Lebensdaten
um 1455 – 1527
Geburtsort
Luxemburg
Sterbeort
Verona
Beruf/Funktion
Jurist ; Humanist
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 121094812 | OGND | VIAF: 10693398
Namensvarianten
  • Coritius, Johannes (nach dem Greis Correr in Vergils Georgica)
  • Goritz, Johannes
  • Coricius, Johannes
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Orte

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Zitierweise

Corycius, Johannes, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd121094812.html [26.04.2024].

CC0

  • Biographie

    C., ein erfahrener und erfolgreicher Kleriker und Kurialjurist, der dem Kardinal Adrian von Corneto nahestand, war 1498 päpstlicher Notar, einige Jahre später Supplikenrezipient, Juli 1503 apostolischer Sekretär geworden. Den von ihm erworbenen Reichtum verwandte C. zur Förderung römischer und deutscher Gelehrter, Dichter und Künstler, begründete eine freie Akademie in der Art des Pomponius Laetus, mit dem er und Reuchlin gemeinsam verkehrten, wie er auch mit dem ihn „als Mann reinen Herzens“ preisenden Erasmus während dessen römischen Aufenthalts in engerer Beziehung stand. Das Jahresfest der zur Akademie des Magisters C. gehörigen humanistischen Poeten fand am Annentag auf seiner Vigna statt, nachdem in der von ihm 1512 mit einer Annaselbdritt des Sansovino und anderen Kunstschätzen reich ausgestatteten Sankt Annenkapelle bei S. Agostino festliche Messe gehalten war. Die mehr als 120 seinem Annenaltar gewidmeten und ihn selbst preisenden elegischen, epigrammatischen, lyrischen und hymnischen Beiträge italienischer und deutscher Humanisten gab gesammelt Blosius Palladius 1524 in Rom heraus. Dieser „erste römische Musenalmanach“ - auch eine wertvolle Quelle zur Geschichte des|deutschen Humanismus - vereinte nahezu den römischen Poetenhimmel der zwei ersten Jahrzehnte des 16. Jahrhunderts. Auch außerhalb Roms erschienen Gedichtsammlungen unter des C. Namen (so Venedig 1520). Beim Sacco di Roma verlor Corycius, der 1524 als Notar und Hausfreund Papst Clemens' VII. erscheint, Haus und Vermögen und starb auf der Flucht in seine Heimatdiözese Trier. C. Bedeutung lag in seiner großen Förderung aller deutschen und humanistischen Belange in Rom, besonders der aus Deutschland kommenden Poeten, und seinem ständigen Bemühen um Ausgleich der Volkstumsgegensätze zwischen italienischen und deutschen Humanisten. Gobineau hat in seiner „Renaissance“ in dichterisch freier Form eine Gesellschaft bei C. dargestellt.

  • Literatur

    ADB IX (unter Goritz);
    U. Hutteni Opera, hrsg. v. E. Böcking, III, 1862, S. 271-76;
    J. Burckhardt, Cultur d. Renaissance in Italien, ⁷1899, S. 294 f., 306, 379;
    A. Huonder, Einige weitere Notizen üb. unsern Landsmann J. C., in: Ons He'mecht, Organ d. Ver. f. Luxemburger Gesch., Litt. u. Kunst, 6. Jg., 1900, S. 284-87;
    S. Beissel, Gesch. d. Verehrung Marias im 16. u. 17. Jh., 1910, S. 201;
    J. Kolberg, Der ermländ. Dompropst Christoph v. Suchten, in: Röm. Quartalschr. f. christl. Altertumskde, u. f. KG, Suppl.H. 20 (Kirohengesch. Festgabe f. A. de Waal), 1913, S. 157-62 (L);
    Pastor, III, 2, 1924, S. 944;
    G. Ellinger, Italien u. d. dt. Humanismus in d. neulat. Lyrik, 1929, S. 340 f., 493 u. ö. - Eigene Archivstudien.

  • Autor/in

    Heinrich Grimm
  • Zitierweise

    Grimm, Heinrich, "Corycius, Johannes" in: Neue Deutsche Biographie 3 (1957), S. 372-373 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd121094812.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Goritz: Joh. G., Goritius, auch Coricius, Corycius senex genannt, geboren in Luxemburg, 1527. Er lebte größtentheils in Rom, war Jurist und Beamter der päpstlichen Canzlei in Rom, ein humanistisch gebildeter reicher Mann, der in seinen schön gelegenen Gärten einen angenehmen Vereinigungspunkt für römische und auswärtige Gelehrte, Dichter und Künstler schuf, von den Italienern, z. B. dem Cardinal Hadrian von Corneto (Venatio, Straßburg 1512, Aa 5 b) gepriesen und von den Deutschen, z. B. Erasmus (Opp. ed. 1703. III, p. 754, 808, 1392) und Reuchlin (m. Reuchlin S. 449) geschätzt wurde. Besonderen Ruhm erlangte er dadurch, daß er etwa 1514 von dem Bildhauer Jacopo Sansovino in der Kirche des hl. Augustin eine der hl. Anna, Maria und Jesus geweihte Kapelle mit den Bildsäulen der Genannten errichten ließ. Wegen dieser Handlung erhielt er eine große Masse lateinischer und italienischer Gedichte, von denen die ersteren von Blosius Palladius in der seltenen und überaus merkwürdigen Sammlung: „Coryciana“ (Rom 1524), vereinigt worden sind. Unter den Gedichten, die theils dem Lobe des Stifters, des Bildhauers, der göttlichen Personen gewidmet, theils ziemlich mannigfachen Inhaltes sind, befinden sich die mancher deutschen Humanisten, P. Aperbach (s. Bd. I. S. 504), Hutten, Phil. Hadelius, C. Silvanus, Chr. Suchthenius, Seb. Sperantius, Ursinus Velins. — Goritz' Cnde war kummervoll. Bei der Eroberung Rom's wurde sein Haus zerstört und geplündert, selbst ein kleiner vergrabener Schatz durch den Verrath eines Handwerkers geraubt, G. floh, um nach seiner Heimath zurückzukehren, starb aber gebeugt und gebrochen schon in Verona (Pier. Valerianus, De infelicitate literatorum p. 379 sq.).

    • Literatur

      Vgl. außer den Coryciana (in Berlin und München) Burckhardt, Cultur der Renaissance I. S. 309. Strauß, Hutten, 2. Aufl. S. 122.

  • Autor/in

    Ludwig Geiger.
  • Zitierweise

    Geiger, Ludwig, "Corycius, Johannes" in: Allgemeine Deutsche Biographie 9 (1879), S. 375 unter Goritz [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd121094812.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA