Lebensdaten
1839 – 1921
Geburtsort
Schloß Haus bei Linz/Donau
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
Meteorologe
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 119166836 | OGND | VIAF: 41901292
Namensvarianten
  • Hann, Julius Ferdinand von
  • Hann, Julius von
  • Hann, Julius Ferdinand von
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Hann, Julius von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119166836.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Joseph ( 1852), Gutsinsp., Pfleger u. Distriktskommissar d. Herrschaft Haus, S d. Sattlermeisters Thaddäus in Riedau/Oberösterreich u. d. Therese Pichler;
    M Anna ( 1873), T d. Handelsmanns Jos. Scheichenfellner in Hall/Oberösterreich u. d. Anna Margelik;
    1878 Louise, T d. Kreisgerichtspräs. Michael Weißmayr in Steyr;
    3 S, 1 T.

  • Biographie

    Nach Absolvierung des Stiftsgymnasiums in Kremsmünster studierte H. seit 1860 an der Universität Wien Mathematik und Physik und hörte Vorlesungen aus Geologie, Paläontologie und physischer Geographie. Bald kam er auch mit der Meteorologie in Verbindung, und schon als 26jähriger beteiligte er sich nach Aufforderung durch C. Jelinek an der Redaktion der eben begründeten „Zeitschrift der österreichischen Gesellschaft für Meteorologie“, der späteren „Meteorologischen Zeitschrift“, die sich unter seiner 55jährigen Redaktionstätigkeit zum führenden Organ der Meteorologie der ganzen Erde entwickelte. Nach kurzer Lehrtätigkeit an Mittelschulen trat H. 1867 als Assistent in den Dienst der Zentralanstalt für Meteorologie in Wien und habilitierte sich 1868 an der Universität, übernahm 1872 die Dozentur für Klimatologie an der neu gegründeten Hochschule für Bodenkultur, wurde 1874 zum außerordentlichen Professor für physikalische Geographie an die Universität berufen und 1877 zum Direktor der Zentralanstalt für Meteorologie und zum ordentlichen Professor für Physik der Erde an der Universität bestellt. Die Behinderung durch Verwaltungsarbeiten veranlaßte ihn, 1897 als Direktor zurückzutreten. Nach dreijähriger Tätigkeit als Professor an der Universität Graz kam er als persönlicher Ordinarius wieder an die Universität Wien zurück. Auch nach seiner Emeritierung 1910 entfaltete er an der Zentralanstalt eine rege wissenschaftliche Tätigkeit.

    Stark entwickelter Tatsachensinn und eine glänzende Begabung für die Erfassung des Wesentlichen in den Naturerscheinungen befähigten H. zu außerordentlichen wissenschaftlichen Erfolgen. Schon in seiner ersten Untersuchung über den Föhn (1866) deutete er die Föhnerscheinung entgegen der damaligen herrschenden Ansicht als Auswirkung eines thermodynamischen Prozesses. Die Einführung des thermodynamischen Prinzips in die Meteorologie kann wegen ihrer weitreichenden Bedeutung zur Erklärung der Wolken- und Niederschlagsbildung, der Erwärmung frei absinkender Luftmassen und damit auch zur Erklärung der beobachteten Temperaturverteilung in Zyklonen und Antizyklonen als eigentlicher Beginn der modernen Meteorologie angesehen werden. Um die physikalischen Theorien in Verbindung mit den Beobachtungstatsachen richtig anwenden zu können, forderte er die Errichtung von Höhenstationen. H.s Untersuchungen betrafen alle Gebiete der Meteorologie mit Ausnahme der Wettervorhersage. Er entwickelte eine neue Theorie der Berg- und Talwinde und behandelte Probleme der allgemeinen Zirkulation, der tropischen Wirbelstürme, Beziehungen zwischen Anomalien der Witterung voneinander weit entfernter Gebiete und im besonderen auch weltweite Untersuchungen der täglichen Luftdruckschwankungen.

    Einen noch größeren Teil seiner Lebensarbeit aber umfassen die klimatologischen Untersuchungen, deren Ergebnisse er als Grundlagen für die Erklärungsmöglichkeiten der physikalischen Vorgänge im Luftmeer betrachtete. Er schuf zum größten Teil das methodische Rüstzeug und begründete damit das Lehrgebäude der Klimatologie. Sein umfassendes Handbuch ist die erste geschlossene Darstellung der Methoden und allgemeinen Ergebnisse dieses Wissenszweiges und bringt eine ausführliche und lebendige Schilderung der Klimate aller Gebiete der Erde. Für die allgemeine Meteorologie schuf H. in seinem großen Lehrbuch der Meteorologie die für die damalige Zeit modernste und umfassendste Darstellung vom Format eines Handbuches. H. hat einen unbestrittenen Ruf als der Größte seiner Zeit in seinem Wissensgebiet erworben.|

  • Auszeichnungen

    Mitgl. vieler Akademien d. Wiss. u. gel. Gesellschaften, Friedenskl. d. Pour le mérite (1913).

  • Werke

    W u. a. Hdb. d. Klimatol., 1883, ³3 Bde., 1908-11;
    Atlas d. Meteorol. (Berghaus Physikal. Atlas), 1887;
    Verteilung d. Luftdruckes üb. Mittel- u. Südeuropa, 1887;
    Lehrbuch d. Meteorol., 1901, ³1914;
    Klimatographie v. Niederösterr., 1904;
    Mehrere 100 Abhh., z. größten T. in d. Meteorolog. Zs. u. in d. SB u. Denkschrr. d. Wiener Ak. d. Wiss.

  • Literatur

    F. M. Exner, in: Meteorolog. Zs. 38, 1921 (P);
    ders., in: NÖB II, 1925, S. 31-47 (P);
    E. Brückner,|in: Mitt. d. Geogr. Ges. Wien 64, 1921;
    ders., in: Petermanns Mitt., 1921;
    ders., in: Alm. d. Ak. d. Wiss. Wien 72, 1922;
    H. v. Ficker, in: Wetter 38, 1921;
    A. Defant, in: Ann. d. Hydrogr. u. marit. Meteorol. 49, 1921;
    R. Süring, in: Naturwiss. 10, 1921;
    F. Steinhauser, in: österr. Naturforscher u. Techniker, 1951, S. 38-40 (P);
    Pogg. III-VI;
    F. M. Exner, in: DBJ III, S. 118-22 (L);
    ÖBL.

  • Porträts

    Reliefbüste v. G. Hann-Dengg, 1931 (Wien, Zentralanstalt f. Meteorol. u. Geodynamik);
    ölgem. v. Prossy (ebd.);
    Phot. im Hann-Bd. d. Meteorolog. Zs., 1906;
    Hann-Medaille d. österr. Ges. f. Meteorol. (1898).

  • Autor/in

    Ferdinand Steinhauser
  • Zitierweise

    Steinhauser, Ferdinand, "Hann, Julius von" in: Neue Deutsche Biographie 7 (1966), S. 619-620 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119166836.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA