Lebensdaten
1879 – 1943
Geburtsort
Burg bei Menziken (Kanton Aargau)
Sterbeort
Oberägeri (Kanton Zug)
Beruf/Funktion
Augenarzt
Konfession
reformiert
Namensvarianten
  • Vogt, Alfred

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Zitierweise

Vogt, Alfred, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz137199.html [27.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus Menziker Fam.;
    V Jakob, Primarlehrer in M., später in Suhr (Kt. Aargau);
    M Elise Koch;
    3 Schw;
    1906 Marie (1879–1965), aus Buchs, T d. Johann Bossardt;
    1 S Alfred ( 1929), 2 T.

  • Biographie

    V.s naturwissenschaftliches Interesse wurde während seiner Gymnasialzeit in Aarau geweckt (Matura 1898). Nach dem Studium der Medizin in Zürich und Basel 1899–1904 folgte die Ausbildung zum Augenarzt in Basel bei Carl Mellinger (1858–1917). Bei ihm wurde V. 1905 mit der Arbeit „Weitere experimentelle und klinische Untersuchungen über den schädlichen Einfluss von künstlichen Anilinfarben auf das Auge“ zum Dr. med. promoviert. 1906 eröffnete er eine Augenarztpraxis in Aarau; 1909 wurde er Leiter der Augenabteilung des Kantonsspitals Aarau. Arbeiten über die Wirkung von Ultraviolettund Infrarot-Licht auf die Linse und Untersuchungen des Augenhintergrunds im rotfreien Licht brachten ihm 1917 ohne Habilitation den Ruf auf den Lehrstuhl für Augenheilkunde der Univ. Basel; 1923 wechselte V. an die Univ. Zürich. Einen Ruf an die Univ. München lehnte er 1924 ab. Krankheitsbedingt trat er 1943 von seinem Ordinariat zurück.

    In V.s wissenschaftlichem Werk zeichnen sich vier Schwerpunkte ab. Erstens schuf er mit der sofortigen Erfassung des Potentials der Gullstrand’schen Spaltlampe, modifiziert vom Zeiss-Mitarbeiter Otto Henker (1874–1926), seit 1917 bis gegen sein Lebensende das noch heute gültige Standardwerk der Spaltlampenbiomikroskopie des Auges, das V. an die Weltspitze der damaligen Ophthalmologie brachte. In den 2045 Abbildungen der Befunde verbinden sich seine außerordentliche Beobachtungsgabe mit der Kunst seiner Zeichner Rudolf Bregenzer (1901–53) und Jakob Iseli (* 1876). Zweitens bewies V. mit der Untersuchung des Augenhintergrunds im rotfreien Licht die Existenz eines gelben Farbstoffs in der Macula und entschied damit die Kontroverse zwischen dem Nobelpreisträger Alvar Gullstrand und Friedrich Dimmer über Vorhanden- oder Nichtvorhandensein dieses Farbstoffes zu Gunsten Dimmers. Drittens meinte V. mit seinen Untersuchungen zur Pathogenese des Stars der Glasbläser zu beweisen, dieser beruhe auf direkter Einwirkung von Infrarot. Als Hans Goldmann (1899–1991) 1930 eine reine über die Iris vermittelte Hitzewirkung als Ursache nachwies, reagierte V. auf die Infragestellung seiner langjährigen, mit größtem Aufwand betriebenen Forschung sehr aggressiv. Kritik schwer zugänglich, übte er bei Überbewertung eigener Hypothesen und Verkennung wichtiger Entwicklungen vielfach massive Kritik an den Arbeiten seiner akademischen Kollegen. So gab es jahrzehntelange Auseinandersetzungen zwischen V. und Goldmann. Viertens trug V. mit Konzentration auf die Zwillingsforschung wesentlich zur Genetik der Augenkrankheiten bei, z. B. bei Kurzsichtigkeit und bei bestimmten Starformen. In seinem riesigen Arbeitspensum beanspruchte die Klinik einen wesentlichen Anteil. Zu seinen Schülern zählten Hans Wagner (1905–89) und Walter Schnyder (1892–1980).

    1938 gründete V. die „Alfred Vogt-Stiftung“ zur Erinnerung an seinen 1929 tödlich verunglückten Sohn. Sie zeichnet jährlich hervorragende Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der Augenheilkunde mit dem „Alfred Vogt Preis“ aus.

  • Auszeichnungen

    |Mitgl. d. Leopoldina (1919);
    Donders Medaille (1932);
    Ehrenmitgl. d. Med. Ak. New York (1933) u. d. Schweizer. Ophthalmol. Ges. (1943);
    ausw. Mitgl. d. Bayer. Ak. d. Wiss. (1935);
    Dr. med. h. c. (Heidelberg 1936);
    korr. Mitgl. d. Kgl. Ungar. Ges. f. Augenheilkde. (1938);
    Cothenius Medaille d. Leopoldina (1939);
    Gonin-Medaille d. Concilium Ophthalmologicum Internat. (1941);
    Gullstrand Medaille d. Schwed. Ärzteges. (1942);
    Ehrenbürger d. Heimatgde. Menziken (1943).

  • Werke

    W ca. 250 Publl.;
    Frühzeitiges Ergrauen d. Cilien u. Bemm. über d. sog. plötzl. Eintritt dieser Veränderung, in: Klin. Monatsbll. f. Augenheilkde. 44, 1906, S. 208–42;
    Lehrb. d. Spaltlampenmikroskopie d. lebenden Auges, 1921;
    Die Ophthalmoskopie im rotfreien Licht, in: A. Graefe, T. Saemisch u. C. v. Hess, Hdb. d. gesamten Augenheilkde., 3. Bd.: Unters.methoden, ³1925, S. 1–118;
    Lehrb. u. Atlas d. Spaltlampenbiomikroskopie d. lebenden Auges, 3 Bde., 1930–42.

  • Literatur

    |M. Bücklers u. a., FS z. Feier d. 60. Geb.tags Prof. Dr. A. V. [1939] (W-Verz.);
    H.-M. Niederer, A. V. (1879–1943), seine Zürcher J. 1923–1943, 1989 (W-Verz.);
    B. P. Gloor, A. V. (1879–1943), in: 100 J. SOG u. d. Entwicklung d. Schweizer Augenheilkde., hg. v. d. Schweizer. Ophthalmol. Ges., 2007, S. 91–101 (P);
    ders., A. V. (1879–1943), in: Survey of Ophthalmology 53, 2008, S. 655–63 (P);
    ders. u. M. F. Marmor, Controversy over the Etiology and Therapy of Retinal Detachment, The Struggles of Jules Gonin, ebd. 58, 2012, S. 184–95;
    HLS.

  • Porträts

    |Photogr. (Augenklinik, Univ.spital Zürich).

  • Autor/in

    Balder R. P. Gloor
  • Zitierweise

    Gloor, Balder R. P., "Vogt, Alfred" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 48-49 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz137199.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA