Lebensdaten
1845 – 1929
Geburtsort
Calvörde (Braunschweig)
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Kunsthistoriker ; Generaldirektor der preußischen Museen
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 119034921 | OGND | VIAF: 5059224
Namensvarianten
  • Bode, Arnold Wilhelm (bis 1914)
  • Bode, Wilhelm
  • Bode, Wilhelm von
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Zitierweise

Bode, Wilhelm von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119034921.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Wilhelm (1812–83), Oberlandesgerichtsrat und Reichstagsabgeordneter, S des Wilhelm (1779–1854), Dr. jur. h. c, Stadtdirektor von Braunschweig, erkämpfte gegen Herzog Karl die städtischen Rechte der Stadt Braunschweig, Verfasser mehrerer Schriften zur Geschichte Niedersachsens, und der Caroline, T des Professors der Theologie Heinrich Philipp Conrad Henke (1752–1809) in Helmstedt und der Wilhelmine Benedicte, T des Professors der Philologie und Theologie Johann Benedict Carpzov (1720–1803), ebenda;
    M Emilie (1820–94), Schw des Landwirts und Agrarpolitikers Wilhelm Rimpau (1814–92), Landrat des Kreises Halberstadt, der durch seine Zuchterfolge auf seinen Gütern Langenstein, Emersleben und Anderbeck sowie auf der von ihm gepachteten preußischen Domäne Schlanstedt bekannt wurde, T des Großkaufmanns Arnold Rimpau in Braunschweig und der Elisabeth Stiller aus Hamburger Kaufmannsfamilie;
    1) 1882 Marie, T seines Om Wilhelm Rimpau und seiner Tante Sophie Bode, 2) 1894 Anna, T des Senatspräsidenten Wilhelm von Gmelin in Stuttgart und der Agathe Bruns;
    3 T, u. a. Marie (⚭ Victor Bruns, 1943, Professor für Völkerrecht in Berlin).

  • Biographie

    B. studierte seit 1864 entsprechend der Überlieferung der Familie Jurisprudenz in Göttingen und Berlin und war Auditor in Braunschweig (1867–69). In seinem Amt befand er sich bald dauernd im Urlaub, befaßte sich mit kunstgeschichtlichen Arbeiten und Reisen, studierte danach Kunstgeschichte in Berlin und Wien und promovierte in Leipzig 1870 zum Dr. phil. Er wurde 1872 Assistent an der Skulpturen-Abteilung der Berliner Museen mit Auftrag zum Dienst auch an der Gemälde-Galerie; 1883 Direktor der Skulpturen-Abteilung, 1890 außerdem der Gemälde-Galerie; 1905 Generaldirektor, dabei in den bisherigen Ämtern bleibend. 1920 trat B. nach damaligen Bestimmungen formell zurück, doch betreute er „kommissarisch“ die von ihm geleiteten Abteilungen weiter bis kurz vor seinem Tode.

    B.s Tätigkeit für die Berliner Museen hat sie zum Range der älteren Galerien in Italien, Paris, London und St. Petersburg erhoben. Kein anderer Museumsmann in Europa oder Amerika ist mit seiner umfassenden Leistung auch nur entfernt zu vergleichen. Die Skulpturen-Abteilung wurde von B. fast aus dem Nichts entwickelt. Zunächst die Sammlung italienischer Bildwerke, namentlich der frühen Renaissance. Der große Bestand (rund 2000 Stücke, davon etwa ein Drittel 1945 in einem Berliner Bunker verbrannt) errang Weltruf durch die hohe Zahl von Meisterwerken. Daneben schuf er eine Sammlung deutscher Skulpturen des Mittelalters, die an Umfang und Wert eine der ansehnlichsten in Deutschland ist. - Die Gemälde-Galerie erhielt durch B.s überaus zahlreiche Ankäufe eine sonst seltene Vollständigkeit und vor allem höchsten künstlerischen Rang. Der ältere Bestand wurde fast durchweg durch Wertvolleres ergänzt, z. B. durch kostbarste Gemälde von Rembrandt und Rubens. Von manchen berühmten Malern sind überhaupt erst durch ihn Bilder in die Galerie gekommen, und zwar Meisterwerke, so etwa von Dürer. Er kaufte, mit besonderen Schwierigkeiten, das schönste Werk von Lucas Cranach, die „Ruhe auf der Flucht“.

    Anderen Abteilungen hat B. bei sehr bedeutsamen Erwerbungen geholfen, so der vorgeschichtlichen, dem Kunstgewerbe-Museum und namentlich dem Kupferstichkabinett. Außerdem gründete er neue Abteilungen: die früh-christliche, koptische, byzantinische nebst russischen Ikonen, die islamische, frühmittelalterliche, die ostasiatische Kunstabteilung. So gewannen die Berliner Museen einen umfassenden Bereich, dem kein anderes in Deutschland gleichkommt. Mehrere dieser neuen Abteilungen, besonders die islamische und ostasiatische, kamen durch B.s Förderung zu Weltrang. Das deutsche „Kunsthistorische Institut“ in Florenz wurde durch B. nachhaltig unterstützt, nach 1918 wieder ins Leben gerufen und darin erhalten.

    B. sorgte für manche kleinere Museen in Deutschland durch Rat bei Erwerbungen, Darleihung von Gemälden aus Berliner Beständen, Vorschlag tüchtiger Direktoren, Mitarbeit|bei Katalogen, z. B. der Schweriner Galerie. Für Straßburg gründete er ein neues kleines Museum, indem er binnen zwei Jahren 160 Werke alter Kunst ankaufte. Gleichzeitig beriet er private Kunstsammler im In- und Ausland. Auch half er einer ganzen Reihe von Berliner Kunstfreunden durch Rat und Tat zu wertvollen Kunstsammlungen, so daß hier zum ersten Mal ein beträchtlicher Privatbesitz entstand. B. überschaute den ganzen Bestand der käuflichen oder käuflich werdenden Kunstwerke im Handel und im Privatbesitz. Bei seinen Erwerbungen griff er sofort zu (wenn nicht amtlich gehindert) und arbeitete mit ungeheurer Energie, die vor keinem Hemmnis zurückschreckte.

    Immer wieder gelang es ihm, für seine Ankäufe die nötigen Summen zu beschaffen, welche allmählich in die Millionen gingen. Zunehmend sorgte er für Geschenke, d. h. Bezahlung von Kunstwerken, für die er im Augenblick von Amtswegen kein Geld hatte. Er gründete den „Kaiser Friedrich-Museums-Verein“, dessen reiche Mittel insbesondere ihm halfen, wenn der Amtsschimmel zu bedächtig trottete. Er selbst hat der Gemälde-Galerie und anderen Abteilungen eine große Zahl von Kunstwerken geschenkt.

    Angesichts des wachsenden Umfanges der Sammlungen setzte B. unter langwierigen Bemühungen und Kämpfen durch, daß umfangreiche Neubauten errichtet wurden: das Kaiser Friedrich-Museum, das Pergamon-Museum, der große Museumsbau in Dahlem.

    B. war ein Kunstkenner von Weltruf. Mit intuitivem Blick und auf Grund einzigartigen Formgedächtnisses pflegte er unbenannte oder falsch benannte Kunstwerke ihrem Urheber zuzuschreiben, meistens „auf Anhieb“. Wenn er, nur selten, danebenhieb, so kommt das nicht in Betracht gegenüber der Fülle richtiger Urteile im einzelnen und bleibender Ergebnisse für ganze Kunstbereiche. 1908 gründete er den „Deutschen Verein für Kunstwissenschaft“, dessen Veröffentlichungen einen wichtigen Teil des kunstgeschichtlichen Schrifttums bilden. B.s wissenschaftliche Arbeit erstreckte sich über sehr verschiedenartige Gebiete, oft auch auf einzelne Zweige, im Zusammenhang mit seinen Erwerbungen, manchmal streitbar gegen vermeintliche Kenner. Für ernste Arbeit und wirkliche Kennerschaft hegte er große Achtung. - Seine Leistung für die Wissenschaft ist ungewöhnlich hoch, seine Arbeit für die Berliner Museen und damit für einen wichtigen Teil des geistigen Lebens in Deutschland unvergleichlich; das Ganze seiner Persönlichkeit wurde bereits von den Mitlebenden als genial bewundert.

  • Werke

    Stud. z. Gesch. d. holländ. Malerei, 1883;
    Gesch. d. dt. Plastik, 1885;
    Ital. Bildhauer, 1887 (später mehrfach neu bearb. als „Florentiner Bildhauer“);
    Hdb. d. ital. Plastik, 1891, ⁷1922;
    Rembrandt u. seine Zeitgenossen, 1906;
    Majoliken Toskanas, 1911;
    F. Hals, 1912;
    Botticelli, 1921 u. 1926;
    Denkmäler d. Renaissance-Skulptur Toskanas, 1892–1905;
    Rembrandt-Werk, mit wiss. Text, 8 Bde., 1897–1905;
    Ital. Bronzestatuetten, 3 Bde., 1906–12;
    Die Meister d. holländ. u. fläm. Malerei, 1917;
    A. Elsheimer, 1920;
    A. Brouwer, 1923;
    G. Bertoldo, 1925;
    Der Bildhauer J. Thorak. 1929;
    F. Klimsch, eine Ausw. seiner Werke, mit Einl., 1924; zahl. wiss. Abhh., namentl. in:
    Jb. d. Kgl. preuß. Kunstslgg. (v. B. 1880 mitgegründet);
    Graph. Künste, Wien;
    Burlington Magazine, London; wiss. Kataloge d. Staatl. Slgg., seit 1888, außerdem vieler Privatslgg.;
    s. a.
    J. Beth, Verz. d. Schrr. v. W. v. B., 1915 (rund 500 Nummern, manche Aufsätze fehlen; seitdem noch rund 70 Nummern);
    Mein Leben, 2 Bde., 1930 (bis etwa 1914 reichend).

  • Literatur

    Geschenke v. W. B., z. Jubiläum seiner 40jähr. Tätigkeit, v. d. Freunden seiner Arb., 1912 (Privatdr.);
    Hauptwerke aus d. Staatl. Museen, W. v. B. z. Ehren hrsg. v. d. Abteilungsleitern, 1920;
    F. Winkler, Zum Gedächtnis an W. v. B., 1935;
    P. Fechter, An d. Wende d. Zeit, 1949, S. 451 ff.;
    DBJ XI (Totenliste 1929, L). - Zu Gvv Wilh.: ADB III.

  • Porträts

    Büsten v. A. v. Hildebrand, F. Klimsch u. J. Thorak;
    Ölgem. u. 2 Radierungen v. M. Liebermann;
    s. a. Singer I, Nr. 3393-99.

  • Autor/in

    Ludwig Justi
  • Zitierweise

    Justi, Ludwig, "Bode, Wilhelm von" in: Neue Deutsche Biographie 2 (1955), S. 347-348 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119034921.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA