Lebensdaten
1839 – 1900
Geburtsort
Gießen
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
Dirigent ; Generalmusikdirektor
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 118865900 | OGND | VIAF: 10643494
Namensvarianten
  • Levy, Hermann
  • Levi, Hermann
  • Levy, Hermann
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Zitierweise

Levi, Hermann, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118865900.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Benedict (1806–99), Dr. phil., hess. Landesrabbiner (s. Scriba II, S. 444; Hess. Biogr. I), S d. Rabbiners Samuel Wolf in Worms u. Mainz;
    M Henriette (1807–42), T d. Tabakfabr. Gottschalk Mayer (1785–1856) in Mannheim u. d. Rebecca Ladenburg;
    B Wilhelm Lindeck (1833–1911), Opernbassist, seit 1869 Bankprokurist;
    - ⚭ Mary (1854–1919), Wwe d. Konrad Fiedler ( 1895), Kunsttheoretiker u. Mäzen (s. NDB V), T d. Kunsthist. Julius Meyer (1830–93, s. ADB 52) u. d. Luise Bode.

  • Biographie

    L. besuchte seit 1852 das Gymnasium in Mannheim und erhielt dort Musikunterricht von Hofkapellmeister Vincenz Lachner. 1855-58 setzte er seine musikalischen Studien am Konservatorium in Leipzig bei Moritz Hauptmann und Julius Rietz fort und verbrachte dann kurze Zeit zu seiner Weiterbildung in Paris. Seine erste Stelle trat er 1859 als Musikdirektor in Saarbrücken an und wurde 1861 auf Empfehlung Lachners als Nachfolger von L. Hetsch, den er zunächst vertrat, zum 2. Kapellmeister in Mannheim ernannt. 1861-64 wirkte er als 1. Kapellmeister an der Deutschen Oper in Rotterdam, wo besonders seine Aufführung von Wagners „Lohengrin“ aufmerken ließ. 1864 wurde er auf Veranlassung des Hoftheater-Direktors Eduard Devrient als Hofkapellmeister nach Karlsruhe berufen, wo er sich vor allem sehr erfolgreich für die Werke von Brahms einsetzte und dessen „Deutsches Requiem“, „Schicksalslied“ und „Triumphlied“ aufführte. 1872 folgte er dem Ruf Karl Frhr. v. Perfalls als 1. Hofkapellmeister nach München, wo er die musikalische Leitung der Hofoper innehatte und die Abonnementskonzerte der Königl. Hofkapelle im Odeon leitete. In der Münchener Zeit begründete er seinen internationalen Ruf als Dirigent in Oper und Konzert. 1894 wurde er zum Generalmusikdirektor ernannt, sah sich jedoch 1896 aus Gesundheitsrücksichten gezwungen, seine Tätigkeit aufzugeben.

    L. war ein angesehener Pianist und einer der bedeutendsten Dirigenten seiner Zeit. Seine besondere Vorliebe galt Mozart und Brahms, später vor allem Wagner und Bruckner. Die Beziehung zu Brahms nahm ihren Anfang, als L. diesen 1861 in dessen Sommeraufenthalt in Hamm b. Hamburg aufsuchte. Er begegnete ihm dann erneut 1864 in Baden-Baden bei Clara Schumann und im selben Jahr in Karlsruhe, zusammen mit dem Kupferstecher Julius Allgeyer, mit dem beide befreundet waren. Seitdem verband L. mit dem Komponisten eine rege Freundschaft, über die der 1864-78 geführte (nicht vollständig überlieferte) Briefwechsel Aufschluß gibt. Seit 1861 stand er auch Ferdinand Hiller in Köln nahe, mit dem es jedoch 1880 wegen seiner Hinwendung zu Wagner zum Bruch kam. L.s Ruhm als Dirigent gründete sich in späteren Jahren hauptsächlich auf seine Aufführung Wagnerscher Opern. An Wagner war er nach der ersten Aufführung der „Meistersinger“ 1868 in München unter der Leitung von Hans v. Bülow brieflich herangetreten, als er die Erstaufführung dieser Oper für Karlsruhe (1869) vorbereitete. Dies dürfte seine künstlerische Wandlung und spätere Freundschaft mit Wagner eingeleitet haben, die die Freundschaft zu Brahms allmählich ablösen sollte. L. wurde zu einem begeisterten Gefolgsmann Wagners und vor allem zum Dirigenten des „Parsifal“, dessen Einstudierung und Uraufführung er 1882 in Bayreuth leitete, und dessen Aufführungs-Monopol er für die Dauer seines Wirkens als Festspiel-Dirigent in Bayreuth bis 1894 innehatte. Bedeutende Erstaufführungen unter L. in München waren Wagners „Ring des Nibelungen“ (1878), der „Barbier von Bagdad“ und der „Cid“ von Cornelius, „Benvenuto Cellini“ und „Les Troyens“ von Berlioz sowie Kompositionen von I. Brüll, E. Chabrier, Fr. Gernsheim, H. Goetz, K. Goldmark, E. Humperdinck und R. Strauss. Zahlreiche seiner Aufführungen Wagnerscher Opern fanden auch als Separat-Vorstellungen vor Kg. Ludwig II. statt. Daneben fand L. vor allem|als feinsinniger Interpret der Klassiker Anerkennung. Seine gemeinsam mit dem Münchener Intendanten Ernst von Possart im Rahmen von Sommer-Aufführungen veranstalteten Neuinszenierungen Mozartscher Opern, deren Texte er revidierte, wurden mit größtem Beifall aufgenommen. L.s Bearbeitung Mozartscher Opern sind zwar nicht frei von Eigenmächtigkeiten, jedoch nahm er anstelle der später eingeführten Dialoge die Rezitative, wenn auch noch nicht im streng verstandenen Mozartschen Sinne, wieder auf. Sie fanden bis in die 30er Jahre hinein Verwendung. – Durch L.s Einfluß unterzog Bruckner seine 8. Symphonie einer tiefgreifenden Umarbeitung. Als Komponist trat L. mit einem Klavierkonzert sowie mit Liedern hervor, die zum Teil in seiner Leipziger Zeit entstanden sind und deutlich Schumannschen Einfluß zeigen.

  • Werke

    Klavierkonzert (a-moll) op. 1;
    Sechs Lieder op. 2 (Der Mond ist aufgegangen, Verratene Liebe, Auf d. Rhein, Die Glocken läuten d. Ostern ein, Allnächtlich im Traume seh ich dich, Der letzte Gruß);
    Drei Gedichte f. eine Singstimme (Nr. 1: Wanderers Nachtlied, Nr. 2: Frühling über's Jahr, Nr. 3: Dämm'rung senkte sich v. oben);
    Bearbeitungen: W. A. Mozart, Der bestrafte Wüstling od. Don Juan;
    Die Hochzeit d. Figaro. -
    Publ.: Gedanken aus Goethes Werken, 1901.

  • Literatur

    A. H., in: Neue Musik-Ztg. 21, 1900, S. 149;
    E. v. Possart, H. L., Erinnerungen, 1901;
    Briefe v. Richard Wagner an H. L., in: Bayreuther Bll., 1901;
    Johs. Brahms im Briefwechsel mit H. L., Frdr. Gernsheim sowie d. Familien Hecht u. Fellinger, hrsg. v. Leop. Schmidt, 1910, S. 1-202;
    F. Gräflinger. Anton Bruckner, Leben und Schaffen, 1927 (darin Briefe an L.);
    S. Röckel, Ein Brief H. L.s an Hans v. Bronsart, in: Allg. Musikztg. 56, 1929, S. 431;
    F. Walther, Briefe Vincenz Lachners an H. L., 1931;
    G. Schünemann, Mozart in dt. Übertragung, in: Jb. Peters f. 1940, 1941, S. 62-69;
    R. Sietz, Aus Ferd. Hillers Briefwechsel VI: Briefwechsel mit B. Auerbach, H. L., E. Pasqué, J. Stockhausen u. N. W. Gade, 1968, S. 65-99;
    Johs. Brahms, Briefwechsel mit d. Mannheimer Bankprokuristen Wilhelm Lindeck 1872–82, hrsg. v. Stadtarchiv Mannheim, 1983;
    BJ V;
    MGG VIII (W);
    The New Grove (L).

  • Porträts

    Gem. v. F. v. Lenbach, 1896 (München, Städt. Gal.), Abb. b. S. Mehl, Franz v. Lenbach, 1980;
    Gem. v. F. v. Stuck, Abb. b. H. Frieß, 300 J. Münchner Oper, 1953, S. 37;
    Relief v. E. Kurz;
    Büste v. O. Lessing.

  • Autor/in

    Imogen Fellinger
  • Zitierweise

    Fellinger, Imogen, "Levi, Hermann" in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 396-397 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118865900.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA