Lebensdaten
1864 – 1921
Geburtsort
Wien
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
Jurist ; Politiker ; Pazifist ; Publizist ; Friedensnobelpreisträger (1911)
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 116790741 | OGND | VIAF: 46811232
Namensvarianten
  • Fried, Alfred Hermann
  • Fried, Alfred
  • Fried, Alfred Hermann
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Zitierweise

Fried, Alfred, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116790741.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Samuel (* 1833), aus Szigetvár/Ungarn, Privatbeamter;
    M Bertha (* 1842), T d. Kaufm. Leopold Engel in Budapest;
    Om Moritz Engel (* 1846), Redakteur u. Bes. d. „Wiener Salonbl.“;
    Vt Thassilo Hans Engel, Redakteur d. „Wiener Salonbl.“, Schriftst.;
    1) Breslau 1889 Gertrud Gnadenfeld (* 1869), 2) Martha Holländer (* 1869), 3) Wien 1908 Therese Vollandt (1869–1957).

  • Biographie

    F. besuchte bis zum 15. Lebensjahre die Schule und war zunächst Buchhändler. Seit 1891 widmete er sich, angeregt durch Bertha von Suttner, der Vertiefung und Propaganda der Friedensidee. Es war die Zeit, wo die Friedensbewegung noch mehr oder weniger einen rein gefühlsmäßigen Charakter trug und wo man glaubte, ein Allheilmittel zur Sicherung des Friedens in der Schiedsgerichtsbarkeit, der Abrüstung und so weiter gefunden zu haben. Z. B. in seinem „Friedens-Katechismus, ein Compendium der Friedenslehre“ (1895) war F. noch Vertreter der landläufigen Ansicht. Später ging er seine eigenen Wege. Er veranlaßte zwar 1892 die Gründung der Deutschen Friedensgesellschaft, stand solchen Gesellschaften später aber kritisch gegenüber. Besonders die weit hinter den Erwartungen pazifistischer Kreise zurückbleibenden Ergebnisse der 1. Haager Friedenskonferenz (1899) regten ihn zum Nachdenken an. Er erkannte, daß der Friede nicht von heute auf morgen geschaffen werden, sondern erst das Ergebnis einer längeren Entwicklung sein könne. Er trat besonders für den Gedanken ein, die vorhandene Anarchie durch eine zwischenstaatliche Organisation zu überwinden. Er führte aus, der Pazifismus habe diese Organisation nicht erst zu schaffen, denn sie entwickle sich schon lange von sich aus; Aufgabe der Friedensbewegung sei es, diese Entwicklung zu|beschleunigen, indem sie sie vor allem den Zeitgenossen bewußt mache. Die Organisation der Welt werde den Charakter der Streitigkeiten zwischen den Staaten ändern und die Ursachen der Konflikte beseitigen. Mit großer schriftstellerischer Begabung hat F. seine Ideen in der Tagespresse, der von ihm 1899 begründeten Zeitschrift „Die Friedens-Warte“ (später subventioniert durch die Carnegie-Friedensstiftung) und in programmatischen Schriften vertreten und ihre Richtigkeit an den Tagesereignissen zu demonstrieren versucht. In dem „Annuaire de la Vie Internationale“ (Monaco und Brüssel 1905-11) stellte er die Beweise für die Entwicklung der Internationalen Organisation zusammen. Er verstand es, die Aufmerksamkeit der Zeitgenossen auf diese Probleme zu lenken. Männer wie Walther Schücking und Max Huber sind von ihm beeinflußt worden. Daß F. die Kraft dieser Internationalen Organisation überschätzte, kann heute, nach dem Versagen des Völkerbundes und der Schwäche der UNO, zugegeben werden. Organisation ist zwar für den Weltfrieden wichtig, doch nicht das allein Entscheidende. F.s Verdienst bleibt darum nicht weniger groß: in der Zeit vor dem 1. Weltkrieg alles getan zu haben, um die Katastrophe abzuwenden, vor allem durch die wissenschaftliche Behandlung des Friedensproblems. Der Weltkrieg traf ihn aufs schwerste. Nach seinem Ausbruch ging er in die Schweiz, wo er die politischen Ereignisse kritisierte und für einen Völkerbund eintrat. Nach seinem Ende bekämpfte er die Friedensverträge von Versailles und Saint Germain und zeigte sich dem Völkerbund gegenüber kritisch.

  • Auszeichnungen

    Friedensnobelpreis (1911 zusammen mit Minister T. M. C. Asser), Dr. sc. pol. h. c. (Leiden 1913).

  • Werke

    Weitere W u. a. Unter d. weißen Fahne, 1901 (ges. Aufsätze);
    Kaiser werde modern, 1905;
    Hdb. d. Friedensbewegung, 1905, ²2 Bde., 1911/13;
    Die Grundlagen d. revolutionären Pazifismus, 1908, ²1916;
    Der kranke Krieg, 1909 (ges. Aufsätze);
    Der Kaiser u. d. Weltfrieden, 1910;
    Kurze Aufklärungen üb. Wesen u. Ziel d. Pazifismus, 1914;
    Europ. Wiederherstellung, 1915;
    Probleme d. Friedenstechnik, 1918 (ges. Aufsätze);
    Mein Kriegstagebuch, 4 Bde., 1918/20;
    Jugenderinnerungen, hrsg. v. R. Goldscheid, 1925.

  • Literatur

    A. Kolb, in: Weltbühne v. 2.6.1921;
    A. H. F., e. Slg. v. Gedenkbll., hrsg. v. R. Goldscheid, = Einzelschrr. z. „Friedens-Warte“ 2, 1922 (W-Verz., L, P);
    H. Wehberg, in: Die Führer d. dt. Friedensbewegung, 1923, S. 19-23;
    ders., in: DBJ III, S. 105 f. (L, u. Tl. 1921, W, L);
    W. Schücking, in: Die nat. Aufgaben unserer auswärtigen Pol., 1926, S. 63-65;
    E. Reut-Nicolussi, Drei österr. Rufer z. Frieden (B. v. Suttner, A. F., H. Lammasch), in: Gemeinschaft d. Geistes, Ein Symposium, = Schrr.R. d. Österr. Unesco-Komm. 14, 1957, S. 121-55;
    ÖBL.

  • Porträts

    in: V. Junk, Die Nobelpreisträger, 1930.

  • Autor/in

    Hans Wehberg
  • Zitierweise

    Wehberg, Hans, "Fried, Alfred" in: Neue Deutsche Biographie 5 (1961), S. 441-442 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116790741.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA