Lebensdaten
um 1500 – 1553
Geburtsort
Bruchenbrücken (Wetterau)
Sterbeort
Neubrandenburg
Beruf/Funktion
evangelischer Theologe ; Schriftsteller ; Fabeldichter ; Satiriker
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118501550 | OGND | VIAF: 7408653
Namensvarianten
  • Alberus, Erasmus
  • Alber
  • Alberus, Erasmus
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Alber, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118501550.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Tilemann Alber, katholischer Priester, dann erster evangelischer Pfarrer in Engelrod (Oberhessen);
    1) um 1522, 2) 1542.

  • Biographie

    Nach Vorbildung durch die Lateinschulen in Nidda und Weilburg und durch Mainzer Humanisten studierte A. 1520 und in den folgenden Jahren in Wittenberg Theologie, wo er erst Karlstadts, dann aber Luthers Schüler wurde. Danach Lehrer, reformierte er (1528 bis 1539 Pfarrer von Sprendlingen) das Ländchen Dreieich und half 1537 bei der Reformierung des Herzogtums Küstrin. Mannigfaches Mißgeschick einerseits, seine lebendig-vielseitige, offen-gerade (nicht streitsüchtige) Art sowie seine scharfe Zunge andererseits führten zu einem ruhelosen Wanderleben seit 1539: A. war Pfarrer in Brandenburg, Rothenburg ob der Tauber, in der Wetterau und in Neubrandenburg; er fand mehrfach Zuflucht in Wittenberg und war 1548 und in den folgenden Jahren in Magdeburg der schärfste Wortführer gegen das Interim. Er stritt in Gedichten und Schriften für die Reformation Luthers gegen Rom, die Reformierten und Osiander. Seine Fabeldichtung nimmt im 16. Jahrhundert den ersten Platz ein, geht von der äsopischen Fabel aus, wird aber reformatorisch und polemisch erweitert, durch die Schilderung eigener Erlebnisse und der heimatlichen Landschaft bereichert. Von seinen Kirchenliedern sind eine Reihe noch heute in Gebrauch (Christe, du bist der helle Tag; Wir danken Gott für seine Gaben). Sein Reimlexikon von 1540 sollte zugleich als deutsch-lateinisches Lexikon dienen.

  • Werke

    Weitere W Etliche Fabel Esopi, verdeutscht u. in Reime gebracht …, Hagenau 1534;
    Novum Dictionarii Genus, Frankfurt 1540; Der Barfüsser Mönche Eulenspiegel u. Alkoran, Wittenberg 1542;
    Das Buch v. d. Tugend u. d. Weißheit, nämlich 49 Fabeln, Frankfurt a. Main 1550, neu hrsg. v. W. Braune, 1892;
    E. A.s geistl. Lieder, hrsg. v. Ch. W. Stromberger, 1857; Bibliogr. d. Werke, in:
    Gesamtkat. d. Preuß. Bibl. 2, 1932, Sp. 799-807.

  • Literatur

    ADB I;
    Ph. Wackernagel, Das dt. Kirchenlied III, 1870;
    Goedeke II, 1886, S. 437-47;
    Ph. Wolfrum, Die Entstehung d. dt. ev. Kirchenliedes, 1890;
    F. Schnorr v. Carolsfeld, E. A., 1893;
    E. Körner, E. A., 1910;
    ders., Luther im Urteil seines Schülers E. A., in: Neue Kirchl. Ztschr. 29, 1918, S. 553 ff.;
    G. Krüger, Hdb. d. Kirchengesch. III, ²1931;
    W. Kummer, Geschichtl. Volkskde. d. Wetterau nach d. Schrr. d. E. A., in: Hess. Bll. f. Volkskde. 30/31, 1932, S. 1 ff.;
    Frels, 1934;
    L. Uhl, E. A. u. d. Musik, 1937;
    vgl. Weimarana 53, 1920, S. 406 ff. u. O. Tschirch, Das Buch d. Ähnlichkeiten d. hl. Franziskus mit unserem Herren Jesu Christo im Grauen Kloster zu Brandenburg u. Luthers Antwort darauf, Eine Brandenburger Luthererinnerung, in: Jb. f. Brandenburg. Kirchengesch. 1927;
    PRE;
    LThK;
    Schottenloher I, 1933;
    Enc. Catt. I, 1949;
    MGG Suppl.

  • Autor/in

    Gustav Hammann
  • Zitierweise

    Hammann, Gustav, "Alber" in: Neue Deutsche Biographie 1 (1953), S. 123 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118501550.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Alberus: Erasmus A., geb. wol im Eingang des 16. Jahrhunderts, 5. Mai 1553; ein begabter Mitarbeiter der Reformatoren, vielfach eingreifend, aber niemals zu einer stetigen und dauernden Wirksamkeit gelangt, war in der Wetterau, nach anderer Nachricht in Sprendlingen bei Frankfurt a. M. geboren, Sohn eines Predigers Tilemann A.; das Geburtsjahr ist unbekannt. Er wurde in Nidda, dann in Mainz unterrichtet, bezog 1520 oder 21 die Universität Wittenberg und wurde ganz für Luther und Melanchthon gewonnen, mit dem letzteren blieb er in Briefwechsel. Sein öffentliches Leben vertheilt sich unter viele Stationen. Wir finden ihn zunächst 1525—27 als Schullehrer in Ursel, dann in Heldenberg bei dem Ritter Konrad von Hackstein, hierauf in dem Landstrich Drei-Eichen in der Grafschaft Katzenelnbogen, wo er als Prediger von Götzenhahn die neue Lehre einführte und 1528 als Pfarrer zu Sprendlingen, wohin ihn Landgraf Philipp von Hessen berufen hatte. Dort soll er bis 1538 geblieben sein. Der Kurfürst Joachim II. von Brandenburg erwählte ihn zum Hofprediger, entließ ihn aber wieder, weil er gegen die Besteuerung der Geistlichen starken Widerspruch erhoben hatte. Im J. 1541 finden wir ihn als Prediger in Neubrandenburg, und 1542—45 in gleicher Eigenschaft zu Stade bei Friedberg; während dieser Zeit war er am 24. Aug. 1543 von Luther zum Doctor der Theologie ernannt worden. Gleich darauf begab er sich auf kurze Zeit nach Rotenburg an der Tauber, wo er, wie Seckendorf berichtet, neben Thomas Venatorius das reformatorische Werk durchführen half, und nach Babenhausen bei Hanau auf Veranlassung des Grafen Philipp IV. von Hanau-Lichtenfels. Doch verließ er nach 1545 auch diese Gegend, verweilte abermals bis 1548 oder 49 in Sprendlingen und ging als Prediger nach Magdeburg. Dort aber hatte das Interim Anklang gefunden; als dessen entschiedener Widersacher konnte er sich in Magdeburg nicht halten, er wanderte nach Hamburg aus und lebte daselbst einige Jahre ohne Amt, bis ihn 1553 ein neuer Ruf als Superintendent nach Neubrandenburg in Mecklenburg führte. Hier ist er jedoch gleich nach seinem Amtsantritt gestorben. — So unstet sein Lebenslauf, so fest war seine Ueberzeugung. Von heftiger Gemüthsart ist er in der Bekämpfung der Agricolisten,|Karlstadtianer, Osiandristen, Interimsfreunde und Anderer, die an Luther's Lehre ändern wollten, sich stets gleich geblieben. Daher ist ein Theil seiner Schriften besonders der lateinischen, polemischen Zwecken gewidmet, doch würden diese und andere philologische Arbeiten ("Dictionarium Latino — Germanicum"), ihm noch keinen Namen gegeben haben, wenn nicht sein Talent zugleich eine ihm besser zusagende, volkstümliche, poetische und satirische Richtung genommen hätte. Neben Burkard Waldis, obwol weniger fruchtbar als dieser, wurde er der deutsche Fabeldichter seiner Zeit; das „Buch von der Tugend und Weisheit“ 1550 umfaßt 49 Thierfabeln, in denen allerdings nur ältere Stoffe in ansprechender Weise bearbeitet sind. Großes Aufsehen machte die gegen den Katholicismus gerichtete Satire: „Der Barfüßer Mönche Eulenspiegel und Alcoran“, welche geschöpft aus einem Liber conformitatum s. Francisci ad vitam Jesu Christi, Med. 1510 und aus anderen Legenden, von Luther bevorwortet und 1542 edirt, dann aber auch in lateinischer, französischer und holländischer Uebersetzung verbreitet wurde. Andere Volksschriften behandeln z. Th. in dialogischer und satirischer Form den Sündenfall, den Ehestand, die Kindererziehung, die Kindertaufe, das Interim. Endlich hat A. auch zur kirchlichen Lyrik einen Beitrag geliefert. (Wackernagel, D. Kirchenlied III. S. 886—889. 1263.) Er ist als Liederdichter von Herder sehr ausgezeichnet worden; neuere wie Rambach haben dies Lob mit Recht ermäßigt, indessen haben doch mehrere seiner „geistlichen Lieder“ in die älteren Gesangbücher und in neuere Liedersammlungen Aufnahme gefunden.

    • Literatur

      Strieder, Hess. G.- und Schriftst.-Gesch. I. S. 24. — Hoffmann von Fallersleben, Mecklenburgisches Volksbuch für 1846 S. 187.

  • Autor/in

    Gaß.
  • Zitierweise

    Gaß, Wilhelm, "Alber" in: Allgemeine Deutsche Biographie 1 (1875), S. 219-220 unter Alberus [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118501550.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA