Lebensdaten
1879 – 1935
Geburtsort
Dessau
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
Psychiater ; Neurologe ; Neurohistopathologe
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 117484601 | OGND | VIAF: 248096782
Namensvarianten
  • Spielmeyer, Walther
  • Spielmeyer, Walter
  • Spielmeyer, Walther
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Spielmeyer, Walter, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117484601.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus Kaufmannsfam.;
    V Louis, Kaufm.;
    M Clara Beck;
    1904 Maria Stark; 1 T.

  • Biographie

    S. besuchte das Gymnasium in Dessau und studierte anschließend in Greifswald und Halle Medizin. Im anatomischen Labor der von Julius Eduard Hitzig (1838–1907) geleiteten Nervenklinik arbeitete S. unter Anleitung von Karl Heilbronner (1869–1914) sowie nach dem Staatsexamen bei Karl Joseph Eberth (1835–1926) zehn Monate am pathologischen Institut der Univ. Halle. 1902 wurde er mit einer Arbeit über Hirnentzündung promoviert und trat eine Assistentenstelle an der psychiatrischen Klinik in Freiburg (Br.) bei Alfred Hoche (1865–1943) an. In den folgenden zehn Jahren beschäftigte sich S. neben der klinischen Tätigkeit fast ausschließlich mit der Histopathologie des Nervensystems. 1906 habilitierte er sich mit einer Arbeit über die juvenile Form der amaurotischen Idiotie (Stock-Spielmeyer-Vogt-Syndrom) für Psychiatrie. 1912 übertrug ihm Emil Kraepelin (1856–1926) die Leitung des histopathologischen Laboratoriums der psychiatrischen Klinik in München als Nachfolger von Alois Alzheimer (1864–1915), und 1913 folgte seine Ernennung zum ao. Professor.

    1914 gründete S. die Nervenabteilung der Lazarette des Standortes München (Oberwiesenfeld), deren Leitung er übernahm. Während der Kriegszeit befaßte er sich v. a. mit der Pathologie peripherer Nervenverletzungen. Er lehnte die Berufung auf den Lehrstuhl für Psychiatrie der Univ. Heidelberg ab und übernahm stattdessen auf Wunsch von Kraepelin 1917 als Honorarprofessur die Histopathologische Abteilung der neu gegründeten Dt. Forschungsanstalt für Psychiatrie, dem heutigen MPI für Psychiatrie, in München. 1913–23 hielt S. im Laboratorium der psychiatrischen Klinik Vorlesungen über Psychiatrie und Hirnpathologie.

    Die Morphologie des zentralen Nervensystems war zu Beginn des 20. Jh. nur mangelhaft bekannt. S. machte dieses Forschungsgebiet zu seiner Lebensaufgabe. 1906 wies er nach, daß die juvenile amaurotische Idiotie (Optikusatrophie, psychiatrische Symptome, Adipositas, Demenz) auf einer Fettstoffwechselstörung beruht. Er befaßte sich auch mit vergleichender Krankheitsforschung (Organsyphilis, Schlafkrankheit, Tabes, multiple Sklerose, Poliomyelitis). Als technischer Fortschritt galt die von S. entwickelte Markscheidenfärbung am Formol-Gefrierschnitt, die die Analyse neuronaler Strukturen wesentlich verbesserte. Sein Leitfaden „Technik der mikroskopischen Untersuchung des Nervensystems“ (1911) war jahrzehntelang für die Neurohistologie maßgeblich. Weitere Forschungsschwerpunkte waren Degeneration und Regeneration peripherer Nerven (Nervenschußverletzungen), die Funktion der Glia bei Entzündungsprozessen sowie die Pathophysiologie der Hirndurchblutung bei neurologisch-psychiatrischen Erkrankungen. Sein Lehrbuch „Histopathologie des Nervensystems“ (1922) faßte erstmals alle neurohistopathologischen Erkenntnisse terminologisch präzise systematisch zusammen und war international anerkannt. S. schuf in München eine dt. Schule der Neurohistopathologie mit Weltgeltung (180 Mitarbeiter aus 25 Ländern), aus der u. a. Julius Hallervorden, Hugo Spatz, Nathan Malamud, Hugo Krayenbühl und Carl Julius Munch-Petersen hervorgingen.

  • Auszeichnungen

    wiss. Mitgl. d. KWG (1924);
    korr. Mitgl. d. Ges. schwed. Ärzte u. d. Wiener neurol.-psychiatr. Ges.; Wilhelm Erb-Gedenkmünze d. Ges. dt. Nervenärzte (1933);
    Achúcarro-Preis d. Univ. Madrid (1933).

  • Werke

    Klin. u. anatom. Unterss. über e. bes. Form v. familiärer amaurot. Idiotie, 1907;
    Die Trypanosomenkrankheiten u. ihre Beziehungen zu d. syphilogenen Nervenkrankheiten, 1908;
    Paralyse, Tabes, Schlafkrankheit, in: Ergebnisse d. Neurol. u. Psychiatrie 1, 1911, S. 217–342;
    Die Psychosen d. Rückbildungs- u. Greisenalters, in: G. Aschaffenburg (Hg.), Hdb. d. Psychiatr., Spez. T. 5, 1912, S. 85–164;
    Zur Klinik u. Anatomie d. Nervenschußverletzungen, 1915;
    Die zentralen Veränderungen beim Fleckfieber u. ihre Bedeutung f. d. Histopathologie d. Hirnrinde, in: Zs. f. Neurol. 47, 1919, S. 1–54;
    Kreislaufstörungen u. Psychosen, ebd. 123, 1930, S. 536–573;
    Zur Histopathologie u. Pathogenese d. Poliomyelitis, ebd. 142, 1932, S. 159–99;
    Über d. chron. Encephalitis, in: Virchows Archiv 242, 1923, S. 479–98;
    Degeneration u. Regeneration am peripheren Nerven, in: A. Bethe (Hg.), Hdb. d. normalen u. patholog. Physiol. 9, 1929, S. 285–338;
    Hg.:
    Zs. f. d. gesamte Neurologie u. Psychiatrie, seit 1915.

  • Literatur

    J. Hallervorden, in: Nervenarzt 8, 1935, S. 225–28;
    ders., in: Klin. Wschr. 14, 1935, S. 591 f.;
    H. G. Creutzfeldt, in: Zbl. f. d. gesamte Neurol. u. Psychiatrie 75, 1935, S. 1–3;
    W. Scholz, in: Münchner Med. Wschr. 82, 1935, S. 423–25;
    ders., W. S., Ein Bild seiner Lebensarb., in: Zs. f. Neurol. 153, 1935,|1–26 (P, L);
    ders., W. S. u. s. Schülerkreis, in: ders. (Hg.), 50 J. Neuropathol. in Dtld. 1885–1935, 1961, S. 87–107 (P);
    F. Schob, in: Dt. Med. Wschr. 61, 1935, S. 603;
    G. Schaltenbrand, in: Dt. Zs. f. Nervenheilkde. 137, 1935, S. I f.;
    H. Spatz, in: Archiv f. Psychiatrie u. Nervenkrankheiten 103, 1935, S. 455–70;
    Rhdb. (P);
    Fischer;
    H. Jacob, in: K. Kolle (Hg.), Gr. Nervenärzte III, 1963, S. 31–44 (P, L);
    Kreuter, Neurologen.

  • Autor/in

    Eberhard J. Wormer
  • Zitierweise

    Wormer, Eberhard J., "Spielmeyer, Walter" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 690-691 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117484601.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA