Lebensdaten
um 1460 – nach 1521
Geburtsort
möglicherweise Heidelberg
Sterbeort
möglicherweise Heidelberg
Beruf/Funktion
Komponist ; Organist ; Orgeltheoretiker
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118931121 | OGND | VIAF: 61814705
Namensvarianten
  • Schlick, Arnold
  • Schlick, Arnolt
  • Schlick, Arnold
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Zitierweise

Schlick, Arnolt, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118931121.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V N. N., in H. ansässig;
    M N. N.;
    um 1482 Barbara Strupplerin, Dienerin d. Söhne d. Kf. Philipp v. d. Pfalz; mehrere S u. a. Arnolt (d. J.) (* spätestens 1494 ?), 1510 an d. Univ. Heidelberg immatrikuliert (s. MGG).

  • Biographie

    S., dessen Geburtsort lediglich nach sprachkundlichen Untersuchungen (Pietzsch) vermutet werden kann, erblindete wohl schon in jungen Jahren durch Krankheit oder Unfall. Der mutmaßlich 1482 abgefaßten Urkunde über die Heirat zufolge stand er seit dieser Zeit in kurpfälz. Diensten; 1486 spielte er, nach dem Bericht eines Dieners des Frankfurter Stadtschreibers, bei den Feierlichkeiten anläßlich der Wahl Maximilians I. (1459–1519) zum dt. König im Frankfurter Dom. In Heidelberg war er laut Hofhaltsetat von 1509 lebenslänglich angestellt, trat aber bei festlichen Gelegenheiten, wie dem von seinem Sohn verfaßten Vorwort zur gedruckten Orgeltabulatur von 1512 zu entnehmen ist, auch an anderen Fürstenhöfen auf. 1490/91 reiste S. wohl auf der Flucht vor der Pest in Heidelberg in die Niederlande. 1491 nahm er die von Friedrich Krebs ( 1493) erbaute Orgel des Straßburger Münsters ab. Weitere Orgelprüfungen und -abnahmen sind belegt für Hagenau (Elsaß) (1503, 1510 u. 1515), Speyer (1505, 1506, 1507 u. 1513) sowie Straßburg (1512, diesmal eine Münsterorgel v. Hans Süß, 1543/44). 1505/06 hatte sich S. für eine Gutachtertätigkeit in Straßburg von Hans Dinckel (aus Bietigheim) vertreten lassen, dessen Arbeiten er 1516 (Neustadt/Haardt) und 1520 (Hagenau) selbst begutachtete. Über die erwähnten Reisen hinaus sind weitere Aufenthalte in den Niederlanden anzunehmen, wo er mit ausländischen Musikern Kontakte hatte, so mit Henry Bredemers (um 1472–1522), dem Organisten an der Hofkapelle Friedrichs des Schönen von Burgund. Nachweislich war er 1495 auf dem Wormser Reichstag, wo er seinem späteren Kontrahenten Sebastian Virdung (1465-n. 1511) behilflich war, und im August 1516 in Torgau, wo er Paul Hofhaimer (1459–1537) wieder begegnete, den er schon 1486 in Frankfurt kennengelernt hatte.

    S.s „Spiegel der Orgelmacher und Organisten“ von 1511 gibt als erstes dt.sprachiges gedrucktes Werk über orgelbautechnische und organistische Praktiken im süddt. Raum der ersten Hälfte des 16. Jh. Auskunft; es wurde von Maximilian I. mit einem Druckprivileg ausgestattet. Von einigen Vokalkompositionen abgesehen hat S. nur Orgelmusik hinterlassen. Die 1512 bei Peter Schöffer d. J. (um 1480–1547) in Mainz publizierten „Tabulaturen etlicher lobgesang und lidlein uff die orgeln und lauten“ (die erste gedruckte dt. Orgeltabulatur) enthalten keine Intavolierungen bekannter Vokalsätze, sondern Originalkompositionen S.s. Als bedeutendes Alterswerk sind die acht drei- bis fünfstimmigen Sätze für Orgel über „Gaude dei genitrix“ anzusehen.

  • Werke

    Spiegel d. Orgelmacher u. Organisten, ed. v. R. Eitner, in: Mhh. f. Musikgesch. 1, 1869, S. 78-114, Transl. and notes by E. B. Barber, 1980 (Text neuhochdt. u. engl.);
    weitere Instrumental- u. Vokal-Werke sowie Edd., Überss. u. Faks., in: Vf.-Lex. d. MA²;
    New Grove;
    New Grove².

  • Literatur

    ADB 31;
    R. Kendall, Notes on A. S., in: Acta Musicologica 11, 1939, S. 136-43;
    D. Bush, Musicus consummatus, The Biogr. and Organ Music of A. S., in: Organ Yearbook 16, 1985, S. 24-46;
    A. Edler, A. S., „Musicus consumatissimus ac organista probatissimus“, in: FS Martin Just z. 60. Geb.tag, 1991, S. 115-26;
    Christian Meyer, „Ein stim zu singen die andern zwicken“, A. S.s arrangements for voice and lute (Brown 15121, nos. 15-26), in: J.-M. Vaccaro (Hg.), Le concert des voix et des instruments à la Renaissance, 1995, S. 287-98;
    A. S., Spiegel d. Orgelmacher u. Organisten – 1511, Specchio degli organari e degli organisti, hg. bzw. übers. v. G. Prina, in: Informazione Organistica, Rivista della Fondazione Accademia di Musica Italiana per Organo, Nuova Serie, n. 4, Anno XV – n. 1, Aprile 2003, S. 56-82, n. 5, Anno XV – n. 2, Agosto 2003, S. 151-72;
    MGG (L);
    Vf.-Lex. d. MA² (W, L);
    New Crove;
    New Grove² (W, L); MGG² (W, L);|

  • Quellen

    Qu G. Pietzsch, Qu. u. Forsch. z. Gesch. d. Musik am kurpfälz. Hof zu Heidelberg bis 1622, 1963, S. 104 ff.

  • Autor/in

    Bernhold Schmid
  • Zitierweise

    Schmid, Bernhold, "Schlick, Arnolt" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 76-77 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118931121.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Schlick: Arnold S., ein im Anfange des 16. Jahrhunderts berühmter Organist und Componist für Orgel, der uns zugleich ein lehrhaftes Werk über die Orgel hinterlassen hat, das bisher älteste bekannte in deutscher Sprache abgefaßte. Nach Dlabacz soll er ein Böhme von Geburt gewesen sein und war in Heidelberg an der Hofcapelle des Pfalzgrafen Organist um 1511. Mit manchem anderen älteren Organisten teilte er das Schicksal, daß er blind war; er war verheirathet und genoß als Künstler einen weitverbreiteten Ruf. Der bekannte Theoretiker und Magister Ornitoparchus widmete ihm 1517 das 4. Buch seines Micrologus und Sebastian Virdung in Amberg unterzieht Schlick's Werk einer scharfen, sogar gehässigen Kritik, indem er ihm seine Blindheit vorwirft, wobei er sich jedoch inbetreff seines Angriffes im Irrthum befindet. Das oben erwähnte lehrhafte Werk trägt den Titel: „Spiegel der Orgelmacher und Organisten allen Stiften und Kirchen so Orgel halten oder machen lassen hochnützlich“... Dem einzig bekannten Exemplare, welches vor etwa 30 Jahren ein sächsischer Dorfschullehrer hinter dem Schornsteine eines Bauernhauses fand, fehlt das letzte Blatt und demnach die Druckerfirma und die Jahreszahl, doch das Druckerprivilegium ist von 1511 und der Drucker aller Wahrscheinlichkeit Peter Schöffer in Mainz. In den Monatsheften für Musikgeschichte findet man im 1. Bande einen Neudruck des vollständigen Buches nebst facsimilirtem Titelblatt. Das Werk behandelt in 10 Capiteln den Bau der Orgel, das dazu am besten verwendbare Material, die Wahl der Register, die Mixturen, die Stimmung der Orgel, wobei er merkwürdiger Weise die erst 200 Jahre später angewendete Methode, die Quinten schwebend (temperirt) zu stimmen vorschlägt und weitläufig auseinandersetzt. Außerdem greift das Werk vielfach ins musiktheoretische Fach über und giebt manchen belehrenden Einblick in die damalige Musikausübung und werkthätige Geschäftigkeit. In den oben erwähnten Monatsheften sind mehrfache Abhandlungen über das Werk erschienen, die theils erklärend, theils verbessernd den Inhalt desselben erläutern (Bd. 1, 205.—2, 165.—3, 117.—8, 112). Außer diesem litterarischen Erzeugniß hat er aber noch ein praktisches Orgelbuch hinterlassen, welches ebenfalls in moderner Notenschrift im 1. Bande der Monatshefte zum Abdruck gelangt ist. Es sind dies die „Tabulaturen etlicher lobgesang und lidlein off die orgeln vnd lauten“. Gedruckt von Peter Schöffer in Mainz 1512. Diese Sammlung enthält 9 Orgelstücke und eine Anzahl deutsche Lieder für eine Stimme mit Begleitung der Laute — wie man heute zu sagen pflegt — eigentlich aber sind es mehrstimmige in damaliger|Weise gesetzte Lieder mit der Melodie im Tenor, zu dem die anderen Stimmen in freiem einfachen Contrapunkt gesetzt sind. Der Sänger wählte sich eine ihm passende Stimme und die anderen spielte er, oder, wie man damals sagte, zwickte er auf der Laute. Ueber den Werth der Orgelsätze spricht sich A. G. Ritter in seiner Geschichte des Orgelspiels (Leipzig 1884) Seite 97 sehr eingehend und sachgemäß aus und zollt S. die höchste Anerkennung. Auch hier sind es keine selbständig erfundenen Instrumentalsätze, sondern bearbeitete geistliche Chorgesänge, die nicht nur für Orgel eingerichtet, sondern ausgeschmückt wurden durch verbindende Noten und Verzierungen. Eine spätere Zeit überschritt das Maß der Verzierungen und versank in werthlose Spielerei, die wir „koloriren“ nennen. S. weiß das richtige Maß zu finden, bleibt stets edel und gesangreich und in seinem Stile einheitlich. Er schuf das Beste, was wir aus dieser Zeit besitzen und sein Andenken wird stets mit der Entwickelung der Orgelkunst verknüpft bleiben. — Noch sei seines Sohnes gedacht, von dem sich in der Tabulatur ein Brief an den Vater abgedruckt findet. Aus dem Briefe spricht ein kunstgebildeter Jünger, von dem wir aber sonst keine weitere Nachricht haben. Die auf der Kgl. Bibliothek zu Berlin befindliche handschriftliche theoretische Abhandlung wird ihm nur fälschlich zugeschrieben. Beweise liegen keinerlei vor, die seine Autorschaft begründen.

    • Literatur

      Siehe Monatsh. f. Musikgesch., Bd. 21, S. 192.

  • Autor/in

    Rob. Eitner.
  • Zitierweise

    Eitner, Robert, "Schlick, Arnolt" in: Allgemeine Deutsche Biographie 31 (1890), S. 491-492 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118931121.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA