Lebensdaten
1507 oder 1508 – 1585
Geburtsort
Wien
Sterbeort
Nürnberg
Beruf/Funktion
Goldschmied ; Eisengraber ; Zeichner ; Entwerfer ; Konstrukteur ; Erfinder wissenschaftlicher Instrumente
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 11855686X | OGND | VIAF: 51962533
Namensvarianten
  • Gamnitzer, Wenzel
  • Jamitzer, Wenzel
  • Gamitzer, Wenzel
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Zitierweise

Jamnitzer, Wenzel, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11855686X.html [18.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Hans ( zw. 19.12.1548/13.3.1549), Goldschmied aus W.;
    M Elisabeth N. N. ( 1549);
    B Albrecht ( 1555), Goldschmied in N.;
    - Nürnberg 22.6.1534 Anna Braunreuch ( 1575);
    6 S, 5 T, u. a. Hans (s. 2), Wenzel (1548–72), Abraham (1555-vor 1600), beide Goldschmiede, Anna ( Hans Straub, 1610, Goldschmied, s. ThB), Susanna ( Martin Holweck, Goldschmied), Maria ( Valentin Maler, 1603, Medailleur, s. ThB);
    E Christoph (s. 1).

  • Biographie

    Über J.s Lehr- und Gesellenjahre ist nichts bekannt; 1534 wird er Bürger und im gleichen Jahre Meister in Nürnberg. 1543 erhält er das Amt des Eisengrabers an der städt. Münze. Er bekleidet wichtige Ehrenämter in Nürnberg, wird 1556 Genannter des Großen Rats, 1573 Genannter des Kleinen Rats (Ratsherr). Seine Meistermarke ist ein Löwenkopf en face, darüber ein W; einige Zeichnungen tragen das Monogramm W I, andere Arbeiten sind voll bezeichnet. – J. arbeitet in den ersten Jahren zusammen mit seinem Bruder Albrecht (Meister 1550): „Sie arbeiten beide von Silber und Gold, haben der Perspectiv und Messwerk einen großen Verstand, schneiden beide Wappen und Siegel in Silber, Stein und Eisen. Sie schmelzen die schönsten Farben von Glas, und haben das Silberätzen am höchsten gebracht, was sie aber von Thierlein, Würmlein, Kräutern und Schnecken von Silber gießen, und die silbernen Gefässe damit zieren, das ist vorhin nicht erhöret worden“ (Joh. Neudörfer, 1547). Mit der Einführung des Naturabgusses, der als der Vegetation nachgebildete natürliche Form neben dem künstlichen Ornament einen wesentlichen Bestandteil seiner Hauptarbeiten darstellt, steht J. in einer Tradition, die sich unmittelbar auf das Naturstudium Dürers zurückführen läßt. So erscheint auf einer Reihe von Werken vielfältiges Kleingetier neben üppig wuchernden Pflanzen und Gräsern, Groteskendekor und Maureskenornament, die von antikisierenden Architekturformen gerahmt werden. Hauptbeispiel für diese Kunstrichtung, der in Frankreich gleichzeitig der ‚style rustique‘ entspricht, ist der große, reich gestaltete Tafelaufsatz der „Mutter Erde“ in Amsterdam (Rijksmuseum). Bereits mit diesem vor 1549 entstandenen Werk (zu dem Vorzeichnungen und das figürliche Schaftmodell erhalten sind), das der Nürnberger Rat für Geschenkzwecke (Kaiser Karl V.?) von ihm erwirbt, zeigt sich J. den führenden süddeutschen Meistern weit überlegen.

    Nie vor ihm oder später hat ein Goldschmied von 4 Kaisern nacheinander Aufträge erhalten: Von einem verschollenen Prunkschwert für Karl V. hat sich der Entwurf (1544) in Weimar erhalten; für Kg. Ferdinand und besonders dessen Sohn, Erzhzg. Ferdinand II. von Tirol, hat er Silbergeschirr und viele Einzelaufträge ausgeführt, wovon das meiste allerdings verloren scheint. Die meisten Werke hat er für Maximilian II. geschaffen: einen silbernen Sattelbogen (Gipsabguß in Basel, Hist. Mus.), die Prunkkassette von 1570 im Kloster der Descalzas Reales in Madrid und den „Kaiserpokal“ im Kunstgewerbemuseum zu Berlin, beides zusammen wohl die dem Kaiser bei seinem ersten Besuch in Nürnberg 1570 von der Stadt überreichten Ehrengeschenke. Das umfangreichste Hauptwerk J.s stellte der im 18. Jh. zugrundegegangene Prager Lustbrunnen dar, der, von Maximilian bestellt, erst 1578 vollendet und an Rudolf II. geliefert wurde. Von diesem etwa 3 m hohen, in Silber und Bronze gearbeiteten Brunnen, der die Form einer Krone besaß, haben sich nur 4 Bronzefiguren im Kunsthistorischen Museum in Wien erhalten sowie die Beschreibung eines Altdorfer Studenten aus der ersten Hälfte des 17. Jh. im German. Nationalmuseum in Nürnberg; darin heißt es: „werden an diesem Stück nit allein physika und metaphysika sondern auch politica mit vielen schönen philosophischen und poetischen geheimnusen für die augen gestelet“. Das Ganze bedeutete eine Allegorie auf das Kaisertum und auf das Haus Habsburg, wie sie J. mit anderen Mitteln auch auf seinem großen, von J. Amman gestochenen Blatt mit der Apotheose Maximilians II. von 1570 „inventirt“ hat (Vorzeichnung in Wien, Albertina).

    Neben den kaiserl. Bestellungen fließen J. Aufträge vor allem vom süddeutschen und Nürnberger Patriziat sowie von deutschen und ausländischen Fürsten zu; davon legen noch heute die zahlreichen Goldschmiedearbeiten J.s und seiner Werkstatt in den großen europ., auf fürstl. Kunstsammlungen zurückgehenden Museen Zeugnis ab (z. B. Dresden, Grünes Gewölbe, München, Schatzkammer der Residenz, Paris, Louvre, Moskau, Rüstkammer des Kreml).

    Wie er in den verschiedensten Kunstübungen hervortritt – als Kupferstecher, Entwerfer, Bildner und vor allem Ornamentgestalter – so erweitert J. auch ständig den Schaffensbereich der eigenen Werkstatt, sei es durch reiche Ausgestaltung der silbernen Prunkkassetten wie durch Zusammenstellung der „Künstlichen Schreibtische“ (die ein Kompendium mathematischer wie handwerklicher Präzisionsinstrumente und Geräte darbieten), sei es mit der von ihm erfundenen Maschine zum Prägen von Ornamentstreifen. Darüber hinaus ist er bemüht, den Nachwuchs der Goldschmiede in Nürnberg auf hohem Niveau zu halten, indem er für die Aufstellung eines neuen Musters für eines der Meisterstücke (Akeleypokal) eintritt. Stilbestimmend wie J.s Goldschmiedearbeiten für seine Schüler und seinen näheren Kreis werden, wird sein Einfluß maßgebend auch für den aufblühenden Ornamentstich. Er selbst hat nur wenige Blätter radiert; das meiste haben nach seinen Vorlagen Virgil Solis, Jost Amman und, etwas selbständiger, Matthias Zündt für ihn gestochen. Die Zeichnung hat eine wesentliche Rolle in allen seinen Schaffensperioden gespielt. Besonders scheinen bei der Ornamentgestaltung niederländ. Anregungen eingewirkt zu haben, fruchtbar hat sich die Bekanntschaft mit dem vorübergehend in Nürnberg ansässigen Erasmus Hornick aus Antwerpen ausgewirkt.

    In seinen späteren Jahren tritt die Vorliebe J.s für wissenschaftliche und technische Geräte und Probleme hervor, am deutlichsten in der „Perspectiva“ von 1568 (Vorzeichnungen in Berlin u. Wolfenbüttel), die er Kaiser Maximilian II. widmet. „Seine Arbeiten auf dem Gebiete der Perspektive waren eine Fortsetzung der Bemühungen A. Dürers, die Wahrnehmung und Beherrschung von Raum und Körper auf instrumentellem Wege, als etwas völlig gesetzmäßig Lern- und Lehrbares zu erreichen. … J.s Verdienste dabei bestanden vor allem darin, daß er den Dürerschen Apparat verbesserte und mustergültige Entwürfe mit diesem Apparat in seiner von Jost Amman gestochenen Perspektive veröffentlichte“ (M. Engelmann).

    Der Ruhm J.s als des hervorragendsten deutschen Goldschmiedes, wie er bei Sandrart und Doppelmayr erscheint, verband sich lange allein mit dem Tafelaufsatz der „Mutter Erde“, der bis 1880 in Nürnberg verblieben war. Erst die Forschungen von R. Bergau, M. Frankenburger, M. Rosenberg und anderen haben die Kenntnis seiner vielseitigen Persönlichkeit und seines umfassenden Werkes grundlegend erweitert.

  • Werke

    Weitere W Bergkristallgefäß mit Fassung, gemarkt, um 1545 (London, Kunsthandel 1970);
    Span. Landkarte“, Hinterglasmalerei mit Montierung, ohne Meisterzeichen, um 1555 (Amsterdam, Rijksmus.). - Schrr.
    Perspectiva Litteraria, 1557;
    Perspectiva Corporum Regularium, 1568, Neudr., eingel. v. A. Flocon, u. d. T. Orfèvre de la rigueur sensible, 1964. -
    Unveröff. Mss. in|Dresden, Mathemat.-Physikal. Salon (Grundtlicher vnnd Aigentlicher vnterricht vnnd Erklerung dises Kunstreichen runden Maß od. Eich-Stabes, o. J.) u. in London, Bibl. d. Victoria & Albert Mus. (Ein gar künstl. u. wolgetzierter Schreibtisch sampt allerhant künstl. Silbern u. vergulten newerfunden Instrumenten, 2 T., 1585).

  • Literatur

    ADB 13;
    M. Engelmann, Mathemat. Instrumente v. W. J., in: Mitt. a. d. sächs. Kunstslgg. 5, 1914;
    E. Kris, Der Stil „Rustique“, Die Verwendung d. Naturabgusses b. W. J. u. Bernard Palissy, in: Jb. d. kunsthist. Slgg. in Wien NF 1, 1926;
    E. W. Braun, Verschollene Zimmerbrunnen W. J.s, in: German. Nat.-Mus. Nürnberg, 96. Jber., 1951;
    S. A. Bedini, The perspective machine of W. J., in: Technol. and Culture 9, 1968, S. 197-202;
    K. Pechstein, Zeichnungen v. W. J., in: Anz. d. German. Nat.mus., 1970;
    ders., Der Merkelsche Tafelaufsatz v. W. J., in: Mitt. d. Ver. f. Gesch. d. Stadt Nürnberg 61, 1974;
    E. Mulzer, Das Jamnitzerhaus u. d. Goldschmied W. J., ebd.;
    I. Franke, W. J.s Zeichnungen z. Perspectiva, in: Münchner Jb. d. bildenden Kunst, 3. F., Bd. 23, 1972, S. 165-86;
    - E. Zinner, Astronom. Instrumente d. 11.-18. Jh., 1956, S. 394-96.

  • Porträts

    Kupf., J. an d. v. ihm konstruierten Perspektivapparat sitzend, v. J. Amman;
    mehrere Medaillen v. H. Bolsterer u. V. Maler, vgl. G. Habich, Die dt. Schaumünzen d. XVI. Jh., 1931 ff.;
    Gem. v. N. Neufchatel (Genf, Musée d'art et d'hist.).

  • Literatur

    z. Gesamtfam. M. Frankenburger, Btrr. z. Gesch. Wenzel J.s u. s. Fam., 1901;
    M. Rosenberg, J., Alle erhaltenen Goldschmiedearbb., Verlorene Werke, Handzeichnungen, 1920;
    ders., Der Goldschmiede Merkzeichen III, ³1925, S. 53-68, Nr. 3832-40;
    E. Kris u. O. v. Falke, Btrr. zu d. Werken Chr. u. H. J.s, in: Jb. d. preuß. Kunstslgg. 47, 1926;
    K. Pechstein, Jamnitzer-Stud., in: Jb. d. Berliner Museen, NF d. Jb. d. preuß. Kunstslgg. 8, 1966;
    G. Kuhr, Stammtafel d. Fam. J., in: Mitt. d. Ver. f. Gesch. d. Stadt Nürnberg 61, 1974;
    ThB

  • Autor/in

    Klaus Pechstein
  • Zitierweise

    Pechstein, Klaus, "Jamnitzer, Wenzel" in: Neue Deutsche Biographie 10 (1974), S. 329-331 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11855686X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Jamitzer: Wenzel J., auch Jamnitzer, Gamiczer oder ähnlich geschrieben, einer der ausgezeichnetsten deutschen Goldschmiede älterer Zeit und das Haupt der Nürnberger Goldschmiede im 16. Jahrhundert, wurde 1508, angeblich zu Wien, geboren, siedelte aber als Geselle mit seinen Eltern und seinem jüngeren Bruder Albrecht, welcher später sein Mitarbeiter war, nach Nürnberg über, wurde daselbst 1534 Meister, heirathete, kaufte ein Haus in der Zisselgasse, wurde 1544 Geschworener seines Gewerks, 1556 Genannter des großen Raths und 1573, als Vertreter der Goldschmiede. Mitglied des kleinen Raths. Wie hoch er in der Achtung seiner Zeitgenossen stand, beweist wohl die Thatsache, daß die Kaiser Karl V., Ferdinand I., Maximilian II. und Rudolf II. ihn zu ihrem Hofgoldschmied ernannten. Er starb zu Nürnberg am 15. Decbr. 1585 und wurde neben „seinem Weibe und seinem Kind“ auf dem Johanniskirchhofe begraben, wo sein Grab durch ein schönes, von seinem Freunde Jost Amman entworfenes Epitaph aus Bronce mit seinem Porträt geschmückt ist. — J. war ein Mann von edelstem Charakter, umfassender Bildung, großem Talent und bedeutender Erfindungsgabe. Er gab die von den anderen Goldschmieden seiner Zeit noch lange angewendeten, aus dem Mittelalter überlieferten gothischen Kunstformen ganz auf und wendete mit aller Entschiedenheit sich den Formen der italienischen Renaissance zu, welche er jedoch mit voller Freiheit handhabte und weiter ausbildete, sie auch mit orientalischen Ornamenten verband. J. war der Begründer einer ganz neuen Richtung in der Goldschmiedekunst und das Haupt einer bedeutenden Schule, welche bald über ganz Deutschland sich ausbreitete. J. war in allen Arten der Technik, Gießen, Treiben, Stanzen. Ciseliren, Graviren, Vergolden, Emailliren, Fassen der Edelsteine Meister, schnitt Siegel und Münzstempel in Stein und Eisen, modellirte in Wachs und war ein vortrefflicher Zeichner, auch geübt im Radiren in Kupfer und fertigte auch mathematische Instrumente verschiedener Art nach eigener Idee. Besonders bewundert wurden seine sehr sauber gearbeiteten, ganz naturalistisch behandelten Nachbildungen kleiner Thiere und Pflanzen (zum Theil Abgüsse über der Natur) in Silber, mit welchen man damals Kästchen und anderes zu besetzen pflegte. Die Zahl seiner Entwürfe zu künstlerischen Arbeiten verschiedenster Art ist sehr groß. Er war damit sehr freigebig; nur wenige davon sind unter seinem Namen bekannt. Mehr als dreißig Entwürfe zu Prachtgefäßen in edlen Metallen hat er selbst in Kupfer gestochen. Sie sind unter dem Namen des „Meisters von 1551“ bekannt, leider von höchster Seltenheit. Andere seiner Entwürfe zu Prachtgefäßen. Schmuckgegenständen und Ornamenten sind von Virgil Solis und anderen Kupferstechern in Kupfer radirt (seine Entwürfe zu Prachtgefäßen in Silber und Gold sind neu herausgegeben von R. Bergau — Berlin bei Paul Bette). Originalzeichnungen von ihm sind von großer Seltenheit, doch sind dergleichen in Basel, Berlin, Coburg, Nürnberg etc. noch erhalten. Zwei große figürliche Compositionen: Apotheose des Kaisers Maximilian II. und Triumph der christlichen Kirche hat Jost Amman nach Jamitzer's Entwürfen in Kupfer radirt. Die meisten seiner Kupferstiche und Zeichnungen sind ohne jede Bezeichnung, daher viele als Werke dieses Meisters wol noch nicht erkannt. Einige derselben sind mit W. J., andere mit seinem vollen Namen bezeichnet. — Seine bedeutendsten erhaltenen — viele derselben sind leider zerstört — in edlen Metallen ausgeführten Werke sind: zwei Schmuckkästchen im grünen Gewölbe zu Dresden, zwei andere im Kunstgewerbemuseum zu Berlin und in der königl. Schatzkammer zu München, der berühmte Tafelaufsatz, bis vor Kurzem in Nürnberg, jetzt in Besitz des Baron Rothschild zu Frankfurt a. M. (von einem Seitenstück dazu ist noch eine Zeichnung erhalten), ein Reliquiar in Privatbesitz in England, ein großer Pokal im Besitz des Deutschen Kaisers, ein anderer in der königl. Schatzkammer zu München, mehrere Pokale im Besitz des Baron Rothschild zu Frankfurt und eine Taufkanne nebst Schüssel in der Kirche S. Maria presso S. Celso zu Mailand. Unter den zerstörten Werken war besonders hervorragend ein großes Brunnenwerk, welches J. für Kaiser Rudolf II. gefertigt hat, von welchem uns aber nur eine ausführliche Beschreibung und einige Fragmente in der k. k. Schatzkammer zu Wien erhalten sind. Jamitzer's officielle Goldschmiedemarke ist ein Löwenkopf en face (sein Wappen) und daneben ein W. Die von J. geschaffenen Formen wurden von vielen anderen Goldschmieden copirt und, zum Theil in unverstandener Weise zusammengestellt. Daher kommt es, daß viele Silberarbeiten vorhanden sind, deren Gesammtcomposition von anderen Meistern ist, während viele ornamentale Theile derselben von J. sind. — J. war auch wissenschaftlich vielfach thätig, beschäftigte sich mit Architektur, Mathematik und Mechanik. Er fertigte u. A. die Illustrationen zu der 1548 erschienenen deutschen Bearbeitung des Vitruv von Rivius, gab 1568 ein Werk „Perspectiva corporum regularium“ heraus, dessen Abbildungen Jost Amman nach Jamitzer's Zeichnungen radirt hat. Die Bibliothek des South-Kensington-Museum zu London besitzt ein zweibändiges Manuscript von J., „Beschreibung von künstlichen und nützlichen silbern und vergulten neu erfundenen Instrumenten“ von 1585. Es giebt sechs verschiedene Medaillen mit dem Porträt Jamitzer's, die schönste darunter von seinem Schwiegersohne Valentin Maler, auch verschiedene ältere Kupferstiche mit seinem Porträt.

    Johann Neudörfer's Nachrichten von Nürnberger Künstlern, herausgegeben von Lochner (Wien 1875). Doppelmayr, Nachricht von Nürnbergischen Künstlern (Nürnberg 1730).

    Christoph Jamitzer (auch Gamiczer geschrieben), ist wahrscheinlich ein Sohn von Albrecht J., also Neffe des berühmten Wenzel J., Nürnberger Goldschmied, wurde geboren zu Nürnberg am 11. Mai 1563 und starb daselbst am 22. Decbr. 1618. Von seinen Werken sind bekannt ein Tafelaufsatz in Form eines Elephanten im Kunst-Gewerbe-Museum zu Berlin, zwei große silberne Becher in Form von Himmels- und Erdgloben, welche der Rath der Stadt Nürnberg im J. 1632 dem Könige Gustav Adolf von Schweden, als er in Nürnberg eingezogen war, überreichte, jetzt im Grünen Gewölbe zu Dresden, ein großes ovales Becken, in dessen Mitte ein Triumphzug des Amor in figurenreichem Relief dargestellt ist, in der k. k. Schatzkammer zu Wien und ein in Kupfer radirtes, 1610 erschienenes, Vorlagenbuch, welches den Titel „Neu Grotesken Buch“ trägt. — Es giebt einen in Aquatintamanier ausgeführten Kupferstich mit seinem Porträt.

    • Literatur

      Doppelmayr, Nachricht von Nürnbergischen Künstlern (Nürnberg 1730).

  • Autor/in

    R. Bergau.
  • Zitierweise

    Bergau, R., "Jamnitzer, Wenzel" in: Allgemeine Deutsche Biographie 13 (1881), S. 691-692 unter Jamitzer [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11855686X.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA