Lebensdaten
1862 – 1945
Geburtsort
Erzingen (Klettgau)
Sterbeort
Insel Werd bei Stein am Rhein
Beruf/Funktion
Erzbischof von Bukarest ; Benediktiner
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 119365030 | OGND | VIAF: 59229288
Namensvarianten
  • Netzhammer, Albin (Taufname)
  • Netzhammer, Raymund
  • Netzhammer, Albin (Taufname)
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Zitierweise

Netzhammer, Raymund, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119365030.html [18.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Franz Josef (1824–87), Landwirt in Erzingen, S d. Johann Martin u. d. Magdalena Weißenberger;
    M Brigitta (1822–1909), T d. Sigmund Stoll u. d. Martha Huber.

  • Biographie

    N. besuchte seit 1871 die Höhere Bürgerschule in Waldshut, seit 1876 das Stiftsgymnasium in Einsiedeln. Nach dem Studium der Theologie und Philosophie wurde er, nachdem er bereits 1881 in den Benediktinerorden eingetreten war, 1886 in Chur zum Priester geweiht. Seit 1887 unterrichtete er am Stiftsgymnasium Mathematik, Physik und Chemie, wirkte 1893/94 als Vikar in Montreux, lehrte 1900-02 an der Theologischen Akademie in Bukarest und danach am Ordenskolleg San Anselmo in Rom. 1904 wurde er Rektor des Griech. Kollegs in Rom. Im Sept. 1905 wurde N. in Nachfolge Xaver v. Hornsteins (1840–1905) zum Erzbischof von Bukarest sowie zum lat. Metropoliten und Primas von Rumänien ernannt; als Sekretär diente ihm sein Ordensbruder P. Lucius Fetz (1870–1931, s. W). N. ordnete die Finanzen des Erzbistums und entwickelte eine rege Bautätigkeit. Vor allem bemühte er sich um den Ausbau des Bildungswesens und den Zusammenhalt seiner Gläubigen, die verschiedenen Nationalitäten (neben den unierten Rumänen vor allem Deutsche und Ungarn) angehörten, u. a. mittels des Vereinshauses „Tomis“ mit angeschlossenem Gymnasium (1913). 1912 gründete N. die „Revista Catolica“, die 1916 kriegsbedingt ihr Erscheinen einstellen mußte, während das deutsche „Kath. Bukarester Sonntagsblatt“, 1913 gegründet, erst 1948 verboten wurde. Eine besondere Vorliebe entwickelte N. für die Erforschung der Vor- und Frühgeschichte Rumäniens sowie für die Numismatik.

    N.s Haus wurde zu einem kulturellen und politischen Mittelpunkt der rumän. Hauptstadt. Zu Ministerpräsident Dimitrie Sturdza (1833–1914) sowie dem deutschstämmigen Königspaar, das er seit 1897 kannte, verband ihn eine enge Freundschaft. Im Sommer 1914 dachte Karl I. (1839–1914) – anders als sein Neffe Ferdinand, der im Oktober 1914 den Thron bestieg – an einen Kriegseintritt des mit den Mittelmächten verbündeten Landes. Trotz intensiver Bemühungen – u. a. vermittelte er im Februar 1916 ein Geheimtreffen Matthias Erzbergers mit König Ferdinand in seinem Palais –, gelang es N. nicht, die Kriegserklärung Rumäniens, dem von der Entente gewaltige Gebietserwerbungen in Aussicht gestellt wurden, gegen Österreich-Ungarn im August 1916 zu verhindern. Kurz darauf wurden die meisten kath. Priester inhaftiert und die kirchlichen Einrichtungen beschlagnahmt. Nachdem Bukarest bereits im Dezember von deutschen Truppen besetzt worden war, intervenierte N. bei diesen zugunsten der Bevölkerung und traf mehrmals mit Generalfeldmarschall August v. Mackensen zusammen, dem er – ausgehend vom gemeinsamen Interesse an der Archäologie – lebenslang freundschaftlich verbunden blieb.

    Nach dem Abzug der Besatzungstruppen im Nov. 1918 begann eine Kampagne zur Absetzung des „deutschen“ Erzbischofs, die von Nuntius Francesco Marmaggi (Aug. 1920-Juni 1923) und Vatikan. Kreisen um die Propaganda Fide (Francesco Marchetti, Wilhelm van Rossum, Pietro Fumasoni) gefördert, von der rumän. Regierung unter Ionel Bratianu jedoch bedauert wurde. In Rom hatte man den Behauptungen von Prinz Vladimir Ghica und Vasile Lucaciu Glauben geschenkt, N. stehe einer Union mit der orthodoxen Kirche Rumäniens im Wege. P. Athanasius Staub (1864–1955) aus Einsiedeln, der spätere Rektor des Kollegs San Anselmo in Rom, überbrachte dem Erzbischof, dem Pflichtverletzung vorgeworfen wurde, am 12.6.1924 die Rücktrittsaufforderung Pius' XI. Am 3. Juli reichte N., zum Titularbischof von Anazarbos (Kleinasien) ernannt, seine Resignation ein und begab sich zwei Wochen später nach Einsiedeln; seine numismatische Sammlung schenkte er dem Staat. Zu seinem Nachfolger wurde der willfährige Bischof von Jassy, Alexander Cisar (1880–1953), bestimmt. – Von November 1924 bis Mai 1925 hatte sich N. vor einem Kardinalskollegium in Rom zu rechtfertigen, erreichte jedoch keine völlige Rehabilitation. Seit März 1927 lebte er auf der dem Stift Einsiedeln gehörenden Rheininsel Word (Gemeinde Eschenz), wo er (mit Karl Keller-Tarnuzzer) interessante Relikte aus röm. und frühmittelalterlicher Zeit entdeckte, sich seinen historischen, archäologischen und numismatischen Forschungen widmete und an einer Publikation seines Tagebuchs arbeitete.|

  • Auszeichnungen

    Großoffz. d. Ordens d. Krone Rumäniens (1912);
    Großkreuz d. Franz-Joseph-Ordens (1918);
    päpstl. Hausprälat u. Thronassistent sowie röm. Graf (1925);
    Ehrenbürger v. Erzingen (1932).

  • Werke

    u. a. Lehrb. d. ebenen u. sphärischen Trigonometrie, 1889;
    Theophrastus Paracelsus, 1901;
    Aus Rumänien, 2 Bde., 1909-13 (P);
    Die christl. Altertümer d. Dobrudscha, 1918;
    Die Lage d. Kirche im besetzten Rumänien, in: Kath. Monatsbriefe Nr. 35 v. Okt. 1918;
    Die Verehrung d. hl. Menas b. den Rumänen, 1922;
    Josef Molaioni, Missionsbf. in Bukarest 1825–47, 1929;
    Regens Wilhelm Meyer, 1930;
    Die Insel Werd, 1931, ²1934;
    Mein Sekretär, Erinnerungen an P. Lucius Fetz O.S.B., 1933;
    Calinic Miclescu, rumän. Landesmetropolit, 1936;
    Eschenz,|1938;
    Numismat. Erinnerungen an Rumänien, 1938;
    St. Otmar, 1944;
    Einführung d. Christentums am Untersee, 1944;
    Bischof in Rumänien, Im Spannungsfeld zw. Staat u. Vatikan, 2 Bde., hg. u. mit e. Nachwort v. Nikolaus Netzhammer (Gr-N), 1995/96 (Tagebuch 1905–26, W-Verz., P).|

  • Nachlass

    Nachlaß: Stift Einsiedeln (Schweiz).

  • Literatur

    I. Bachmeier u. H. Menges, in: Jb. d. Dobrudschadeutschen 1973, S. 64-102 (P);
    I. Dumitriu-Snagov, Le Saint-Siège et la Roumanie moderne 1866-1914, 1989;
    Th. Schwarzmüller, Zw. Kaiser u. „Führer“, GFM August v. Mackensen, 1995;
    R. Grulich u. A. Hampel (Hrsg.), Demission u. Verteidigung, Die Absetzung v. EB R. N. 1924, 1996;
    Bad. Biogrr. III, 1990 (W, L).

  • Porträts

    Ölgem. v. Weck-Mayr, 1909 (Erzbischöfl. Palais Bukarest), v. Bacher, 1917 u. v. A. Käppeli, 1944 (beide Stift Einsiedeln), Abb. in: Bischof in Rumänien (s. W).

  • Autor/in

    Hieronymus Menges
  • Zitierweise

    Menges, Hieronymus, "Netzhammer, Raymund" in: Neue Deutsche Biographie 19 (1999), S. 90-92 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119365030.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA