Lebensdaten
1909 – 1994
Geburtsort
Berlin
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
Archäologe
Konfession
evangelisch
Namensvarianten
  • Werner, Joachim

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Zitierweise

Werner, Joachim, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz140661.html [28.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Max (1877–1933), Architekt in B., S d. August (1840–1916), Kaufm. in Cottbus, u. d. Ottilie Schmidt (1846–86);
    M Adrienne (1888–1968), T d. Carl Hübner (1858–1907), Tuchfabr. in Görlitz, u. d. Adrienne Seidel (1868–1961);
    Berlin 1940 Traut Hasselbach (1912–98), Dr. phil., Mediävistin, Vf. v. „Die älteren Güterverzeichnisse d. Reichsabtei Fulda, Diss. Marburg 1939, gedr. 1942 (s. L), T d. Max Hasselbach (1872–1952), Tuchfabr. in Cottbus, u. d. Sophie Zimmermann (1887–1955);
    2 S Matthias (* 1942), 1984 Prof. f. ma. Gesch. in Köln, 1993 o. Prof. f. thür. Gesch. u. ma. Gesch. in Jena (s. Der Konstanzer Arb.kreis 1951–2001, 2001, S. 439–42; L), Joachim (1945–2014), Dr. med., Arzt in M., 1 T Alwine W.-Uhrig (* 1948), Psychoanalytikerin in B.

  • Biographie

    Nach dem Abitur am Franz. Gymnasium in Berlin 1928 studierte W., der sich für die heimatliche Archäologie interessierte, ab 1928 die als Fachdisziplin noch junge Vor- und Frühgeschichte, ferner Klassische Archäologie, Mittlere und Alte Geschichte in Berlin bei Max Ebert (1879–1929), Wilhelm Unverzagt (1892–1971), Gerhard Rodenwald (1886–1945), Robert Zahn (1870–1945) und Robert Holtzmann (1873–1946). Nach zwei Semestern in Wien (1929) bei Oswald Menghin (1888–1973) und Rudolf Egger (1882–1969) und zwischenzeitlicher Rückkehr nach Ber-| lin schloß W. sich ab dem WS 1930 / 31 Gero v. Merhart (1886–1959) in Marburg an. Diesem blieb er zeitlebens eng verbunden und bei ihm wurde er 1932 mit der von Hans Zeiss (1895–1944) angeregten und geförderten Dissertation über „Die münzdatierten merowingischen Grabfunde in Süd- und Westdeutschland“ zum Dr. phil. promoviert (gedr. u. d. T. „Münzdatierte austrasische Grabfunde“, 1935). 1933 / 34 erhielt W. das Reisestipendium des Dt. Archäologischen Instituts (DAI), das ihn außer nach Italien und in die Balkanländer auch in den Irak, nach Syrien, Palästina und in die Türkei führte, was sein Verständnis für die Bedeutung nachbarlicher ‚Hochkulturen‘ prägte. 1935–41 wurde die Römisch-Germanische Kommission (RGK) des DAI in Frankfurt/M. W.s Arbeits- und Lebensmittelpunkt, zunächst als kommissarischer, ab 1938 als verbeamteter Assistent. 1938 habilitierte er sich an der Univ. Frankfurt mit der Schrift „Die beiden Zierscheiben des Thorsberger Moorfundes, Ein Beitrag zur frühgermanischen Kunst- und Religionsgeschichte“ (gedr. 1941). Das 1937 eingeleitete Habilitationsverfahren stieß zunächst wegen Vorbehalten der NSDAP auf erhebliche Schwierigkeiten, doch 1938 erfolgte W.s Ernennung zum Dozenten. 1939 wurde er zum Heeresdienst bei der Luftwaffe einberufen. 1941 war er in Paris und Brüssel „Referent für Vorgeschichte und Archäologie“ beim Militärbefehlshaber von Belgien und Nordfrankreich (Dienststelle Gf. Metternich in Brüssel). Nach Listenplätzen für die Professuren in Greifswald, Rostock, Göttingen und an der TH Brünn 1938–41 erhielt W. 1941 den Ruf auf das Extraordinariat nach Innsbruck und zeitgleich den Ruf auf den neu geschaffenen Lehrstuhl für Vor- und Frühgeschichte an der ,Reichsuniversität‘ Straßburg, den W. annahm (Vertretung ab 1941, ao. Prof. 1942). Seine Berufung erfolgte gegen den Widerstand des ,Reichsamtes Rosenberg‘ (Hans Reinerth u. Alfred Rosenberg). In der kurzen Straßburger Zeit verfaßte W. die Monographie über das ,Fürstengrab‘ von Ittenheim im Elsaß (1943). Im Mai 1943 wurde er wieder zur Luftwaffe eingezogen. In den letzten Kriegstagen fand er Asyl in der Schweiz. Während seiner dortigen Internierung entstand seine Monographie über „Das alamannische Gräberfeld von Bülach“ (1953).

    1947–49 vertrat W. den Lehrstuhl von Hans Zeiss in München. Nachdem Gewißheit bestand, daß dieser 1944 in Rumänien gefallen war, erfolgte 1949 der Ruf auf das Ordinariat (em. 1974). Seit 1953 o. Mitglied der Bayer. Akademie der Wissenschaften (1966–82 Sekretar d. Phil.-hist. Klasse), gelang ihm 1957 die Gründung der „Kommission zur archäologischen Erforschung des spätrömischen Raetien“. Er war 1950–93 Herausgeber der „Münchner Beiträge zur Vor- und Frühgeschichte“ (44 Bde.). W. promovierte 33 Studierende und führte sieben Kollegen zur Habilitation (Vladimir Milojčic´, Georg Kossack, Hermann Müller-Karpe, Günter Ulbert, Walter Torbrügge, Hermanfrid Schubart u. Volker Bierbrauer).

    Schwerpunkte von W.s Forschungen und seiner zahlreichen Publikationen lagen im Bereich der frühgeschichtlichen Archäologie. Er war ein historisch arbeitender Archäologe, der das Selbstverständnis seines Faches bis an seine Grenzen ausgeleuchtet hat, die jeweiligen Quellengattungen bis zur Synthese auseinander haltend. Ein herausragendes Beispiel vergleichender Archäologie bildet seine Akademieabhandlung über „Adelsgräber von Niederstotzingen bei Ulm und von Bokchondung in Südkorea“ (1988). W. prägte die dt. und internationale Frühgeschichtsforschung.

  • Auszeichnungen

    |Mitgl. d. DAI (korr. 1936, o. 1943), d. Bulgar. Archäol. Inst. (1937), d. Bayer. Ak. d. Wiss. (o. 1953, Sekr. d. phil.-hist. Kl. 1966–82), d. Anthropol. Ges. in Wien (korr. 1960), d. Kungl. Vetenskaps-Societeten in Uppsala (o. 1964), d. Österr. Archäol. Inst. (wirkl. 1972), d. Österr. Ak. d. Wiss. (korr. 1975), d. Vlaamse Ac. van België voor Wetenschappen en Kunsten (korr. 1977), d. Bulgar. Ak. d. Wiss. (korr. 1984), d. Serb. Ak. d. Wiss. u. Künste (korr. 1988), d. Acc. Nazionale dei Lincei (ausw. 1990) u. d. Poln. Ak. d. Wiss. (korr. ausw. 1992);
    Honorary Fellow d. Soc. of Antiquaries of London (1972);
    Gastprof. an d. Univ. of California, Berkeley (1965);
    Ehrenmitgl. d. Instituto Veneto di Scienze, Lettere ed Arti (1972), d. Ir. Ak. d. Wiss. (1973) u. d. Soc. Hongroise des Etudes Classiques, Budapest (1989);
    František-Palacký-Medaille in Gold (1990);
    Dr. archaeol. h. c. (Krakau 1990);
    Bayer. Verdienstorden (1973);
    Goldenes Ehrenzeichen d. Landes Salzburg (1980);
    BVK 1. Kl. (1983).

  • Werke

    |17 Monogrr. bzw. selbst. Schrr., mehr als 320 Aufss. u. Rezensionen;
    W-Verz.: Kossack / Ulbert, 1974 (s. L);
    RGA 33, 2006 (s. L).

  • Literatur

    |G. Kossack u. G. Ulbert (Hg.), Studien z. vor- u. frühgeschichtl. Archäol., FS f. J. W. z. 65. Geb.tag, 1974 (W-Verz., Verz. d. v. betreuten Diss. u. Habilitationen, P);
    M. Brozzi, in: Memorie Storiche Forogiuliesi 73, 1993, S. 349;
    V. Bierbrauer, in: Bayer. Vorgesch.bll. 59, 1994, S. 11–17;
    ders., in: Byzantin. Zs. 86 / 87, 1993 / 94, S. 665–69;
    K. Godlowski, in: Wiadomos´ ci Archeologiczne 53 / 2, 1993 / 94, S. 137 f.;
    S. Ciglenecki, in: Arheološki Vestnik 45, 1994, S. 267 f.;
    G. Fingerlin, in: Fundberr. aus Baden-Württ. 19 / 1, 1994, S. 797–800;
    T. Kolník, in: Slovenská archeológia 42 / 1, 1994, S. 221–24;
    G. Kossack, in: Jb. d. Bayer. Ak. d. Wiss. 1994, S. 234–45 (P);
    M. B. Šcukin, in: Peterburgskij Archeologič eskij Vestnik 8, 1994, S. 4–11;
    E. Vonbank, in: Jb. d. Vorarlberger Landesmus.ver. 138, 1994, S. 55–59;
    H. Friesinger, in: Alm. d. Österr. Ak. d. Wiss. Wien 145, 1994 / 95, S. 555–57 (P);
    R. Harhoiu, in: Dacia N. S. 38 / 39, 1994 / 95, S. 489–91;
    I. Ionita, in: Arheologia Moldovei 18, 1995, S. 357–59;
    G. Ripoll López, in: Antiquité Tardive 3, 1995, S. 10–14;
    K. Godłowski, in: Kultura przeworska 3, 1997, S. 9–15;
    H. Fehr, Hans Zeiss, J. W. u. d. archäol. Forschungen z. Merwingerzeit, in: H. Steuer (Hg.), Eine hervorragend nat. Wiss., Erg.bde. z. RGA 29, 2001. S. 311–415, bes. S. 330 ff.;
    V. Bierbrauer, in: RGA 33, 2006, S. 473–85 (Qu, W, L);
    – Dokumentation im Bes. v. Matthias Werner u. V. Bierbrauer;
    zu Traut W.-Hasselbach: K.-P. Friedrich, Die Hist. Komm. f. Hessen u. Waldeck u. d. NS, in: Hess. Jb. f. Landesgesch. 67, 2017, S. 1–67, bes. S. 35 u. 52–56.

  • Autor/in

    Volker Bierbrauer
  • Zitierweise

    Bierbrauer, Volker, "Werner, Joachim" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 828-830 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz140661.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA