Lebensdaten
1592 – 1646
Geburtsort
Altdorf
Sterbeort
Nürnberg
Beruf/Funktion
lutherischer Theologe
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 119486911 | OGND | VIAF: 61556293
Namensvarianten
  • Saubertus, Johann
  • Saubert, Johann der Ältere
  • Saupert, Johann
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Zitierweise

Saubert, Johannes, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119486911.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Conrad (1548–99), Zimmermann in N., S d. Georg ( 1591), Zimmermann;
    M Margaret Kleindienst (1543–1619), aus d. Oberpfalz;
    Ur-Gvv Wenceslaus ( 1564), 1520 nach Eger gezogen, dann in d. Dorf Brand;
    1) 1619 Helena ( 1629), T d. Baders Johann Leutkirchner in N., 2) 1631 Ursula (1603–91), Wwe d. Johann Wagenmann ( 1630), Buchhändler in N., T d. N. N. Heinrich, Buchdrucker in Neumarkt (Oberpfalz);
    7 K aus 1) (2 T überlebend), u. a. Gertraud (⚭ Johann Heinrich Omeis, 1610–63, Diakon an St. Sebald in N., s. L), Barbara (⚭ Gottlieb Andreae, Diaconus), 7 K aus 2) (2 S, 1 T überlebend), u. a. Adolph (1635–78), Prediger an St. Egidien in N. (s. L), Johannes (d. J.) (1638–88, Anna Maria, T d. Hermann Conring, 1606–81, Polyhistor, Vf. v. rechtshist. Schrr., s. NDB III, HRG I), Prof. d. Hebr. Sprache, dann d. Theol. in Helmstedt, später in A. (s. ADB 30; Berühmte Nürnberger; Stadtlex. Nürnberg; L), Ursula Margareta ( 1664, Carl Dietelmair, 1628–1702, Schaffer an St. Sebald in N., s. L), Anna Maria (⚭ Johann Held, 1627–93, Diakon an St. Lorenz in N., s. L);
    E Magnus Daniel Omeis(ius) (1646–1708), Philol., Polyhistor, Dichter, Leiter d. „Pegnes. Blumenordens“, Prof. d. Rhetorik u. d. Moral in A. (s. NDB 19).

  • Biographie

    Nach dem Besuch des Gymnasiums in Altdorf 1602-08 studierte S. Philosophie bei dem sozinianischen Ideen zugeneigten Ernst Soner an der Univ. Altdorf (Mag. phil. 1610). Hier erwarb er bei Nikolaus Taurellus und Jakob Schopper Kenntnisse über die luth.-orthodoxe Theologie, die er 1612/13 bei Lucas Oslander und Matthias Hafenreffer in Tübingen vertiefte, wo er Freundschaft mit Johann Valentin Andreae (1586–1654) schloß. Es folgten weitere Studien zu trinitätstheologischen Themen an der Univ. Gießen und, durch Johann Gerhard gefördert, seit 1616 in Jena. 1617 wurde S. in Altdorf Katechismus- und Vesperprediger sowie Inspector Alumnorum und Oeconomiae, 1618 Diakon und Professor classicus der Theologie am Gymnasium 1622 als Diakon nach Nürnberg berufen, stieg er, seit 1628 als Prediger an St. Lorenz, seit 1637 an St. Sebald, zum Ersten Geistlichen (Antistes) der Stadt auf. Zugleich Stadtbibliothekar, war S. für die Erstellung des ersten gedruckten Inkunabelnkatalogs verantwortlich (in: Historia Bibliothecae Norimberg., 1643). Beratend und gestaltend griff S. in das öffentliche Leben Nürnbergs ein, v. a. in das Kirchen- und Schulwesen (u. a. Wiedererrichtung d. Gymnasiums 1633).

    Seine Bemühungen um eine Bibelausgabe (seit 1629), die Beratung bei der Ausgabe der Weimarer Ernestinischen Kurfürstenbibel, an der zahlreiche Briefpartner S.s mitarbeiteten, und das diplomatische Abraten von einem Braunschweig-Lüneburg. Bibelprojekt – mit dem S.s gleichnamiger Sohn später beauftragt wurde – markieren die biblische Grundausrichtung von S.s theologischem, kirchlichem und literarischem Wirken. In seinem Ringen um den genuin luth. Bekenntnisstand Nürnbergs bemühte er sich um eine Regelung der Einflußnahme des Magistrats auf kirchliche Entscheidungen sowie um ein ausgewogenes Verhältnis von Bekenntnistreue und ksl. Wohlwollen. In seinen Positionen zeigte sich S. weniger obrigkeitsnah als sein Nachfolger Johann Michael Dilherr. Schon hei Zeitgenossen überraschte S.s zwar kritischer, aber konzilianter Umgang mit dem Spiritualisten Christian Hoburg. Folgenreich wurde sein Eintreten für Johann Arndt (1555–1621), was die Arndt anhängende Gemeindefrömmigkeit förderte. S. dürfte erheblichen Anteil an der einige Jahrzehnte später relativ unangefochtenen Rezeption Arndts durch Philipp Jacob Spener haben.

    S.s Verwaltung des Predigtamts schlug sich literarisch nieder, quantitativ wie qualitativ über den Durchschnitt der Zeit hinausgehend. Thematisch wie methodisch vielfältig, auch das Flugblatt seinem Predigtanliegen dienstbar machend, setzte S. figurale, emblematische und allegorische Elemente ein. Die in großem Umfang erhaltene Korrespondenz zeigt ihn als herausragenden luth. Theologen in lebhafter Verbindung mit den Größen seiner Zeit in Kirche und Universität, auch mit einigen Fürstenhöfen.

  • Werke

    ΔΥΩΔΕΚΑΣ Emblematum sacrorum, 1625-30 (Neuausg. v. D. Donat, 1977);
    Bibliogr.:
    G. Pfeiffer, Fränk. Bibliogr., I, 1965, Nr. 369 f., 410a, 412, 415 u. III/1, 1973. Nr. 40062-64, 40066, 40068-70 (bis 1900);
    Verz. d. gedr. Briefe dt. Autoren d. 17. Jh., T. 1, bearb. v. M. Estermann, 1993, S. 1013, T. 2, bearb. v. Th. Bürger, 2002, S. 1240-42;
    Qu.lex. z. Dt. Lit.gesch., hg. v. Heiner Schmidt 27, 2001, S. 60 f.;
    Barock-Bibliogr. in: Wolfenbütteler Barock-Nachrr. (laufend).

  • Literatur

    ADB 30;
    K. Braun, Der Nürnberger Prediger J. S. u. d. Augsburger Konfession, in: Zs. f. Bayer. KGesch. 6, 1931, S. 1-14, 74-86, 145-64;
    O. Brombierstäudl, J. S. d. Ä. als Bibliothekar in Nürnberg, in: Mitt. d. Hist. Ver. d. Stadt Nürnberg 44, 1953, S. 371-423;
    R. van Dülmen. Orthodoxie u. Kirchenreform, in: ZBLG 33, 1970, S. 636-786 (W, Hss.-Verz.);
    D. W. Jons, Die emblemat. Predigtweise J. S.s, in: FS Günther Weydt, 1972, S. 137-58;
    D. Blaufuß, Reichsstadt u. Pietismus, 1977;
    ders., in: Fränk. Lb. 14, 1991, 123-40 (W, L, P);
    D. Wölfel, Nürnberger Gesangbuchgesch., 1971, ²1977;
    ders., Salomon Lentz, 1991, S. 217 f. passim: W. Timmermann, Die ill. Flugbll. d. Nürnberger Predigers J. S., in: Bayer. Jb. f. Volkskunde 1983/84, S. 117-35;
    E. Trunz, J. M. Meyfart, 1987 (P);
    D. R. Dickson, J. S., Johann Valentin Andreae and the Unio Christiana, in: German Life and Letters 49, 1996, S. 18-31;
    J. A. Steiger, Ästhetik u. Realpräsenz, Abendmahl, Schöpfung, Emblematik u. myst. Union b. … J. S. …, in: Grundbegriffe christl. Ästhetik, hg. v. K. Fitschen u. R. Staats, 1997, S. 78-100;
    W. Sommer, J. S.s Eintreten f. Johann Arndt, in: ders., Pol., Theol. u. Frömmigkeit im Luthertum d. Frühen Neuzeit, 1999, S. 237-62;
    Hdb. d. Gesch. d. Ev. Kirche in Bayern, I, 2002, S. 447-51, 463, 514;
    M. Simon, Nürnberg. Pfarrerbuch, 1965 (auch zu Adolph, Johannes d. J., Johann Heinrich Omeis, Carl Dietelmair u. Johann Held);
    Berühmte Nürnberger, 1989;
    Stadtlex. Nürnberg (P);
    Killy;
    Kosch, Lit.-Lex.³ (W, L);
    BBKL 16 (W, L).

  • Porträts

    Zeichnung v. G. Strauch, 1652/58, s. E. Bock, Die dt. Meister, T. 1, 1921, S. 347, Nr. 7976, T. 2, 1921, Tafel 186 (Abb. u. Beschreibung);
    P. Mortzfeld, Kat. d. graph. Porträts in d. Hzg. August Bibl. Wolfenbüttel 1500-1850, Bd. 21, 1992 u. Bd. 35, 2002 (Abb. u. Beschreibung).

  • Autor/in

    Dietrich Blaufuß
  • Zitierweise

    Blaufuß, Dietrich, "Saubert, Johannes" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 447-448 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119486911.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Saubert: Johannes S., lutherischer Theolog des 17. Jahrhunderts (zum Unterschied von seinem gleichnamigen Sohn S. „der Aeltere“ genannt), ist geboren am 26. Februar 1592 zu Altorf bei Nürnberg, am 2. November 1646 zu Nürnberg. — Seine Eltern, Konrad Saupert (dies die ältere Schreibart des Namens), Bürger und Zimmermann in Altorf, und Margaretha geb. Kleindienst, beide aus der Oberpfalz gebürtig, hatten ihn frühe zur geistlichen|Laufbahn bestimmt. Nach dem frühen Tod des Vaters aber sollte er wegen der Armuth seiner Mutter Müller werden, brachte auch ein halbes Jahr als Müllerbursche in einer Mühle zu Hagenhausen bei Altorf zu, wurde aber durch die Fürsorge des Altorfer Theologen Jakob Schopper wieder herausgenommen und konnte mit dessen Beihülfe, der ihn in sein Haus aufnahm und ihm seine jüngeren Söhne zum Unterricht übergab, den seiner Neigung und Begabung entsprechenden Lebensplan weiter verfolgen. Er durchlief die Classen des Altorfer Gymnasiums, studirte dann auf der dortigen Universität als ein treuer Schüler und Verehrer seines Gönners, des streng orthodoxen Lutheraners Schopper, erwarb sich aber zugleich eine vielseitige allgemeine Bildung, und wurde 1609 Baccalaureus, 1611 Magister und poeta laureatus. 1612 ging er als Begleiter eines adeligen Zöglings nach Tübingen, wo er besonders den Theologen M. Haferesser und L. Osiander sich anschloß. Nach Altorf zurückgelehrt begann er hier Vorlesungen zu halten, und disputirte unter Schopper's Vorsitz über die göttliche Dreieinigkeit 1613. Im folgenden Jahre ging er nach Gießen, wo er eine Streitschrift gegen den Socinianer Schmalz unter dem Titel „Anti Smalcius“ schrieb und unter dem Vorsitz der Theologen Winkelmann und Mentzer über die heil. Schrift und über das dritte Buch der Dogmatik des Johannes von Damaskus disputirte. 1616 ging er nach Jena, um Joh. Gerhard zu hören, und hielt hier wieder Vorlesungen und Disputationen, z. B. eine in griechischer Sprache über die Anrufung der Heiligen. 1617 zum Katecheten, Vesperprediger und Inspector der Alumnen zu Altorf, 1618 aber zum Diakonus und Professor der Theologie ernannt, verheirathete er sich mit Helene geb. Leutkirchner aus Nürnberg. Nachdem er in den Schreckensjahren des dreißigjährigen Krieges zu Altorf Vieles erlitten, wurde er 1622 Diakonus zu St. Aegidien in Nürnberg, später Prediger an der Liebfrauen- und Lorenzer Kirche, schloß nach dem Tod seiner ersten Frau, die ihm sieben Kinder geboren, eine zweite Ehe mit der Wittwe des Buchhändlers Wagenmann in Nürnberg, einer geb. Heinrich, und wurde 1637 erster Prediger zu St. Sebald, Senior des Ministeriums und Stadtbibliothekar, — eine Stellung, die ihm zu gelehrten Studien und zugleich zu einem ausgebreiteten Verkehr mit vielen Gelehrten, Fürsten und anderen Standespersonen Gelegenheit bot.

    Als gründlich gelehrter und streng orthodoxer Theolog, als eifriger, geistreicher und beliebter Prediger, Kirchen- und Schulmann erwarb er sich um die Stadt Nürnberg in jener schweren Kriegszeit große Verdienste, sorgte für strenge Sonntagsfeier, für Verbesserung des Schulwesens, für eine neue Ausgabe der sogenannten Nürnberger Normalbücher (1646), worüber er mit seinem Collegen Richter einen langdauernden Streit hatte, stand in ausgedehntem Briefwechsel mit den ausgezeichnetsten Theologen seiner Zeit (mit Joh. Gerhard, Hoe von Hoenegg, Nikolaus Hunn, Keßler, Meyfart, Schmidt in Straßburg, Walther, J. Val. Andreä und Anderen), aber auch mit fürstlichen Personen (wie dem Herzog August von Braunschweig, Ernst dem Frommen von Sachsen-Gotha, Landgraf Georg von Hessen etc.). Insbesondere nahm er auch vertriebener Protestanten z. B. der aus Oesterreich um ihres lutherischen Bekenntnisses willen geflüchteten Emigranten sich an und war z. B. mit dem aus Steiermark vertriebenen, 1658 in Nürnberg verstorbenen geistlichen Liederdichter Gallus Freiherrn v. Ragkhnitz (vgl. A. D. B. XXVII, 175) innig befreundet. In den letzten Jahren seines Lebens hatte er an Podagra und Steinbeschwerden viel zu leiden und starb nach einem erbaulichen Krankenlager mit dem frohen und dankbaren Bewußtsein, die Nürnberger Kirche nach der überstandenen Kriegsnoth im sicheren Besitz des unveränderten Augsburgischen Bekenntnisses zu hinterlassen. Von seinen 14 Kindern war eine Tochter mit einem Prediger Omeis in Nürnberg, eine zweite|mit M. Gottlieb Andreä, Prediger in Canstatt, einem Sohn des Prälaten Joh. Valentin Andreä, verheirathet; seine beiden Söhne zweiter Ehe waren Adolf S., geboren 1635. 1678 als Pastor zu St. Aegidien in Nürnberg (s. Will, Nürnb. G.-Lex. III, 466) und Johann S. der Jüngere, geboren 1638, 1688 als Professor der Theologie in Altorf (s. d. Art.). — Ein ausführliches Verzeichniß der Schriften des älteren S. s. bei Zeltner, Will, Jöcher. Von denselben sind zu nennen hier „Anti Smalcius, d. h. Vertheidigung der kirchlichen Lehre von der göttlichen Dreieinigkeit gegen den Socinianer Valentin Schmalz“ 1615; „Schola crucis oder Christliche Kreuzschule“ 1619; „Prodromus phiosophiae sacrae" 1620; „Calendarium christianum“ 1626; „Miracula Augustanae Confessionis“ 1631; „Lutherus propheta Germaniae"; „Zuchtbüchlein der evangel-Kirche“ 1633; „Seelenarznei für die Lutherischen und Päpstischen“ 1636; „Epitome examinis Ph. Melanchthonis“ 1639 u. ö.; „Biblisches Lesebüchlein“ 1639; „Historia bibliothecae Norimbergensis“ 1643; ungedruckte Briefe Melanchthon's an Veit Dietrich und ad varios 1640 und 46; ferner zahlreiche einzelne gedruckte Predigten, Erbauungsschriften und Gedichte in lateinischer und deutscher Sprache, Beiträge zur Weimarer Bibel, zu Gerhard's „Confessio catholica“ und vieles Andere.

    • Literatur

      Vgl. Leichenrede auf J. S. von M. Weber, 1647, 4°.— Jo. Val. Andreae, J. Sauberti umbra delineata.
      Gottl. Andreae, exuviae Sauberti.
      Zeltner, Vitae theol. Altorf. S. 165. —
      Will und Nopitsch, Nürnberger Gelehrten-Lexikon III, 434 ff., VIII, 29. —
      Will, Geschichte der Stadt Altorf, 236 ff.; —
      Ders., Gesch. der Universität Altorf, S. 76 ff. —
      Jöcher, Gel.-Lex. IV, 163. —
      Witte, Mem. theologorum. — Tholuck, Lebenszeugen der luth. Kirche aus der Zeit des dreißigj. Krieges. Berlin 1859. S. 344—55.

  • Autor/in

    Wagenmann.
  • Zitierweise

    Wagenmann, Julius August, "Saubert, Johannes" in: Allgemeine Deutsche Biographie 30 (1890), S. 413-415 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119486911.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA