Lebensdaten
1529 – 1596
Geburtsort
Nesse bei Norden
Sterbeort
Norden
Beruf/Funktion
lutherischer Theologe
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 119743914 | OGND | VIAF: 20497359
Namensvarianten
  • Ligarius, Johann
  • Ligarius, Johannes
  • Ligarius, Johann

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Ligarius, Johannes, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119743914.html [28.03.2024].

CC0

  • Biographie

    Nach Schulbesuch in Emden studierte L. seit 1547 in Wittenberg u. a. bei Melanchthon und schloß mit David Chyträus bleibende Freundschaft. 1556 hielt er sich, noch ohne Amt, bei dem luth. Prediger Martin Faber (1513–88) in Hage b. Norden auf, der engen Kontakt mit dem Hamburger Superintendenten Joachim Westphal hatte. Ende 1556/Anfang 1557 wurde er Pastor in Uphusen b. Emden und beteiligte sich als Lutheraner von hier aus aktiv an dem von Johannes Laski 1544 in Emden eingerichteten Coetus. Als Nachfolger des ref. Theologen Martin Micron (1523–59) wurde er 1559 Pastor in Norden. 1563 verteidigte er die luth. Abendmahlslehre im Coetus. Nach Übersiedlung der Merchant Adventurers von Antwerpen nach Emden im Mai 1564 wurde er amtsenthoben, erhielt aber durch den luth. Junker Eger Howerda im gleichen Jahr die Pfarrstelle Wolthusen|vor den Toren Emdens. Von dort wurde er 1566 nach Antwerpen berufen. Hier arbeitete er mit Hermann Hamelmann und Matthias Flacius Illyricus zusammen. Die Erbsündenlehre des Flacius lehnte er jedoch ab. Nach Vertreibung der Protestanten aus Antwerpen 1567 wirkte L. in Woerden in Südholland, 1568/69 als Feldprediger bei Prinz Wilhelm von Oranien und seit 1569 als Pastor in seiner Geburtsgemeinde Nesse. Er weigerte sich, die von Menso Alting 1576 veranlaßte Coetusordnung anzuerkennen. Im Sommer 1577 berief ihn Gf. Edzard II. zum Hofprediger. Damit wurde L. der führende Theologe des Luthertums in Ostfriesland, als dieses hier mit dem Calvinismus um die Vorherrschaft rang. Ein Unionsversuch scheiterte 1580. L. bemühte sich nun darum, dem Konkordienbuch in Ostfriesland Geltung zu verschaffen. 1583 verfaßte er Gottesdienstformulare für Taufe, Abendmahl, Trauung und Krankenbesuch, die „Engerhafer Liturgie“, die, wie die ref. Liturgien Emdens und Laskis, den Charakter der Lehrliturgie haben. Nach seiner Entlassung aus dem Hofpredigeramt 1585 ging er wieder nach Woerden, wo er in niederländ. Sprache ein Gesangbuch und zwei Katechismen herausgab. 1591 mußte er wegen seiner luth. Haltung aus Woerden weichen. Im selben Jahr wurde er Prediger der 1586 in Emden eingerichteten luth. Gemeinde. Hier verfaßte er zwei Schriften (verloren), eine Evangelienpostille und einen Kommentar zu den Kapiteln 9 bis 11 des Römerbriefes. Unter Verwendung von Formularen, die von L. stammten, wurde 1593 in Marienhafe den luth. Predigern Ostfrieslands eine Kirchenordnung vorgelegt. Im gleichen Jahr erschienen, wahrscheinlich von L. verfaßt, zwei Darstellungen zur ostfries. Reformationsgeschichte. Nach dem politischen Sieg der Reformierten in Emden wurde L. 1595 von dort vertrieben und starb bald darauf in Norden.

  • Literatur

    H. Ernst, Urkk. z. Unionsversuch in Ostfriesland um d. J. 1580, 1922;
    H. Garrelts, J. L., Sein Leben u. s. Bedeutung f. d. Luthertum Ostfrieslands u. d. Niederlande, 1915 (W-Verz., Qu., L);
    ders., Die Ref. Ostfrieslands nach d. Darst. d. Lutheraner v. J. 1593 nebst e. kommentierten Ausg. ihrer Berr., 1925;
    J. Loosjes, Naamlijst van Predicanten enz. d. luth. kerk in Nederland, 1925, S. 164 ff.;
    Heinr. Schmidt, Der Bekenntnisstreit zu Norden 1577–79, in: Jb. d. Ges. f. Nd.-sächs. KG 59, 1961, S. 19-43;
    A. Sprengler, Lutherische liturg. Formen in Ostfriesland am Ende d. 16. Jh. (die Gottesdienstordnung n. d. Engerhafer Liturgie v. 1583 u. d. Marienhafer Kirchenordnung v. 1593) u. Voraussetzungen ihrer Entstehung, ebd., S. 67-91;
    dies., Mysterium u. Riten nach d. Londoner Kirchenordnung d. Niederländer, 1967;
    E. Sehling (Hrsg.), Die ev. Kirchenordnungen d. XVI. Jh., 7. Bd., Niedersachsen II Hälfte, Die außerwelf. Lande, 1. Halbbd., bearb. v. A. Sprengler-Ruppenthal, 1963;
    M. Smid, Ostfries. KG, = Ostfriesland im Schutze d. Deiches, hrsg. v. J. Ohling, VI, 1974.

  • Autor/in

    Menno Smid
  • Zitierweise

    Smid, Menno, "Ligarius, Johannes" in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 547-548 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119743914.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Ligarius: Johann L., lutherischer Prediger und als solcher ein unermüdeter und eifernder Vorkämpfer der Augsburger Confession, als diese in Ostfriesland und den Niederlanden von dem reformirten Bekenntniß mehr und mehr verdrängt ward. Zu Neffe in Ostfriesland geboren, studirte er auf Kosten der Stadt Emden unter Melanchthon zu Wittenberg Theologie und trat um 1560 zu Uphausen das Predigtamt an. Bald aber folgte er dem Ruf der Gemeinde zu Norden und trat von Anfang an den von Gräfin Anna begünstigten Reformirten so schroff entgegen, daß er seine Entlassung erhielt. Kurz nachher trat er wieder als Prediger zu Wolthausen auf, zog aber auf die Bitte einiger Kaufleute 1566 nach Antwerpen, wo er die lutherischen Lehren eifrigst verkündete. Bei der Ankunft Alba's fand er ein sicheres Unterkommen und eine Feldpredigerstelle im Lager des Prinzen von Oranien. Dann nach Ostfriesland heimgekehrt, trat er 1569 das Predigtamt in seinem Geburtsorte Neffe an. Damals dominirten in Ostfriesland durchaus die reformirten, sogar die Zwinglischen Ansichten unter dem kräftigen Schutz der alten Gräfin Anna (Bd. I S. 468). L. verhielt sich daher einige Jahre ruhig. Als aber Gräfin Anna 1575 gestorben war, glaubte er, es sei eine bessere Zeit für die lutherische Lehre gekommen, da Graf Edzard II. und seine Gemahlin, die schwedische Prinzessin Katharina, der Augsburger Confession zugethan waren. Alsbald erhoben sich die Lehrstreitigkeiten. L. verweigerte 1576 die Unterzeichnung einer Kirchenordnung, welche der Befestigung der reformirten Lehren dienen sollte, und als er im folgenden Jahre vom Grafen zum Hofprediger zu Aurich und zum Inspector der ostfriesischen Kirchen ernannt war, trat er mit seinen Freunden Martin Faber, Johann von Antwerpen und Bernard Blok immer eifriger als Vertheidiger der Augsburger Confession am. So kam es an mehreren Orten, wie zu Norden und Aurich, zu heftigen Zerwürfnissen. Umsonst bemühten sich die gemäßigten unter den Theologen, die Parteien zu vereinigen. L. wußte es dahin zu bringen, daß Graf Edzard die wöchentlichen Versammlungen der ostsriesischen Prediger, welche von a Lasko (Bd. XVII S. 736) 1544 eingeführt waren, 1583 untersagte. Bald nachher aber traf ihn die gräfliche Ungnade und er verlor seine Hofpredigerstelle. 1586 finden wir ihn wieder als Prediger zu Woerden in Holland. Dort war bis jetzt nur eine lutherische Gemeinde gewesen, ungeachtet mehrerer Versuche zur Ginführung des reformirten Glaubensbekenntnisses. Umsonst hatte diese Gemeinde schon 1573 L. an sich zu ziehen versucht; jetzt trat er mit Genehmigung der holländischen Staaten nebst Segerius Koningsbergen den Dienst zu Woerden an. Als Segerius sich aber bald als heimlicher Beförderer des Calvinismus zeigte, eiferte L. umsomehr für die Ausrechthaltung der Augsburger Confession. Zu diesem Zwecke führte er auch ein neues Gesangbuch ("Dat Woerdsche sangboeck“, zuletzt herausgegeben zu Utrecht bei Symon de Vries, 1647) mit einer von ihm verfaßten Vorrede ein, und es erschienen zwischen 1588 und 1591 von seiner Hand zwei kleine Schriften: „Het Christendom oft die puncte der godtsalicheyt, mittgaders sommige textuale regulen en disputatien in vrage en antwoort gestellst“ und „Het kleine Corpus doctrinae om de jonckheyt en de eenvoudige gemeente in de poincten der kleine Catechismi tot meerder verstand met frage ende antwoorde te oeffenen“. Dennoch gelang es ihm nicht seinen Zweck zu erreichen. Von den holländischen Staaten unterstützt, mehrte sich allmählich|der reformirte Einfluß. 1591 verklagten die Reformirten den unbeugsamen lutherischen Vorkämpfer bei der Stadtregierung, welche die Sache vor die holländischen Staaten brachte. Diese untersagten dem L. das Predigen. Gleichwol versagte der Magistrat ihm nicht ein rühmliches Zeugniß. Seine Gegner aber drangen, als er seine Abschiedspredigt hielt, in die Kirche ein und führten ihn von der Kanzel herab zur Stadt hinaus. L. kehrte nach Ostfriesland zurück, wo die Lehrstreitigkeiten immer noch fortdauerten und die Lutherischen besonders vom Grafen Edzard gestützt wurden. Auch zu Emden hielten sie jetzt ihren Gottesdienst in der „Neuen Münze“ und übertrugen nun dem wiedergekehrten L. das Predigeramt. Bald nahm auch er wieder an den Streitigkeiten seinen Antheil. 1593 verfaßte er ein heftiges Schriftchen „De rechtgeloovige predikanten van Oostfriesland“, dem die Emdener Prediger 1594 in ihrem „Reformations-Bericht“ entgegentraten. Als indessen die Verhältnisse 1595 bis zur offenen Widersetzlichkeit der Emdener Bürger wider ihren Fürsten und zur Ausweisung der Lutherischen gediehen, mußte auch L. fliehen. Kurz nachher endete dieser unruhige, aber standhafte Vertheidiger der 'Augsburgischen Confession sein mühseliges Leben zu Norden am 21. Januar 1596.

    • Literatur

      Vgl. Meiners, Kerkgesch. v. Oostfriesl. II. bl. 19, 83 ff., 124 ff. Schultz, Jacobi und Domela Nieuwenhuis. Luthersche Bydr. I. bl. 44, III. bl. 89. Glasius, Godgel. Ned. und van der Aa, Biogr. Woordenb.

  • Autor/in

    van Slee.
  • Zitierweise

    Slee, Jacob Cornelis van, "Ligarius, Johannes" in: Allgemeine Deutsche Biographie 18 (1883), S. 641-642 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119743914.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA