Lebensdaten
gestorben Ende 13. Jahrhundert
Beruf/Funktion
Spruchdichter
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 101245130 | OGND | VIAF: 49586497
Namensvarianten
  • Meister Singauf
  • Singûf
  • Singauf
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Singauf, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd101245130.html [19.04.2024].

CC0

  • Biographie

    S. stammte vermutlich aus Mitteldeutschland. Er ist ein typischer Vertreter der kleineren fahrenden Meister, die in der „Jenaer Liederhandschrift“ bewahrt sind. Überliefert sind vier Strophen eines zweifellos weit größeren Œuvres, alle im gleichen, originell gebauten Sangspruchton. Die erste Strophe fordert als entscheidende Rittertugenden Scham, Zucht und Freigebigkeit. Eine weitere Strophe beklagt die eigene Armut in Folge des Huldverlusts oder Todes seines nicht genannten Gönners und die abnehmende Freigebigkeit der Herren überhaupt. Zwei weitere Strophen stellen schwierige Rätsel (Schlaf, Weisheit) und fordern mit der Behauptung höchster Schwierigkeit Sangeskollegen zur Lösung heraus. In der handschriftlichen Überlieferung folgen anschließend zwei weitere Strophen in S.s Ton, die durch alte Randschrift Rumelant (von Sachsen) zugewiesen werden, von denen die erste aber auch von S. stammen könnte. Sie lösen das erste Rätsel und tadeln zugleich Fehler und Überheblichkeit des Rätselstellers. Rumelant wandte sich auch in zwei Strophen seines eigenen Tons VIII gegen die Überheblichkeit S.s und hielt ihm vier Beispiele wahrer Sangesmeisterschaft vor. Die Authentizität der Strophen im Ton des Gegners wurde deswegen gelegentlich bestritten, ein Ausbau zum Rätselstreit einem weiteren anonymen Meister unterstellt.

  • Werke

    Minnesinger, hg. v. F. H. v. d. Hagen, Bd. 3, 1838, S. 49;
    G. Holz u. a., Die Jenaer Liederhs., 1902, Nr. 18 (mit Melodie);
    H. de Boor u. W. Killy (Hg.), MA, Texte u. Zeugnisse, Bd. 1/1, 1965, S. 821 (Strophe 1) u. 921 (Strophe 3);
    E. Collmann-Weiss (Hg.), Kleinere Spruchdichter d. 13. Jh., 2005, S. 131–43.

  • Literatur

    ADB 34;
    Repert. d. Sangsprüche u. Meisterlieder d. 13. bis 18. Jh., hg. v. H. Brunner u. B. Wachinger, Bd. 2/1, 2008, S. 264 (Verz. d. Sangspruchtons), Bd. 5, 1991, S. 376 (Verz. d. Texte);
    B. Wachinger, Sängerkrieg, 1972 (mit Ed. d. Rätselstrophen);
    D. Tomasek, Die dt. Rätsel im MA, 1994;
    F. Löser, Rätsel lösen, Zum S.-Rumelant-Rätselstreit, in: Wolfram-Studien 15, 1998, S. 245–75 (mit Ed. d. Rätselstrophen);
    Kosch, Lit.-Lex.³ (W, L);
    Vf.-Lex. MA² (W, L).

  • Autor/in

    Johannes Rettelbach
  • Zitierweise

    Rettelbach, Johannes, "Singauf" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 458 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd101245130.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Singauf: Meister S., ein Spruchdichter des ausgehenden 13. Jahrhunderts, ist uns nur noch durch 4 Strophen der Jenaer Handschrift bekannt, die alle im selben kunstlosen Tone abgefaßt sind. Seine Zeit ist lediglich daher zu erschließen, daß er in Sangesfehde mit Rumsland dem Sachsen lebte (vgl. A. D. B. XXX, 97 ff.) und dieser ihm als überlegenen Geist Konrad von Würzburg entgegenhält; S. muß also schon 1287 gedichtet haben. Da nur die Jenaer Handschrift ihn kennt, wird er in Mitteldeutschland zu Hause gewesen sein. Er war arm und auf die Freigebigkeit der Herren angewiesen; das hinderte ihn aber nicht am maßlosesten Meister., d. h. Gelehrtendünkel. Er gehört jener Richtung der absterbenden Spruchdichtung an, die in unverständlichen, geheimnißvoll klingenden Räthseln den Triumph der Kunst sieht, die sich in hochmüthiger Selbstüberschätzung der Wirkung auf die Laien geradezu entzieht. Und S. versteht sich nicht einmal auf erfolgreiche Pose. So ist er urtheilslos genug, ungeschickte und sehr harmlose Räthsel über Schlaf und Seele mit einer pomphaft anspruchsvollen Einleitung zu versehen, die die vereinigte Kraft eines ganzen Meisterquartetts zur Lösung herausfordert. Rumsland, dessen schlichter Nüchternheit diese leere Aufgeblasenheit auf's höchste widerstrebte, weist Singauf's Arroganz nicht nur mit grobem Spotte zurück, löst nicht nur die angeblich höchst schwierigen Räthsel mit spielender Hand, sondern bereitet dem Räthselmacher gar noch die ärgste Beschämung durch den Nachweis, daß sein selbstgepriesenes Kunststück fehlerhaft sei. Singauf's Neigung zu bildlicher Einkleidung tritt auch in einem kurzen, verhältnißmäßig einfachen Spruch auf den christlichen Ritter hervor. S. darf als früher Typus der aufgebauschten, streitsüchtigen, scholastisch angefärbten, aber innerlich hohlen und ungebildeten Meisterkunst gelten, in deren Fortschritt Frauenlob und die thöricht mysteriösen Ungedichte der Kolmarer Handschrift erwachsen.

    • Literatur

      v. d. Hagens Minnesinger III, 49; IV, 714.

  • Autor/in

    Roethe.
  • Zitierweise

    Roethe, Gustav, "Singauf" in: Allgemeine Deutsche Biographie 34 (1892), S. 389-390 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd101245130.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA