Zittel, Karl von( seit 1885)

Lebensdaten
1839 – 1904
Geburtsort
Bahlingen bei Freiburg (Breisgau)
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
Paläontologe ; Geologe ; Paläontologe
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118808508 | OGND | VIAF: 2771509
Namensvarianten

  • Zittel, Karl Alfred Ritter von( seit 1885)
  • Zittel, Karl A. von
  • Zittel, Karl Alfred( bis 1885)
  • Zittel, Karl von( seit 1885)
  • zittel, karl von
  • Zittel, Karl Alfred Ritter von( seit 1885)
  • zittel, karl alfred ritter von
  • Zittel, Karl A. von
  • Zittel, Karl Alfred( bis 1885)
  • zittel, karl alfred
  • Zittel, Carl
  • Zittel, Karl
  • Zittel, K. Alfred
  • Zittel, Karl A.
  • Zittel, Carl Alfred
  • Zittel, K. A. von
  • Zittel, K.A. von
  • Zittel, Alfred von
  • Zittel, Carl Alfred von
  • Von Zittel, Karl Alfred
  • Von Zittel, Karl
  • Zittel, Carl von( seit 1885)
  • Zittel, Carl Alfred Ritter von( seit 1885)
  • zittel, karl alfred ritther von
  • Zittel, Carl A. von
  • Zittel, Carl Alfred( bis 1885)
  • Zittel, Carl A.
  • Zittel, Carl von
  • Zittel, Karl Alfred von
  • Von Zittel, Carl Alfred
  • Von Zittel, Carl

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Zitierweise

Zittel, Karl von( seit 1885), Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118808508.html [08.12.2025].

CC0

  • Zittel, Karl Alfred Ritter von (bayerischer Personaladel 1885)

    | Geologe, Paläontologe, * 25.9.1839 Bahlingen bei Freiburg (Breisgau), † 5.1.1904 München. (evangelisch)

  • Genealogie

    V Karl (Carl) Z. (1802–71), aus Schmieheim b. Lahr (Schwarzwald), Dr. theol., Pfarrer 1834 in B., 1849 in Heidelberg, 1842–51 Mitgl. d. 2. Kammer d. Bad. Ständeverslg., 1848 d. Frankfurter NV (s. ADB 45;
    Biogr. Lex. Burschenschaft), S d. Ernst (1770–1834), Pfarrer in Schmieheim, Bötzingen u. Buggingen, u. d. Friederike Eisenlohr (* 1775);
    M Amalie Metzger (* 1806), aus Wilferdingen b. Durlach;
    2 B Emil Z. (1831–99), aus Lörrach, 1862 Stadtpfarrer in Karlsruhe, Dekan, 1867 Red. d. ev.-prot. Wbl., theol. Schriftst., 1876–92 Mitgl. d. bad. Gen.synode, Rr.kreuz 1. Kl. d. Ordens v. Zähringen Löwen 1884, Dr. h. c., Univ. Heidelberg 1886, Kirchenrat 1896 (s. Bad. Biogrr. V;
    Lb. aus d. Ev. Kirche in Baden, 2010;
    Stadtlex. Karlsruhe), Eugen Z. (1834–1905), Min.dir., GR, Mitgl. d. Min. d. ghzgl. Hauses in Baden (s. Biogr. Lex. Burschenschaft);
    Karlsruhe 1865 Ida (1842–1926), aus Düsseldorf, T d. Johann Wilhelm Schirmer (um 1807–63) u. d. Ida Emilia v. Bardeleben;
    S Ernest A.|Z. (Ernst August) (1866–1954, 1] Charlotte G. Holder, um 1872–98, 2] Alwine Ufer, 1887–1922), ging 1885 in d. USA, 1893 dort eingebürgert, Sekr. e. Vers., T N. N. ( Richard Schmidt, 1897 b. Absturz v. d. Zugspitze, aus Marktbreit, Dr. iur., RA, PD in M., Secondelt., Bergsteiger, Mitgl. d. Dt. u. Oesterr. Alpenver.);
    E Karl Otto Alfred Z. (1910–98), zuletzt in Connecticut (USA).

  • Biographie

    Z. wuchs in Bahlingen und Heidelberg auf.

    Hier besuchte er seit 1849 das ghzgl. Lyzeum.

    Nach dem Abitur 1857 studierte er Medizin und Naturwissenschaft an der Univ. Heidelberg, wo ihn Heinrich Georg Bronns (1800–1862) statistische Methode und die Abstammungslehre beeinflußten. Bronn prägte Z.s wissenschaftlichen Fokus und bestärkte die Wahl der morphologischen Methode. 1860 zum Dr. phil. promoviert, verbrachte Z. etwa ein Jahr in Paris, um sich in der biologischen Richtung der Paläontologie weiterzubilden.

    Er begegnete wichtigen franz. Paläontologen, wie z. B. Élie de Beaumont und Edmond Hébert. Dank eines ghzgl.-bad. Reisestipendiums brachte er seine Ausbildung in Wien zu Ende, wo er unter Eduard Suess (1831–1914) arbeitete und sich 1863 für Geologie und Paläontologie habilitierte. Im selben Jahr wurde Z. an das Polytechnikum in Karlsruhe berufen, um Mineralogie, Geologie und Petrefaktenkunde zu lehren.

    Dank der Unterstützung von Suess wurde Z. im Sept. 1866 als Nachfolger Albert Oppels (1831–1865) auf den renommierten Lehrstuhl für Paläontologie an die Univ. München berufen, wo er der Geologischen Sammlung und dem Museum zu mehr Prestige verhalf und die Unabhängigkeit des paläontologischen Fachs von der Geologie erwirkte. Dies gelang Z. durch die Erstellung eines genauen Konzepts paläontologischer Daten als präziser qualitativer Beschreibungen und Darstellungen von ausgestorbenen Organismen. Zudem standardisierte und verbreitete er diese Definition durch sein „Handbuch der Palaeontologie“ (5 Bde., 1876–93, mit W. Schimpert, 1808–80 u. A. Schenk, 1815–91) und die von ihm herausgegebene Zeitschrift „Palaeontographica“, die die Morphologie und Phylogenie der weltweit gefundenen Fossilien vorstellte und aufgrund ihres Erfolgs Vorbild für weitere Zeitschriften wurde. Schließlich wandte Z. die Darwinsche Evolutionstheorie als Grundlage für die Klassifizierung und Erklärung von Fossilfunden an. Für Z. war Aufgabe der Paläontologie, grundlegende Daten zur Rekonstruktion der evolutionären Vergangenheit nach der Darwinschen Theorie zu liefern und nicht Leitfossilien für die Einrichtungen und Verfeinerung der geologischen Zeitskala auszugraben und zu klassifizieren.

    Deshalb sah er in anderen Biologen und nicht in Geologen seine Hauptkollegen. Er schlug einen neuen Fossilbegriff vor, in dem die paläontologischen Daten aus detaillierten anatomischen, physiologischen Untersuchungen bestünden, die für phylogenetische Analysen verwendet würden, um die Deszendenzlehre|Darwins zu bekräftigen. Z.s Begriff des Fossils war äußerst erfolgreich: Zwischen Ende des 19. Jh. und Mitte des 20. Jh. war für viele Paläontologen, wie Henry Alleyne Nicholson, Melchior Neumayr (1845–1890) und Alfred Romer (1894–1973), Z.s Fossilbegriff der Prototyp; die wichtigsten paläontologischen Handbücher präsentierten die Fossilien morphologisch. Von Z.s Forschungsreisen ist besonders seine Expedition nach Ägypten 1873/74 hervorzuheben, in der er die Geologie und Paläontologie der libyschen Wüste und Ägyptens untersuchte.

    Unter Z.s Führung und dank seines Geschicks, ökonomische Mittel zu akquirieren, übertrumpfte das Institut für Paläontologie und Historische Geologie an der Univ. München das Wiener Institut und erlangte weltweiten Ruhm. Zwischen 1885 und 1904 betreute Z. 50 Doktoranden, u. a. Carl Wilhelm Franz v. Branco (seit 1895 Branca, 1844–1928), Emil Böse (1868–1927), Edgar Dacqué (1878–1945), Eberhard Fraas (1862–1915), Otto Jaekel (1863–1929), Josef Felix Pompeckj (1867–1930), Ernst Frhr. Stromer v. Reichenbach (1871–1952), Otto Maria Reis (1862–1934), Karl Theodor Sapper (1866–1945), Max Schlosser (1854–1932) und Max Semper (1870–1954).

  • Auszeichnungen

    A u. a. Mitgl. d. Bayer. Ak. d. Wiss. (1875, Präs. 1899–1904);
    Komturkreuz d. Verdienstordens d. Bayer. Krone (1885);
    bayer. Maximiliansorden f. Wiss. u. Kunst (1894);
    korr. Mitgl. d. Preuß. Ak. d. Wiss. (1895), d. Russ. Ak. d. Wiss (1896) u. d. Ac. des sciences (1900);
    Mitgl. d. Nat. Ac. of Sciences (1898);
    Ehrenmitgl. d. American Ac. of Arts and Sciences (1903);
    bayer. GR (1894).

  • Werke

    Weitere W Aus d. Urzeit, 1871;
    Grundzüge d. Paläontol. (Paläozool.), 1895, engl. 1900;
    Gesch. d. Geol. u. Paläontol. bis Ende d. 19. Jh., 1899.

  • Literatur

    L K. T. v. Heigel, Zum Andenken an K. v. Z., 1904;
    O. Jaekel, K. A. v. Z., Der Altmeister d. Paläontol., in: Naturwiss. Wschr. NF 3, 1904, S. 1–7;
    H. F. Osborn, in: Science 19, 1904, H. 474, S. 186–88;
    J. F. Pompeckj, in: Palaeontographica 50, 1904, S. 1–28 (P);
    A. Rothpletz, Gedächtnisrede auf K. A. v. Z., 1905;
    M. Tamborini, Die Wurzeln d. Idiograph. Paläontol., K. A. v. Z.s Praxis u. sein Begriff d. Fossils, in: NTM Zs. f. Gesch. d. Wiss., Technik u. Med. 23, 2015, S. 117–42;
    ders., „If the Americans can do it, so can we ”, How dinosaur bones shaped German paleontology, in: Hist. of Science 54, 2016, H. 3, S. 225–56;
    ders., The reception of Darwin in late nineteenth-century German paleontology as a case of pyrrhic victory, in: Studies in Hist. and Philosophy of Biological and Biomedical Sciences 66, 2017, S. 37–45;
    BJ IX, Tl.;
    Pogg. III, IV u. VI;
    Complete DSB;
    Bad. Biogrr. VI.

  • Porträts

    P Öl/Lwd. v. A. v. Amira, 1882 (Bayer. Ak. d. Wiss., München), Abb. in: Geist u. Gestalt III, Abb. 149;
    Photogrr. v. F. Müller, um 1883 u. 1900 (StadtA München).

  • Autor/in

    Marco Tamborini
  • Zitierweise

    Tamborini, Marco, "Zittel, Karl Alfred Ritter von (bayerischer Personaladel 1885)" in: Neue Deutsche Biographie 28 (2024), S. 739-740 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118808508.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA