Lebensdaten
1848 – 1927
Geburtsort
Stuttgart
Sterbeort
Stuttgart.
Beruf/Funktion
Fabrikant
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 119151340 | OGND | VIAF: 77119321
Namensvarianten
  • Sieglin, Ernst Wilhelm
  • Sieglin, Ernst von (seit 1907)
  • sieglin, ernst von
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Quellen(nachweise)

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Zitierweise

Sieglin, Ernst von (seit 1907), Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119151340.html [24.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Ernst (Siegele) (1814–55), Apotheker, Großgrundbes. in St., S d. Karl Friedrich Louis S. (1783–1851), Kaufm. in Nürtingen (Württ.), zuletzt Kopist in St., u. d. Wilhelmine Anna Marie Koch (1780–1853);
    M Mathilde (1832–95), T d. Johannes Staub (1793–1847), Pfarrer in Perouse, Dürrwangen u. Rosswag, u. d. Henriette Louise Friederike Jordan (1810–95);
    3 B Hermann S.(-Fehr) (1849–1923), Prof. f. Landwirtsch. an d. Landwirtschaftl. Hochschule Hohenheim, Vorsteher d. kgl. Lehrmolkerei, Fisch- u. Geflügelzuchtanstalt, begann in d. Zuflüssen d. Neckars d. Besatzung mit Bachsaiblingen u. führte d. Zander in Südwestdeutschland ein (s. DBJ V, Tl.), Eugen Karl S. (1851–82), Stadtpfarrer in Hall, Wilhelm S. (s. 2), 3 Schw (2 früh †) Hilda Louise (1852–1910, Emil Glaser, 1843–98, Hptm.);
    Berlin 1891 Alice (1872–1915), aus Königsberg (Preußen), T d. Hermann Borchert (1833–1904), Mälzenbräuer, Rittergutbes. in Blindgallen (Błąkały, Kr. Goldap, Ostpr.), u. d. Laura Baronesse v. Grotthuß (1850–1932);
    2 S Ernst (1895–1984, Leonore Elbers, 1904–2000), Geschäftsführer d. Thompson-Werke GmbH, in Düsseldorf, dann Aufsichtsratsvors. d. J. C. Eckardt AG in St., Erich (1900–28), Kaufm., 3 T (1 früh †) Martha S. (1896–1935), Olga S. (1901–82, Franz Westermann, 1898–1985, Kaufm. in Hamburg).

  • Biographie

    S. absolvierte nach dem Besuch des Gymnasiums illustre in Stuttgart eine Ausbildung zum Kaufmann bei einem Stuttgarter Unternehmen. Anschließend arbeitete er in London im Kontor der „Ockendon Company Wollwarenexport“. Zurück in Deutschland wurde er Buchhalter bei der Wollspinnerei „Bongart & Co.“. Nebenbei beschäftigte er sich mit Experimenten zur Erfindung von pulverisierter Seife, die jedoch mangels ausreichender chemischer Kenntnisse erfolglos blieben. 1876 ging er zurück zur Ockendon Company und besuchte daneben Chemievorlesungen am Univ. College. Zusammen mit Richard Thompson, einem Chemiker, der bereits flüssige Seife erfunden hatte, gelang S. nun die Entwicklung von pulverisierter Seife. Als Inhaber des alleinigen Vertriebsrechts für Deutschland, Belgien und die Niederlande ging er 1877 zurück nach Deutschland und begann in Aachen mit der Produktion der Seife unter dem Namen „Dr. Thompson's Seifenpulver – Marke Schwan“, das sich schnell zu einem Verkaufsschlager entwickelte. Es folgten Werksgründungen in Wittenberg, Berlin und Verviers (Belgien), 1897 wurde das Hauptwerk in Düsseldorf eröffnet. Das Unternehmen „R. Thompson & Co.“ wurde 1891 in „Ernst Sieglin, Fabrik von Dr. Thompson's Seifenpulver“ umbenannt und 1907 in eine GmbH umgewandelt; S. blieb alleiniger Geschäftsführer. Auf die scharfe Konkurrenz v. a. durch „Henkel & Cie.“ (seit 1907 Herstellung v. „Persil“) reagierte S. u. a. mit dem Produkt „Ozonit“, später „Ozonil“. S.s Erben führten das Unternehmen zunächst fort, Henkel übernahm jedoch 1929 die Mehrheitsbeteiligung. Das daraufhin neu gegründete Tochterunternehmen „Thompson Werke GmbH“ ging 1969 in der noch heute bestehenden „Thompson-Siegel GmbH“ auf. S. führte noch vor der Jahrhundertwende die Sechstagewoche sowie den 8-Stunden-Tag und andere soziale Sonderregelungen in seinem Werk ein. Er war ein großer Förderer von Kunst und Kultur. Auf Anregung seines|Bruders Wilhelm sowie Wilhelm Dörpfelds (1853–1940), Direktor des Dt. Archäologischen Instituts in Athen, begann er 1898 mit der Finanzierung von Ausgrabungen in Alexandria, die bis 1902 von Theodor Schreiber (1848–1912) aus Leipzig durchgeführt wurden. Die Ausgrabungen brachten die mehrstöckig unter der Erde liegende Nekropole von Kôm-Esch-Schukâfa zutage. Weitere Grabungen fanden auf dem Areal des Serapeions, im Königsviertel und im Stadtteil Hadra statt. Die Ergebnisse wurden, ebenfalls finanziert durch S., in mehreren Bänden mit dem Titel „Expedition Ernst von Sieglin, Ausgrabungen in Alexandria“ vorgelegt. Eine zweite von S. finanzierte Expedition fand 1909–14 in Ägypten statt. Unter der Leitung Georg Steindorffs (1861–1951) wurde u. a. der Totentempel des Chephren in Gizeh freigelegt.

    Durch die Ausgrabungen gelangte S. in den Besitz einer wertvollen Sammlung, die er durch den Kauf von Antiken erweiterte und zwischen 1906 und 1913 sukzessive den Universitäten Tübingen und Leipzig sowie dem Albertinum in Dresden und dem König von Württemberg schenkte, der sie der Kgl. Staatssammlung Vaterländischer Kunst- und Althertumsdenkmale (heute Landesmus. Württ.) übergab. Ferner finanzierte S. Ausgrabungen im Asklepios-Heiligtum auf Kos. Für die Universitätsbibliothek Tübingen erwarb er armen. Handschriften, für das Archäol. Institut der Univ. Tübingen die Vasensammlung Paul Arndts (1865–1937), für das Konservatorium für Musik in Stuttgart eine Orgel. Zudem unterstützte er in Stuttgart u. a. das Landesgewerbemuseum, die Landesbibliothek und das Lindenmuseum.

  • Auszeichnungen

    Dr. phil. h. c. (Tübingen 1906);
    württ. GHR (1907);
    Ehrenmitgl. d. Dt. Archäol. Inst. (1914);
    Ehrensenator d. Univ. Tübingen (1927);
    Ehrenkreuz d. württ. Krone;
    Komturkreuz d. sächs. Albrechtsordens;
    Kommandeurkreuz d. schwed. Gustav Wasa-Ordens;
    türk. Medjidie-Orden;
    ghzgl. oldenburg. Offz.kreuz;
    – E.-S.-Platz, Stuttgart.

  • Literatur

    G. Baracs-Deltour, in: ders. (Hg.), Die Süddt. Bundesstaaten 1914–1917, Bd. 3: Das Kgr. Württ., 1917;
    P. Goessler, in: Staatsanz. f. Württ. 233, 6. 10. 1927, S. 3;
    Thompson-Siegel GmbH (Hg.), Erfahrungen f. d. Zukunft, 100 J. Thompson, 1977;
    E. Brunner-Traut, Die altägypt. Grabkammer Seschemnofers III. aus Gisa, e. Stiftung d. GHR Dr. h. c. E. v. S. an d. Tübinger Univ., 1982, ²1995;
    J. Fischer, Griech.-röm. Terrakotten aus Ägypten, Die Slgg. S. u. Schreiber, 1994;
    N. Willburger, Zeugnisse röm. Mumiendekoration aus Ägypten, E. v. S. u. seine Slg., in: Ägypt. Mumien, Unsterblichkeit im Land d. Pharaonen, Ausst.kat. Landesmus. Württ. 2007, S. 229–35 (P);
    dies., Mäzenatentum, Der Sammler E. v. S., in: Damals 8, 2007, S. 43 (P);
    C. Herb, Von Seifenpulver u. Mumienporträts, E. v. S., Fabr. u. Mäzen, in: Schwäb. Heimat 4, 2007, S. 419–24;
    Qu
    Fam.archiv Sieglin (Privatbes.).

  • Porträts

    Ölgem. v. A. Delug, 1908 (Privatbes. Fam. Sieglin).

  • Autor/in

    Nina Willburger
  • Zitierweise

    Willburger, Nina, "Sieglin, Ernst von" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 356-357 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119151340.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA