Lebensdaten
1892 – 1963
Geburtsort
München
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
katholischer Sozialpolitiker ; Pfarrer ; Publizist
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 129414360 | OGND | VIAF: 18302145
Namensvarianten
  • Muhler, Emil

Objekt/Werk(nachweise)

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Personen in der NDB Genealogie

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Muhler, Emil, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd129414360.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Josef (* 1860), Kaufm., S d. Mathias u. d. Walburga Körner;
    M Crescentia (* 1863), T d. Georg Fuchsbichler u. d. Crescentia Kaming.

  • Biographie

    Aufgewachsen in Giesing, einem „ausgesprochen proletarischen Münchner Vorstadtviertel“ (Muhler), entwickelte sich in M. frühzeitig ein Gefühl für soziale Fragen. Daß er bereits mit 16 Jahren Vollwaise wurde, hat seinen eigenwilligen Charakter gewiß mitgeprägt. Nach dem Besuch des Luitpoldgymnasiums in München studierte M. Theologie in München und Innsbruck. Am 1. Weltkrieg nahm er als Freiwilliger teil. Nach der Priesterweihe 1919 trat er eine Kaplansstelle in Dachau an, studierte 1922/23 in Berlin und wurde 1924 in München mit einer Arbeit über die „Idee des gerechten Lohnes“ zum Dr. oec. publ. promoviert. Im selben Jahr übernahm er in seiner Heimatstadt die Pfarrstelle der neugegründeten Pfarrei St. Andreas, die er bis zu seinem Tod betreute.

    Seine publizistische Tätigkeit im „Bayerischen Kurier“, dem Organ der Bayerischen Volkspartei, machte ihn auch als Politiker bekannt, dessen Staatsverständnis sich an Christentum und Demokratie orientierte. 1929 wurde M. Vorsitzender des Kartells der kath. Männervereine, 1930 kam er für die Bayer. Volkspartei in den Münchener Stadtrat. Seit dieser Zeit trat er den Nationalsozialisten, die er bereits 1924 als ernste Gefahr erkannt hatte, und den Kommunisten entschieden entgegen. Um Priester und Laien gegen diese Ideologien besser zu wappnen, organisierte er Rhetorikkurse und gründete 1932 die „Zentralstelle der Katholischen Aktion“, für die Kardinal Faulhaber das Patronat übernahm. Nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten mußte er sich aus der Politik zurückziehen. Wegen der Verbreitung angeblicher Greuelmärchen über das KZ Dachau wurde M. am 30.11.1933 verhaftet und zu vier Monaten Haft verurteilt. Nach dem Freisinger Seminardirektor Joseph Roßberger hatte sich M. als erster Geistlicher vor dem Münchener Sondergericht zu rechtfertigen. Als seine diesbezügliche Denkschrift „Erlebtes und Erlittenes“ von 1936/37 bei einer Hausdurchsuchung gefunden wurde, kam er am 2.4. 1940 für acht Monate in Gestapohaft. Am 18.9.1944 wurde er im Rahmen der „Aktion Gitter“ nach Dachau deportiert. Auf dem „Evakuierungsmarsch“ der Häftlinge am 26.4.1945 gelang ihm in Percha die Flucht.

    Die Jahre des Neubeginns sahen M. als Mitbegründer der CSU und 1946-63 als Mitglied ihres Landesvorstands. Er gehörte dem Flügel um den ersten Landesvorsitzenden Josef Müller an und favorisierte den Namen „Union“, um die Partei auch ev. Christen zu öffnen. Seit 1947 vertrat er die kath. Kirche im Bayer. Senat. 1948 erhielt M. einen Lehrauftrag für Sozial- und Wirtschaftsethik an der Univ. München; 1959 folgte die Ernennung zum Honorarprofessor.|

  • Auszeichnungen

    Päpstl. Hausprälat (1959);
    Bundesverdienstkreuz (1952), Bayer. Verdienstorden (1959).

  • Werke

    Die christl. Weltanschauung im Kampf d. Geister, Sieben Vorträge, 1933;
    Vom hl. Sakrament d. Ehe, 10 Predigten, 1936;
    Der Christ in d. Zeitenwende, 1947;
    Die soz. Frage im Rel.unterricht, Material f. d. Katechese an Berufs- u. höheren Schulen, 1949;
    Der Christ u. d. soz. Frage, Material f. Unterricht u. Bildungsarbeit, ²1953;
    Lehrbuch d. Sozialkde. (mit M. Scherer, M. Eichmeier u. W. Stöbe), hrsg. v. K. Bosl, 1953, S. 9-32;
    Gesch. d. dt. Arbeiterbewegung, in: Christl.-soz. Werkbriefe 31/32 (Werkgemeinschaft christl. Arbeitnehmer), 1956, S. 819-72;
    Die Soziallehre d. Päpste, 1958;
    Die roten Patriarchen, Stud. z. Marxismus 1961.

  • Literatur

    O. Gritschneder, Die Akten d. Sondergerichts üb. Stadtpfarrer Dr. E. M., in: Btrr. z. altbayer. KG 29, 1975, S. 125-19;
    ders., Unbekannte Akten aus d. NS-Zeit, Priester vor d. Sondergericht München u. d. bayer. Justiz, in: Oberbayer. Archiv 107, 1982, S. 331-45;
    P. Pfister, in: Christenleben im Wandel d. Zeit, II, hrsg. v. G. Schwaiger, 1987, S. 388-407;
    K. Wagner, in: Münchner Kath. Kirchenztg. v. 7.2.1988 (P);
    F. H. Hettler, Josef Müller („Ochsensepp“), 1991;
    B. Fait u. A. Mintzel (Hrsg.), Die CSU 1945-1948, Protokolle u. Materialien, 3 Bde., 1993;
    J. Pörnbacher, Stadtpfarrer Dr. E. M. in d. Auseinandersetzung mit d. Nationalsozialisten, in: Btrr. z. altbayer. KG 41, 1994, S. 113-47;
    Winfried Müller, Schulpol. in Bayern im Spannungsfeld v. Kultusbürokratie u. Besatzungsmacht 1945-1949, 1995.

  • Porträts

    Phot. (Archiv d. Erzbistums München u. Freising);
    Relief v. G. J. Lang, 1965 (St. Andreas, München).

  • Autor/in

    Johann Pörnbacher
  • Zitierweise

    Pörnbacher, Johann, "Muhler, Emil" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 572 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd129414360.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA