Lebensdaten
1870 – 1956
Geburtsort
Pirnitz bei Iglau (Mähren)
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
Architekt ; Kunstgewerbler
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 11855252X | OGND | VIAF: 66567152
Namensvarianten
  • Hoffmann, Josef
  • Hoffmann, Josef Franz Maria
  • Hofmann, Josef
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Zitierweise

Hoffmann, Josef, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11855252X.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Josef (1835–1903), Mitinhaber d. fürstl. Collaltoschen Kattunfabrik, Bgm. v. P., S d. Franz u. d. Franziska Kment;
    M Leopoldine (1846–1906), T d. Josef Tuppy, Ökonomiebes. u. Bgm. v. Priesenitz, u. d. Marie Schubert;
    1) 1903 (⚮) Anna Hladik|( 1956), 2) Wien 1925 Karla Schmatz;
    S aus 1) Wolfgang ( 1969), Architekt u. Photograph in Geneva, Ill., USA.

  • Biographie

    H. besuchte das Staatsgymnasium Iglau und die Höhere Staatsgewerbeschule Brünn und begann 1892 nach einem Jahr Praxis am Militärbauamt Würzburg das Studium an der Wiener Akademie für bildende Künste, zuerst bei Karl Hasenauer und dann bei Otto Wagner, wo er 1895 eine Diplomarbeit vorlegte, die mit dem Rompreis ausgezeichnet wurde. Der darauf folgende Italienaufenthalt gab ihm nachhaltige Eindrücke für sein späteres Schaffen. Aus Italien zurückgekehrt, trat H. in das Atelier von Otto Wagner ein, wo damals auch Josef Olbrich am Großprojekt der Wiener Stadtbahn mitarbeitete. Die beiden jungen Architekten spielten bald eine wichtige Rolle in der 1897 gegründeten Wiener „Secession“, und H. hatte Gelegenheit, als Mitarbeiter der Secessionszeitschrift „Ver Sacrum“ sowie als Gestalter von Räumen und Ausstellungen im Secessionsgebäude in rascher Folge Proben seines Talents zu geben und sich in Wien als tonangebender Ausstellungsarchitekt und Innenausstatter zu etablieren. Gleichzeitig ergaben sich für ihn laufend Kontakte mit führenden fortschrittlich gesinnten Künstlern des In- und Auslands, unter denen der Schotte Mackintosh einen besonders nachhaltigen Eindruck hinterlassen zu haben scheint. 1899 wurde H. im Zuge von Reformbestrebungen als Professor für Architektur an die Wiener Kunstgewerbeschule berufen, wo er bis 1937 lehrte. Mit seinem Kollegen Koloman Moser und mit dem kunstbegeisterten anglophilen Industriellen Fritz Waerndorfer als Mäzen gründete H. 1903 die stark von englischen Vorbildern inspirierte „Wiener Werkstätte“, deren kunstgewerbliche Produktion durch 3 Jahrzehnte international Anklang und Nachahmung fand.

    H.s eigene Schöpfungen im frühen 20. Jahrhundert sind durch einen starken Hang zu geometrischer Einfachheit und kubischer Form gekennzeichnet: Immer wieder erscheint das Quadrat in seinen Entwürfen, die überdies meist auf quadratisch liniertem Papier gezeichnet sind, was ihm den Spitznamen „Quadratl-H.“ eintrug. Neben Entwürfen für nahezu alle Gebiete des Kunstgewerbes und der Innenraumgestaltung schuf H. damals eine Reihe bedeutender Bauten. Die Höhepunkte seines Schaffens liegen bei der Raumgestaltung für die XIV. Secessionsausstellung (1902), dem Sanatorium Purkersdorf bei Wien (1904) und dem Palais Stoclet in Brüssel (1905–11). Dieses verkörpert mit seiner reichen Innenausstattung und den Klimt- Mosaiken aufs Eindrucksvollste den Lebensstil einer Epoche und einer Gesellschaftsklasse, die mit dem 1. Weltkrieg ihr Ende fanden. In der Entwicklung von H.s persönlichem Stil ist das Palais Stoclet der letzte Bau, in welchem der progressive Elan der Jugendstilzeit den Tendenzen die Waage hält, welche für die folgende Periode kennzeichnend sind: dem Klassizismus und der Neigung zum spielerisch Dekorativen. Erst im Spätwerk H.s finden sich wieder – wohl unter dem Eindruck des „Neuen Bauens“ – Anklänge an die avantgardistische Klarheit des Frühwerks. In der Mitte der 20er Jahre gab es trotz ständiger wirtschaftlicher Schwierigkeiten eine Glanzzeit der „Wiener Werkstätte“ unter H. als künstlerischem Leiter – am besten illustriert durch den österreichischen Pavillon der Kunstgewerbeausstellung in Paris 1925. In den wirtschaftlich immer schwieriger werdenden folgenden Jahren, die 1932 das Ende der „Wiener Werkstätte“ brachten, blieben die meisten Projekte H.s auf dem Papier, und auch aus der Zeit nach dem Beginn des 2. Weltkriegs gibt es keine größeren baulichen Leistungen mehr. Trotzdem konnte Le Corbusier, dessen Talent H. als einer der ersten bereits 1908 in Wien erkannt hatte, 1950 zu Recht schreiben, daß H.s Werk „in künstlerischer und ethischer Beziehung Unschätzbares bedeutet“. In „künstlerischer Beziehung“ beeindrucken in H.s Oeuvre die hohe Qualität an sich und das Wegweisende im Frühwerk, von dem eine klare Linie zum „Neuen Bauen“ führt. In „ethischer Beziehung“ sind es die Kompromißlosigkeit seines eigenen künstlerischen Programms und die stete Bereitschaft, Jüngeren zu helfen, ob es sich um Architekten handelte oder um Maler wie Kokoschka und Schiele.|

  • Auszeichnungen

    Kdr. d. franz. Ehrenlegion u. Dr.-Ing. E. h. (TH Dresden, Berlin u. Wien).

  • Werke

    Weitere W u. a. Wien: Verkaufslokal „Apollo Kerzen“, Am Hof, 1899;
    Villen auf d. Hohen Warte, 1901-10;
    Villa Beer-Hofmann, 1905/06;
    Kabarett Fledermaus, 1907;
    Verkaufslokal d. Wiener Werkstätte, am Graben, 1907;
    Kunstschau Wien, 1908;
    Villa Legler, 1909;
    Villenkolonie Kaasgraben, 1912;
    Villa Bernatzik, 1912;
    Grabenkaffee, 1912;
    Villa Skywa-Primavesi, 1913;
    Wohnhausbauten Felix-Mottl-Str. u. Stromstr., 1924;
    Villa Knips, Nußwaldgasse, 1924;
    Projekt Ausstellungshalle Karlsplatz, 1930;
    Denkmal f. Otto Wagner, 1930;
    Wohnhausbau Laxenburger Str., 1931;
    Projekt Hanakmus., 1938;
    Umbau d. dt. Botschaft, 1940;
    versch. Wohnhausbauten d. Gemeinde Wien (in Zusammenarb. mit anderen), 1950-55.-Ferner: Forstamt u. Wohnhaus, Hohenberg/Niederösterr., 1900;
    Kirche, ebd., 1903;
    Villa Knips, Seeboden, 1903;
    Gewerkschaftshotel,|Kladno, 1903;
    Landhaus C. Boehler, Kapfenberg/Steiermark, 1908;
    Wohnhaus H. Boehler, Baden b. Wien, 1909;
    Österr. Pavillon d. Kunstausstellung Rom, 1911;
    Landhaus Primavesi, Winkelsdorf/Mähren, 1913;
    Pavillon d. Werkbundausstellung Köln, 1914;
    Wacker-Werk, Burghausen/Oberbayern, 1916;
    Wohnhaus Berl, Freudenthal/Österr.-Schlesien, 1920;
    Wohnhaus Grohmann, Würbenthal/Österr.-Schlesien, 1920;
    Landhaus Ast, Velden am Wörthersee, 1923;
    Reihenhäuser, Werkbundsiedlung Wien-Lainz, 1932;
    Österr. Pavillon d. Biennale Venedig, 1934.

  • Literatur

    L. Kleiner, J. H., 1927 (P);
    A. Weiser, J. H., 1930 (P);
    L. Rochowanski, J. H., 1950 (P);
    G. Veronesi, J. H., 1956 (P);
    E. Sekler, The Stoclet House by J. H., in: Essays in the Hist. of Architecture Presented to R. Wittkower, 1967, S. 228 ff. (P);
    ThB;
    Vollmer;
    NÖB X (L, P).

  • Porträts

    Lith. v. E. Orlik, Abb. b. Rochowanski u. Veronesi, s. L;
    Phot. (Wien, Nat.bibl.).

  • Autor/in

    Eduard Franz Sekler
  • Zitierweise

    Sekler, Eduard Franz, "Hoffmann, Josef" in: Neue Deutsche Biographie 9 (1972), S. 429-431 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11855252X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA