Lebensdaten
1817 – 1900
Geburtsort
Elberfeld
Sterbeort
New York
Beruf/Funktion
Politiker ; Jurist ; Unternehmer
Konfession
evangelisch
Namensvarianten
  • Wesendonck, Hugo Maximilian
  • Wesendonck, Hugo
  • Wesendonck, Hugo Maximilian

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Zitierweise

Wesendonck, Hugo, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz140886.html [28.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus ref. Fam., d. Ende d. 16. Jh. aus d. Niederl. auswanderte u. deren rhein. Stammreihe mit Johannes Wesendonk, um 1600–40 Bürger u. Kaufm. in Xanten, beginnt;
    V August (1783 / 85–1857), Seidenfärber in E.;
    M Sophia Scholten (1790 / 91–1824), aus Moers;
    4 Geschw u. a. Otto (1815–96, Mathilde Luckemeyer, s. 2);
    Düsseldorf 1844 Johanna-Wilhelmine (1820–89), T d. Johann Schramm (1783–1840), Seidenfabr. in Krefeld, u. d. Johanna Wesendonck (* 1788), aus Moers;
    3 S Max A. (1845–1932), 2. Vizepräs. d. Germania Life Ins. Co., New York, Otto (1846–84), später in Paris, Walter (1857–1934, Blanche Ronne, 1856–1937, Sängerin), Mitinh. d. Fa. Wesendonck, Lorenz & Co., New York, seit 1909 Inh. d. Farm Cluxi im Bland County (Virginia, USA), 1 T Toni (1855–1931).

  • Biographie

    Nach dem Abitur am Elberfelder Gymnasium 1834 studierte W. Jura an der Univ. Bonn. (Mitgründer d. Corps Saxonia) und seit 1837 in Berlin, wo er parallel seinen einjährig-freiwilligen Militärdienst beim Gardeschützen-Bataillon ableistete. Nach dem 1. jur. Examen in Berlin absolvierte er als Auskultator am Bezirksgericht Elberfeld sein Referendariat. Nach dem 2. Examen 1842 ließ sich W. als Anwalt in Düsseldorf nieder, wo er in den Enteignungsverfahren beim Bau der Köln-Mindener-Eisenbahngesellschaft und als Rechtsvertreter von Lassalles Lebensgefährtin Sophie v. Hatzfeldt (1805–81) in ihrem aufsehenerregenden Scheidungsprozeß öffentliche Bekanntheit erlangte. In der Phase vor der Revolution zählte W. zur liberalen Opposition und war u. a. als Mitglied des „Allgemeinen Vereins der Carnevalsfreunde“ führend im politischen Leben Düsseldorfs; er war maßgeblich an dem Versuch beteiligt, durch Petitionen Reformen in Preußen einzufordern („Adressensturm“). In seinem Haus verkehrten radikale oppositionelle Dichter und Intellektuelle wie Wolfgang Müller (v. Königswinter) (1816–73), Moritz Hartmann (1821–72), Ferdinand Freiligrath (1810–76), Ludwig Uhland (1787–1862) und Carl Vogt (1817–95). In der Revolution wurde W. Kompagniechef einer Bürgergarde, Vorsitzender des „Vereins für demokratische Monarchie“ und von der Stadt Düsseldorf ins Frankfurter Vorparlament delegiert. Im Mai 1848 wurde er als Abgeordneter für den Wahlkreis Düsseldorf in die Dt. Nationalversammlung gewählt, wo er sich den Demokraten (Dt. Hof, später Donnersberg) anschloß. Er gehörte der Nationalversammlung bis zu ihrer gewaltsamen Auflösung in Stuttgart am 18. 6. 1849 an und engagierte sich v. a. im Ausschuß für Gesetzgebungsangelegenheiten, u. a. für die Schaffung eines Volksheers. Im Okt. 1848 nahm W. am 2. Demokratenkongreß in Berlin teil. Nach der Vereinigung der drei demokratischen Fraktionen im November wurde er Schriftführer des Centralmärzvereins und gab 1849 die Parlamentskorrespondenz der Linken heraus, das wichtigste Organ für die Öffentlichkeitsarbeit der Demokraten. Am 5. 2. 1849 wurde W. im Wahlkreis Koblenz auch in die 2. Kammer des preuß. Landtags gewählt. Nach der Niederschlagung der Revolution floh er über die Schweiz und Paris, wo er seine Familie wiedertraf, nach New York. 1850 verurteilte ihn ein Düsseldorfer Gericht in Abwesenheit wegen Hochverrats und Majestätsbeleidigung zum Tode.

    Da sein ebenfalls emigrierter Bruder Otto bereits in New York lebte und gute Kontakte unter den dortigen Deutschen hatte, faßte W. hier bald Fuß. In Philadelphia gründete er ein schnell florierendes Handelsgeschäft für Seide, Manufaktur- und Kurzwaren und wurde Präsident der „Germania Life Insurance Company“ (1860–97), die v. a. Deutsche in den USA versicherte (heute Guardian Life Insurance). 1858 gehörte er zu den Gründern und seitdem zum Vorstand der „Dt. Spar-Bank/ German Savings Bank“ (seit 1918 Central Savings Bank). W. engagierte sich weiter politisch und war in Philadelphia 1856 Präsident des Dt. Republikanischen Zentralklubs, später Mitglied politischer und kultureller Vereinigungen wie der German Society of New York.

    1859 übersiedelte W. nach New York; hier initiierte er 1861 mit Gustav Kutter (1829–76), einem Mitgründer der Dt. Bank, das German Hospital (seit 1918 Lenox Hill Hospital).

    Während des Bürgerkriegs stand er als führendes Mitglied mehrerer politischer Organisationen der Deutschamerikaner auf der Seite der Unionisten. Nach seiner Begnadigung 1868 besuchte W. Deutschland bis 1900 regelmäßig und baute seine Geschäftsbeziehungen in die alte Heimat aus. In den USA war er nicht nur wirtschaftlich sehr erfolgreich, sondern mit Friedrich Hecker (1811–81), Carl Schurz (1829–1906) und Lorenz Brentano (1813–91) einer der Prominenten unter den fast 10000 dt. „Fortyeighters“.

  • Auszeichnungen

    |Vorstandsmitgl. d. Bürgerges. Zur Ludwigsburg, Düsseldorf (vor 1848);
    Mitgl. d. German Liederkranz of New York (1861) u. d. Exekutivkomitees d. Loyal Nat. League (1863);
    Vizepräs. d. German Patriotic Aid Soc. (seit 1860, später: German Union League of New York) u. d. Grand German Union Rally (1862).

  • Werke

    |Erinnerungen aus d. J. 1848, 1898.

  • Literatur

    |Th. Lemke, Gesch. d. Dt.tums v. New York, 1891, S. 65–70;
    In Memoriam H. W. [1901] (P);
    A. E. Zucker (Hg.), The Forty-Eigthers, 1950, S. 354;
    Ch. Jansen, Einheit, Macht u. Freiheit, Die Paulskirchenlinke u. d. dt. Pol. in d. nachrev. Epoche, 2000;
    Wuppertaler Biogrr. VII (P);
    Biogr. Hdb. Abg. Frankfurter NV;
    Biogr. Hdb. Preuß. Abg.haus. II;
    Internet: E. Engel, in: Immigrant Entrepreneurship, 2016.

  • Porträts

    |Lith. v. F. Hickmann u. v. Ph. Winterwirth, beide 1848;
    Stahlstich, um 1850, Abb. in: Portrait-Gallerie berühmter Fürsten, Staatsmänner, Feldherrn, Gel., Dichter, Industr., Künstler, Parl.redner, Volksmänner u. Agitatoren etc. in 220 Stahlstichen, o. J.;
    Photogr., Abb. in: In Memoriam (s. L), Vorsatzbl.

  • Autor/in

    Christian Jansen
  • Zitierweise

    Jansen, Christian, "Wesendonck, Hugo" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 874-875 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz140886.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA