Lebensdaten
1514 – 1577
Geburtsort
Münnerstadt/Main
Sterbeort
Danzig
Beruf/Funktion
Mediziner ; Apotheker ; Pädagoge
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 12446808X | OGND | VIAF: 52623427
Namensvarianten
  • Brettschneider, Johann (eigentlich)
  • Bredtschneider, Johann (eigentlich)
  • Placotomus, Johann
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Zitierweise

Placotomus, Johann, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd12446808X.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Eltern unbek.;
    ⚭ Catharina (1525–68), aus Eisleben;
    E Jacob (1575–1620), Ratsapotheker in D.; Verwandter Johannes (1610–64), Ratsapotheker in D.

  • Biographie

    Ob P. eine Ausbildung als Apotheker erhielt, ist unbekannt. 1529 kam er nach Wittenberg, besuchte dort möglicherweise eine Lateinschule und studierte Medizin. Er war mit Melanchthon freundschaftlich verbunden. 1541 erhielt er den Magistergrad, 1543 wurde er zum Dr. med. promoviert. Anschließend in Königsberg tätig, war P. hier zunächst Aufseher des Partikulars (dort wurden die Abgaben an die Grundherren verzeichnet) und übernahm 1544 an der neugegründeten Universität die Professur für Medizin (1548/49 Rektor). Gleichzeitig ernannte ihn Hzg. Albrecht auf Martin Luthers Empfehlung zu seinem Leibarzt. Als strenger Lutheraner geriet P. mit dem 1551 an die Universität berufenen Theologen Andreas Oslander (1498–1552) in Zwistigkeiten, fiel deswegen beim Herzog in Ungnade und übersiedelte 1552 nach Danzig, wo man ihn zum Stadtphysikus und 1555 zum Verwalter der nach seinen Vorschlägen neu eingerichteten Ratsapotheke (gegr. 1527) ernannte. Wegen zeitweiliger Streitigkeiten mit dem Bischof von Ermland, Stanislaus Hosius (1504–79), wich P. nach Eisleben aus. 1558 kehrte er nach Danzig zurück, erhielt jedoch erst 1566 erneut die Leitung der Ratsapotheke, der er dann bis zu seinem Tod vorstand.

    Als Arzt, Hygieniker, Pharmazeut und Pädagoge genoß P. großes Ansehen und machte sich mit vielen Publikationen auf diesen Gebieten einen Namen. Seine „Pharmacopoea in compendium redacta ejusdem Dispensatorium“ (1560), eines der frühen Werke zur Arzneimittelbereitung nach dem Nürnberger Dispensatorium des Valerius Cordus von 1535, wurde bis 1614 dreimal aufgelegt. Die von P. erstmals für ein Arzneibuch gebrauchte Bezeichnung „Pharmacopoea“ setzte sich bald durch. Hier findet man bereits Anweisungen über die Methoden des Einsammelns von Drogenstoffen und des Bereitens, Auswählens und Mischens von Arzneimitteln. Bei der Abfassung der 1565 erschienenen Kölner Pharmacopöe diente sein Werk als Vorlage. P. gehörte auch zu den Wegbereitern einer verpflichtenden Ethik der Arzneimittelzubereitung. Von ihm stammen die ersten derartigen Anweisungen in Polen (1561). Zu seinen populären Schriften gehört der „Bericht wie man sich in dem fürfallenden Sterbenslauff der Pestilentz verhalten mag, dem gemeinen Mann der löblichen Stadt Danzig zu gute geschrieben“ (1564), in dem P. sanitäre Maßnahmen empfiehlt. Sowohl in Danzig als auch in Elbing setzte P. sich für das Schulwesen ein, indem er Schulbücher verfaßte und Lehrpläne entwarf. Von Bedeutung war hier seine Schrift „Bericht von Bestellung lat. Schulen“ (1568). Außerdem schrieb er theol. Schriften und Kirchenlieder.

  • Literatur

    ADB 26;
    G. E. Dann, Die „Pharmacopoea“ d. J. P. in: Pharmazeut. Ztg. 93, 1957, S. 1009-16;
    M. Stupperich, Oslander in Preußen 1549-1552, 1973;
    ders., Die Auseinandersetzung um d. Bestrafung Student. Pamphlete an d. Königsberger Univ. 1549/50, in: Jb. f. d. Gesch. Mitteldtld.s 25, 1976, S. 82-105;
    A. Drygas, Aptekarstwo Gdanskie 1399-1939, 1983 (W-Verz., P);
    H. Pankiewicz, Pioniere d. Deontologie in d. poln. Pharmaziegesch, in: Wiss. Btrr. d. Martin-Luther-Univ. Halle-Wittenberg, 1985,55 (E77), S. 154;
    H. Trunz, Apotheker u. Apotheken in Ost- u. Westpreußen 1397-1945, 1992, S. 227 (P);
    Pogg. II;
    Altpreuß. Biogr. I;
    Dt. Apotheker-Biogr. II;
    Kosch, Lit.-Lex.³.

  • Autor/in

    Holm-Dietmar Schwarz
  • Zitierweise

    Schwarz, Holm-Dietmar, "Placotomus, Johann" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 495-496 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd12446808X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Placotomus: Johann P., eigentlich Brettschneider geheißen. 1514 zu Murstadt geboren, wurde auf der Universität Wittenberg, auf der er sich während der Studienzeit so auszeichnete, daß ihn Ph. Melanchthon einer vertrauteren Freundschaft würdigte. 1541 Magister und 1540 Doctor der Medicin. Gegen Ende des Jahres 1543 folgte er einer Berufung zur medicinischen Professur an der Universität Königsberg. Mit großem Fleiße hat er dies sein Amt bis zum Jahre 1550 verwaltet, wo er wegen seiner Opposition gegen den eben nach Königsberg berufenen Osiander beim Herzog Albrecht in Ungnade fiel und seinen|Abschied erhielt. Nach manchen widerwärtigen Machinationen, die darauf folgten, siedelte er 1552 nach Danzig über, dessen oberster Stadtbehörde er bereits 1549 eine Schrift ("de natura cerevisiarum") gewidmet hatte. Mit Wohlwollen ward er hier aufgenommen; er erhielt das Amt eines „Stadtsyndicus“ und 1555 die Verwaltung der nach seinem Gutachten neu eingerichteten „Rathsapotheke“, die nun seinen Händen bis an seinen Tod anvertraut blieb. Für diesen seinen Nebenberuf war P. auch schriftstellerisch thätig; er gab ein „Compendium pharmacopoeae“ (Antverp. 1560 und Lugd. 1561 in 12°), eine „Epistola de destillationibus chymicis“ (Francof. ad Viadr. 1553, 8°) und andere Tractate heraus. Sein Amt als Physikus der Stadt versah er sowohl durch Vorschläge sanitärer Maßregeln, die er dem Rathe empfahl, als auch durch populäre Schriften, wie z. B. durch den „Bericht wie man sich in dem fürfallenden Sterbenslauff der Pestilentz verhalten mag, dem gemeinen Mann der löbl. Stadt Danzig zu gute geschrieben.“ Dantzig 1564 (4°). Als Arzt genoß er ein großes Ansehen, wie ihn denn der Marschall Nic. Radziwil von Litauen zu seinem Leibarzte angenommen hatte, und er gab diesem Ansehen eine größere Verbreitung durch eine Anzahl von Schriften, die nach ihrer mehrfachen Wiederherausgabe zu schließen des Beifalls nicht entbehrten. Unter diesen Schriften ist besonders zu nennen „Doctrina de tuenda sanitate“, die in mehrfachen Formen, z. B. mit Hessii libellus de tuenda valetudine verbunden, und an mehreren Orten, Elbing, Paris, Frankfurt erschien. — Nicht minder war er nach einer andern Richtung hin thätig, in Bezug auf die Einrichtung und Lehrpläne des Danziger Schulwesens. Das in genannter Stadt angelegte Particulare hatte, trotzdem der Rath bedeutende Männer ins Rectorat berufen hatte, nicht recht gedeihen wollen, theils weil die Mittel zur Lehrerbesoldung und Einrichtung noch kärglich waren, theils weil der Unterricht nicht nach festen, klaren Grundsätzen ertheilt wurde. Die Männer, welche damals an der Spitze des städtischen Gemeinwesens standen, besonders der Bürgermeister Konstantin Ferber, erkannten das recht wohl, und eifrig auf Verbesserung des heimischen Schulwesens bedacht, wandten sie sich an P., dem man als einem vertrauten Freunde des „communis praeceptor Germaniae“ eine vollkommene Kenntniß der Melanchthonischen Grundsätze zutraute und der sich im Unterrichten bewährt hatte. P. verfaßte in Folge dieser Anfrage eine Anzahl pädagogischer Schriften, unter denen eine besonders wichtig war: „Bericht von Bestellung Lateinischer Schulen“ (Königsb. 1568, 8°). Ihre trefflichen Grundsätze wurden, trotzdem die Lehrer des „Particulare“ eine Gegenschrift ausgehen ließen und P. als einem Arzte ein Urtheil in Schulfachen absprachen, in die Ordnung der Marienschule aufgenommen, nur nicht bei der Einrichtung der niederen Schulen, was diesen zu nicht geringem Schaden gereichte. Dieselben Rathschläge gab P. auch den Elbinger städtischen Behörden, wie seine Schrift bezeugt: „Ratio docendi juventutem, usque dum in academias transmitti possit, ad Senatum Elbingensem“ (Lips. 1566, 8°). Neben diesen die Grundsätze des Schulunterrichts erörternden Abhandlungen hat P. auch Hilfsbücher für einige Disciplinen des Unterrichts, z. B. für die Dialectik verfaßt. Er starb gegen Ende des Jahres 1576 oder in den ersten zwei Monaten des Jahres 1577.

    Dav. Placotomus, epicedia. Pat. 1578, 8°; Ephr. Praetorius, Athenae Gedanenses, Lips. 1713, 8°, S. 30—33. — Schnaase, Johann Placotomus und sein Einfluß auf die Schule in Danzig. Danzig (o. J.) 8°. — Ludovici von Hammen, vitae medicorum Gedanensium, Handschrift der Danziger Stadtbibliothek. — Einzelheiten: van der Linden, de scriptis medicorum. Amstelod. 1651, S. 381. — Toeppen, die Gründung der Universität|Königsberg, Königsb. 1844, 89, S. 146. 172. 176—188. — Theod. Hirsch, Gesch. des akadem. Gymnasiums in Danzig, Danzig 1835, 4°, S. 10—11.

  • Autor/in

    Bertling.
  • Zitierweise

    Bertling, "Placotomus, Johann" in: Allgemeine Deutsche Biographie 26 (1888), S. 220-222 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd12446808X.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA