Lebensdaten
1786 – 1874
Geburtsort
Offenbach/Main
Sterbeort
Offenbach/Main
Beruf/Funktion
Lederwarenfabrikant
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 138395306 | OGND | VIAF: 89942405
Namensvarianten
  • Mönch, Johann Jakob
  • Mönch, Johann Jakob
  • Mönch, Johann Jacob
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Zitierweise

Mönch, Johann Jakob, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd138395306.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johann Carl (um 1752–96), Buchbinder u.-händler in O., S d. Joseph Anton (1724–78) aus Stuttgart, Buchbinder am Hof d. Fürsten Carl v. Isenburg;
    M Johannette Dorothea, T d. stolberg. Kammerdieners Jean Renner;
    1) Offenbach 1814 Christine Wilhelmine (* 1793). T d. Weißbindermeisters Christoph Loeber in Gießen, 2) Offenbach 1831 Eleonore Katharine (1812–46), T d. Georg Nungesser ( vor 1831), Ökonom in Darmstadt, u. d. Friederike Susanne Pilger ( v. 1831);
    7 S, 4 T, u. a. Anton (1815-64), Julius (1820–74), KR, beide später Inh. d. Fa., Karl Simon Friedrich (1822–86), Dr. phil., Apotheker in O., Julius Alexander (1828–63), Kaufm. in London;
    E Jakob (1842–1926), Fabr. in O.

  • Biographie

    M. stammte aus einer Buchbinderfamilie, die sich auf die Herstellung von Portefeuillewaren spezialisiert hatte. Sein Vater und sein Großvater hatten gemeinsam 1776 in Offenbach die erste Etui- und Souvenirmanufaktur gegründet. Auch M. erlernte das Buchbinderhandwerk. Nach einer Lehre in Hanau arbeitete er zunächst als Geselle in zwei Offenbacher Portefeuillebetrieben. 1809 ging er nach Wien, um in dieser Hochburg des Buchbinder- und Portefeuillegewerbes seine Fertigkeiten zu vervollkommnen. M. wollte nach seiner Rückkehr ein eigenes Geschäft aufbauen, erhielt von der Verwaltung des Isenburger Fürstentums, zu dem Offenbach gehörte, aber keine Gewerbekonzession, da man eine Überbesetzung der Lederwarenbranche befürchtete. Der Schritt in die Selbständigkeit gelang erst 1817, nachdem Offenbach zum Ghzgt. Hessen gekommen war. Die hessen-darmstädt. Regierung wollte Offenbach zur Manufaktur- und Fabrikstadt ausbauen und betrieb daher eine aktive Gewerbeförderungspolitik. Das Unternehmen, das M. gemeinsam mit seinen Freunden Ludwig Spengler und Philipp Petri, einem Buchbinder und einem Kaufmann, eröffnete, expandierte rasch. Mit ihm überschritt die Offenbacher Lederwarenherstellung zum ersten Male die Schwelle zur fabrikmäßigen, industriellen Produktion. 1835 gab die Firma 175 Personen Arbeit, und 1855 hatte der Betrieb bereits 400 Mitarbeiter. Die überwiegende Mehrzahl der Beschäftigten waren Buchbinder und Portefeuillearbeiter.

    Die innovatorische Leistung des Unternehmers M. lag vor allem in einer Neugestaltung der Produktion. Bereits 1821 stellte er einen Schreiner für die Etuis aus Holz sowie einen Gürtler für die Messingbeschläge ein. 1823 wurde eine eigene Schlosser- und Schmiedewerkstatt eingerichtet. Die Rahmen, Beschläge und Schlösser mußten nun nicht mehr von fremden Firmen bezogen, sondern konnten selbst angefertigt werden. Zwischen 1830 und 1833 schaffte M. die ersten Maschinen an – Lederpressen, Durchschnitt- und Prägemaschinen – und holte weitere Spezialarbeiter in sein Unternehmen. Hierzu gehörten Spengler, Graveure, Vergolder und Maler. Mit Hilfe dieser Spezialisten konnte die Firma ihre Produktpalette ständig erweitern. Außer Brieftaschen, Souvenirs und Etuis brachte M. auch Reisenecessaires, Damenkörbe, Arbeitstische, Reiseschatullen mit Schreibpulten und Notizbücher mit Kalender auf den Markt, weiterhin Tabakbeutel, Zigarrenetuis und Teekästchen. Über Handelshäuser gelangten diese Produkte auch auf den internationalen, besonders auf den engl. Markt. Den Niedergang seiner Firma während der „Großen Depression“ und deren Liquidation in Jahre 1880 erlebte M. nicht mehr.

  • Literatur

    K. Brockmann, Zur Gesch. d. Offenbacher Portefeuilles-Industrie, in: Alt-Offenbach 3, 1927, H. 4, S. 51-68, H. 5, S. 71-90;
    D. Gessner, Die Industrialisierung d. Lederhandwerks am Mittelrhein u. Untermain, in: Archiv f. Frankfurts Gesch. u. Kunst 57, 1980, S. 57-85;
    H. Görlich, Die Entwicklung d. Industriestadt Offenbach am Main u. d. hess. Wirtsch.pol. in d. Gründungszeit d. Zollvereins, Diss. Frankfurt 1920;
    L. Hager, Die Lederwarenindustrie in Offenbach am Main u. Umgebung, 1905;
    W. Jäger, Vom Handwerk z. Industrie, Entstehung u. Entwicklung d. Ledergewerbes in Offenbach am Main, FS z. 75j. Bestehen d. Dt. Ledermus. mit d. angeschlossenen Schuhmus. am 13.3.1992, 1992;
    R. Müller, Die industrielle Entwicklung Offenbachs, 1932;
    E. Pirazzi, Bilder u. Geschichten aus Offenbachs Vergangenheit, 1879;
    R. Ruhr, in: Hess. Biogrr. II, 1927, S. 375 f.

  • Autor/in

    Wolfgang Jäger
  • Zitierweise

    Jäger, Wolfgang, "Mönch, Johann Jakob" in: Neue Deutsche Biographie 17 (1994), S. 659-660 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd138395306.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA