Lebensdaten
unbekannt
Beruf/Funktion
Freiherren ; Grafen ; Fürsten
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 119136414 | OGND | VIAF
Namensvarianten
  • Hemberg, von
  • Bornheim-Hemmerich, von
  • Metternich, von
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Quellen(nachweise)

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Metternich, von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119136414.html [19.04.2024].

CC0

  • Biographie

    Ein Zweig des aus der Ministerialität hervorgegangenen rhein. Uradelsgeschlechts v. Hemberg (Bornheim-Hemmerich), das das Erbkämmereramt des Erzstifts Köln innehatte, nahm Ende des 13. Jh. den Namen des Dorfs Metternich b. Weilerswist Kr. Euskirchen an und teilte sich in mehrere Linien. Später gehörte er zum Kanton Niederrhein der Reichsritterschaft am Rheinstrom. Dieter zu Zievel (Mechernich) erheiratete 1494 die Herrschaft Bourscheid in Luxemburg. Sein gleichnamiger Enkel ( 1600, 1574 Katharina v. Wachtendonck) war außerdem Herr von Mersch und Esch-sur-Sûre. Dessen Enkel Wolfgang Heinrich (seit 1664 Frhr. v. M., 1699, ⚭ Anna Margareta, Tochter d. Philipp Erwein Frhr. v. Schönborn, 1607–68) erwarb Dodenburg (Kr. Bernkastel-Wittlich), Neckarsteinach (Kr. Bergstraße) und Densborn (Kr. Daun) samt dem damit verbundenen Erbmarschallamt des Hzgt. Luxemburg. Dessen Bruder Lothar Friedrich (1617–75) war Fürstbischof von Speyer und Worms und Kurfürst von Mainz (s. NDB 15). Durch ihn kam 1673 das Mainzer Erbkämmereramt an die Familie. Wolfgang Heinrichs Tochter Anna Klara (1662–1719) brachte Dodenburg an die Kesselstatt, ihre Schwester Sophia Theresia Bourscheid, Esch, Densborn und Neckarsteinach in die Ehe mit Karl Kaspar (seit 1711/13 Gf. v. M. zu Müllenark Kr. Düren>, 1663-1738).

    Lothar (1551–1623, s. NDB 15) aus der einzigen das 18. Jh. überdauernden Linie zu Vettelhoven (Grafschaft, Kr. Ahrweiler), Kurfürst von Trier, erwarb 1616 die Herrschaften Winneburg (bei Cochem) und Beilstein (Kr. Cochem-Zell), nach denen sich seine 1635 in den Reichsfreiherrenstand erhobenen Neffen seit 1654 nannten: Johann Reinhard ( 1637), Domherr in Trier, Bamberg und Münster, Dompropst von Mainz, Administrator bzw. Generalvikar von Magdeburg und Halberstadt für Erzhzg. Leopold Wilhelm von Österreich (1614-62) und Stiftspropst von St. Bartholomäus in Frankfurt/Main, Karl ( 1635), Domherr in Trier, Lüttich, Eichstätt und Augsburg, Archidiakon von St. Kastor in Karden (Treis-Karden, Kr. Cochem-Zell) und Propst am Aachener Münster, und Emmerich ( 1653), Domherr in Trier, Worms und Paderborn und zuletzt noch Dompropst von Trier, alle drei mit ihrer ganzen kaiserl.-habsburg. gesinnten Familie erbitterte Gegner des Nachfolgers ihres Onkels, des frankophilen Philipp Christof v. Sötern, sowie Lothar ( 1663), kaiserl. Kämmerer, Hofrat, Oberst und Generalquartiermeister, und Wilhelm ( 1652), kaiserl. Kämmerer, Hof- und Kriegsrat, der 1623/30, zusammen mit seinen Brüdern, die Herrschaft Königswart bei Marienbad in Böhmen kaufte. 1644 erwarben er und Lothar auch den „Metternicher Hof“ in Koblenz. Mit dem Stadtteil Koblenz-Metternich hat die Familie dagegen ebenso wenig zu tun wie mit dem gleichnamigen Ort und heutigen Stadtteil von Münstereifel. Wilhems älterer Sohn Karl Heinrich (1622–79), ein geschickter Diplomat, wurde 1679 als zweiter Nachfolger seines Vetters Lothar Friedrich und unmittelbarer Nachfolger seines Onkels Damian Hartard v. der Leyen (1624–78) Kurfürst von Mainz und Fürstbischof von Worms (s. Gatz II), der jüngere, Philipp Emmerich ( 1698), 1679 Graf mit Sitz und Stimme im Westfäl. Reichsgrafenkollegium. Sein Ururenkel Franz Georg (s. 1) erhielt 1803 als Entschädigung für die 1801 verlorenen linksrhein. Herrschaften (als Fürstentum Winneburg) die Reichsabtei Ochsenhausen, die jedoch 1806 vom König von Württemberg mediatisiert und 1825 an ihn verkauft wurde, und den Reichsfürstenstand für den Erstgeborenen, seinen Sohn Clemens (s. 2), von Kaiser Franz I. den österr. (unbeschränkten) Fürstenstand und 1816 Schloß Johannisberg im Rheingau (Geisenheim), seit dem Verlust der böhm. Güter Sitz der Familie. Er wurde 1816/18 neapolitan. Duca di Portella, bekam 1825 das ungar. Indigenat und wurde 1818 span. Grande. Er kaufte 1826 das 1785 aufgehobene Zisterzienserkloster Plaß bei Pilsen, errichtete dort eine Familiengruft und verbrachte das Familienarchiv dorthin. Sein Sohn Richard (1829–95), 3. Fürst von M.-Winneburg, wurde 1861 erbliches Mitglied des Herrenhauses des österr. Reichsrats. Er war mit seiner Stiefnichte Pauline (s. 3) verheiratet, hatte jedoch nur drei Töchter. Als 4. und 5. Fürst folgten ihm daher sein Halbbruder Paul (1834–1906) und dessen Sohn Klemens-Wenzel (1869–1930). Mit seinem Sohn Paul Alfons (1917–92), dem 6. Fürsten, Großbailli der Großballei Deutschland des Lazarus-Ordens, Rennfahrer, Präsident und zuletzt Ehrenpräsident des Automobilclubs von Deutschland (AvD), ist die Familie im Mannesstamm erloschen. Seine Frau Tatiana (* 1915), Tochter des Fürsten Ilarion Sergejewitsch Wassiltschikow und der Prn. Lydia Leonidowna Wjasemskaja, ist als Malerin und Schriftstellerin hervorgetreten, vor allem mit ihren Erinnerungen „Five Passports in a Shifting Europe“ (1976, ²1977, dt. u. d. T. „Bericht eines ungewöhnlichen Lebens“, 1978, ⁷1987). – Die Fürst v. Metternichsche Sektkellerei GmbH gehört heute zur Henkell & Söhnlein Sektkellereien KG Wiesbaden. Von der Firma Söhnlein Rheingold wurden Weine aus der Fürst v. Metternichschen Domäne Schloß Johannisberg, die seit 1979 mit dem Mummschen Weingut in der Schloß Johannisberger Weingüterverwaltung|verbunden ist, aber bereits seit 1864 zu Sekt verarbeitet.

    Johann Reinhard Frhr. v. M., der Begründer der Linie zu Chursdorf in der Neumark (Kr. Soldin), wurde evangelisch und war kurbrandenburg. Rat und Administrator des Stifts Halberstadt. Von seinen Söhnen ist Karl Ludwig 1675 in der Schlacht von Fehrbellin und Karl 1689 bei der Belagerung von Bonn gefallen. Ihr Bruder Ernst (seit 1697 Graf, 1656–1727), preuß. Geh. Staatsrat und Reichstagsgesandter, führte die Verhandlungen mit dem Kaiser über die preuß. Königswürde und in der Schweiz über den Erwerb des Fürstentums Neuenburg (Neuchâtel), vertrat Preußen 1712/13 bei den Friedensverhandlungen in Utrecht und wurde auf dem Totenbett in Regensburg wieder katholisch (Zedler 20, Sp. 1398 f.). Sein Bruder Wolfgang ( 1731, s. ADB 21; BBKL), der letzte der Linie, war mgfl.-ansbach. und bayreuth. Geh. Rat und Gesandter am Regensburger Reichstag, wo er, wie Ernst, auch andere Territorien vertrat, und seit 1726 fürstlich schwarzburg. Geh. Rat und Kanzler zu Rudolstadt; er ist als theosophisch-alchemistischer Schriftsteller hervorgetreten.

    Heinrich Frhr. v. M. zu Brohl (Kr. Ahrweiler) u. Heddesdorf (Neuwied) ( 1654) war Domherr in Worms und Speyer und Dekan des Stifts Wimpfen, wurde dann aber Soldat und kämpfte unter Tilly 1620 am Weißen Berg, 1623 bei Stadtlohn, 1626 bei Lutter am Barenberge, 1631 beim Sturm auf Magdeburg und unter Johann v. Werth 1638 bei Rheinfelden. Er war kurbayer. Kämmerer und Geh. Rat und 1632-34 Statthalter der bayer. besetzten unteren Pfalz, kaiserl. Generalmajor und Gubernator der Festung Ehrenbreitstein.

    Die Familie saß seit der Mitte des 16. Jh. in den Domkapiteln von Mainz, Worms und Speyer, aber auch von Münster, Lüttich und Bamberg (nicht jedoch im hochadelig-edelfreien Kölner Kapitel) sowie in den Stiftskapiteln von St. Cassius und Florentius zu Bonn, St. Servatius zu Maastricht und St. Alban zu Mainz, von Münstereifel und Xanten. Im Trierer Kapitel war sie 1547-1778 ununterbrochen vertreten, z. T. mit mehreren Domherren gleichzeitig. Auch die Dignitäten waren hier wie in den anderen Stiften vielfach in ihrer Hand. Insgesamt waren seit 1648 137 Mitglieder der Familie Domherren in Hochstiften. Auch Malteser- und Deutschordensritter finden sich unter den M. Bertram Dietrich aus der Linie Niederberg (Erftstadt) war Ende des 17. Jh. Mönch im Benediktinerkloster Kornelimünster (Aachen), Bernhard aus der Linie Müllenark Jesuit und 1636 Oberer der Ordensmission in Münstereifel.

    Weibliche Familienmitglieder gab es in den Damenstiften und Klöstern Stuben (bei Cochem), St. Thomas an der Kyll und Machern (Bernkastel-Kues), Marienberg bei Boppard, Marienthal (Bad Neuenahr-Ahrweiler), Dietkirchen (Bonn), Oberwerth (Koblenz), St. Cäcilia und St. Maria im Kapitol in Köln, ferner in St. Thomas bei Andernach, Schwarzrheindorf (Bonn-Beuel), Schillingskapellen (Swisttal-Heimerzheim) und Hoven (Zülpich), Gerresheim (Düsseldorf) und St. Barbara in Koblenz, darunter mehrere Äbtissinnen und Priorinnen. Corona Antonie Eleonore (* 1736) war Stiftsdame in Prag.

    Die weltlichen männlichen Familienangehörigen standen ebenfalls vor allem im Dienst von Kurtrier, wo sie zumal die Ämter Wittlich, Daun, Cochem und Ulmen, Monreal und Mayen verwalteten, aber auch der Wittelsbacher als Herzögen von Jülich und Berg (Ämter Sinzig und Düren, Monheim und Mettmann), von Kurmainz (Amt Starkenburg) und Kurköln (Ämter Ahrweiler und Andernach), schließlich vor allem im Militärdienst des Kaisers.

    Bielgin (Sibylle) v. M. aus dem Stamm der Herren v. Alfter (Rhein-Sieg-Kreis), die um 1440 Goddart Wolff v. Gudenberg (Zierenberg Kr. Kassel) heiratete und zur Stammutter der Herren, Freiherren und Grafen Wolff-Metternich (zur Gracht) wurde, stammt zwar auch aus Metternich am Swistbach, führte jedoch ein Löwenwappen, und nicht die drei schwarzen Muscheln auf silbernem Grund der hier behandelten M.

  • Literatur

    J. F. Schannat u. G. Bärsch, Eiflia Illustrata oder geogr. u. hist. Beschreibung d. Eifel, 8 Bde., 1824–55, u. K. Kowollik (Hrsg.), Register, 1988;
    Ch. v. Stramberg, Denkwürdiger u. nützl. Rhein. Antiquarius I, 4, 1856, S. 339-406;
    M. Urban, Zur Gesch. d. Stadl u. Herrschaft Königswart, in: Mitt. d. Ver. f. Gesch. d. Deutschen in Böhmen 19, 1881, S. 24-50;
    Dipl. Vertr. I-III;
    GHdA 3, 1953, 33, 1964, 75, 1980, 90, 1987;
    S.-M. Gfn. zu Dohna, Die ständ. Verhaltnisse am Domkapitel v. Trier v. 16. bis z. 18. Jh., Diss. Göttingen 1955, 1960;
    Hdb. d. hist. Stätten Dtld.s III (Nordrhein-Westfalen), 1963, IV (Hessen), ²1967, V (Rheinland-Pfalz u. Saarland), ³1988;
    G. Rauch, Das Mainzer Domkapitel in d. Neuzeit, in: ZSRGK61, 1975, S. 161-227, 62, 1976, S. 194-278, 63, 1977, S. 132-79;
    H. Weber, Frankreich, Kurtrier, d. Rhein u. d. Reich 1623-1635, 1969;
    Isenburg NF 4, 1981, Tafeln 48-54, 8, 1980, Tafel 61;
    F. Broemser, Zur Gesch. d. Familien Metternich mit d. drei Muscheln u. mit d. Löwenwappen bis um d. J. 1700, 1988 (L, P);
    F. Decker, Regesten d. Archivs d. Herren v. Bourscheid, 3 Bde.|1989 (L);
    Hugo A. Braun, Das Domkapitel zu Eichstätt, 1993;
    Wurzbach 18;
    Hersche.

  • Autor/in

    Peter Fuchs
  • Familienmitglieder

  • Zitierweise

    Fuchs, Peter, "Metternich, von" in: Neue Deutsche Biographie 17 (1994), S. 232-235 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119136414.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA