Lebensdaten
1817 – 1911
Geburtsort
Plauen
Sterbeort
Thoßfell (Vogtland)
Beruf/Funktion
Maschinenfabrikant, Gutsbesitzer
Konfession
-
Normdaten
GND: 126801142 | OGND | VIAF: 40380815
Namensvarianten
  • Schönherr, Louis Ferdinand
  • Schönherr, Louis
  • Schönherr, Louis Ferdinand
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Zitierweise

Schönherr, Louis, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd126801142.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    B Wilhelm (s. 1);
    1842 Christiane Sophie Wendler ( 1872), T e. Fleischermeisters u. Schankwirts in Niederschlema;
    K u. a. S Max ( n. 1929), seit 1908 mit S. Geschäftsführer d. Sächs. Webstuhlfabrik AG, KR (s. Wenzel), T Bertha (1843–94, Oscar Schimmel, 1838–96, Masch.fabr. in Chemnitz, s. NDB 22).

  • Biographie

    Louis begann seine Berufstätigkeit in der Sächs. Bobinetmanufaktur von Friedrich Wilhelm Wieck in Chemnitz, wo auch sein Bruder Wilhelm seit 1827 tätig war. 1829 ging Louis zur Maschinenfabrik von Carl Gottlieb Haubold (1783–1856) als Drehjunge. Wilhelm, der wenig später nachfolgte, erhielt 1833 das sächs. Patent auf einen mechanischen Webstuhl für Baumwolle.

    1833/34 besuchte Louis mit finanzieller Unterstützung der sächs. Regierung, die er auf Betreiben seines Bruders wegen seiner technischen Begabung erhielt, das Polytechnikum in Dresden. Seit 1836 betrieb er eine gemeinsame Werkstatt mit Wilhelm in Niederschlema bei Schneeberg. Damit begannen die gemeinsamen Entwicklungsarbeiten der Brüder an neuen Webstühlen, die in das durch mehrere Patente im In- und Ausland abgesicherte „Schönherrsche System“ mit Laden-, Schützen- und Geschirrbewegung, Ketten- und Warenbaumregulator mündeten und den späteren Erfolg von Louis' Webstuhlfabrikation begründeten. Da diese ursprünglich für die Verbindung der sächs. Hausweberei mit der maschinellen Produktion entwickelten Webstühle kaum Absatz fanden, gingen die Brüder zum Kraftantrieb über. Bei ihren Entwicklungen wurden sie von der sächs. Regierung finanziell und vom Industrieverein für das Kgr. Sachsen durch Veröffentlichungen unterstützt. Ihre Weiterentwicklungen wurden 1852 und 1862 patentiert.

    1837-39 reiste Louis nach England, um 40 der neu konstruierten Stühle in Leeds und Manchester aufzustellen. Da in Sachsen der Absatz zurückging, gaben die Brüder die Werkstatt in Niederschlema auf und bauten seit 1841 Webstühle nach dem System Schönherr in der „Sächs. Maschinenbau-Werkstatt“, ehemals Fa. Haubold. Louis schied 1844 bei Haubold aus und begann im Eisenwerk Erla Webstühle zu produzieren, darunter erstmals auch Tuchwebstühle. Der Plan und die Vorbereitungen zur Gründung einer gemeinsamen Fabrik mit Wilhelm in Dresden scheiterten an der Februarrevolution 1848 und den Protesten der Weber gegen die Maschinen. Louis kehrte kurzzeitig nach Plauen zurück, wo er zum Stadtrat gewählt wurde, und arbeitete seit 1849 in der Maschinenfabrik Richard Hartmann in Chemnitz, in der er seine technisch weiter verbesserten Webstühle für einen russ. Tuchfabrikanten baute. 1851 gründete er mit Ernst Seidler eine eigene Firma in Altchemnitz als Maschinenbauwerkstatt mit Eisengießerei unter Anschluß einer Maschinenweberei. Dafür wurde 1854 die ehemalige „Sächs. Maschinenbau-Werkstatt“ zunächst gepachtet, 1862 erworben. Wilhelm war nicht beteiligt, arbeitete aber mit an technischen Weiterentwicklungen. 1857 zahlte Louis den Mitgesellschafter Seidler aus. In den 1860er Jahren erfolgte eine wesentliche Erweiterung des Spektrums der in ganz Europa verkauften Maschinen: Seit 1861 wurde ein Tuchwebstuhl gebaut für die in Mode gekommenen gemusterten Herrenkleiderstoffe, Louis entwickelte einen Kurbelbuckskinstuhl, der etwa 50% der Produktion ausmachte, außerdem Teppichwebstühle und Hilfsmaschinen (Spulmaschinen, Schußspulmaschinen, Kettenschermaschinen, Schlicht- u. Leimmaschinen). 1872 verkaufte Louis das erfolgreiche Unternehmen für eine Mio. Taler an die „Sächs. Webstuhlfabrik AG“, deren Aufsichtsratsvorsitzender er wurde. In einer Versuchswerkstatt arbeitete er weiter an der technischen Vervollkommnung des „Systems Schönherr“. Louis zog wieder nach Plauen und setzte sich ein für die Entwicklung der Infrastruktur (Regulierung d. Elster-Flußbettes) und den Eisenbahnbau. In seinen letzten Lebensjahren widmete er sich dem Ausbau des Rittergutes Thoßfell sowie des von ihm gegründeten Sanatoriums Oberwaid bei St. Gallen (Schweiz). Seit 1908 arbeitete Sohn Max als Mitgeschäftsführer der „Sächs. Webstuhlfabrik AG“, die seit 1952 als „Sächs. Webstuhlfabrik Louis Schönherr“ nach der Verstaatlichung weiterexistierte. 2005 führen die Unternehmen „Schönherr Textilmaschinenbau GmbH“ und die „Schönherr Metallverarbeitung GmbH“ in Chemnitz Teile des Unternehmensprofils weiter.

  • Literatur

    Zur Vollendung d. 100 000sten Webstuhles d. Sächs. Webstuhlfabrik (Louis Schönherr) Chemnitz, 1908;
    Die Sächs. Webstuhlfabrik (Louis Schönherr) Chemnitz Einst u. Jetzt, 1927;
    R. Forberger, Die Ind. Rev. in Sachsen 1800-1861, I, 1982, bes. S. 231-33 (P), II/1, 1999;
    E. Beschnitt, Der Textilmasch.bau in Sachsen, 1760–2005, 2005, S. 23-27;
    Matschoss, Technik, 1925;
    S. Haubold, Wilhelm u. Louis S., in: Sächs. Lb. III, 1941, S. 305-28 (P); Von André bis Zöllner, 125 Biogrr. z. Chemnitzer Gesch., hg. v. G. Viertel, Aus d. StadtA Chemnitz, H. 2, 1998 (Qu, P);|

  • Nachlass

    Nachlaß: Sächs. StA Chemnitz; Teilnachlaß: Dt. Mus., München.

  • Autor/in

    Ulrich Heß
  • Zitierweise

    Heß, Ulrich, "Schönherr, Louis" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 415-416 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd126801142.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA