Lebensdaten
1874 – 1914
Geburtsort
Nonnenweier bei Kehl (Baden)
Sterbeort
bei Baccarat (Lothringen)
Beruf/Funktion
Politiker
Konfession
jüdisch
Normdaten
GND: 11923923X | OGND | VIAF: 50031267
Namensvarianten
  • Frank, Ludwig
  • Frank
  • Frank-Mannheim, Ludwig

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Zitierweise

Frank, Ludwig, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11923923X.html [18.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus ländlicher, im Badischen alteingesessener jüd. Fam.;
    V Kaufm.

  • Biographie

    F. studierte Rechtswissenschaften in Freiburg – wo er den sozialwissenschaftlichen Studentenverein mitbegründete – und Berlin. Er hatte schon als Primaner in Lahr Zugang zum Gedankengut der Arbeiterbewegung gefunden und schloß sich, nachdem er sich in Mannheim als Rechtsanwalt niedergelassen hatte, der SPD an. Auf dem Amsterdamer Internationalen Sozialistenkongreß 1904 empfing er die Anregung zur Gründung des Vereins junger Arbeiter, der sich von Mannheim aus schnell über Süddeutschland ausbreitete und dem F. mit der von ihm redigierten „Jungen Garde“ ein eigenes Verbandsorgan schuf, das 1908, als das Reichsvereinsgesetz eine Umbildung der Jugendorganisation erzwang, eingestellt werden mußte. Inzwischen war F., der auch in Zukunft der Arbeiterjugendbewegung eng verbunden blieb, zum anerkannten Führer der badischen Sozialdemokraten neben Wilhelm Kolb aufgestiegen. Seit 1905 gehörte er dem badischen Landtag und seit 1907 auch dem Reichstag an. Hatte er ursprünglich die „radikale“ Parteimehrheit unterstützt, so galt er jetzt als Vorkämpfer einer reformistischen Politik.

    Man wird jedoch seiner politischen Persönlichkeit kaum gerecht, wenn man ihn einer der sich befehdenden innerparteilichen Fraktionen zuordnet. Sein Eintreten für das Bündnis der badischen Sozialdemokratie mit Demokraten und Nationalliberalen („Großblock“) und für die Budgetbewilligung in den süddeutschen Staaten schloß es nicht aus, daß er unter den andersartigen innenpolitischen Verhältnissen Preußens den politischen Massenstreik empfahl, um das Dreiklassenwahlrecht zu Fall zu bringen. Der offizielle Radikalismus der deutschen Sozialdemokratie erschien ihm als eine „Politik der Phrase“, die er durch eine „Politik der Tat“, die das Gewicht der Partei machtpolitisch zum Einsatz bringen sollte, ersetzt zu sehen wünschte. Der Inhalt einer solchen elastischen, realistisch den jeweiligen Umständen angepaßten Politik konnte für ihn nur ein unermüdlicher, zielstrebiger Kampf um den Staat sein. Nichts ist so bezeichnend für ihn, als daß er sich nach der Reichstagssitzung vom 4.8.1914, in der auch die Sozialdemokratie die Kriegskredite bewilligt hatte, sofort als Kriegsfreiwilliger meldete. F., der in seinem ersten Gefecht fiel und der einzige Reichstagsabgeordnete blieb, der sein Leben an der Front zum Opfer brachte, war sich der unausweichlichen politischen Auswirkungen des Krieges bewußt: „Statt des Generalstreiks führen wir für das preußische Wahlrecht einen Krieg.“ Aber kaum ein anderer hatte sich mehr als er um die deutsch-französische Verständigung bemüht. Die auf seine Anregung zurückgehenden Interparlamentarischen Konferenzen (Bern 1913 und Basel 1914) sollten zu ihrem Teil dazu beitragen, die drohende Katastrophe zu bannen. So spiegelt der Tod des 40jährigen die Tragik des europäischen Bruderkampfes. – Man hat F. des öfteren mit Lassalle verglichen. Doch in vielem war er dessen Gegenteil. Hatte Lassalle versucht, die von ihm ins Leben gerufene junge Bewegung „ganz auf seine eigene vergängliche, von Ruhmsucht umhergetriebene Persönlichkeit“ auszurichten (G. Mayer), so entsprach es der Art des nach außen weniger glänzenden, doch charakterlich ausgeglichenen F., sich selbstlos in den Dienst der Sache zu stellen, der er sich verschrieben hatte. Die Sozialdemokratie verlor mit ihm den profiliertesten Vertreter der jungen Generation, ihre größte staatsmännische Hoffnung und den Mann, der für die Parteiführung prädestiniert schien.

  • Werke

    Die bürgerl. Parteien d. dt. Reichstags, 1911;
    Aufsätze, Reden u. Briefe, ausgew. u. eingel. v. H. Wachenheim, 1924 (P).

  • Literatur

    S. Grünebaum, L. F., 1924 (P);
    W. Blumenberg, Kämpfer f. d. Freiheit, 1959, S. 109 ff. (P);
    Gustav Mayer, in: DBJ I, S. 12-16 (L, u. Tl. 1914, L);
    Enc. Jud. (L).

  • Autor/in

    Erich Matthias
  • Zitierweise

    Matthias, Erich, "Frank, Ludwig" in: Neue Deutsche Biographie 5 (1961), S. 343 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11923923X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA