Lebensdaten
1865 – 1944
Geburtsort
Chemnitz
Sterbeort
Markkleeberg bei Leipzig
Beruf/Funktion
Keilschriftforscher ; Alltorientalist
Konfession
lutherisch
Namensvarianten
  • Weißbach, Franz Heinrich
  • Weisbach, Franz Heinrich ( bis 1890)
  • Weißbach, Franz
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Zitierweise

Weißbach, Franz, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz140204.html [29.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Franz Robert, Seidenhutmacher;
    M Clara Auguste Leonhardt, aus Ch.;
    6 jüngere Geschw;
    Carola N. N.;
    T Irmgard (* 1911, Rudolf Synnatzschke, 1910–86, Bibl.), Bibl.

  • Biographie

    Nach dem Schulbesuch in Chemnitz, Glauchau und Zwickau studierte W. ab 1885 in Leipzig Alte Geschichte, Orientalistik (v. a. bei Friedrich Delitzsch, 1850–1922) und Klassische Philologie; 1889 wurde er aufgrund einer Arbeit zu den Texten in elamischer Sprache („Über die Achämenideninschriften zweiter Art“, gedr. 1890) zum Dr. phil. promoviert. W. trat in den Dienst der Universitätsbibliothek Leipzig, an der er bis 1929 (zuletzt als Oberbibliothekar) tätig war. 1897 habilitierte sich W. für Keilschriftforschung und Alte Geschichte. Zum Studium von Keilschrifttexten reiste er nach Paris und London, 1901–03 war er zur Teilnahme an den dt. Ausgrabungen in Babylon beurlaubt. Ab 1905 lehrte er in Leipzig Keilschriftforschung und Alte Geschichte als nichtplanmäßiger ao. Prof. (auch nach der Ablehnung eines Rufes nach Jena 1909), ab 1930 als o. Honorarprofessor, bis ihm 1935 aufgrund früherer Mitgliedschaft in einer Freimaurerloge und offenen Eintretens für die Freimaurerei die Lehrbefugnis entzogen wurde.

    Das erste Hauptarbeitsgebiet W.s sind die achämenidischen Königsinschriften in elamischer Sprache; er führte die frühere Forschung von Edwin Norris (1795–1872), Niels

    L. Westergaard (1815–78) u. a. zu dieser Sprache weiter, bezog dann die altpers. Versionen dieser Texte mit ein und griff bald auch auf andere, ältere elamische Inschriften aus, deren Erschließung er entscheidend förderte (Anzanische Inschriften und Vorarbeiten zu ihrer Entzifferung, 1891; Neue Beiträge zur Kunde der susischen Inschriften, 1894). 1911 legte W. erstmals in Umschrift und mit Übersetzung eine Sammlung der seinerzeit bekannten Achämenideninschriften in allen drei Keilschriftversionen vor, eine mustergültige, bis heute nicht ersetzte Arbeit (Die Keilinschriften der Achämeniden, 1911). Neben diesem Hauptwerk stehen „Die altpersischen Keilinschriften in Umschrift und Übersetzung“ (1893–1908, mit W. Bang) und „Die Keilinschriften am Grabe des Darius Hystaspis“ (1911).

    Als Historiker lag W. viel daran, die für die Erforschung der Geschichte Babyloniens und Assyriens wichtigen Ergebnisse der philol.|Arbeiten der Assyriologen zu berücksichtigen. Hier ist der in der Habilitationsschrift „Die sumerische Frage“ (1898), einer echten Pionierarbeit, geführte Nachweis zu nennen, daß es sich bei dem (damals noch nicht völlig erschlossenen) Sumerischen tatsächlich um die Sprache eines realen Volkes handelt. Darüber hinaus legte W. auf diesem Gebiet eine Reihe von umfänglicheren Einzelstudien (Handbuchartikeln) vor, kein zusammenfassendes Werk. Seine Teilnahme an der Babylon-Expedition führte zur Publikation von Texten der spätbabylon. Könige (Die Inschriften Nebukadnezars II. im Wâdī Brîsa¯ und am Nahr el-Kelb, 1906; Die Denkmäler und Inschriften an der Mündung des Nahr el-Kelb, 1922), die von derselben Methodenstrenge und Materialbeherrschung zeugen wie die zu den Achämenidentexten.

    Grundlegend sind zudem einige Arbeiten zur altoriental. Metrologie, v. a „Zur keilinschriftlichen Gewichtskunde“ (1912) und „Neue Beiträge zur keilinschriftlichen Gewichtskunde“ (1916). Als einer der ersten erlernte W. während des Aufenthalts in Babylon auch den im Nord-Irak gesprochenen arab. Dialekt, betrieb Studien zu dieser Sprache und publizierte v. a. volkskundlich relevante Texte in „Beiträge zur Kunde des Irak-Arabischen“ (2 Bde., 1908–30).

  • Werke

    Weitere W Die Achämenideninschrr. zweiter Art, 1890;
    Babylon. Miscellen, 1903;
    Das Stadtbild v. Babylon, 1904;
    Das Hauptheiligtum des Marduk in Babylon, Esagila u. Etemenanki, 1938 (mit F. Wetzel).

  • Literatur

    |H. Praesent, in: Lit. Zbl. f. Dtld. 95, 1944, S. 125;
    W. v. Soden, in: Zs. f. Assyriol. u. Vorderasiat. Archäol. NF 14 (= 48), 1944, S. I f. (P);
    E. Weidner, in: Archiv f. Orientforsch. 15, 1945–1951, S. 176–78(P);
    M. Müller, Die Keilschriftwiss. an d. Leipziger Univ. bis z. Vertreibung Landsbergers im J. 1935, in: Wiss. Zs. d. Karl-Marx-Univ. Leipzig 28, 1979, S. 67–86, v. a. S. 74 f.;
    M. P. Streck, Altorientalistik, in: Gesch. d. Univ. Leipzig 1409–2009, 4: Fakultäten, Institute, Zentrale Einrichtungen, 1. Halbbd., 2009, S. 345–66, v. a. S. 353 f.;
    U. Maas, Verfolgung u. Auswanderung dt.sprachiger Sprachforscher 1933–1945, 1: Dokumentation, 2010, S. 868 f.;
    Lex. wiss. Bibliothekare I.

  • Autor/in

    Rüdiger Schmitt
  • Zitierweise

    Schmitt, Rüdiger, "Weißbach, Franz" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 698-699 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz140204.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA