Lebensdaten
1880 – 1958
Geburtsort
Lübben (Niederlausitz)
Sterbeort
Bonn
Beruf/Funktion
Psychiater
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 119312565 | OGND | VIAF: 35263423
Namensvarianten
  • Gruhle, Hans Walther
  • Gruhle, Hans W.
  • Gruhle, H. W.
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Zitierweise

Gruhle, Hans Walther, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119312565.html [23.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Franz Karl Heinr., Rechnungsrat in Dresden;
    M Thekla Schumann;
    Unter-Hambach b. Heppenheim 1922 Atha (* 1897), T d. Ernst Otto Nodnagel (1870–1909), Musikschriftst., Komp., Konzertsänger u. Musikpäd. (s. BJ XIV, Tl. 1909, L), u. d. Hedda Paul;
    1 S, 1 T.

  • Biographie

    G. beschloß seine medizinischen Studien in München, wo er vor allem unter dem Eindruck von Emil Kraepelin stand, der seiner wissenschaftlichen Laufbahn die Richtung gab. Seine Dissertation „Ergographische Studien“ (1905) zeigt die grundsätzlich naturwissenschaftliche Ausrichtung des Psychiaters G. an, der er bis zu seiner letzten größeren Publikation über „Gutachtentechnik“ (1955) treu geblieben ist. Als Assistent unter Nissl an der Heidelberger Klinik konnte er sich in die schon damals weitverzweigte Psychiatrie einarbeiten. Mit seiner Habilitationsschrift „Die Ursachen der jugendlichen Verwahrlosung und Kriminalität“ (1912) ist ein weiterer Sektor seines Interessengebietes vorgezeichnet. Seine Arbeit über „Geisteskrankheiten und Strafrecht“ (1927) sowie zahlreiche Aufsätze im Handwörterbuch der Kriminologie (1932–35) vertieften diese Richtung. Aus den Heidelberger Jahren sind neben seiner „Psychiatrie für Ärzte“ (1918) vor allem die Bemühungen um eine wissenschaftliche Psychopathologie herauszuheben, von der frühen|„Psychologie des Abnormen“, die 1922 im Handbuch der Vergleichenden Psychologie erschien, bis zur „Psychopathologie der Schizophrenie“ (1932). 1934 wurde G. zum kommissarischen Leiter der Bonner Nervenklinik bestellt; seine Berufung konnte jedoch der politischen Haltung G.s wegen nicht durchgesetzt werden. Als Direktor der Heil- und Pflegeanstalt Zwiefalten und später der Anstalt Weißenau entfaltete G. neben einer anerkannt praktischen Wirksamkeit eine reiche literarische Tätigkeit im Verborgenen. Frucht dieser aufgezwungenen Mußezeit war in erster Linie seine 1948 erschienene „Verstehende Psychologie“ (²1956), die von der hohen Bildung des Verfassers, seinem klaren und sauberen Denken sowie seinem unerbittlichen Urteil Zeugnis gibt.

    Bereits Karl Jaspers hat die Sorgfalt seines Arbeitens gerühmt und bemerkt: „er fürchtet wohl nichts mehr als die Verwechslung von Literatur und echter Wissenschaft“. Zu echter Wissenschaft wurden auch seine Arbeiten über den „Selbstmord“ (1940) und „Das Portrait“ (1948), nicht zuletzt seine kritischen Studien über „Geschichtsschreibung und Psychologie“ (1953). Erst 1946 konnte G. Direktor der Psychiatrischen und Nervenklinik in Bonn werden; 1952 wurde er emeritiert, um 1955 erneut kommissarisch mit der Leitung der Bonner Klinik betraut zu werden. Als glänzender Lehrer bei aller Trockenheit des Vortrags, als scharfsinniger Seminarleiter mit einer unbestechlichen Kritik, als gesuchter Gutachter und gebildeter Schriftsteller, als ein Mensch, der bei aller Korrektheit und Distanziertheit im Grunde gütig war, hat G. hier eine Stätte reifen Schaffens gefunden. Seine Gesammelten Schriften „Verstehen und Einfühlen“ (1953) geben mit einer Auswahl aus rund 170 wissenschaftlichen Arbeiten innerhalb 40 Jahren den Kern seines Beitrages zur Psychopathologie, Psychiatrie und Kriminalpsychologie wieder.

  • Werke

    Weitere W u. a. Die Selbstbiogr. als Quelle hist. Erkenntnis, in: Erinnerungsgabe f. Max Weber I, 1923;
    Psychol. d. Schizophrenie, 1929;
    Theorien d. Schizophrenie, 1932;
    Grundriß d. Psychiatrie, 1937, 151948;
    Btrr. in: Bumkes Hdb. d. Geisteskrankheiten VIII, IX, 1932, u. in: Th. Elsenhans u. F. Giese, Lehrbuch d. Psychol., 1939.

  • Literatur

    E. Grünthal, in: Psychiatria et Neurologia 136, 1958, S. 428;
    K. Kolle, in: Dt. Med. Wschr. 84, 1959, S. 803;
    ders., in: Große Nervenärzte III, 1963, S. 69-75 (W, L, P);
    W. M.-G., in: The Lancet 2, London 1958, S. 967 f.

  • Autor/in

    Heinrich Schipperges
  • Zitierweise

    Schipperges, Heinrich, "Gruhle, Hans Walther" in: Neue Deutsche Biographie 7 (1966), S. 209-210 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119312565.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA