Lebensdaten
um 1468 – 1539
Geburtsort
Sonnenberg (Neumark)
Sterbeort
Riga
Beruf/Funktion
Reformator ; Theologe
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 119731789 | OGND | VIAF: 151746467
Namensvarianten
  • Knöpken, Andreas
  • Knopius, Andreas
  • Knopken, Andreas
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Zitierweise

Knopken, Andreas, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119731789.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus e. wohl urspr. in Pommern ansässigen Fam.;
    B Jakob, Vikar in Treptow/Rega, Domherr in Riga;
    - N. N.;
    S Matthias ( 1581), Prediger d. dt. Stadtgemeinde in R., dann Pastor an St. Petri, gab 1561 rig. Gesangbuch in nd.dt. Sprache heraus (hochdt. Ausg. v. H. Samson, 1631) (s. ADB 16).

  • Biographie

    Über K.s Jugend und die Anfänge seines Bildungsganges ist nichts bekannt. 1492 war er Pfarrer zu Groß-Möllen unweit Küstrin. Im gleichen Jahr erhielt er die Kirche im benachbarten Dorf Stretz als Kommende. Bis 1493 hatte er eine Vikarie in Bublitz, einem Tafelgut des Bischofs von Kammin, inne. Vielleicht durch Vermittlung seines Bruders|Jakob, der Vikar an der Treptower Marienkirche war, trat K. in Beziehungen zu Johann Bugenhagen, der die Stadtschule in Treptow (Pommern) seit 1504 in humanistischem Geiste leitete. Wohl auf Anregung Bugenhagens bezog K. die Universität Ingolstadt, begab sich aber nach kurzem Aufenthalt zum Studium nach Frankfurt an der Oder. Nach höchstens 2 Jahren verließ er die Universität, um nach Treptow zurückzukehren, wo er Bugenhagens Gehilfe an der Stadtschule wurde. 1517 folgte K. seinem Bruder Jakob nach Riga, der dort Domherr geworden war und als solcher die Pfarrstelle zu Sankt Peter innehatte. 1517-19 verwaltete K. für seinen Bruder das Predigtamt an Sankt Peter, kehrte aber dann, von den Verhältnissen in Riga unbefriedigt, nach Treptow zurück, wo er seine Tätigkeit an der Stadtschule wieder aufnahm, seit 1521 als Nachfolger Bugenhagens. In dieser Zeit lernte er Luthers Schriften, besonders die von der babylonischen Gefangenschaft der Kirche, kennen. Als Humanist und Jünger des Erasmus von Rotterdam hatte K. in Treptow gewirkt; als Anhänger der Reformatoren, besonders Melanchthons, begab er sich 1521 erneut nach Riga, wo er in sein früheres Predigtamt an Sankt Peter eingesetzt wurde. Am 12.6.1522 disputierte er hier auf Grund von 24 von ihm aufgestellten Thesen unter dem Schutz der Obrigkeit mit Anhängern der alten Lehre. Über den Verlauf der Disputation ist nichts bekannt. K. wurde nunmehr vom Rat der Stadt zum ordentlichen evangelischen Prediger an Sankt Petri bestellt und hielt am 23.10.1525 seine Antrittspredigt. – 1521/22 hatte K. vor einem Kreis evangelisch gesinnter Hörer eine Erläuterung zum Römerbrief vorgetragen. Dieser Kommentar übte in Riga eine starke Wirkung aus und vermittelt eine deutliche Vorstellung von K.s durch das Gedankengut der Reformation geprägter Lehr- und Predigtweise. Vor der Drucklegung legte er das Manuskript durch Bugenhagen Melanchthon vor, der es billigte und ein Vorwort dazu schrieb. Der Kommentar erschien 1524 in Wittenberg in lateinischer Sprache; er erlebte mehrere Neuauflagen. – 1527 wurde der Reformator Preußens, Johann Briesmann, nach Riga berufen, wo er gemeinsam mit K. eine Gottesdienstordnung nebst Liederanhang für Riga schuf, die seit 1530 mehrmals wiederaufgelegt, weit über die Grenzen Livlands Geltung gewann. Als 2. Reformator Rigas war Sylvester Tegetmeyer 1522 K. zur Seite getreten. Sie waren sehr verschiedene Naturen: Während K.s Verhalten durch Zurückhaltung gekennzeichnet war, riß Tegetmeyer durch seine fanatischen Predigten das Volk zu wilden Bilderstürmen mit. Es ist verständlich, daß zwischen den beiden Reibungen entstanden, die der Rat der Stadt 1532 durch eine „Ordnung von Bedienung des Ministerii“ beizulegen suchte. Sie fiel zum Nachteil von K. aus, der seine Vorrechte als Oberpastor verlor. Tegetmeyer wurde ihm gleichgestellt. – Auch als Dichter niederdeutscher Kirchenlieder ist K. hervorgetreten, die über Riga hinaus in evangelischen Gesangbüchern Verbreitung fanden.

  • Werke

    In epistolam ad Rhomanos A. K. Costerinensis interpretatio, 1524.

  • Literatur

    ADB 16;
    F. Hoerschelmann, A. K. d. Reformator Rigas, 1896;
    L. Arbusow, Die Einführung d. Ref. in Liv-, Est- u. Kurland, 1921;
    O. Pohrt, Ref.gesch. Livlands, 1928.

  • Autor/in

    Hellmuth Weiss
  • Zitierweise

    Weiss, Hellmuth, "Knopken, Andreas" in: Neue Deutsche Biographie 12 (1980), S. 215-216 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119731789.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Knopken: Andreas K. (auch Knöpken, Knopius), der erste Reformator Livlands und besonders Rigas, am 18. Februar 1539. Er war zu Küstrin geboren und leitete mit Bugenhagen eine Schule zu Treptow in Pommern, in der auch Kinder aus Riga erzogen wurden. Durch Luther's Schrift von der babylonischen Gefangenschaft der Kirche 1520 für die neue Lehre gewonnen, wurde er vom Bischof von Kamin, Erasmus Manteuffel, verfolgt und siedelte 1521 mit seinen Schülern nach Riga über, wo sein Bruder Jakob Domherr war. Er fand dort den Boden gut vorbereitet: die Forderung nach einer Reform der Kirche war auch hier oft erhoben worden, bei der engen Verbindung der livländischen mit den norddeutschen Städten hatte man die Schriften Luther's rasch im Osten kennen gelernt. K. gewann bald einflußreiche Gönner, so den Rathssecretär Lohmüller, den Bürgermeister Durkop. Unter des letzteren Schutz disputirte er am 12. Juni 1522 öffentlich in dem Chor der Petrikirche wider die Anhänger der alten Lehre über eine Reihe von ihm aufgestellter Thesen und bereits am 23. October hielt er seine Antrittspredigt in der Petrikirche. Rasch fiel Riga der neuen Lehre zu und blieb ihr treu trotz vielfacher Anfechtungen, die die Stadt deswegen von der erzbischöflichen Partei erfuhr. Obgleich K., wie das namentlich seine erwähnten Thesen zeigen, ein entschiedener Gegner der katholischen Kirche war und eifrig für die reine Lehre eintrat, so war er doch ein zu milder, ruhiger Charakter, um nicht gewaltsame Angriffe zurückzuweisen, alte äußerliche Formen vielfach bestehen zu lassen. Erst als im Herbst 1522 Sylvester Tegetmeier von Rostock nach Riga herüberkam, riß dieser mit seiner feurigen Beredsamkeit die Massen mit sich fort und es brachen auch hier am Abend Gregorii 1524 wilde Bilderstürmereien aus. Die Dom-, Petri- und Jacobikirche wurden erbrochen und beraubt (die Kleinodien rettete man aufs Rathhaus), die Kalandhäuser besetzt, die katholischen Priester vertrieben etc. Kaiserliche Restitutionsmandate, Klagen wegen Landfriedensbruch beim Kammergerichte vermochten die alten Zustände nicht wieder herzustellen, die Stadt war und blieb protestantisch. Während Tegetmeier bei diesen Bilderstürmereien selbst eingegriffen zu haben scheint, wird Knopken's Name nicht von den Gegnern in die Anklage hineingezogen. Wie hierin zeigt sich auch sonst die Verschiedenheit der Charaktere der beiden Reformatoren und daraus sind, zumal bei dem Wandel aller Verhältnisse Reibungen zwischen ihnen leicht erklärlich: 1532 erließ der Rath eine Ordnung von Bedienung des Ministerii, welche die Beziehungen beider zu einander regelte. Was wir sonst über die Thätigkeit Knopken's erfahren, zeigt uns, wie er ganz in den Bahnen der großen Wittenberger Vorbilder wandelte. Mit ihnen erhielt er stets rege Verbindung: der Rath Melanchthon's hatte einst mitgewirkt, daß er nach Livland ging; an Bugenhagen sandte er eine Erläuterung des Römerbriefs, sie zu verbessern und zu veröffentlichen, mit Noten Melanchthon's versehen erschien sie 1524 in Wittenberg im Druck; Luther schickte ihm, den er veterem commilitonem nennt, Grüsse und stärkte wiederholt durch Zuschriften die entfernteste Colonie deutscher Junge, daß sie treu bleibe in der gewonnenen Erkenntniß der Wahrheit. Für die Festigkeit seiner Ueberzeugung und die Tiefe seines Gemüths sprechen eine Reihe schöner niederdeutscher Kirchenlieder Knopken's, mehrfach Umarbeitungen davidischer Psalmen, die zum Theil bereits 1530 in Rostock gedruckt wurden und weite Verbreitung fanden. Die Ordnung des Kirchendienstes, die Förderung des Schulwesens in Riga ließ sich K. lebhaft angelegen sein. Welch' große Liebe und hohe Achtung er gewonnen, trat noch einmal voll zu Tage bei seinem Begräbniß: nicht nur die Stadt Riga, auch die hier versammelten Bürgermeister und Vertreter von Reval, Dorpat, Wenden gaben dem ersten Verkünder des protestantischen Bekenntnisses in Livland das Ehrengeleit, als er am 20. Febr. 1539 vor dem|Altar seiner St. Petrikirche die letzte Ruhestätte erhielt. — Sein Sohn Matthias wurde von dem hochverdienten rigaschen Bürgermeister Jürgen Padel erzogen, studirte mit dessen Sohn in Wittenberg, traf 1553 wieder in Riga ein und wurde, wie sein Vater, Pastor zu St. Peter, 1581. Er machte sich verdient durch die Edition des in niederdeutscher Sprache erschienenen rigaschen Gesangbuchs, zuerst 1561 in Lübeck, seit 1588 in Riga gedruckt, 1631 hochdeutsch durch Herman Samson.

    • Literatur

      Vgl. Chyträus, Saxonia lid. 10. Dsirne in Dorpater Ztschr. für Theologie, I.

  • Autor/in

    Hausmann.
  • Zitierweise

    Hausmann, Richard, "Knopken, Andreas" in: Allgemeine Deutsche Biographie 16 (1882), S. 324-325 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119731789.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA