Lebensdaten
1644 – 1687
Geburtsort
Jablonken Kreis Passenheim (Ostpreußen)
Sterbeort
Thorn
Beruf/Funktion
Historiker
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 129622311 | OGND | VIAF: 12608620
Namensvarianten
  • Hartknoch, Christoph
  • Hartknoch, Christopher
  • Hartknoch, Christopherus
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Zitierweise

Hartknoch, Christoph, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd129622311.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Andreas ( 1657), Schulmeister in J., seit 1644 Pfarrer in Passenheim, S d. Pfarrers Thomas;
    M Katharina, T d. Pfarrers Johs. Essedanus in Theerwisch b. Ortelsburg; ledig.

  • Biographie

    H. geriet durch den Tatareneinfall von 1656 in große Lebensgefahr, dann durch die Zerstörung von Passenheim und den frühen Tod seines Vaters in Not. Sein Studium in Königsberg (Theologie, Philosophie, Poesie) zog sich mit Unterbrechungen von 1662 bis zur Promotion (1672) hin. Unterdessen war er 1665 Privatlehrer in Kowno (Kaunas) und Rektor an der evangelischen Kirchschule in Wilna, hierauf Privatlehrer in ostpreußischen Adelsfamilien. Einen Ruf an die evangelische Pfarrstelle in Sluck (Weißrußland, Großfürstentum Litauen) mußte er 1668 aus Gesundheitsgründen ablehnen. Seit 1672 hielt er in Königsberg eine Anzahl von Disputationen und Vorlesungen. Er wurde 1677 als Lehrer an das Gymnasium in Thorn berufen und wurde 1686 Konrektor. – Auf den kurzen Zeitraum von knapp 15 Jahren verteilt sich eine Anzahl von bedeutenden Werken, die H. als den größten Historiker des Preußenlandes im 17. Jahrhundert ausweisen. An Kenntnis und Kritik der Quellen war er seinem Nebenbuhler Matthäus Prätorius überlegen. Er gab als erster die für die Geschichte des alten Preußen und des Deutschen Ordens grundlegende Chronik Peters von Dusburg heraus (1679). Dieser Ausgabe sind auch seine früheren lateinischen Dissertationen und Abhandlungen angefügt. In lateinischer Sprache abgefaßt ist auch die Schrift „De republica Polonica libri duo“ (1678), die im 17. Jahrhundert noch 3 weitere Auflagen erlebte. Auf eigenen Quellenforschungen beruhend, bis heute wertvoll sind die beiden schon in Thorn in deutscher Sprache abgefaßten Werke: „Alt- und Neues Preußen, oder preußischer Historien zwey Theile“ (1684, Porträt), und „Preußische Kirchen-Historia“ (1686). In dem ersten Werk behandelt H. die Geschichte des alten Preußenvolkes und die Geschichte Preußens unter der Herrschaft des Deutschen Ordens, mit Ausblicken auf die Geschichte des Herzogtums Preußen nach 1525 und Westpreußens nach 1466. Wie vor ihm Simon Grunau sieht er in Ost- und Westpreußen eine Einheit, die durch den Deutschen Orden geschaffen wurde. Das Werk ist nicht eigentlich eine Chronik, sondern eine historische Landeskunde. Noch heute viel geschätzt, wenn auch nicht immer zuverlässig, sind die Stadtansichten, die beigegeben sind. Die Geschichte der kirchlichen Verhältnisse nimmt großen Raum ein, sie wird ausführlicher dargestellt und bis um die|Mitte des 17. Jahrhunderts fortgesetzt in der „Kirchen-Historia“.

  • Werke

    E. Wermke, Bibliogr. z. Gesch. v. Ost- u. Westpreußen, 1933.

  • Literatur

    ADB X;
    Lebenslauf,…durch ihn selbst entworfen, in: Continuiertes Gel. Preußen, H. 4, Thorn 1725, S. 66-83;
    Erleutertes Preußen, Nachlese 1742, S. 189 ff. (W-Verz.);
    Altpreuß. Biogr.

  • Porträts

    Stich v. U. Kraus, in: Alt- u. Neues Preußen, s. Text; Singer ; Ölgem. v. Nisius (Passenheim, Kirche, später Königsberg/Pr., Prussia-Mus., jetzt verschollen).

  • Autor/in

    Kurt Forstreuter
  • Zitierweise

    Forstreuter, Kurt, "Hartknoch, Christoph" in: Neue Deutsche Biographie 7 (1966), S. 716-717 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd129622311.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Hartknoch: Christoph H., preußischer Geschichtsschreiber, geb. 1644 zu Jablonka, einem Dorfe zwei Meilen von Passenheim in Ostpreußen, gest. zu Thorn am 3. Jan. 1687. — Obwol durch andauernde Kränklichkeit, ein Brust- und Lungenleiden, welches ihm von Jugend auf anhaftete und ihn oft aufs Krankenlager warf, durch den Tod der Eltern und durch andere Unglücksfälle an der stetigen Ausbildung, die der Vater, ein Geistlicher, dem begabten Knaben gern hätte zu Theil werden lassen, gehemmt, zu häufigem Wechsel von Schule und Lehrer genöthigt, erlangte H. dennoch die Reife für die Universität so frühzeitig, daß man es lediglich seines jugendlichen Alters wegen gerathen fand ihn noch eine Weile auf der Schule zurückzubehalten. Und doch konnte er im 18. Lebensjahre, am 5. Juli 1662 auf der königsberger Albertina immatriculirt werden. Wie der Vater zum künftigen Geistlichen bestimmt, hörte er in herkömmlicher Weise zuerst humanistische und philosophische, dann die theologischen Vorlesungen, mußte aber seiner Armut wegen die Studien vor ihrer Vollendung unterbrechen und eine Hauslehrerstelle in Kowno und darauf das Rectorat der evangelischen Schule in Wilna übernehmen. Die Arbeit an dieser letzteren Stelle, mit welcher zugleich die Vertretung des einzigen deutschen Predigers am Orte verbunden war (er mußte wol fünfmal und öfter in der Woche predigen), war für ihn, zumal bei seinem schwächlichen|Zustande, so angreifend und aufreibend, daß er schon vor Ablauf von zwei Jahren (Juli 1667) sein Amt niederlegen mußte. Noch einmal, im folgenden Jahre, bot sich die Gelegenheit eine seinen bisherigen Studien entsprechende Stellung zu erlangen, indem ihm das Pfarramt in der südlittauischen Stadt Slucko angetragen wurde; schon hatte er zur Hinreise und Uebernahme alles vorbereitet, als er von einem Bluthusten befallen wurde, dessen Nachwehen so schwer und anhaltend waren, daß er schließlich verzichten zu müssen glaubte. Nach seinem Abgange von Wilna vergingen gerade 10 Jahre, ehe er wieder daran denken konnte die Mühen einer amtlichen Stellung zu übernehmen. In der ersten Hälfte dieser Zeit, in der er seinen Unterhalt als Erzieher in der Familie der Herren v. Kalnein fand und zum größten Theile in Königsberg selbst lebte, hatte er Muße genug sich einem ganz neuen Gegenstande, auf den er bei einem vorübergehenden Aufenthalt in Danzig hingewiesen war, mit Erfolg zu widmen, dem Alterthum und der Geschichte seiner eigenen Heimat, des Landes Preußen. Doch vereinigte er damit nicht bloß die so nahe liegende polnische Geschichte, sondern auch Studien allgemeinen Inhalts, zumal philosophische, geschichtsphilosophische und staatsrechtliche; seine Promotion zum Magister und seine Aufnahme in die philosophische Facultät, die im April 1672 geschah, erfolgte auf Grund philosophischer Thesen; die Vorlesungen, die er während der folgenden fünf Jahre in dem Hause des Professors der Dichtkunst M. Joh. Röling lebend, an der Universität hielt, behandelten außer Geschichte auch die verschiedenen Zweige der Philosophie sowie Politik und Geographie, und ebenso mannichfaltigen Inhalts waren die Abhandlungen, welche den von ihm geleiteten Disputationen zu Grunde gelegt wurden. Am 8. Februar 1677 wurde er endlich als Professor an das Gymnasium zu Thorn berufen und am 3. Juni in sein neues Amt eingeführt. Obwol er auch hier öfter von harten Krankheiten heimgesucht wurde, hat er nicht nur den Pflichten seines Amtes obgelegen, Vorlesungen gehalten und Disputationsübungen veranstaltet, auch ein Jahr lang in Vertretung die Direction der Anstalt geführt, sondern zum Theil erst jetzt seine größeren historischen Werke ausgearbeitet. — Hartknochs erste umfangreiche Arbeit auf dem Gebiete der preußischen Geschichte war die im J. 1679 erschienene erste Ausgabe der Chronik des Deutschordenspriesters Christian von Dusburg (s. diesen Art.), welche die Geschichte der Eroberung Preußens und des Ordensstaates bis zum J. 1326 (1330) darstellt; er fügte 19 zum Theil schon früher geschriebene Dissertationen über verschiedene Gegenstände des preußischen Alterthums hinzu. Dasjenige Werk, welches die gesammte Alterthumskunde und Geschichte Preußens sowol vor als nach der Ankunft des deutschen Ordens behandelt, und welches hauptsächlich den Ruhm Hartknochs begründet hat, erschien zu Frankfurt a. M. 1684 unter dem Titel „Alt- und Neues Preußen“. Da in ihm die ersten Anfänge einer wissenschaftlichen Kritik hervortreten, so überragt es weit alle seine Vorgänger, anderthalb Jahrhunderte lang hat es die preußische Geschichtsschreibung beherrscht, aber die heutige Forschung darf es getrost bei Seite legen, um so mehr als alle Quellen, welche seinem Verfasser zu Gebote standen, noch jetzt vorhanden sind. Schon zwei Jahre später erschien ebendaselbst die „Preußische Kirchen-Historia“, welche ihren Gegenstand von der Einführung des Christenthums ab bis auf die Tage ihres Erscheinens darstellt; sie ist heutzutage wesentlich nur noch als Materialiensammlung für das 16., ganz besonders für das 17. Jahrhundert von Werth, der Standpunkt des Verfassers ist, so gern er seine Bemühungen objectiv zu bleiben hervorhebt, durchaus einseitig orthodox im Sinne seiner Zeit.

    • Literatur

      „Lebens-Lauff Hartknochs durch ihn selbst entworffen“ im Continuirten Gelehrten Preußen 1725, IV; eine noch ungedruckte Biographie von J. E. Wernicke (Prof. in Thorn) in einem Sammelbande gedruckter und ungedruckter|Nachrichten über das thorner Gymnasium in der Bibliothek der Anstalt. Dazu gef. Mittheil. des Herrn Gymnasialdir. Lehnerdt in Königsberg.

  • Autor/in

    K. Lohmeyer.
  • Zitierweise

    Lohmeyer, K., "Hartknoch, Christoph" in: Allgemeine Deutsche Biographie 10 (1879), S. 665-667 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd129622311.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA