Lebensdaten
1859 – 1928
Geburtsort
Friedeberg (Strzelce Krajen´ skie, Neumark)
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Mediziner ; Mikrobiologe ; Bakteriologe ; Chemiker
Konfession
evangelisch
Namensvarianten
  • Wernicke, Erich Arthur Emanuel
  • Wernicke, Erich
  • Wernicke, Erich Arthur Emanuel

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Zitierweise

Wernicke, Erich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz140723.html [27.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Julius (1816–96), aus F., 1838 Lehrer an d. Töchterschule in F., 1848 bzw. 1868–87 am Progymn. ebd., S d. Karl-Friedrich (1769–1828), Brauereieigner in Zeitlow b. F., Schuhmachermeister, u. d. Marie Justine Bartel (Pertel) (1778–1871);
    M Charlotte Henriette Krüger (1817–88), aus Blumenfelde (Lubicz) b. F. , T d. Hanna Krüger (1793–1873, Karl Ludwig König, Schneidermeister);
    Ov Carl Heinrich Ferdinand (1810–43), Brauereieigner in F.;
    3 B Gustav (1841–1913), Postrat, Fritz (1848–1930), Kanzleirat, Carl (1854–99), zuletzt in New York, 3 Schw Minna (1842–1933, Robert Ludwig Bierbaum, 1872, Math., Oberlehrer), Helene (1845–1908, Wilhelm Füth, 1910, Postmeister), Anna (1850–1935, Karl Schelsky);
    Hann. Münden 1894 Meta (1870–1941), aus F., T d. Wilhelm Füth ( 1910), u. d. Helene Wernicke (1845–1908, s. o.);
    3 S Heinrich (1895–1981, Eva Margarete Groß, 1906–83, T d. Willy Groß, 1869–1957, Brauereibes. in Landsberg/ Warthe, Getränkefabr. u. -händler), Zollinsp. in Kiel, Friedrich-Karl (1899–1919 ⚔), Hans-Günther (1902–85), Dr. med., Obermed.rat, 3 T Charlotte (1897–1955, Walter Henckel, 1890–1943, Bgm. in Landsberg/ Warthe), Pianistin, Johanna (1901–87, Richard Helm, 1956, Dr.), Ursula (1911–2006, Ernst-Günther Geyl, 1909–80, Dr. phil., Dr. rer. pol., Germanist, Gründer u. Leiter d. Darmstädter Zweigs d. Ges. f. dt. Sprache, Nachlaß in d. Hs.abt. d. TU Darmstadt|), med.-techn. Assistentin.

  • Biographie

    Nach dem Besuch von Bürgerschule und Progymnasium in Friedeberg 1865–76 sowie des Gymnasiums in Landsberg/ Warthe bis 1879 studierte W. Medizin am militärärztlichen Friedrich-Wilhelms-Institut in Berlin (Staatsexamen 1885). Im selben Jahr wurde er von dem Leiter der geburtshilflichen Klinik an der Charité, Alfred L. S. Gusserow (1836–1906), mit der Arbeit „Hydrocephalus congenitus foetalis“ an der Univ. Berlin zum Dr. med. promoviert. Als Absolvent des Friedrich-Wilhelms-Instituts mußte W. einen mehrjährigen Dienst als Militärarzt leisten; 1885–90 war er in Mühlhausen und Karlsruhe stationiert, wo er sich an der TH in der Chirurgie fortbildete. 1890 an das von Robert Koch|(1843–1910) geleitete Institut für Hygiene der Univ. Berlin abkommandiert, arbeitete er dort v. a. mit Emil Behring (1854–1917) an der Entwicklung eines Serums zur Immunisierung gegen und Behandlung von Diphtherie und Tetanus. Darüber hinaus gab er bakteriologische Fortbildungskurse am Hygiene- und am Friedrich-Wilhelms-Institut. Mit seinen immunologischen und bakteriologischen Arbeiten habilitierte sich W. 1894 an der Univ. Berlin. 1895 wurde W. zum Leiter des Hygienisch-Chemischen Laboratoriums des Friedrich-Wilhelms-Instituts ernannt. Vom Frühjahr 1896 bis Frühjahr 1899 arbeitete er an der Univ. Marburg, wo er Behring als Professor für Hygiene vertrat (Titularprof. 1896, ao. Prof. 1897). W. forschte mit Behring an einem Impfstoff gegen Tuberkulose und Milzbrand. Seit April 1898 war er Stadtverordneter in Marburg.

    Im April 1899 erhielt W. einen Ruf als Direktor des neu zu gründenden Instituts für Hygiene in Posen und beschäftigte sich hauptsächlich mit Fragen der öffentlichen Hygiene. Er gab Kurse und hielt öffentliche Vorträge zur Wohnungshygiene, kommunalen Wasserversorgung sowie zur Bekämpfung der Tuberkulose und anderen Infektionskrankheiten. Seit 1903 unterrichtete er auch an der neugegründeten Kgl. Akademie in Posen (Prorektor 1903–05 u. 1908–11, Rektor 1905–08). Seit 1913 im Rang eines Generalarztes, nahm W. bis 1916 als beratender Hygieniker am 1. Weltkrieg teil. Obwohl die Provinz Posen nach Ende des Kriegs zum poln. Staat gehörte, blieb er auf Anordnung der poln. Regierung in Posen als beratender Hygieniker tätig. 1920 in den einstweiligen Ruhestand versetzt, kehrte W. nach Friedeberg zurück. Als Ersatz wurde in Landsberg/ Warthe ein neues Institut für Hygiene gegründet, dessen Leitung er bis 1925 übernahm und zu dessen Ehrenmitglied er ernannt wurde. Anschließend zog W. nach Berlin, wo er bis zu seinem Tod freiwilliger Mitarbeiter des Landesamts für Wasser-, Luft- und Bodenhygiene war und die Bibliothek leitete.

    W., der nicht durch eine bestimmte Entwicklung oder besondere Leistung bekannt geworden ist, ist einer von vielen bedeutenden Bakteriologen, die zur Durchsetzung der Bakteriologie als lebenswissenschaftliche Leitdisziplin zwischen den 1880er Jahren und dem Ende des 1. Weltkriegs beitrugen. An seinen Wirkungsstätten Marburg und Posen war W. an der Bekämpfung von Infektionskrankheiten beteiligt und schulte in zahlreichen Kursen Mediziner, Medizinalbeamte und Militärmediziner in bakteriologischen Praktiken und Methoden. Somit distribuierte W. bakteriologisches Wissen, prüfte neue Verfahren und arbeitete an der Durchsetzung der neuen Serumtherapie mit, an deren Entwicklung er maßgeblichen Anteil hatte. Lange Zeit wurde die Entwicklung des Diphtherieheilserums v. a. Behring zugeschrieben, obwohl bereits zu dessen Lebzeiten auf den Anteil von Shibasaburo Kitasato (1853–1931), Paul Ehrlich (1854–1915) und W. hingewiesen wurde. Auch versuchte W. am Ende seines Lebens selbst, seinen Beitrag an der Entwicklung des Diphtherieserums dar- und klarzustellen. Anhand seiner Laborbücher ist heute bekannt, daß die praktische Umsetzung der Versuche, die langwierige Immunisierung der Labortiere, die Hochskalierung des Serums auf größere Tiere und die ersten klinischen Versuche sowie die damit verbundene Erkenntnisgewinnung in der entscheidenden Phase der Entwicklung des Diphtherieserums von W. ausgeführt wurden.

  • Auszeichnungen

    |u. a. Rr.kreuz II. Kl. mit Eichenlaub (1891);
    La Croix d’Officier de l’Ordre Royal du Saveur (1893);
    preuß. Roter Adlerorden IV. Kl. (1902) u. III. Kl. (1913);
    preuß. Kronen-Orden III. Kl. (1908);
    Med.rat u. Mitgl. d. Med.kollegiums d. Prov. Posen (1901);
    Mitgl. d. Kgl. Ak. in Posen (1903);
    Geh. Med.rat (1907);
    E. K. I. Kl. (1915);
    Verdienstorden f. Kriegshilfe (1918).

  • Werke

    Weitere Werke Ueber Immunisierung u. Heilung v. Versuchsthieren b. d. Diphtherie, in: Zs. f. Hygiene u. Infektionskrankheiten 12, 1892, S. 10–44 (mit E. Behring);
    Ein experimenteller Btr. z. Kenntnis d. Löfflerschen Diphtheriebacillus u. z. Blutserumtherapie, in: Archiv f. Hygiene 18 / 19, 1893, S. 192–250;
    Btr. z. Kenntnis d. im Flußwasser vorkommenden Vibrionenarten, ebd. 21, 1894, S. 166–97;
    Behrings Serumtherapie b. Tetanus, in: Dt. Mil.ärztl. Zs. 6, 1893, S. 34–46;
    Verbreitung u. Bekämpfung d. Lungentuberkulose in d. Stadt Posen, in: FS z. 60. Geb.tag v. Robert Koch, 1903, S. 153–70;
    Bemm. über d. Ausbildung v. Desinfektoren u. über Desinfektorenschulen, in: Klin. Jb. 42, 1903, S. 305–14;
    Die Typhusepidemie in d. Stadt Posen im J. 1905, ebd. 17, 1907, S. 163–206;
    Die Immunität b. Diphtherie, in: Hdb. d. pathogenen Mikroorganismen, hg. v. W. Kolle u. a, Bd. 4, 1904, S. 1061–90;
    Die Wasserversorgung in gesundheitl. Beziehung, in: Bll. f. Volksgesundheitspflege 9, 1907, S. 191–94;
    Über Serumreaktionen mit bes. Berücksichtigung d. Wassermannschen Reaktion auf Syphilis, in: Mschr. f. Geburtshülfe u. Gynäkol. 17, 1908, S. 612–23;
    Die Wohnung in ihrem Einfluss auf Krankheit u. Sterblichkeit, in: M. Mosse u. a. (Hg.), Krankheit u. soz. Lage, 1912, S. 45–120;
    Btr. z. Kenntnis d. Milzbrandimmunität, in: Dt. Med. Wschr. 40, 1914, S. 531 f.;
    Nachlaß: Staatsbibl. Preuß. Kulturbes. Berlin.

  • Literatur

    |E. W., Zur Gesch. d. Diphtherieserums, in: Zs. f. ärztl. Fortbildung 28, 1931, S. 159 f.;
    B. Möllers, Der Anteil E. W.s an d. Entdeckung d. Diphtherieheilserums, in: Reichsgesundheitsbl. 49, 1940,|S. 964–66;
    A. Gins, Zum 100. Geb.tag v. E. W., in: Zbl. f. Bakteriol., Parasitenkde., Infektionskrankheiten u. Hygiene, I. Originale 175, 1959, S. 161 f.;
    M. Stürzbecher, Anerkannt u. vielseitig, Friedrich Trendelenburg u. E. W., in: Berliner Ärzte 5, 1991, S. 8;
    C. Throm, Das Diphtherieserum, e. neues Therapieprinzip, seine Entwicklung u. Markteinf., 1995;
    E. Schulte, Der Anteil E. W.s an d. Entwicklung d. Diphtherieantitoxins, Diss. Berlin 2001 (W-Verz., P).

  • Porträts

    |Photogrr. (Nachlaß, Staatsbibl. Preuß. Kulturbes. Berlin).

  • Autor/in

    Axel C. Hüntelmann
  • Zitierweise

    Hüntelmann, Axel C., "Wernicke, Erich" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 845-847 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz140723.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA