Lebensdaten
1867 – 1930
Geburtsort
Löbitz bei Naumburg
Sterbeort
Jena
Beruf/Funktion
Verleger
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118678256 | OGND | VIAF: 62342651
Namensvarianten
  • Diederichs, Eugen
  • Diederich, Eugen

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Zitierweise

Diederichs, Eugen, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118678256.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Carl Frdr., Rittergutspächter in Löbitz, Vorfahren Kleinbauern, Dorfschneider, Schulmeister u. Pächter in Söllingen (Braunschweig);
    M Alwine Golde, Tischlers-T, Vorfahren Bauern zwischen Naumburg u. Gera;
    1) 1896 ( 1911) Helene (* 1875), Schriftstellerin, T des Gutsbesitzers Ch. Th. Voigt u. der Marie Brinckmann, 2) Bückeburg 1918 Lulu (1873–1956), Schriftstellerin, T des preußischen Gen.majors Lothar v. Strauß u. Torney (1835–1903, s. BJ VIII, Tl. 1903, L) u. der Kathinka Harms (1843–1917);
    3 S, 1 T aus 1), u. a. Niels (* 1902) u. Peter (* 1904), die den Verlag fortsetzen.

  • Biographie

    Nach mehrjähriger Tätigkeit in der Landwirtschaft wurde D. 21jährig Buchhändler. 1896 - das vom Vater hinterlassene Vermögen ermöglichte dies - wanderte er kreuz und quer durch Italien bis nach Sizilien und weiter nach Tunis, um sich selbst und um seine Bestimmung zu finden. Die Landschaft, die Menschen, die Kunst, die Künstler sollten sich ihm erschließen, das stolze, unabhängige, von der Kunst geschaffene Menschentum der Renaissance. Florenz gewann er lieb, wie seine Heimat. Der Marzocco (der Löwe) des Donatello im Palazzo Vecchio wurde das Wappen seines Verlages (seit 1896), dessen erste Bücher gleichzeitig in Florenz und Leipzig erschienen. D. wollte sich als Verleger über die Probleme, die ihn und die seine Zeit bewegten, klar werden. Der materielle Erfolg stand erst in zweiter Linie. Sein Verlag wurde ein Spiegel der geistigen, philosophischen, religiösen, sozialen, künstlerischen und dichterischen Strömungen der Zeit. Dieser Verleger wollte das echte Leben erobern, das falsche verjagen, der Gegenwart die unvergänglichen Vorbilder der Vergangenheit vorhalten, Bild und Anschauung sollten helfen. Das Buch sollte seine Würde wieder gewinnen, sich schlechten Papiers, liebloser Ausstattung, geschmackloser Einbände schämen, der Druck sollte seine alten edlen Schriften, der Satz seinen ihm angemessenen Spiegel erhalten. Besonders in der Jugend gewann er seine Jünger. Auf einen sicheren Boden gelangte D. nie. Wenn ihn ein Unternehmen besonders fesselte, so war ihm kein Opfer zu groß. Zur rechten Zeit sind ihm dann manchmal erstaunliche Geschenke, Bücher, die in hunderttausenden sich verbreiteten, in den Schoß gefallen. Vorzugsausgaben für Liebhaber, die nur in begrenzter Zahl von Exemplaren erschienen und sich durch erlesene Ausstattung auszeichneten, hat er, besonders in seinen Anfängen, gern herausgebracht. Die späteren Vorzugsausgaben waren nicht um ihrer selbst willen da, sie sollten der Veredelung des Buches dienen oder sie galten den großen und größten Denkmälern: dem Neuen Testament, den Upanishaden, dem Faust, dem Hamlet. Nach manchen Experimenten ist D. zu einem festen Stil seiner Bücher gelangt, außer E. R. Weiß, dessen erste Gedichtbände er herausbrachte, hat er Fritz Ehmcke und Rudolf Koch entdeckt und gewonnen. Die Ausstattung des englischen Buches war für das deutsche das Vorbild, sie hat das Vorbild bald übertroffen. - Die ersten Jahre seines Verlages verbrachte D. in Leipzig, 1904 siedelte er nach Jena über. In diesem Jahr hat er sich durchgesetzt. Das Jahrzehnt von 1904 bis 1914 war seine große Zeit. Die Ausstellung der Bugra (Buch- und graphische Ausstellung) in Leipzig 1914 zeigte in ihrer Kulturhalle als einzigen deutschen Verlag die Autoren und den Aufbau des Verlages von D.

    Manche Strömungen der Jahrhundertwende und der folgenden Jahrzehnte in der Kunst, in Religion und Theologie hat er bisweilen überschätzt. Sein politischer Wille erstrebte das vereinte Europa. In seinen Verlag nahm er unter anderen Lloyd George, Jean Jaurès und Thomas Masaryk auf, die sich dann entschieden gegen Deutschland wandten. Später brachte seine Zeitschrift „Die Tat“ ihm manche Enttäuschung. Im Ganzen, wie reich und breit war doch dieser Verlag, welche Impulse hat er im ganzen Deutschland gegeben! Die Ausgaben der griechischen Philosophen und Dichter, die Belebung der Mystik, die Beschwörung der Naturphilosophie, die Erweckung der Weisheit des Ostens, die Verkündung der frühen und hohen Renaissance, die Monographien zur deutschen Kulturgeschichte, die Sammlung Thule - ein unerhörtes Wagnis, sie zeigt außer der Edda die ganze Welt der isländischen Saga, - die Märchen der Weltliteratur, der deutsche Sagenschatz, die deutsche Volksheit, die Erzieher der deutschen Bildung, die Wendung zur Romantik, das sind nur einige Stichwörter, aber sie spiegeln eine große unerschöpfliche Welt des Geistes, an ihr sollte die Welt der Gegenwart sich aufrichten. Unter den zahlreichen Schriftstellern und Dichtern, die er förderte, seien besonders die Arbeiterdichter Heinrich Lersch und Gerrit Engelke genannt, dazu auf die Bekenntnisse der Arbeiter verwiesen und auf die wegweisenden Bücher von Henrik de Man. Nicht allen diesen Unternehmungen war die gleiche ihnen gebührende Wirkung beschieden, die Verbreitung anderer übertraf die Erwartung des Verlegers. Andere werden, wie wir hoffen, noch die ihnen zukommende Würdigung erfahren. Wenn D., besonders in seinen späteren Jahren, darunter litt, daß seine Stimme nicht das Echo fand, das er sich erwünschte, daß er kein Schöpfer war, sondern ein Vermittler bleiben mußte: uns scheint, daß von diesem Vermittler eine schöpferische Kraft ausstrahlte, die der eines Schöpfers ebenbürtig ist. - Dr. phil. honoris causa (Köln 1925).

  • Werke

    Autobiogr., in: Der dt. Buchhandel in Selbstdarst., 1927 (P), Sonderausg., 1938 (P);
    Leben u. Werke ausgew. Briefe u. Aufzeichnungen, hrsg. v. L. v. Strauß u. Torney-Diederichs, 1936 (P).

  • Literatur

    Festschr., Im Zeichen d. Löwen, für E. D. z. 60. J., 1927 (kurze Selbstbiogr., Briefe u. Dank d. Autoren);
    E. D. in memoriam, 1930;
    E. Johann, Die dt. Buchverlage d. Naturalismus u. d. Neuromantik, 1935;
    W. G. Oschilewski, E. D. u. sein Werk, 1936 (P);
    K. Dietze, E. D. u. s. Zss., 1940;
    P. Fechter, An d. Wende d. Zt., 1949, S. 469-74;
    60 J. E. D. Verlag, 1956 (mit Bibliogr. aller seit 1896 ersch. Bücher);
    Rhdb. (P).

  • Autor/in

    Friedrich von der Leyen
  • Zitierweise

    Leyen, Friedrich von der, "Diederichs, Eugen" in: Neue Deutsche Biographie 3 (1957), S. 637-638 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118678256.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA