Lebensdaten
unbekannt
Beruf/Funktion
Malerfamilie
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 120258536 | OGND | VIAF: 8213973
Namensvarianten
  • Rugendas

Quellen(nachweise)

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Rugendas, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd120258536.html [19.03.2024].

CC0

  • Biographie

    Der Name und das ref. Bekenntnis legen nahe, daß die R. als Hugenotten gezwungen worden waren, ihre franz. Heimat, vielleicht die Gascogne, zu verlassen. Nikolaus (I) (1582–1652), Uhrmacher, kam 1608 aus dem hess. Melsungen nach Augsburg. Dessen Sohn Nikolaus (II) (1619-94/95) übernahm das prosperierende Geschäft; von seinen Söhnen stellte Nikolaus (III) (um 1665-1745) ebenfalls Sonnenuhren und Meßinstrumente her, der jüngere Georg Philippd. Ä. (1666-1742) ging 1683-87 zu dem Augsburger Historienmaler Isaak Fischesd. Ä. (1630/38-1706) in die Lehre. Seit 1689 auf einer Reise nach Rom, Wien und Venedig, ist er am 27.10.1693 wieder in Rom nachweisbar, wo er unter dem Namen „Schild“ Mitglied der Schildersbent, einer Gemeinschaft ausländischer, v. a. niederl. Künstler wurde. Die zu dieser Zeit in Rom geübte Landschaftsmalerei mit Figurenstaffage prägte sein ganzes weiteres Schaffen. 1695 wieder zurück in Augsburg, verstand er sich, weitgereist und weltläufig, als freier Künstler und schrieb sich deshalb nicht wie ein Handwerker in die zünftische Malerordnung ein. Aus der 1697 geschlossenen Ehe mit Anna Barbara Haid ( 1732) gingen neun Kinder hervor, die Söhne – ein weiterer aus zweiter Ehe – folgten beruflich dem Vater. Von der zweitgeborenen Tochter Anna Catharina (1699–1783) sind signierte Zeichnungen erhalten (Augsburg, Stuttgart).

    Erste Kupferätzversuche Georg Philipps mit den Radier-Folgen der „Capricci“ (1698) und „Diversi Pensieri“ (1699) erschienen im Verlag Jeremias Wolff. Seit 1700 beschäftigte er sich mit der Schwarzkunst und gab die kleinformatige Folge „Chargen der Reiterei“ selbst heraus. Die Belagerung Augsburgs durch bayer. und franz. Truppen während des Span. Erbfolgekrieges 1703/04 hielt er in vielen vor Ort gefertigten Zeichnungen fest, die er immer wieder in seine malerischen und druckgraphischen Kompositionen einfließen ließ. Seinen Ruf als Schlachtenmaler begründeten Darstellungen historischer Schlachten, wie die für den Augsburger Dom bestimmte „Befreiung Wiens 1683“ (1690, Augsburg, Bfl. Ordinariat) oder die „Eroberung Stralsunds 1715“ (1717, Kopenhagen, Statens Mus. for Kunst) sowie seine Gemälde mit heroischen Kampfdarstellungen ohne konkreten Anlaß oder identifizierbare Topographie und seine Schilderungen des Soldatenlebens (Fourage, Rast, Plünderung). 1710 wurde er zum ersten ev. Direktor auf Lebenszeit der neuen Reichsstädt. Kunstakademie in Augsburg ernannt. Sein berühmtester Schüler war Johann Elias Ridinger (1698–1767). 1712-15 steuerte er zu dem großen, von Jeremias Wolff edierten Tafelwerk der „Repraesentatio Belli“ insgesamt 17 Kupferstiche bei. 1715 gab er die Malerei vorerst auf und wandte sich bis 1735 der lukrativeren Produktion von Druckgraphik zu; es entstanden umfangreiche Mezzotintofolgen und Thesenblätter. Seit 1719 ist die Arbeitsbeteiligung seiner Söhne Georg Philippd. J. (1701-74) und Christian (1708–81) dokumentiert. 1727 wurde er Mitglied im Großen Rat. Für die Zeit um 1740 ist im eigenen Verlag eine rege Thesenblattproduktion nachgewiesen.

    Georg Philippd. J. begann 1722 für das Fuggerschloß Babenhausen mit einem umfangreichen Gemäldezyklus nach Schabkunstvorlagen des Vaters. In seinen Gemälden kopierte er überwiegend Werke seines Vaters; einzig ein 1740 datiertes Schlachtenbild (Augsburg, Städt. Kunstslgg.) zeigt selbständige, flüssigere Tendenzen in Malweise und Farbauswahl. Für die im eigenen Verlag herausgegebenen druckgraphischen Blätter|lieferte er meist selbst die stark an den Kompositionen seines Vaters orientierten Vorlagen. Sein Bruder Christian, Zeichner, Stecher und Schabkünstler, war Schüler von Johann Balthasar Probst und Mitarbeiter des Vaters in der Thesenblattproduktion seit 1719. Die Gemälde seines Vaters setzte er in einer 64 Blatt umfassenden Druckgraphikfolge von Kriegs- und Schlachtenszenen um, die, in hoher Auflage verbreitet, durch die genaue Wiedergabe der Datierungen und Bezeichnungen der Vorlagen eine wichtige Grundlage für die Rekonstruktion des malerischen Œuvres von Georg Philipp d. Ä. bildet. Später arbeitete auch er mit seinem Sohn Philipp Sebastian (1736–1807) zusammen.

    Der dritte Sohn Georg Philippsd. Ä. , Jeremias Gottlob (1712–72), ist als Zeichner und Stecher 1740/41 in Wien, 1743 in Preßburg nachweisbar. 1753 war er an der „Societas Artium Liberalium“ beteiligt, der von Daniel Herz, Vater und Sohn, initiierten „Gesellschaft der freyen Künste“ in Augsburg. Unter seinen Brüdern der Eigenständigste und am wenigsten dem Vater Verpflichtete, stach er religiöse Darstellungen, viele kleinformatige Wallfahrtsbilder, Porträts und 1756-71 die sog. Augsburger Friedensgemälde, Gedächtnisblätter zum Augsburger Friedensfest.

    In der nächsten Generation arbeitete Johann Lorenz d. Ä. (um 1730-99), Stecher, Schabkünstler, Kunstverleger, zunächst mit seinem Vater Georg Philipp d. J. zusammen und war anschließend mit seinem gleichnamigen Sohn für den eigenen Verlag tätig. Er fertigte in der Art eines Illustrators nach verschiedenen Vorbildern Szenen aus dem Siebenjährigen Krieg, Gegenwartsereignisse und Porträts. Sein Verdienst liegt darin, die Schlachtenbildtradition der Familie von der anonymen, heroischen Schlachtendarstellung in eine zeitgenössisch-historische abgeändert zu haben.

    Johann Lorenz d. J. (1775-1826) folgte in der Bildthematik seinem Vater, mit dem er zunächst zusammenarbeitete, später im eigenen Verlag. Als recht begabter Zeichner und Illustrator arbeitete er im allgemeinen nach eigenen Vorlagen in den verschiedenen Techniken, schuf zunächst Kupferstich-Radierungen, Schabkunstblätter, dann meist in Aquatinta, die in Umrißradierungen angelegt und mit Handkolorierungen vollendet wurden. Von ihm sind auch Lithographien überliefert. 1796-1815 entstanden in einer Art Abonnementsystem zwei umfangreiche Aquatinta-Folgen mit Darstellungen aus den napoleon. Kriegen: eine kleinformatige Folge, die teilweise von Christian Gottlieb Steinlen (1779-1847) nach seinen Zeichnungen gestochen wurde, und eine großformatige nach häufig vor Ort selbst angelegten Situationsskizzen. Seit 1804 war Johann Lorenz zunächst Lehrer, später Direktor der Augsburger „Kunst- und Zeichnungsschule“.

    Johann Moritz (1802–58) erhielt eine erste Ausbildung als Zeichner bei seinem Vater Johann Lorenz d. J., dann folgte eine Lehre bei dem Pferde- und Schlachtenmaler Albrecht Adam (1786–1862). 1817 wurde er an der Münchner Akademie aufgenommen, wo er die Klasse für Genre- und Landschaftsmalerei bei Lorenzo II. Quaglio (1793–1869) besuchte. 1822-25 arbeitete er in Brasilien, zunächst als wissenschaftlicher Illustrator für eine russ.-preuß. Forschungsexpedition, danach selbständig als einer der ersten ausländ. Künstler im unabhängigen Brasilien. In genauen Zeichnungen und Studien hielt er die Tier- und Pflanzenwelt und die Menschen dieser exotischen Welt fest. Auch seinen Gemälden ist ein exakte Wiedergabe der Topographie eigen. 1827 erschien seine „Malerische Reise in Brasilien“ in vier Lieferungen mit Lithographien nach seinen Vorlagen. 1825-30 hielt er sich länger in Paris, Rom und auf Sizilien auf, 1831-47 unternahm er auf Betreiben Alexander v. Humboldts eine zweite Südamerika-Reise nach Mexiko, Chile, Argentinien, Peru, Bolivien, Uruguay und nochmals Brasilien. 1847 war er wieder in Paris, Augsburg, dann meist in München. 1855 erschienen Lithographien nach seinen Zeichnungen als Illustrationen in dem Buch „Landschaftsbilder und Skizzen aus dem Volksleben von Mexico“ von Carl Sartorius.

  • Literatur

    ADB 29;
    J. C. Füssli, Leben Georg Philipp R. u. Johannes Kupezki, 1758;
    H. Gf. Stillfried, Leben u. Kunstleistungen d. Malers u. Kupferstechers Georg Philipp R. u. seiner Nachkommen, 1879;
    A. Ch. Held, Georg Philipp R. (1666-1742), Gem. u. Zeichnungen, 1996;
    P. Diener, R. 1802-1858, 1997 (Monogr. mit W-Verz. d. Gem. u. Zeichnungen v. Johann Moritz R.);
    A. Teuscher, Die Künstlerfam. R. 1666-1858, W-Verz. z. Druckgraphik, 1998;
    dies., Johann Lorenz R. d. J. (1775–1826), Die gr. Schlachtenfolge aus d. Zeit Napoleons, in: Augsburg, d. Bilderfabrik Europas, Essays z. Augsburger Druckgraphik d. Frühen Neuzeit, hg. v. J. R. Paas, 2001, S. 235-51;
    R., Eine Künstlerfam. in Wandel u. Tradition, Ausst.kat. Augsburg 1998;
    ThB;
    Augsburger Stadtlex.;
    Dict. of Art.

  • Autor/in

    Andrea Teuscher
  • Zitierweise

    Teuscher, Andrea, "Rugendas" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 238-239 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd120258536.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Rugendas (sprich Rúgendas), Künstlerfamilie in Augsburg. Georg Philipp R., Maler und Kupferstecher, ist der älteste und berühmteste der Familie. Sein Großvater war 1608 aus Mulsingen (wol Melsungen in Hessen) in Augsburg eingewandert, sein Vater betrieb ein Uhrmachergeschäft. R. wurde am 27. Nov. 1666 geboren. Er sollte das Handwerk des Vaters lernen, als der letztere jedoch seine Talente für die zeichnenden Künste bemerkte, gab er ihn zu einem Kupferstecher; ein fistelartiger Schade an der rechten Hand jedoch war die Ursache, daß der Knabe den Grabstichel mit dem leichteren Pinsel zu vertauschen sich genöthigt sah. Er wurde auf 5 Jahre zu dem Historienmaler Isaak Fisches verdingt. Jetzt bildete sich seine Vorliebe für kriegerische Vorstellungen aus, und er studirte, von Fisches unterstützt, nach Bourguignon, Lembke und Tempesta. Leider verschlimmerte sich seine rechte Hand, so daß er die linke zum Arbeiten ausbilden mußte. Nach Ablauf von 6 Jahren ging R. nach Wien, wo er mit dem kaiserlichen Siegel- und Steinschneider Johann Michael Hofmann bekannt wurde und einen väterlichen Freund an ihm gewann. Hier heilte auch seine Hand durch Ausstoßung des kranken Knochens. Nach zwei Jahren begab sich R. 1692 nach Venedig, woselbst er 14 Monate verblieb, sich bei dem Historienmaler Molinari weiter bildete und für vornehme Herren malte. In Rom, wo er seinen längsten Aufenthalt in Italien nahm, trat er in die deutsch-niederländische Gesellschaft, Bent genannt, und erhielt von ihr als Bentnamen „Schild“. Der Aufenthalt in Rom war sehr wichtig für die Kunst des R., er lernte sich an die dort herrschende Schlachtenmanier des Bourguignon anschließen, und seine dort und in der Campagna gemachten Menschen-, Thier- und Landschaftsstudien verwerthete er noch lange. Im Juni 1695 war der Künstler wieder in Venedig; da jedoch damals sein Vater das Zeitliche segnete, mußte er nach der Heimath zurückkehren. Am 2. Mai 1697 verheirathete sich R. mit Anna Barbara Haid, gerieth jedoch bald durch Krankheiten in keine guten Vermögensverhältnisse. Um diese zu verbessern, entschloß er sich 1698 zur Radirnadel und 1700 zum Schabeisen zu greifen. Der spanische Erbfolgekrieg gewährte ihm reichen Stoff für seine Studien und befeuerte seine Phantasie. Als im J. 1703 Augsburg durch die Verbündeten Franzosen und Baiern belagert wurde, war dies trotz manchen Mißgeschickes, das ihn dabei traf, eigentlich ein Glück für ihn, denn die Belagerung bot ihm die Möglichkeit, die Wirkungen des Krieges in unmittelbarster Gegenwart wahrzunehmen. Früchte waren u. a. seine bekannten 6 Blatt Radirungen (Börner Nr. 31—36), die meiner Ansicht nach das Beste sind, was er gemacht hat. Im J. 1710 entstand auf Betreiben des Kupferstichhändlers Jeremias Wolff die städtische Kunstakademie zu Augsburg, und R. wurde nach dortiger Sitte der erste protestantische Director (der erste katholische neben ihm wurde der Historienmaler Johann Rieger). Zu reichlichem Verdienste waren die Zeiten freilich nicht angethan, dazu kam die Vermehrung seiner Familie, und so sah sich R. genöthigt, 50 Gemälde durch einen gewissen Müller zu Paris unter dem Werth verkaufen zu lassen, er griff wieder zur Kupferstecherei, und es entstand|jetzt die Mehrzahl seiner Schabkunstblätter. So entwöhnte er sich des Pinsels, und erst 1736 nach zwanzigjähriger Unterbrechung versuchte er sich wieder vor der Staffelei, wurde jedoch durch das anfängliche Mißlingen so muthlos, daß er den Pinsel zum Fenster hinauswarf. Erst allmählich gewann er sein Selbstbewußtsein wieder und malte fort, bis er am 9. Mai 1741 an wiederholten Schlaganfällen starb.

    R. war ohne Zweifel ein Talent ersten Ranges, um nicht zu sagen, ein Genie. Zweifellos würde, er, unter bessere Verhältnisse versetzt, etwa in den Niederlanden um 1650 lebend, ein Künstler geworden sein, der seine sämmtlichen Pferde- und Schlachtenconcurrenten überflügelt hätte. So aber mußte er für seine Familie rasch verdienen und kam in die engen Verhältnisse einer Stadt wie Augsburg, die seit der Gegenreformation sehr herabgekommen war, zudem in eine Zeit, in welcher die Maltechnik nicht mehr auf früherer Höhe stand. Feuer und Phantasie kann man ihm nicht absprechen, aber wohl eine gewisse Monotonie in der Zeichnung der Pferde und Menschen rügen. Auch sein Malerei ist nicht sehr solide, sie hat etwas Unklares und Verblasenes. Er selbst theilte seine Werke in drei Classen ein: „Meine ersten“, drückt er sich aus: „täuschen durch die Farbe und den Geschmack der Tinten, die Zeichnung ist mittelmäßig, in den zweiten habe ich mir die Natur zum ausschließlichen Vorbilde genommen, aber die Färbung vernachlässigt, in den dritten und letzten war Schärfe und Richtigkeit das Höchste, was ich suchte.“ Außer Schlachten malte er auch Reiterscenen und Märkte. Sein Bildniß zeichnete J. L. Haid, es wurde 1730 von Christian Rugendas in Schwarzkunst ausgeführt.

    Georg Philipp R., der Jüngere, Maler und Kupferstecher, wurde als der älteste Sohn des vorigen 1701 zu Augsburg geboren. Er versuchte sich erst unter Anleitung des Vaters in der Malerei, wandte sich jedoch später dem Schwarzkunststechen zu. Er stach nach seinem Vater, dann nach J. D. Herz, Josef Mages Franz Sigrist, J. Fisches. Auch brachte er eigene Erfindungen, Schlachten, Reiter u. dgl. in breiter, oberflächlicher Manier in Kupfer. In seinen Gemälden nahm er sich Roos zum Muster. E. Nilson stach nach ihm ein Blatt, die Zeit, und G. H. Schifften 4 Blätter mit Hunden. Stillfried meint von ihm, er wäre ein großer Künstler geworden, hätten ihn nicht ein unglückliches Temperament und häusliche Mißverhältnisse niedergehalten. Er starb 1774 zu Augsburg.

    Johann Christian R., der zweite Sohn Georg Philipp's des Aelteren, geboren 1708, war anfangs Schüler des geschickten Kupferstechers Johann Balthasar Probst, verlegte sich aber in der Folge auf die Kunstweise seines Vaters und war hauptsächlich thätig, dessen Zeichnungen zu reproduciren. Er hatte eine besondere Manier, welche die Sepia- oder Bisterzeichnungen mit aufgesetzten Lichtern wiedergeben sollte, er druckte mit zwei Platten, einer ockerartigen Grundfarbe und einem Dunkelbraun darüber à la Mezzotinto, wobei das Papier zu den weißen Lichtern benutzt wurde. Diese Drucke nannte man Helldunkel. Auch zeichnete er viele militärische Blätter, die mit der Feder und Tusche ausgeführt sind, ferner veranstaltete er von den Platten seins Vaters Abdrücke. R. starb am 10. Juli 1781 zu Augsburg. Sein Sohn Philipp Sebastian hatte ihm bei seinen Arbeiten in Helldunkel geholfen.

    Jeremias Gottlob R., der dritte Sohn Georg Philipp's des Aeltern, geb. 1710, wurde ebenfalls Kupferstecher, und war als solcher nicht ohne Verdienst. Im J. 1743 arbeitete er zu Presburg. Er stach nach G. Eichler (Bildniß des Kurfürsten Maximilian III. von Baiern), P. v. Strudel (den er fälschlich Strubi nennt), J. J. Preißler (Christus heilt die Lahmen), Fr. Trevisani, Ribera, G. Reni, Domenichino, Le Brun. Er starb 1772 in seiner Vaterstadt.

    Johann Lorenz R., Maler und Kupferstecher, Sohn des Georg Lorenz R., welcher letzterer seinerseits Sohn Georg Philipp's des Jüngeren war, und mehr als Kunsthändler, denn als Kupferstecher zu gelten hat. R. war geboren zu Augsburg 1775. Er arbeitete anfänglich für den Klauber’schen Verlag und besonders für den seines Vaters in Schwarzkunst und Aquatinta, und gewann hauptsächlich durch seine Schlachtenbilder aus den Napoleonischen Kriegen, die er stach und ausmalte, Namen. Zu einigen derselben hatte ihm der bairische Oberstlieutenant F. W. v. Hofnaaß die Skizzen geliefert. Diese Blätter zeichnen sich durch örtliche Treue und Kostümrichtigkeit ans, eigentliche Kunst ist kaum dabei. R. hat auch lithographirt. Das Kupferstichcabinet zu München besitzt von ihm 12 kleine Aquarelle, 3 Soldaten und 9 Reiter in Reitschulstellungen, sie sind allerdings dilettantenhaft. Der Künstler starb 1826 als Professor und Director der Kunstschule zu Augsburg.

    • Literatur

      Vgl. J. C. Füeßli, Leben des Georg Philipp Rugendas (Zürich 1758). — Nagler's Künstlerlexikon. — J. A. Börner in Naumann s Archiv für die zeichnenden Künste XII, 1866. — H. Graf Stillfried, Leben und Kunstleistungen des Malers und Kupferstechers Georg Philipp R. und seiner Nachkommen (Berlin 1879).

  • Autor/in

    Wilh. Schmidt.
  • Zitierweise

    Schmidt, Wilhelm, "Rugendas" in: Allgemeine Deutsche Biographie 29 (1889), S. 599-601 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd120258536.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA