Lebensdaten
1551 – 1623
Sterbeort
Koblenz
Beruf/Funktion
Erzbischof und Kurfürst vonTrier
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 104224266 | OGND | VIAF: 74284592
Namensvarianten
  • Metternich, Lothar von
  • Lothar von Metternich
  • Lothar von Trier
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Zitierweise

Lothar, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd104224266.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johann ( 1571), Herr z. Vettelhofen, S d. Edmund, auf Vettelhofen, u. d. Ammel Kolb v. Vettelhofen;
    M Katharina ( 1567), T d. Bartholomäus v. d. Leyen (1485–1529), auf Adendorf u. Saffig, kurköln. Rat u. Kanzler, u. d. Catharina v. Palant;
    Om Johann v. d. Leyen ( 1567), EB v. Trier (seit 1556);
    B Hans Dietrich, kurtrier. GR u. Amtmann;
    N Karl, Domherr z. Trier, Lothar Friedrich ( 1675), EB v. Mainz (s. NDB 15).

  • Biographie

    L. wurde 1570 Domizellar, 1575 Domkapitular, 1590 Domscholaster in Trier; auch in Münster besaß er ein Domkanonikat. Am 7.6.1599 wurde er vom Trierer Domkapitel einstimmig zum Erzbischof gewählt. Bei dieser Wahl erschien in der Person des Reichshofrats Hans Ludwig v. Ulm zum ersten Mal ein kaiserl. Wahlgesandter in Trier, der jedoch in die Wahlentscheidung nicht eingriff. Sechs Tage später wurde L. zum Priester geweiht und am 30.7.1599 in Koblenz zum Bischof konsekriert. Die Regalienbelehnung durch Kaiser Rudolf II. erfolgte ein Jahr darauf.

    L. hatte bei den Jesuiten eine gründliche Erziehung genossen, war 1567 in Köln, 1577 in Perugia und 1579 in Padua immatrikuliert und unternahm Bildungsreisen in Italien und Frankreich. Der sprachenkundige L. (er sprach Latein, Französisch, Italienisch und Flämisch) war ein Mann einfachen Lebenszuschnitts, heiterer Gemütsart, freundlicher Umgangsformen, strenger Sitten und beachtlicher Tatkraft; Papst Paul V. bezeichnete ihn als das Muster eines Bischofs. Freilich sah er sich auch dem Vorwurf persönlicher Bereicherung ausgesetzt; in seinen späteren Jahren neigte er zu geistiger Erregbarkeit, die in extremen Formen von Askese ihren Niederschlag fand. Sein Frömmigkeitsstil war stark geprägt durch den Germaniker und späteren Rektor des Trierer Jesuitenkollegs P. Wilhelm Wolff v. Metternich auf Gracht. Sein von ihm 1595 auf ein Domkanonikat nominierter Neffe Karl unterstützte ihn in den letzten Jahren bei der Führung der Regierungsgeschäfte, ohne jedoch die Würde eines Koadjutors zu bekleiden; er konnte sich aber bei der Neubesetzung des erzbischöfl. Stuhles 1623 nicht durchsetzen.

    Beim Regierungsantritt L.s hatte der Kurstaat bereits eine Reihe von Krisen überwunden: die Unterwerfung von Koblenz unter die kurfürstl. Landesherrschaft, die Unterdrückung reformatorischer und reichsstädtischer Bestrebungen in Trier, das Ausscheiden der Ritterschaft aus dem landständischen Verband. Bei den Landständen, in denen Domkapitel und Adel nicht vertreten waren, zeigten sich Selbstbewußtsein und Eigeninitiative nur wenig entwickelt, so daß sie keinen wirksamen Gegenpol zum Landesherrn bildeten, sondern in erster Linie als „Steuerbewilligungsmaschine“ (Schwarz) fungierten. Dagegen war die Regierungsgewalt des Erzbischofs durch die in der|Wahlkapitulation festgeschriebene Mitherrschaft des Domkapitels beschränkt; diese äußerte sich in erheblichem Einfluß im Justiz-, Steuer- und Militärwesen sowie der Mitwirkung bei Einberufung und Leitung des Landtags. Die starke Verschuldung des Erzstifts sowie Mißstände bei der Steuererhebung ließen für L. die Verbesserung der Staatsfinanzen zu einem vordringlichen Anliegen werden. Die finanziellen Auswirkungen der Ligapolitik verstärkten in der Folge den Steuerdruck. Die steuerlichen Maßnahmen wurden Ständen und Land großenteils aufgezwungen, so die Reform 1601 (mit Übergang zur Quotationssteuer, erstmaliger Vermögensdeskription im Erzstift, Einführung von Steuerlisten und gemeindlichen Steuereinnehmern, Neuregelung der Besteuerung des Klerus) und die Einführung einer Wein- und Bierakzise (1611) sowie einer Verkaufssteuer (1620); die ständische Steuerkontrolle wurde beschnitten. Eine weitere Auswirkung des Finanzbedarfs zeigte sich in einer erheblichen Verschlechterung des Münzwerts unter der Regierung L.s, gekennzeichnet durch minderwertige Prägungen („Kippermünzen“). Die Prägetätigkeit Kurtriers – 1608-12 auch in Trier, neben der Hauptmünzstätte Koblenz – war die stärkste im ganzen Kurrhein. Reichskreis. Diesen Mißständen vermochten offenbar weder theoretische Einsichten (Trierischer Diskurs über das Münzwesen, 1607), Münzedikte (1609) und Münzprobationen (wiederholt seit 1602) noch auch die Prägung von (teilweise mit der Profilansicht L.s versehenen) Silbertalern aus der Ausbeute eines bei Villmar neu erschlossenen Bergwerks abzuhelfen. Bedeutsame Zeugnisse der Verordnungstätigkeit des Kurfürsten, neben mehreren Zoll-, Steuer- und Münzedikten, sind die Judenordnung (1618) und die Apothekerordnung (1619). Dem geistigen Leben stand L. aufgeschlossen gegenüber. Neben dem Elementarschulwesen galt seine besondere Fürsorge der Trierer Universität, die während seiner Regierung in Blüte stand; 1603 hatte die Artistenfakultät neue Statuten erhalten, in seinen letzten Jahren traf L. Maßnahmen zur Verbesserung der Dotation der Hochschule. Die seit 1561 an der Universität tätigen Jesuiten (u. a. Christoph Brower, Verf. der „Antiquitates annalium Trevirensium“) erhielten 1600/01 ein eigenes Novizenhaus und einen Kollegneubau (1610–14), dessen Kosten L. zu einem großen Teil bestritt. Die wissenschaftliche Bildung des Klerus hatte er sich bereits als Domscholaster angelegen sein lassen. Eine Pfarrvisitation war eine seiner ersten Maßnahmen nach dem Regierungsantritt. 1615 berief er die Kapuziner nach Trier und erwies sich als deren freigiebigster Gönner. Auch die Englischen Fräulein fanden unter seiner Regierung Einlaß. Von der Tätigkeit L.s als Bauherr zeugt die 1614 begonnene, wahrscheinlich von Georg Ridinger entworfene erzbischöfl. Residenz im Renaissancestil, deren Ost- und Nordflügel beim Tod des Kurfürsten fertiggestellt waren.

    In den ersten Regierungsjahren konnte L. verschiedene territoriale Erwerbungen für das Erzstift tätigen. Zwischen 1600 und 1606 kamen zunächst die Isenburgschen und Saynschen Anteile am Kirchspiel Heimbach (Amt Vallendar) an Trier – dieses hatte dort seit 1570 bereits einen Teil der Herrschaft ausgeübt –, denen nach dem Erlöschen der älteren Linie des Saynschen Grafenhauses die Ämter Sayn, Feusburg und Rheinbrohl folgten. In den Neuerwerbungen wurde die Gegenreformation durchgeführt. Das Verhältnis zu einigen Nachbarterritorien war nicht frei von Spannungen. Dies gilt vor allem für das span. Luxemburg. Hier waren es nicht allein kirchenpolitische Differenzen, die sich an der Frage eines eigenen luxemburg. Bistums und den vom Luxemburger Klerus geforderten Palliengeldern entzündeten, sondern vor allem die Unterstützung für die sich von trier. Landstandschaft und Steuerpflicht emanzipierende Abtei St. Maximin, die 1601 in einem Einfall in Kurtrierer Territorium gipfelte. Die Ansprüche des Abtes von St. Maximin auf Reichsstandschaft konnten auf dem Regensburger Reichstag 1613 von L. abgewehrt werden, die Auseinandersetzungen mit St. Maximin erfüllten jedoch die gesamte Regierungszeit L.s. Während ein 1615/16 versuchter Ausgleich mit dem span.-luxemburg. Nachbarn, in den auch die Streitigkeiten mit St. Maximin einbezogen werden sollten, nicht glückte, konnten Zwistigkeiten mit Lothringen über das Kondominat in Merzig und im Hochgerichtsbezirk Saargau 1620 vertraglich beigelegt werden.

    Als geistlicher Kurfürst war L. mit den reichspolitischen Fragen seiner Zeit aufs engste konfrontiert. Schon früh beteiligte er sich an den Bestrebungen zum Zusammenschluß der kath. Reichsstände; 1606 und 1609 wai Koblenz Ort der Zusammenkunft der geistlichen Kurfürsten. 1610 vollzog er, zusammen mit Kurmainz und Kurköln, den Beitritt zur „Liga“, gehörte zu den Mitunterzeichnern des 1613 erneuerten Bündnisses und war auch 1619 in Oberwesel an dessen Neugründung beteiligt. Ein Befürworter der Einbeziehung des Hauses Habsburg, stand er jedoch|im ganzen innerhalb der Ligapolitik im Schatten des Mainzer Kf. Johann Schweickard von Cronberg. Im Vorfeld des 30jährigen Krieges entfaltete L. ein lebhaftes reichspolitisches Engagement. Beim Nürnberger Kurfürstentag (1611) und Regensburger Reichstag (1613) war er persönlich anwesend, ebenso bei den Kaiserwahlen Matthias' (1612) und Ferdinands II. (1619); erst beim Regensburger Fürstentag (1623) verwehrte ihm zunehmende Gebrechlichkeit die Teilnahme. In Nürnberg trat er, zusammen mit seinen geistlichen Mitkurfürsten, zunächst für die Wahl Erzhzg. Albrechts ein, 1619 zählte er zu den Parteigängern Ferdinands; für die Wahl eines Röm. Königs hatte er sich schon 1616 bei einem Treffen mit Kurmainz und Kurköln in Koblenz eingesetzt. Bei den Tumulten, die im Zusammenhang mit der zur Kaiserwahl von 1619 erschienenen Gesandtschaft der böhm. Stände entstanden waren, trat L. als Schlichter auf. Als Vermittler hatte er auch 1610 in kaiserl. Auftrag in der Reichsstadt Köln gewirkt, wo es wegen der akatholischen Exulanten zu Unruhen gekommen war. Während der Regierungszeit L.s hatte das Erzstift wiederholt unter militärischer Bedrückung zu leiden. Außer dem Einfall aus dem Luxemburgischen 1601 und Beunruhigungen durch holländ. Flußpiraten und die span. Soldateska lagen die Höhepunkte in den Jahren 1610 (Erzhzg. Leopold), 1618 (Graf von Anhalt) und 1620 (Spinola). Gegenmaßnahmen L.s waren der Ausbau von Ehrenbreitstein (seit 1603), die Befestigung der Stadt Koblenz (1611) und die Anlage von Landwehren, darüber hinaus eine 1619 erlassene Sicherheits- und Schutzordnung für das Erzstift, 1622 sogar eine vom Landtag gebilligte größere Aushebung junger Mannschaft, bei der in Trier etwa 1 000 Studierende zu den Waffen gerufen wurden.

  • Literatur

    ADB 19;
    J. Masenius u. Ch. Brower, Antiquitatum et Annalium Trevirensium libri XXV, 1670;
    J. H. Wyttenbach u. M. F. Müller, Gesta Trevirorum, 1836/39;
    J. Marx, Gesch. d. Erzstiftes Trier …, 1858/64;
    J. Leonardy, Gesch. d. Trier. Landes u. Volkes, 1870;
    P. A. Reuß, Gesch. d. Bischöfl. Priesterseminars (Seminarium Clementinum) zu Trier, 1890;
    J. Kremer, Stud. z. Gesch. d. Trierer Wahlkapitulationen, in: Westdt. Zs. f. Gesch. u. Kunst, Erg.h. 16, 1911;
    P. Schwarz, Die Landstände d. Erzstiftes Trier unter L. v. M. v. 1599-1623, 1915;
    F. Frhr. v. Schrötter, Gesch. d. neueren Münz- u. Geldwesens im Kurfürstentum Trier 1550-1794, 1917;
    C. Diepenbach, Die Trierer Kurfürsten, 1937;
    E. Zenz, Die Trierer Univ. 1473-1798, 1949;
    Hdb. d. Bistums Trier, 20. Ausg., 1952;
    F. Michel, Die Koblenzer Münze u. ihre Tätigkeit, in: Jb. f. Gesch. u. Kunst d. Mittelrheins 6/7, 1954/55, S. 94-124;
    E. Düsterwald, Kl. Gesch. d. Erzbischöfe u. Kurfürsten v. Trier, 1980;
    J. Marx, Trevirensia, Lit.kde. z. Gesch. d. Trierer Lande, 1909;
    J. Baur, Philipp v. Sötern, geistl. Kf. z. Trier u. s. Pol. während d. 30j. Krieges, 1897/1914;
    Kosch, Kath. Dtld.;
    Eigene Archivstud.

  • Autor/in

    Günter Christ
  • Zitierweise

    Christ, Günter, "Lothar" in: Neue Deutsche Biographie 15 (1987), S. 230-232 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd104224266.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Lothar, Erzbischof und Kurfürst von Trier, 1599—1623, aus dem alten jülich’schen Adelsgeschlechte der v. Metternich, wurde von dem Domkapitel zu Trier am 7. Juni 1599 zum Nachfolger des am 1. Mai gestorbenen Erzbischofs und Kurfürsten Johanns VII. (von Schönenberg) gewählt, als dessen Coadjutor er bereits einige Zeit zu großer Zufriedenheit des Volks und der Geistlichkeit gewirkt hatte. Er war ein sittenreiner, humaner und wohlwollender Mann von gelehrter Bildung, der mehrere Sprachen beherrschte. Sein Erzbisthum übernahm er hinsichtlich der religiösen Angelegenheiten in beruhigtem Zustande, da die früheren reformatorischen Bewegungen in demselben unter seinem Vorgänger unterdrückt worden waren, aber in Bezug auf Bildung und Wohlstand fand er es tief herabgekommen. Lothars erste Sorge galt der Besserung der Staatsfinanzen, welche er denn auch unter der freilich nicht sehr bereitwilligen Mitwirkung der Landstände zu Stande brachte. Nicht möglich war es ihm, der seit längerer Zeit im Erzbisthum eingerissenen Münzverschlechterung Einhalt zu thun, über welche während seiner ganzen Regierung Klagen laut wurden, ebenso wie über die ausgedehnte Bevorzugung seiner Verwandten auf Kosten des Erzbisthums. Den Verbesserungen in Kirche und Schule widmete L. sorgfältige persönliche Bemühungen; er beaufsichtigte die Prüfung der Geistlichen und merzte die unbrauchbaren aus, verbesserte die Universität und hob auch den Elementarunterricht. Einige werthvolle Erwerbungen für das Erzstift an Gütern, Rechten und Einkünften glückten ihm gleich zu Anfang seiner Regierung. So kaufte er von dem Grafen Valentin von Isenburg und dessen Gemahlin Antonia Gräfin von Arburg und Isenburg alle diesen gehörigen Hoheitsrechte, Einkünfte und Gefalle im Kirchspiel Heimbach und erwarb vom Grafen Heinrich von Sayn gleichfalls bei Heimbach ähnliche Rechte, sodann dessen Antheil am Flecken Rheinbrohl, wobei er übrigens nicht verfehlte, die Einwohner „von der calvinischen Ketzerei zum Katholicismus zurückzuführen“, und Schloß und Herrschaft Freußberg. Dagegen wurde er mit der Abtei St. Maximin, deren Abt damals der energische und hochstrebende Reinerus Biwer war, wegen der von den Ständen bewilligten, von der Abtei verweigerten Landsteuer in einen Streit verwickelt, der dem Lande zu erheblicher Schädigung gereichte, indem die Schaaren des von der Abtei zu Hülfe gerufenen Herzogs von Luxemburg im J. 1601 Ehrang, Welschbillig und die Eifel überfielen, ausplünderten und verwüsteten. Schließlich kam ein Vergleich zwischen den Streitenden zu Stande. Um das Erzstift nach Möglichkeit gegen feindliche Einfälle, die aus den in den benachbarten spanischen und niederländischen Provinzen herrschenden Unruhen zu besorgen standen, sowie vor den Räuberbanden, die damals die Rheinufer auf und ab durchstreiften, zu schützen, ordnete L. umfassende Verbesserungen der Landesvertheidigungsanstalten an. Dabei erfuhr er das Mißgeschick, daß die im J. 1603 fast vollendeten neuen Festungswerke von Ehrenbreitenstein wieder einstürzten, so daß die Bauten von neuem begonnen werden mußten. Die hervorragendste, weltgeschichtlich bedeutendste Thätigkeit entfaltete L. vom J. 1606 an, in welchem er zu Koblenz mit den Erzbischöfen Ernst von Köln und Schweikard von Mainz die Grundlinien zu dem Bündnisse der katholischen Fürsten Deutschlands zog, das der unter dem Protectorate König Heinrich IV. von Frankreich geschlossenen „Union“ der protestantischen Fürsten entgegenwirken sollte und im J. 1609 unter dem Namen|der „Liga" ins Leben trat. Im Herbste des Jahres 1610, als schon die Feindseligkeiten zwischen der „Union“ und der „Liga“ entbrannt waren, begab sich L. im Auftrage des Kaisers in Gemeinschaft mit dem Reichs-Hofraths-Präsidenten Grafen Johann Georg von Hohenzollern nach Köln, um dort einen Ausgleich zwischen den Bewerbern um die ein Jahr vorher eröffnete Jülich-Cleve-Berg’sche Erbschaft zu bewerkstelligen, der ihm indessen nicht glückte. Gleichzeitig wirkte er für die Wiederherstellung des Friedens zwischen „Liga“ und „Union“, die für einige Zeit durch den Waffenstillstand von München vom 14. October, 1610 erfolgte. In der nächsten Zeit nahm L. an den Vorbereitungen zur Königswahl Theil, die am 13. Juni 1612 in Frankfurt a. M. stattfand, wonach er sich im folgenden Jahre zu dem ersten von dem neuen Könige Mathias ausgeschriebenen Reichstage nach Regensburg begab. Auch behufs der Wahl eines Nachfolgers für Mathias, die am 28. August 1619 zu Frankfurt a. M. auf Ferdinand von Böhmen fiel, entfaltete L. eine lebhafte Thätigkeit. Wie hoch er selber diese schätzte und wie dankbar er war, als die bezüglichen Mühen und Beschwerden glücklich hinter ihm lagen, bewies er dadurch, daß er nach seiner Rückkehr von Frankfurt nach Koblenz für das ganze Erzstift ein 40stündiges Gebet ausschrieb. Seiner zunehmenden Körperschwäche sich bewußt, übertrug L. bald darauf seinem Neffen Karl von Metternich einen Theil der Regierungsgeschäfte, um sich in Ruhe auf sein Ende vorbereiten zu können. Aber Ruhe ward ihm in den letzten Jahren seines Lebens nicht mehr zu Theil. War doch im J. 1618 der unheilvolle große Krieg ausgebrochen, von dessen verderblichen Einwirkungen auch das Erzstift Trier nicht verschont bleiben konnte, wenngleich es in jener ersten Zeit noch nicht eigentlich durch schwerere kriegerische Ereignisse zu leiden hatte. L. starb nach langem Siechthum am 7. September 1623, im 75. Lebensjahre und im 24. seiner Regierung. Er wurde im Dome zu Trier in dem von ihm im J. 1613 errichteten Grabdenkmale beigesetzt, sein Herz aber vor dem Hochaltare der Jesuitenkirche bestattet.

    Gesta Trevirorum ed. Wyttenbach et Müller, vol. III. c. 302—304. — Leonardy, Geschichte des Trierischen Landes und Volkes, S. 742—751.

  • Autor/in

    Endrulat.
  • Zitierweise

    Endrulat, Bernhard Ferdinand Julius, "Lothar" in: Allgemeine Deutsche Biographie 19 (1884), S. 261-262 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd104224266.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA