Lebensdaten
1875 – 1945
Geburtsort
Marienburg (Westpreußen)
Sterbeort
Seewalchen/Attersee (Oberösterreich)
Beruf/Funktion
Historiker ; Politiker
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118615874 | OGND | VIAF: 17231819
Namensvarianten
  • Spahn, Johann Martin Adolf
  • Spahn, Martin
  • Spahn, Johann Martin Adolf
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Spahn, Martin, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118615874.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus rhein. Handwerkerfam.;
    V Peter (1846–1925), Dr. iur., Richter, 1898 Kammerger.rat in Berlin, 1904–08 Oberlandesger.präs. in Kiel, 1910 in Frankfurt/Oder, 1917/18 preuß. Justizmin., 1884–1917 u. 1919–25 RT-Abg. (Zentrum, dann DNVP), 1895–98 zweiter Vizepräs., beteiligt an d. Ausarbeitung d. BGB u. d. Reichsvfg., Dr. iur. h. c. (s. Zeitgesch. Lb. I, 1973, S. 65–80; Biogr. Hdb. Preuß. Abg.haus II; Nassau. Biogr.; BBKL X; Biogr. Lex. KV; Lex. Christl. Demokratie), S d. Andreas (1803–81), Winzer in Winckel (Rheingau), u. d. Elisabeth Metz ( 1850);
    M Emilie (1844–93), aus Alpenrod b. Hachenburg (Westerwald), T d. N. N. Helmer ( 1874), Landmesser, u. Annemarie Pfeifer (1818–1912);
    1902 Elsbeth (* 1880), T d. Carl Bracht, Dr. med., Geh. Sanitätsrat in Berlin, u. d. Josefina Schipper;
    3 K u. a. S Carl Peter (* 1906), 1934–44 b. Kommissar f. d. Osthilfe (Landstelle) Stettin, 1944/45 b. Oberfinanzpräsidium Pommern, 1947–51 b. Dt. Städtetag, 1951–70 im Bundesmin. d. Innern tätig, Min.rat.; Schwager Franz Bracht (1877–1933), Jur., Pol., 1924–32 OB v. Essen, 1932 Staatssekr. d. Reichskanzlei, stellv. Reichskommissar in Preußen, Reichsinnenmin. im Kab. v. Schleicher, Dr. h. c. (TH Aachen 1930) (s. NDB II).

  • Biographie

    S. studierte nach dem Besuch von Gymnasien in Marienburg, Bonn und Berlin (Abitur 1892) seit 1892 in Bonn, Berlin, Innsbruck und wiederum Berlin v. a. Geschichte, u. a. bei Heinrich v. Treitschke (1834–96). 1896 wurde er in Berlin bei Gustav Schmoller (1838–1917) promoviert, habilitierte sich dort 1898 und lehrte als Privatdozent, seit Frühjahr 1901 als ao. Prof. für Geschichte an der Univ. Bonn. Die noch in diesem Jahr erfolgte Berufung des national ausgerichteten kath. Historikers auf einen für ihn eingerichteten neuen Lehrstuhl an die Univ. Straßburg, eine Paritätskonzession des Kultusministeriums und Ks. Wilhelms II. („Fall S.“) an die für die Regierung parlamentarisch unentbehrliche Zentrumspartei, löste Diskussionen um die „Voraussetzungslosigkeit“ der (Geschichts-)Wissenschaft aus. S. trat, auch durch laufende publizistische Beiträge, für|eine Aussöhnung des Katholizismus mit dem Preußentum und für einen „Wiederanschluß“ der kath. Volksminderheit an das nationale Leben ein. 1908–18 gehörte er dem Stadtrat in Straßburg (Zentrum) und 1910–12 dem Reichstag an, ferner war er 1909–18 Vorsitzender der Zentrumsfraktion im Landtag von Elsaß-Lothringen. Während des 1. Weltkriegs nebenbei in der Straßburger Nahrungsmittelbewirtschaftung eingesetzt, verließ S. im Okt. 1918 Straßburg, übersiedelte nach Neuburg/Donau und 1919 nach Berlin. Er beteiligte sich an der Schaffung eines interkonfessionell-christlichen, national und sozial ausgerichteten Parteiprogramms (Essener Programm), mit dem Adam Stegerwald (1874–1945) 1920 die Parteienvielfalt begrenzen wollte. Seit 1920 Ordinarius für mittelalterl. und neuere Geschichte sowie Zeitungswesen und öffentliche Meinung in Köln, leitete S. daneben das „Politische Kolleg für nationalpolitische Schulungs- und Bildungsarbeit“ in Berlin. Er war mit Max Weber, Karl d'Ester und Karl Bücher wesentlich am Aufbau des Faches Zeitungswissenschaft beteiligt, ohne dazu durch eigene Forschungen beizutragen. 1921 wechselte S. wegen der „Linkswendung“ des Zentrums zur Deutschnationalen Volkspartei, übernahm die Leitung ihres „Reichskatholikenausschusses“ und gelangte, von Alfred Hugenberg (1865–1951) protegiert, für diese Rechtspartei 1924 in den Reichstag (bis 1933). Seine Doppeltätigkeit in Köln und Berlin führte zu Auseinandersetzungen mit der Kölner Universitäts- und Stadtverwaltung, speziell mit Oberbürgermeister Konrad Adenauer (1876–1967). 1933 drängte S. seine Fraktion in die NSDAP, auf die Hitler ihn am 9.6.1933 „persönlich verpflichtete“ und der er am 1.5.1937 beitrat. Nov. 1933–45 gehörte er dem NSDAP-Reichstag an. 1934 gründete S. an der Univ. Köln ein Institut für Raumpolitik zur Unterstützung der NS-„Lebensraum“-Ziele. 1940 wurde er, seit 1934 in Köln wohnhaft, emeritiert und zog 1944 nach Seewalchen/Attersee. S. hat mit seiner durchgängigen dt.-nationalen Publizistik, insbesondere im Berliner „Tag“, in der Zeitschrift „Hochland“ (München) und in der von ihm herausgegebenen Wochenschrift „Das deutsche Volk“ (Berlin, 1926–28) sowie mit seiner Vortragstätigkeit Teile der kath. Akademiker beeindruckt, ist jedoch mit seinen überspannten nationalpolitischen Zielsetzungen gescheitert.

  • Werke

    Vfg.- u. Wirtsch.gesch. d. Hzgt. Pommern v. 1478 bis 1625, 1896 (Diss.);
    Johannes Cochläus, Ein Lb. aus d. Zeit d. Kirchenspaltung, 1898 (Habil.schr.);
    Philipp Veit, 1901;
    Der Gr. Kf., 1902;
    Leo XIII., 1905;
    Ernst Lieber als Parl., 1906;
    Michelangelo u. d. Sixtin. Kapelle, Eine psychol.-hist. Studie über d. Anfänge d. abendländ. Rel.- u. Kulturspaltung, 1907;
    Das dt. Zentrum, 1907;
    Der Kampf um d. Schule in Frankr. u. Dtld., 1907;
    Dt. Lebensfragen, 1914;
    Bismarck, 1915;
    Im Kampf um unsere Zukunft, 1915;
    Die Großmächte, Maßstäbe ihres Wesens, 1918;
    Elsaß-Lothringen, 1919;
    Die päpstl. Friedensvermittlung, 1919;
    Die Zentrumspartei, 1922;
    Autobiogr. in:
    Dt. Aufstieg. Bilder aus d. Vergangenheit u. Gegenwart d. rechtsstehenden Parteien, hg. v. H. v. Arnim u. G. v. Below, 1932, S. 479 ff.;
    Elsaß-Lothringen, d. Rhein u. d. Reich, 1932;
    Für d. Reichsgedanken, Hist.-pol. Aufss. 1915–1934, 1936 (P).Nachlaß: BA Koblenz.

  • Literatur

    C. Weber, Der „Fall S.“, d. „Weltgesch. in Karakterbildern“ u. d. Görres-Ges., in: Röm. Quartalschr. 73, 1978, S. 47 ff., ebd. 74, 1979, S. 186 ff.;
    R. Morsey, in: Zeitgesch. Lb. IV, 1980, S. 143–58 u. 274 f. (P);
    G. Clemens, M. S. u. d. Rechtskatholizismus in d. Weimarer Rep., 1983;
    Schumacher, M. d. R.;
    S. Biogr. Lex. KV;
    BBKL X u. 21 (W, L);
    Lilla, MdR.

  • Autor/in

    Rudolf Morsey
  • Zitierweise

    Morsey, Rudolf, "Spahn, Martin" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 613-614 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118615874.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA