Lebensdaten
1492 – 1559
Geburtsort
Staffelstein (Oberfranken)
Sterbeort
Annaberg (Erzgebirge)
Beruf/Funktion
Rechenmeister
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 118745247 | OGND | VIAF: 34562107
Namensvarianten
  • Ryse, Adam
  • Riese, Adam (fälschlich)
  • Ris, Adam
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Zitierweise

Ries, Adam, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118745247.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Conntz ( vermutl. 1506);
    M Eva Kittler (?);
    B Conrad ( vor 1517);
    1525 Anna Lewber ( zw. 1543 u. 1547), T e. Schlossermeisters in Freiberg (Sachsen); mind. 8 K u. a. Abraham (1533 ?-1604), Rechenmeister u. Nachfolger R.s in A. (s. W), Isaac (1537–1601), Visierer in Leipzig.

  • Biographie

    R. entstammte einer wohlhabenden Familie. Über seine Jugend und Schulbildung ist fast nichts bekannt. 1509 hielt er sich in Zwickau auf, wo sein Bruder Conrad die Lateinschule besuchte. 1518 ließ er sich in Erfurt nieder, wo er mit Luthers Lehre vertraut wurde. Er kam in Kontakt mit Angehörigen der dortigen Universität und auch mit dem Arzt Georg Stortz, in dessen reichhaltiger Bibliothek er u. a. ein „altes verworffenes Buch“ (R.) mit vielen arithmetischen und algebraischen Aufgaben und Texten entdeckte (versch. Autoren, geschr. um 1480, heute Dresden, Sächs. Landesbibl., Hs. C 80). Außerdem lernte er in Erfurt die Rechenbücher von Widmann, Köbel und Grammateus kennen.

    Bereits in Erfurt eröffnete R., vermutlich 1522, eine Rechenschule. 1522 oder 1523 verließ er Erfurt und siedelte nach Annaberg über, das damals mehr Einwohner als Leipzig und Dresden zählte. R. erwarb in der Johannisgasse ein Haus, in dem er seine Rechenschule betrieb (heute Adam-Ries-Mus.). Zudem war er in der Bergverwaltung tätig (1524 Rezeßschreiber, 1532 Gegenschreiber, 1533-39 Zehntner im Bergamt Geyer). 1539 wurde R. von Kf. Moritz zum „Churfürstl. Sächs. Hofarithmeticus“ ernannt.

    Noch in seiner Erfurter Zeit verfaßte R. zwei Rechenbücher. Seine „Rechnung auff der linihen“ (Erstdr. 1518 u. 1522, vier Aufll. bek., Nachdrr. 1990 u. 1992) war nicht weit verbreitet. Das Buch beschreibt das Rechnen auf dem spätmittelalterlichen Linienrechenbrett. Dagegen erlebte R.s zweites Rechenbuch, die „Rechenung auff der linihen vnd federn“ (Erstdr. durch Mathes Maler, Erfurt 1522), bis 1656 mindestens 119 Auflagen und später zahlreiche Nachdrucke. Wie der Titel besagt, behandelt das Buch neben dem Rechnen auf dem Rechenbrett auch das schriftliche Rechnen („mit der Feder“) unter Verwendung der ind.-arab. Ziffern und Rechenmethoden. Dieses Werk begründete R.s Ruf als „Rechenmeister des dt. Volkes“ und führte zu dem noch heute verbreiteten Spruch „das macht nach Adam Riese …“. Mathematisch anspruchsvoller und auch viel umfangreicher ist R.s drittes Rechenbuch, die „Rechenung nach der lenge, auff den Linihen vnd Feder“; große Teile waren schon 1525 fertiggestellt, das Werk konnte aber erst 1550 mit Unterstützung des sächs. Kurfürsten gedruckt werden (vier weitere Aufll. 1611, drei Nachdrr. 1976–82).

    R.s Bücher behandeln – wie zu seiner Zeit üblich - die Grundrechenarten mit ganzen Zahlen und Brüchen, ferner die Neunerprobe, Reihenlehre, den Dreisatz (Regula de tri) und Regeln zum Lösen von Gleichungen, insbes. die „Regel des falschen Ansatzes“ (Regula falsi). Zur Veranschaulichung dienten zahlreiche Aufgaben, zumeist aus Haushalt und Gewerbe (Gewinn u. Verlust, Preis u. Lohn, Zins u. Ges.anteile, Bestimmung d. Feingehalts von Gold u. Silber, Metallegierungen, Geldwechsel, Gewichtsumrechungen), aber auch aus der Unterhaltungsmathematik. Außer seinen Rechenbüchern verfaßte R. auch ein umfangreiches algebraisches Werk (Autograph im Erzgebirgsmus. Annaberg-Buchholz, 534 S.). Es trägt (wie viele Schrr. z. Algebra aus dieser Zeit) den Titel „Coß“ (abgeleitet vom ital. „cosa“ als Bezeichnung für die Unbekannte). Die Schrift beruht auf mittelalterlichen und zeitgenössischen algebraischen Texten, die R. in Stortzens Handschrift fand, insbesondere auf den Arbeiten von J, Widmann, der 1486 in Leipzig die erste Algebravorlesung in Deutschland gehalten hatte. Ausgehend von der algebraischen Symbolik, die im 15. Jh. in Süddeutschland entwickelt worden war, kam R. hier zu einigen eigenständigen Leistungen. R.s „Coß“, aus zwei, zu verschiedenen Zeiten verfaßten Teilen bestehend, war seine mathematisch anspruchsvollste Schrift, hatte aber, weil ungedruckt, wenig Einfluß. R. schrieb zwischen 1518 und 1522 eine Art Münzrechenbuch mit dem Titel „Beschickung des Tiegels“. Im Auftrag der Stadt Annaberg arbeitete er seit 1533 eine Brotordnung aus, d. h. eine Berechnung von Getreidepreis, Mehlpreis, Brotgewicht und Brotpreis (Ein Gerechent Büchlein/auff den Schöffel/Eimer/vnd Pfundtgewicht etc., Leipzig 1536); es folgten zwischen 1544 und 1557 ähnliche Brotordnungen für Hof, Zwikkau und Leipzig.

    R.s bis heute anhaltende Popularität beruht auf dem Erfolg seines zweiten Rechenbuchs. Es zeichnet sich durch einen methodisch-didaktisch geschickten Aufbau vom Leichteren zum Schwereren aus. R. betrachtet die beiden Rechenarten – auf dem Linienrechenbrett und „mit der Feder“ – als eine methodische Einheit; er führt den Gang der Rechnung ausführlich vor und beweist die Richtigkeit durch Proben.|

  • Auszeichnungen

    Denkmal v. R. Henze in Annaberg (1893, Rekonstruktion 1993);
    Medaille v. dems. (1893, Replik 1993);
    Adam-Ries-Bund e. V., Annaberg-Buchholz (1991).

  • Werke

    Coß, hg. u. kommentiert v. W. Kaunzner u. H. Wußing, 1992;
    zu Abraham:
    Die Coß, hg. v. H. Wußing, 1999.

  • Literatur

    F. Deubner, … nach A. R., Leben u. Wirken d. gr. Rechenmeisters, 1959;
    W. Roch, A. R., Des dt. Volkes Rechenlehrer. Sein Leben, sein Werk u. seine Bedeutung, 1959, Nachdr. 1992;
    K. Vogel, A. R., d. dt. Rechenmeister, 1959;
    H. Wußing, A. R., ²1992;
    R. Gebhardt u. P. Rochhaus, Verz. d. A.-R.-Drucke, Kat. d. gedr. Rechenbücher u. Rechenhilfsmittel d. Rechenmeisters A. R. 1997;
    DSB 11;
    Schrr. d. A.-R.- Bundes, 1992 ff.;
    zur Fam.:
    G. Gehler u. W. Lorenz, Das Neue A.-R.-Nachfahrenbuch, 5 Bde., 1997.

  • Porträts

    Holzschnitt auf Titelbl. d. 3. Rechenbuchs, 1550.

  • Autor/in

    Menso Folkerts
  • Zitierweise

    Folkerts, Menso, "Ries, Adam" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 605-606 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118745247.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Riese: Adam R. (auch in der Schreibweise Ryse, Ries, Ris, Rise), Rechenmeister, geboren 1492 in Staffelstein bei Lichtenfels in Franken, 1559 (vielleicht am 30. März) in Annaberg in Sachsen. Das Geburtsjahr ist gesichert durch die Umschrift eines Holzschnittes, der, das Brustbild des Verfassers darstellend, Riese's Rechenbuch von 1550 beigegeben ist. Sie lautet: Anno 1550 Adam Ries meins Alters IS LVIII. Nach Annaberg kam R. jedenfalls vor 1515, da er einer Bemerkung in seiner Coß zufolge in diesem Jahre dort einige Aufgaben ausrechnete. Er war Bergbeamter, und zwar hatte er 1528—30 die Stellung eines Receßschreibers, später die eines Gegenschreibers, mithin Stellungen inne, welche Gewandtheit im Prüfen von Rechnungen und Führen von Büchern verlangen. In den von Amtsgeschäften freien Stunden hielt er eine „sehr große und beruffene Schule“, wie Richter's Chronik von Annaberg sich ausdrückt. Endlich hat er 1536 wol im Auftrage der städtischen Verwaltung eine „Brodordnung wie schwer dasselbe nach Gelegenheit des Getraidekaufs sein sollte ... in offenen Druck gegeben“. Nehmen wir noch hinzu, daß R. 1539 von seiner Schwägerin ein Vorwerk kaufte, dessen Name Riesenburg sich auch nach Aussterben der Familie bis auf den heutigen Tag erhalten hat, und daß er Vater von fünf Söhnen, Adam, Abraham, Jacob, Isaak, Paul war, unter denen Abraham und Isaak Rechenmeister wurden, jener in Annaberg, dieser in Leipzig, so ist das alles, was wir von den persönlichen Verhältnissen des einst vielleicht über Verdienst berühmten Mannes wissen. Für diese Berühmtheit selbst bürgt die sprichwörtliche Redensart: „nach Adam Riese beträgt es so und so viel“, der in Frankreich das „d'après Barrême“ (Rechenmeister vom Ende des 17. Jahrhunderts) entspricht. Riese's Schriften, ein wiederholt aufgelegtes|Rechenbuch, und eine im Druck erst 1860 bekannt gewordene Coß (Lehre von den Gleichungen) erheben sich in keiner Weise über die im 16. Jahrhundert zu Dutzenden erschienenen Werke ähnlichen Inhalts und weisen nichts dem Verfasser eigenes auf. Es sind die alten Regeln, die alten Beispiele, in der Coß meistens einer lateinischen Urschrift entnommen, welche 1887 in der königlichen Bibliothek zu Dresden wieder aufgefunden worden ist. Wenn Riese's Rechenbüchern nachgerühmt worden ist, daß sie neben und vor dem Zahlenrechnen (Rechnen auf der Feder) auch das Markenrechnen (Rechnen auf den Linien) lehrten, so mag Anfängern gegenüber diese Methode Erfolge gehabt haben, neu war sie aber gewiß nicht, sondern altes Erbstück aus der Zeit der Abacisten und Algorithmiker.

    • Literatur

      Vgl. die Programme der Progymnasial- und Realschulanstalt zu Annaberg von 1855 (Bruno Berlet, Ueber Adam Riese) und 1860 (Bruno Berlet, Die Coß von Adam Riese), sowie das Programm des Gymnasiums in Zwickau von 1887 (Wappler, Zur Geschichte der deutschen Algebra im 15. Jahrhundert).

  • Autor/in

    Cantor.
  • Zitierweise

    Cantor, Moritz, "Ries, Adam" in: Allgemeine Deutsche Biographie 28 (1889), S. 576-577 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118745247.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA