Lebensdaten
1799 – 1853
Geburtsort
Breslau
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Dichter ; Übersetzer ; Landschaftsmaler ; Techniker
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118983776 | OGND | VIAF: 35256565
Namensvarianten
  • Kopisch, August
  • Kobisch, August
  • Kopisch, A.
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Zitierweise

Kopisch, August, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118983776.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Christian (1766–1819), Kauf- u. Handelsherr in Breslau, S d. Christian Gottlieb (1729–1823), Großkaufm., Kaufm.ältester, KR, u. d. Renate Beate Heyn;
    M Beate (1777–1846), T d. Großkaufm. Samuel Scholtz in Breslau u. d. Carol. Friederike v. Heugel;
    Berlin 1851 Marie (1816–72, 2] 1859 Karl Bötticher, 1899, Architekt u. Altertumsforscher, s. NDB II), T d. Wilhelm v. Sellin, Major a. D., Rittergutsbes., Landrat d. Kr. Gr.-Wartenberg, u. d. Friederike v. Thümen;
    N Karl Gustav (1830–1908), Stadtrat in B., gründete Flachsspinnerei u. Zinkhütte, war an d. Verbesserung d. Oderschiffahrt u. d. Ausbau d. schles. Eisenbahnnetzes beteiligt (s. BJ 13, Tl.).

  • Biographie

    K. besucht das von Manso geleitete Magdalenengymnasium, ohne mit dem Abitur abzuschließen, und beginnt im 16. Lebensjahr mit zeichnerischen und malerischen Übungen, die er 1815-18 in Prag, später in Wien, in ein reguläres Kunststudium überführt. Er lernt in der Schule des Fügerschen Klassizismus, daneben begeistert er sich für die neuen nazarenischen Bestrebungen. 1819 kehrt er nach Breslau zurück und widmet sich vor allem Porträtaufgaben. 1821 setzt er sein Malstudium an der Dresdener Akademie fort und gerät in den literarischen Kreis um Tieck. Im Winter 1821/22 verletzt sich K. bei einem Schlittschuh-Unfall die rechte Hand, was die weitere Kunstausübung erheblich beeinträchtigt. Nun wird die poetische Beschäftigung vorherrschend. Eine schon in den Gelegenheitsgedichten des Neunjährigen spürbare Begabung – neu angeregt durch den Ästhetik-Professor I. G. Meinert in Prag, den Sammler serbischer Volkslieder Wuk Stephanowitsch in Wien und den Dresdner Literatenkreis – schafft sich jetzt in Liedern und Gedichten, zumeist geselliger Art, Ausdruck. Im Frühjahr 1824 reist K. über Prag, Nürnberg, München, Stuttgart, Straßburg, Lyon, Nizza und Florenz nach Rom. Ausführliche Briefe an die Breslauer Verwandten dokumentieren die Reise. In Rom verkehrt er im Kreise der Deutschrömer, besonders nazarenischer Richtung. Sein erstes Drama|„Chriemhild“ entsteht, eine jambisch-dialogische Adaption des Nibelungenstoffes. 1826-29 hält sich K. in Neapel auf; Reisen nach Sizilien mit Aetna-Besteigung, die Entdeckung der „blauen Grotte“ auf Capri (1826 zusammen mit dem Heidelberger Maler Ernst Fries) und die anfangs schwärmerische Freundschaft mit Platen (1827), dem zuliebe K. das Griechisch-Studium und das Dichten in antiken Metren beginnt, fallen in diese Lebensspanne. Zum Broterwerb werden Landschaftsgemälde verfertigt, im Stil beeinflußt von Carl Rottmann und verwandt etwa denen eines Louis Gurlitt. Rasch wird K. als „Don Augusto Prussiano“ zum stadtbekannten Original in Neapel, ja selbst zur Figur einer Volkskomödie Cameranos; als Cicerone ist er bei der reisenden deutschen Prominenz beliebt, man bemüht ihn als Kunstexperten für Berliner Staatsanschaffungen. Im November 1828 macht K. die Bekanntschaft des preußischen Kronprinzen und nachmaligen Königs Friedrich Wilhelm IV., der ihm eine Ausstellung in Berlin verspricht. Um die Jahreswende 1829/30 kehrt er nach Breslau zurück und beschäftigt sich hier, bis zu seiner Übersiedlung nach Berlin 1833, mit der Ausführung landschaftlicher Arbeiten, mit der Niederschrift von Dramen („Walid“), Novellen („Ein Karnevalsfest auf Ischia“) und Gedichten, in denen italienische Skizzen und Impressionen verarbeitet werden und deren erstes Publikum zumeist die Angehörigen des „Breslauer Künstlervereins“ sind, unter ihnen Eichendorff, Holtei, Hoffmann von Fallersleben und Gustav Freytag.

    Friedrich Wilhelm IV. ernennt K. 1840 zum Kunstbeirat und Maler beim Hofmarschallamt. Seinem Gönner bewahrt dieser, gerade auch in den Revolutionsjahren 1848/49, eine kritiklose Loyalität. Eine Jahrespension seit 1841 ermöglicht ihm, seinen poetischen, antiquarischen und auch technischen Neigungen zu folgen. Er übersetzt Dantes „Divina Commedia“ (1842), erfindet und läßt patentieren den „Berliner Schnellofen“, ediert seine schnurrig-phantastische Balladensammlung „Allerhand-Geister“ (1848 und 1852) und erstellt im Auftrag des Königs ein Werk über „Die königlichen Schlösser und Gärten zu Potsdam von der Zeit ihrer Gründung bis zum Jahre 1852“ (herausgegeben von C. Boetticher, 1854). Es folgen eine „Beschreibung und Erklärung des Denkmals Friedrich II. in Berlin“ (1851) und „Eine genaue Feststellung des jeweiligen Aufenthaltes Friedrich II. an jedem Tage seiner Regierung“. 1847 bezieht K., der sich der Protektion Alexander von Humboldts erfreut und ein gefragter Rezitator der Salons und ein vielbemühter Bedichter hoher Gelegenheiten ist, das Gärtnerhäuschen im Park von Sanssouci, so auch räumlich die innerliche Nähe zu seinem Herrn bezeugend.

    In seinen kleinen „Geister“-Geschichten und -Gedichten hat K. der deutschen Literatur einen neuen und originalen Ton eingefügt; fast sind diese putzigen und schelmischen Gebilde, am bekanntesten darunter wohl die „Heinzelmännchen“ von Köln, zu anonymem Volksgut geworden. Auch manche dem Wein und der Geselligkeit geweihte Lieder sind dem Dichter als durchaus eigene Findungen anzurechnen; Viktor von Scheffel dürfte an einigen von ihnen gelernt haben, und etliche zieren noch heutzutage die Commersbücher. Odisches und Hymnisches hingegen – vor allem auf Friedrich Wilhelm IV. gedichtet, allerlei Panegyrik auf Fürstlichkeiten und Größen im Reiche von Wissenschaft und Kunst – zum Beispiel auf Cornelius, Schelling, Thorwaldsenfolgt zu ängstlich dem von Platen modifizierten Klopstockschen Sprach- und Formschema. Vergessen seien auch die aus dem Nachlaß edierten Trauerspiele „Walid“ und „Chriemhild“. Von dokumentarischem Wert bleiben die „Agrumi. Volkstümliche Poesieen“, die K. „aus allen Mundarten Italiens und seiner Inseln“ gesammelt, geordnet und mit eigenen Übersetzungen 1838 herausgegeben hat.

    Köstliche Miniaturen sind die „italienischen“ Prosaarbeiten des Dichters: die beiden neapolitanischen Novellen „Ein Karnevalsfest auf Ischia“ (erschienen 1870) und „Der Träumer“ (herausgegeben von E. Lissauer, 1912), prall gefüllt mit Bildern südlichen Volkstreibens; daneben die mit burlesken Szenen und so exakten wie großartigen Landschaftsbildern ausgezierten Berichte über die Aetna-Besteigung und die Entdeckung der „grotta azurra“ auf Capri, beide in echtem „Deutschrömer“-Kolorit.

  • Werke

    Weitere W Ausg.: Ges. Werke, 5 Bde., 1856, hrsg. v. K. Bötticher (mit Biogr.);
    Gedichte v. A. K., ausgew. u. eingel. v. F. Brummer, o. J.;
    A. K. in Italien, ungedr. Briefe d. Dichters an s. Mutter u. Platen, mitget. v. O. Jessen, in: Der Bär, 1894;
    Drei Wanderj. Platens in Italien, mit 10 ungedr. Briefen Platens an K., mitgeteilt v. F. Reuter, II, 1900;
    Allerlei Geister, Gedichte u. Erzz., ausgew. v. L. Greiner, 1913;
    Breslauer Kunst- u. Geistesleben vor 100 J., ungedr. Briefe v. u. an A. K., mitget. v. E. Scheyer, in: Schles. Ztg. v. 29.6. u. 1.7.1930;
    Geistergedichte, Schwänke u. Balladen, ausgew. u. hrsg. v. M. Landmann, mit e. Vorwort v. B. Pischel, 1960;
    Kleine Geister, Ausw., 1961. -
    Die meisten Gem. K.s befinden sich in d. Schlössern zu Berlin u. Potsdam, in d. Berliner Nat.gal. u. in Breslau.

  • Literatur

    ADB 16;
    F. Noack, Dt. Leben in Rom, 1907;
    P. Bornefeld, A. K., Sein Leben u. s. Werke, mit e.|Qu.unters. zu s. Sagendichtung, Diss. Münster 1912;
    M. Koch, in: Die Saat V, 1923, S. 34 ff.;
    E. Scheyer, in: Schles. Lb. IV, 1931, S. 310-24 (W, L);
    ders., Schles. Malerei d. Biedermeierzeit, 1965 (P);
    ders., Zu Briefen v. u. an A. K., Aus s. Kunst-Ak.-Zeit 1814–24, in: Aurora 27, 1967, S. 53-77;
    K. G. Just, A. K., in: Schlesien, 1967, S. 17-30, 87-102 (wieder in: G. Just, Marginalien, 1976, S. 116-53);
    M. Rumpf, Wie war zu Colin es doch vordem mit Heinzelmännchen so bequem, in: Fabula 17, 1976, S. 45-74;
    ThB.

  • Porträts

    Zeichnung v. L. Kupelwieser, Abb. b. Scheyer, 1965, s. L;
    Bleistich v. J. Führich, Abb. in: H. Geiler, Die Bildnisse d. dt. Künstler in Rom, 1952, Abb. 247.

  • Autor/in

    Hans-Wolf Jäger
  • Zitierweise

    Jäger, Hans-Wolf, "Kopisch, August" in: Neue Deutsche Biographie 12 (1980), S. 564-566 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118983776.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Kopisch: August K., Dichter und Maler, ist geboren in Breslau, wo sein Vater Kaufmann war, den 26. Mai 1799. Seine Gymnasialbildung erhielt er auf dem Magdalenengymnasium unter Manso, jedoch ohne das Abiturientenexamen zu absolviren; denn früh entwickelte sich sein Talent zur Malerei, zu dessen Ausbildung er 1815 auf die Kunstakademien zu Prag und später zu Wien|ging. Seine Malerstudien störte ein unglücklicher Fall auf dem Eise, in Folge dessen er am freien Gebrauche der rechten Hand gehindert wurde. Er dachte daher an ein Studium der Theologie, doch regte in Wien die Bekanntschaft mit Wuk Stephanowitsch, dem Sammler der serbischen Volkslieder und mit Meynert, dem schlesischen Sagen- und Liedersammler, sein Dichtertalent an, wobei er sich gewöhnte in der Weise des Volksdichters im Kopfe zu dichten und seine Dichtungen mündlich aus dem Gedächtniß mitzutheilen. Man hat ihn deshalb fälschlich für einen Improvisator gehalten, was er nie gewesen ist. In Wien lebte er halb künstlerischen, halb gelehrten Studien des klassischen Alterthums bis 1819, wo er nach Breslau zurückkehrte, um dann wieder drei Jahre lang sich in Dresden der Kunst hinzugeben. Zur Heilung seiner Hand unternahm er eine Reise nach Italien, doch ohne den gewünschten Erfolg zu erreichen, so daß er in Rom schon der Malerei entsagen zu müssen glaubte und sich der Poesie ganz widmen wollte. Gefesselt von den Reizen Neapels, brachte er von den fünf Jahren seines italienischen Aufenthaltes dort drei Jahre in schmerzvoller Unthätigkeit zu, nur bestrebt, die Eindrücke der Natur und des Volkslebens in sich aufzunehmen. Eifrigst durchforschte er die Küsten und Inseln des Golfs von Neapel und wurde bei seiner Fertigkeit im Schwimmen Entdecker der blauen Grotte von Capri. (Die Schilderung des Ereignisses gibt er selbst im fünften Bande der gesammelten Werke.) Im Umgange mit Donizetti, für den er u. A. den Text zu einem Melodrama dichtete (4. Bd.), und im freundschaftlichsten Verkehr mit dem Lustspieldichter Camerano, dem Inbegriff des neapolitanischen Volkslebens, hatte er sich in die Eigenthümlichkeiten des Volks so hineingelebt, daß er dessen ausgezeichnetster Interpret wurde, wie er dies nicht nur in seinen „Agrumi“ und Pulcinellstücken, in der Bearbeitung neapolitanischer Komödien und in seiner Uebersetzung und Bearbeitung des Dante, sondern vielfach auch als Führer der deutschen Besucher Neapels dargelegt hat. In letzter Eigenschaft erwarb er sich u. A. auch die Gunst des preußischen Kronprinzen, des späteren Königs Friedrich Wilhelm IV., bei dessen Aufenthalte in Neapel im Herbst 1829, die ihm dieser bis an sein Lebensende bewahrt hat. Im Begriffe, die Insel Sicilien zum zweiten Male zu bereisen und ein episches Gedicht, die Kriege der Normannen mit den Saracenen an Ort und Stelle zu dichten, machte er 1827 Platen's Bekanntschaft und wurde von ihm aufs neue an Neapel gefesselt. Der Einfluß des gereuten Dichters auf K. war höchst bedeutend; Platen wurde für Inhalt und Form der ernsten Dichtungen ihm strenger und unnachsichtiger Lehrer und Vorbild, durch ihn gewann K. jene Herrschaft über die antiken Metra, jene Würde und Glätte der Sprache, die ihn zu einem der vorzüglichsten Nachahmer der Alten machte. Im J. 1828 kehrte er nach Breslau zurück mit reichen Schätzen im Kopfe und Mappen. Bisher hatte er von Neapel aus nur einzelne Gedichte in schlesischen Provinzialblättern mitgetheilt; jetzt im regen Verkehr mit den geistvollen Männern des Breslauer Künstlervereins begann er fleißiger zu veröffentlichen. Im Archive des letzteren (1. Sammlung 1832) findet sich auch zuerst das mit Reißiger's Melodie so populär gewordene Trinklied „Noah“. Von 1833 ab lebte K. in Berlin, wo er durch das Wohlwollen Friedrich Wilhelms IV. im königlichen Hofmarschallamte eine seinen künstlerischen Einsichten angemessene Anstellung fand; dazu erhielt er 1844 den Professortitel. Im J. 1847 siedelte er nach Potsdam über und schrieb dort im Auftrage des Königs ein Werk über die Schlösser und Gärten Potsdams (unmittelbar vor seinem Tode vollendet und nach demselben herausgegeben von Karl Bötticher, 1854). Die Malerei, der er doch nicht völlig hatte entsagen können, hatte er in den letzten Lebensjahren ganz eingestellt; seine Arbeiten sind meist skizzenhaft; doch existiren auch ausgeführte Landschaftsbilder, z. B. „Die Wasserfälle bei Terni", „Die blaue Grotte“, „Die pontinischen Sümpfe“. Bemerkenswerth war auch seine Kunst, Landschaftsbilder|in plastischen Modellen darzustellen, wie er denn ein solches möglichst genau von der Insel Capri und der blauen Grotte geschaffen hat. Er starb plötzlich am 6. Februar 1853 zu Berlin. K. war ein vielseitig gebildeter, aber origineller Dichter. Seiner Vertrautheit mit der Natur und dem Volksleben des Südens stand eine gleiche Bekanntschaft mit den Sagenstossen und den Volksschwänken der deutschen Heimath zur Seite, und namentlich letztere erzählt er in ganz eigenthümlicher und durchaus populärer Weise. Mit sinnigem Gemüth versetzt er uns in seinen „allerlei Geister" in die Welt der kleinen Naturwesen, der Heinzelmännchen, Kobolde, Zwerge und Elfen, und mit fröhlichem Humor weiß er in den „Histörchen" und in „Scherz und Ernst" den volksthümlichen Schwanken, den Tollheiten und Streichen unserer Krähwinkel, den Dummheiten der Altklugen Geschmack abzugewinnen und sie für Jedermann genießbar zu machen. Beide Gebiete sind für ihn charakteristisch, kein anderer deutscher Dichter ist ihm hierin an die Seite zu stellen und seinen hierher gehörigen Dichtungen sowie seinen prächtigen und vielfach componirten Weinliedern verdankt er namentlich seine Popularität. Meister ist er u. A. in der treffenden Nachahmung der Naturlaute, durch welche er das Treiben seiner kleinen Phantasiewesen gleichsam für das Ohr hörbar zu machen versteht; doch auch ernstere Stoffe weiß er im Volkstone und mit sprachlichem Wohllaut vortrefflich zu erzählen, so in seinen „Sagen“ und „Geschichten“, die den Vorräthen der verschiedensten Völker, mit Vorliebe aber der deutschen und der märkischen Geschichte entnommen sind. Zu größeren epischen Leistungen hat er verschiedene Anläufe genommen, aber nur Bruchstücke hinterlassen. Nicht unbedeutend ist die Zahl seiner Gelegenheitsgedichte, unter denen durch ihre Gesinnung die an Friedrich Wilhelm IV., durch ihre Formenschönheit und tiefen Gedankengehalt besonders die an Platen gerichteten Oden ausgezeichnet sind. Aus seinem Nachlasse wurden im vierten Bande auch zwei Trauerspiele veröffentlicht, deren erstes, „Walid", nicht durch seinen Stoff, sondern durch seine Formen, das zweite. „Chriemhield", eine bis auf den Schluß dem Originale treue Bearbeitung des zweiten Theils der Nibelungen, auch durch den Stoff zu fesseln vermag. Der Dichter flicht in beiden in seine Jamben lyrische Partien in antiken Maßen von vollendeter Schönheit ein und verwendet in ungebundener Weise zur Erhöhung des Wohllautes seiner Sprache den Stabreim mit großem Erfolge. „Chrimhield“ ist auch um des Versuchs willen beachtenswerth, den furchtbaren Charakter der Hauptperson milder und psychologisch erklärlicher darzustellen. — Werke: Die erste Sammlung erschien unter dem Titel „Gedichte“, 1836; dann folgten „Agrumi, volksthümliche Poesien aus allen Mundarten Italiens und seiner Inseln", 1838; „Die göttliche Komödie des Dante Alighieri. Metrische Uebersetzung nebst beigedrucktem Originaltexte mit Erläuterungen, Abhandlungen und Register", 1842. Seine zerstreuten Beiträge in verschiedenen Musenalmanachen und Taschenbüchern, sowie die als Einzelndrucke erschienenen Festgedichte finden sich mit reichen Nachträgen aus seinem Nachlasse und einem Nachworte des Herausgebers „Zum Leben des Dichters“ in den „Gesammelten Werken, geordnet und herausgegeben von Freundes Hand“ (Karl Bötticher). 5 Bde., Berlin 1856.

    • Literatur

      Nowack's schlef. Schriftstellerlexikon, 6. Heft und Bötticher's Zum Leben des Dichters, 5. Bd. der gesammelten Werke.

  • Autor/in

    H. Palm.
  • Zitierweise

    Palm, Hermann, "Kopisch, August" in: Allgemeine Deutsche Biographie 16 (1882), S. 661-663 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118983776.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA