Lebensdaten
1855 – 1934
Geburtsort
Brünn
Sterbeort
Prag
Beruf/Funktion
Jurist ; Kanonist
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 1034541773 | OGND | VIAF: 17604663
Namensvarianten
  • Singer, Heinrich Joseph
  • Singer, Heinrich
  • Singer, Heinrich Joseph
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Zitierweise

Singer, Heinrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd1034541773.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V N. N. (jüd.), Wollhändler in B.;
    M N. N.;
    B Edmund (1841–94), ao. Prof. f. bürgerl. Recht an d. Oriental. Ak. in Wien, 1889 Reg.rat, Friedrich (Fritz) (1851–1905), Tuchhändler, übernahm 1879 d. Tuchgroßhandlung D. Stein in B., 1885 Mitgl. d.|Handels- u. Gewerbekammer in B., 1896 Mitgl. d. mähr. LT, 1905 Mitgl. d. Reichsrats (beide s. ÖBL);
    1884 Theresia (* 1857), T d. Karl Schenkl (1827–1900), aus B., o. Prof. f. klass. Philol. 1858 in Innsbruck, 1859/60 Dekan, 1863 in Graz, 1865/66 u. 1871/72 Dekan, 1869/70 Rektor, 1875 in Wien, Vf. v. a. patrist. Edd., Präs. d. Ver. Eranos Vindobonensis, 1873 Reg.rat, 1882 HR, 1863 korr., 1868 wirkl. Mitgl. d. Österr. Ak. d. Wiss., 1891–96 Mitgl. d. niederösterr. Landesschulrats, 1899 Mitgl. d. Österr. Archäol. Inst. (s. ÖBL); Schwägerin Marianne Schenkl (1855–1947, Emil Schrutka v. Rechtenstamm, 1852–1918, ao. Prof. f. österr. zivilgerichtl. Verfahren in Czernowitz, 1886 o. Prof. f. d. gesamte zivilgerichtl. Verfahren u. röm. Zivilprozeß, 1890/91 u. 1905/06 Dekan, 1900/01 Rektor, S d. Ignaz Schrutka, 1802–69, österr. Adel mit Prädikat „v. Rechtenstamm“ 1866, Oberlandesger.rat, 1855 Präs. d. Kreisgerichts in Ungar.-Hradisch, beide s. ÖBL), Philanthropin, Reiseschriftst., 1905–36 Leiterin e. Säuglingspflegeschule in W. (s. ÖBL; Biogr. Lex. NS-Wiss.pol.).

  • Biographie

    S. wuchs in Brünn auf und besuchte dort das Gymnasium. Er studierte Rechtswissenschaft in Wien, wo er 1877 promoviert wurde und sich 1879 für kanon. Recht und österr. Zivilrecht habilitierte. 1881 als ao. Prof. für kanonisches Recht nach Czernowitz berufen, wurde er dort 1885 zum Ordinarius ernannt (Rektor 1887/88). Es folgte 1891 eine Professur in Innsbruck, bis er 1896 die kanonistische Lehrkanzel an der Univ. Prag erhielt (em. 1925).

    S.s Dissertation „Beiträge zum österr. Eherecht“ (1877) behandelt bereits das kanonische Recht in Verbindung mit Zivilrecht. Sein erstes Hauptwerk ist die Rektoratsrede in Czernowitz 1887. Sie ist der Erinnerung an Gustav Hugo (1764–1844) gewidmet, den Vorläufer der historischen Schule Friedrich Carl v. Savignys, bringt aber über den Titel hinaus eine umfassende Würdigung des Rechtsverständnisses der historischen Rechtswissenschaft. Hugos pragmatische Geschichtsauffassung hebt S. von Savignys Geschichtsdenken deutlich ab; die Arbeit ist auch heute noch grundlegend für die Geschichte der dt. Rechtswissenschaft im 19. Jh. Nach 1890 konzentrierte sich S. auf die Geschichte des kanonischen Rechts, wo er als Schüler von Friedrich Maaßen (1823–1900) zu den bedeutendsten österr. Forschern zählt. Eine kanonistische Arbeit auf der Grundlage umfassender Handschriftenstudien sind seine „Beiträge zur Würdigung der Decretistenlitteratur“ (in: Archiv f. kath. Kirchenrecht 69, 1893, S. 369–447, ebd. 73, 1895, S. 3–124), mit denen er als erster Hauptwerke der franz. und rhein. Kanonistik des 12. Jh. erschloß. Mit scharfer Kritik an Irrtümern des Kanonisten Johann Friedrich v. Schulte (1827–1914) gelang es S., den echten Text der „Summe“ des Rufinus zu erschließen, des ersten großen kanonistischen Lehrbuchs nach Gratian. Die von S. 1902 vorgelegte kritische Edition der „Summe“ des Rufinus steht am Anfang der bis heute fortgesetzten Erschließung von Hauptwerken der mittelalterlichen Kanonistik.

    Mit Benutzung des Nachlasses von Maaßen legte S. 1913 und 1914 umfassende Analysen von vier Dekretalensammlungen der Zeit um 1200 vor. Diese Publikationen S.s sind bis heute unverzichtbare Grundlagenwerke zur kanonistischen Quellenforschung. 1916 publizierte S. eine umfangreiche Studie zur Geschichte des Verbots der Selbstwahl bei der Wahl des Papstes durch das Kardinalskollegium. S. konnte nachweisen, daß eine Dekretale Innocenz' IV. zur Papstwahl niemals Rechtsgeltung erlangte.

  • Auszeichnungen

    Vors. d. Rechtshist. Staatsprüfungskomm.;
    Ehrenmitgl. d. Dt. Ges. d. Wiss. u. Künste in Prag;
    HR.

  • Werke

    Die Behebung d. f. Ordenspersonen im commercium mortis causa f. d. canon. u. österr. Recht mit Rücksicht auf d. Lehre v. d. Rechts- u. Handlungsfähigkeit d. Religiösen überhaupt, 1880;
    Hist. Stud. üb. d. Erbfolge nach kath. Weltgeistlichen in Oesterr.-Ungarn, 1883;
    Zur Erinnerung an Gustav Hugo (Czernowitzer Rektoratsrede 4. 10. 1887), in: Grünhuts Zs. f. d. Privat- u. öff. Recht 16, 1889, S. 273–319;
    Zur Frage d. staatl. Oberaufsichtsrechtes, Mit bes. Rücksicht auf d. Verhältnis d. modernen Staates z. kath. Kirche, in: Dt. Zs. f. Kirchenrecht, III. F., 5, 1895, S. 60–116, ebd. 8, 1898, S. 30–77;
    Rufinus v. Bologna, Summa decretorum, mit Einl., 1902, Neudr. 1963 (Hg.);
    Neue Btrr. zu d. Dekretalenslgg. vor u. nach Bernhard v. Pavia, in: SB d. Ak. d. Wiss. Wien, Phil.-hist. Kl. 171/1, 1913, S. 1–404;
    Die Dekretalenslg. d. Bernardus Compostellanus antiguus, ebd. 171/2, 1914, S. 1–120;
    Das c. ,Quia frequenter`, ein nie in Geltung gewesenes Papstwahldekret Innocenz' IV, Zugl. e. Btr. z. Frage d. Selbstwahl im Konklave, in: ZSRGK 6, 1916, S. 1–140;
    Das Naturrecht im Codex iuris canonici, in: Archiv f. Rechts- u. Wirtsch.philos. 16, 1922/23, S. 206–15;
    Krit. Bemm. zu e. Gesch. d. österr. Konkordates, in: Mitt. d. Ver. f. Gesch. d. Deutschen in Böhmen 62, 1924, S. 65–116 u. 165–262.

  • Literatur

    O. Peterka, in: Prager jur. Zs. 5, 1925, S. 51–54;
    H. E. Feine, in: ZSRGK 24, 1935, S. 435;
    N. Grass, Österr. Kanonistenschulen aus drei Jhh., ebd. 41, 1955, S. 290–411, bes. S. 36–408, erneut in: ders., Österr. Kirchenrechtslehrer d. Neuzeit, 1988, S. 79–120;
    Wi. 1909–28;
    Biogr. Lex. Böhmen;
    Bibliographia Judaica;
    ÖBL;
    Hdb. österr. Autoren jüd. Herkunft.

  • Autor/in

    Peter Landau
  • Zitierweise

    Landau, Peter, "Singer, Heinrich" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 458-459 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd1034541773.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA