Soldaten traten in schwedische Dienste. An demselben Tage, an dem Wittenberg diese Erfolge davontrug (24. Juli 1655), landete K. G. an der pommerschen Küste; ohne die Verhandlungen mit den Abgesandten des Kurfürsten weiter zu führen, eilte er nach Polen; sein Zug glich einem Triumphzuge, von allen Seiten eilte der polnische Adel herbei, um sich unter seinen Schutz zu stellen. Schon am 30. August besetzte er Warschau. Er setzte eine schwedische Regierung in dieser Stadt ein, dann eilte er, Johann Casimir, den polnischen König, vor sich hertreibend nach Krakau. In der Nähe dieser Stadt besiegte er das polnische Heer. Johann Casimir war, noch ehe der Kampf entschieden war, flüchtig geworden und begab sich nach Oppeln außerhalb seines Reiches; bald nach der Schlacht ergab sich Krakau. Das polnische Land war jetzt fast ganz in den Händen der Feinde, der Schweden oder der Russen. In Westpreußen war der Große Kurfürst eingerückt, entschlossen, das Land gegen eine etwaige Besetzung seitens der Schweden zu halten. Gegen ihn wandte sich der König. Auf die Nachricht von der Annäherung der Schweden zog sich der Kurfürst in sein Herzogthum Preußen zurück, da er sonst in Gefahr war, durch die Schweden ganz von seinem Lande abgeschnitten zu werden. Schnell besetzte der König Westpreußen, fast alle Städte ergaben sich freiwillig. — In Westpreußen aber erhielt er die Nachricht, daß Johann Casimir zurückgekehrt sei und Truppen sammle, und daß Polen sich zu erheben beginne. Um so mehr lag ihm jetzt an dem Abschlusse eines Bündnisses mit Brandenburg, und da der Kurfürst noch immer zögerte, so zog er vor Königsberg, wo sich derselbe befand, und schloß ihn darin ein. So blieb dem Kurfürsten nichts anderes übrig, als sich mit dem Könige zu Verbünden; im Königsberger Vertrage (17. Jan. 1656) erhielt er das Herzogthum Preußen, sowie das Bisthum Ermeland von Schweden zu Lehen, dafür öffnete er den Schweden seine Häfen und verpflichtete sich, den König mit 1500 Mann zu unterstützen. An demselben Tage, an dem die Vertragsurkunde unterzeichnet wurde, brach K. G. wieder nach Polen auf, schlug zwar die Polen bei Golumbo, aber die polnischen Adelichen, die sich in seinem Heere befanden, verließen ihn, ein allgemeiner Abfall begann und er mußte nach Preußen zurückkehren. Ohne die Unterstützung des Kurfürsten konnte er nicht daran denken, wieder in Polen einzudringen; durch die größten Zugeständnisse bewog er denselben, daß er im Marienburger Vertrage versprach, mit seiner ganzen Kriegsmacht den Schweden zu Hülfe zu ziehen. Mit dem Kurfürsten vereint, zog nun der König vor Warschau, welches von den Polen belagert wurde, um dasselbe zu entsetzen. Sie kamen zu spät, aber um die Mauern von Warschau entbrannte nun jener dreitägige Kampf (28.—30. Juli 1656), in welchem schwedische und brandenburgische Tapferkeit den Sieg über die Polen davontrug. Nach einem kurzen Zuge in das südliche Polen kehrte K. G., da ihm der Kurfürst nicht über Warschau hinaus folgen wollte, nach Preußen zurück, besonders deshalb, weil der russische Czar Miene machte, die Schweden anzugreifen. Die schwedische Armee war durch den langen Krieg schon sehr geschwächt, und es war für den König von der größten Wichtigkeit, den Kurfürsten auf seiner Seite zu behalten; daher gestand er ihm im Vertrage von Labiau die Souveränetät in Preußen und Ermeland zu. Gleichzeitig bemühte sich Frankreich, einen Frieden zwischen Schweden und Polen zu vermitteln, jedoch ohne Erfolg; derselbe scheiterte an der Frage, wem Westpreußen zufallen solle, da sowol Polen als Schweden erklärten, unter keiner Bedingung dasselbe aufgeben zu wollen. Darauf machte K. G. einen neuen Einfall in das aufständische Polen, er vereinigte sich mit dem Fürsten Rakozy von Siebenbürgen und war dabei mit demselben Brzesc zu belagern, als er plötzlich (am 20. Juni 1657) die Nachricht erhielt, daß die Dänen ihm den Krieg erklärt hätten. Schon am 18. Juli stand er mit 6000 Mann an der Grenze von Holstein; nach wenigen Tagen gelang es ihm, Itzehoe zu erobern und die Dänen zurückzudrängen. Der dänische König hatte darauf gerechnet, daß K. G. in Polen festgehalten werden würde, und darum war das dänische Heer nicht in besonders gutem Zustande. Zunächst kehrte der König nach Wismar zurück, um von dort aus die diplomatischen Verhandlungen zu leiten, am 30. Januar 1658 erschien er wieder bei seinen Truppen und führte dieselben bei Brandsö im Angesichte des feindlichen Heeres über das Eis des kleinen Beltes hinüber nach Fünen. Am 11. Februar betraten die Schweden, nachdem sie einen höchst gefahrvollen Marsch über das Eis des großen Belts gemacht hatten, den Boden Seelands und schickten sich an, auf Kopenhagen zu marschieren. Da bat der dänische König um Frieden, der auch wenige Tage nach dem kühnen Uebergange in Roeskilde abgeschlossen wurde; Schweden erhielt Schonen, Blekingen, Holland, Drontheim, so daß es nun überall bis an die Ostsee und das Kattegat reichte, auch die Insel Bornholm kam an Schweden. Nach Abschluß des Friedens kehrte K. G. nach Schweden zurück, mit neuen Kriegsplänen gegen Brandenburg, Polen und Oesterreich beschäftigt. Am 5. Juni 1658 verließ er seine Heimath wieder, um diese Pläne auszuführen; er landete in Flensburg und begab sich von dort|nach Wismar. Anstatt aber sich gegen Brandenburg zu wenden, kehrte er um und ging nach Kiel zurück, um von dort aus einen zweiten Krieg gegen Dänemark zu beginnen, weil es die Friedensbedingungen in nicht genügender Weise ausgeführt hatte. Er hoffte Kopenhagen überrumpeln zu können, was ihm aber nicht gelang. Bald kam eine holländische Flotte unter Jacob v. Wassenaer den Dänen zu Hülfe, welche die schwedische Flotte aus dem Sunde vertrieb. Die Holländer nahmen an der Vertheidigung Theil, so daß sich die Belagerung in die Länge zog. Ein nächtlicher Sturmversuch mißlang. Dabei zog sich der Kreis seiner Feinde immer enger zusammen, K. G. mußte fürchten, auch Fünen zu verlieren. Nur von Richard Cromwell, dem neuen englischen Protector, erwartete er Hülfe. Es erschien auch eine englische Flotte unter Admiral Montague im Sunde, aber nur mit dem Auftrage, im Sunde den Holländern das Gleichgewicht zu halten, aber nicht, um K. G. gegen die Dänen zu unterstützen; nach dem bald darauf erfolgenden Sturze Richard Cromwell's kehrte sie nach England zurück. Da versuchte K. G. mit den Holländern Verhandlungen anzuknüpfen, indem er ihnen die günstigsten Vorschläge machte; wurde aber damit zurückgewiesen. Unterdeß war Fünen verloren gegangen, eben so war der größte Theil von Pommern von einem feindlichen Heere besetzt, auch in Preußen gingen die meisten Festungen verloren, so daß K. G. sich zum Frieden entschließen mußte. Aber ehe er denselben abschloß, ging er, sein Heer vor Kopenhagen zurücklassend, nach Gothenburg hinüber, um mit dem schwedischen Reichstage zu berathen. Dort ereilte ihn ein plötzlicher Tod am 23. Febr. 1660, ihn mitten aus den schwierigsten Verhältnissen hinwegraffend.

  • Autor/in

    Gerstenberg.
  • Zitierweise

    Gerstenberg, "Karl X. Gustav" in: Allgemeine Deutsche Biographie 15 (1882), S. 360-364 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118720945.html#adbcontent

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