Lebensdaten
1912 – 1999
Geburtsort
Hagen (Westfalen)
Sterbeort
San José (Ibiza)
Beruf/Funktion
Maler ; Zeichner ; Keramiker
Konfession
-
Normdaten
GND: 118611550 | OGND | VIAF: 115730508
Namensvarianten
  • Schumacher, Emil August
  • Schumacher, Emil
  • Schumacher, Emil August

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Zitierweise

Schumacher, Emil, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118611550.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Emil (1879–1952), Schlosser in H., S d. August (1840–1905), aus Ründeroth (Rheinland), Puddelmeister in H., u. d. Berta Kumpmann (1844–1922), aus H.;
    M Anna (1886–1962), aus H., T d. Johann Kaschinski, Fabriktagelöhner, u. d. Elisabeth Deutschewski;
    Hagen 1941 Ursula (* 1919), T d. August Otto Leo Klapprott (* 1878), aus Nordhausen (Harz), Kaufm., u. d. Helene Sofie Klöpper (1887–1955);
    S Ulrich (* 1941), Dr., Kunsthist., bis 2002 Dir. d. Josef Albers Mus. in Bottrop, seit 2003 Vors. d. Emil Schumacher Stiftung, Hagen.

  • Biographie

    Nach dem Studium an der Kunstgewerbeschule Dortmund 1932-35 in der Klasse „Freie Graphik“ war S. als freier Maler tätig, bevor er 1939-45 in einem Hagener Rüstungsbetrieb dienstverpflichtet wurde. Nach dem Krieg wieder als Maler tätig, gehörte S. am 1.6.1948 zu den Mitbegründern der Künstlergruppe „junger westen“, die durch Ausstellungen bei den Ruhrfestspielen rasch öffentliche Aufmerksamkeit gewann. S. beteiligte sich zunächst mit gegenständlich orientierten Arbeiten, bis er seit etwa 1950 unter dem Einfluß von Fritz Winter (1905–76) zu einer abstrakten Bildform fand, in der Formen und Farbe zu konstruktiven oder räumlichen Bildkompositionen verdichtet wurden (Dynamisch, 1951; Innaturation, Dionysisch, beide 1952; Im Industriegebiet, 1953; Stadtgefüge, 1954). Seit 1955 übertrug S. der Materialität der Farbe entscheidende Bedeutung für die Bildwirkung, indem er die nun haptisch erfahrbare Bildoberfläche mit verschiedenen Werkzeugen behandelte (Räumliche Trennung, 1955; Eruption, 1956). Mit diesen Materialbildern, die sich durch Schichtung und Übereinanderlagern von Pigmenten zu Farbkörpern aufbauen, schloß sich S. an die Bewegung des Informel an und erzielte damit seinen internationalen Durchbruch. Teilnahmen 1958 an der Biennale in Venedig und 1959 an der documenta II in Kassel folgten ebenso wie internationale Auszeichnungen. Gleichzeitig mit den Materialbildern entstanden die sog. „Tastobjekte“, mit denen S. seine Versuche über das „Stofflich-Strukturelle in der Malerei“ auf reliefartige Gebilde aus Drahtgeflecht, Gips oder Pappmaché erweiterte (Tastobjekt 57/1, 1957). Die Materialbilder und Tastobjekte dokumentieren auf eindringliche Weise den existenziellen Prozeß der Bildfindung durch die Offenlegung ihrer morphologischen Formationen bzw. Schichten und offenbaren darin S.s Begegnung mit dem Tachismus, insbesondere dem Werk von Wols, Fautrier und Dubuffet.

    Mit Beginn der 60er Jahre setzte eine neue Phase im Werk S.s ein, in der querrechteckige Gemälde mit einer nahezu monochromen Farbmasse vorherrschen, die von schwarzen Lineamenten gestisch strukturiert werden (Tebaga, 1961; Kuomi, 1961; Abanga, 1962; Documenta II u. III, beide 1964). Zusätzlich zur Farbe fügte S. jetzt Materialien wie Papier, Sisalfäden oder Blei in seine Gemälde ein und verwendete sie neben der Leinwand auch als Malgrund (Paracelsus, 1967; Paper Doll, 1968). In Ergänzung seines malerischen Werks fertigte S. kontinuierlich auch Arbeiten auf Papier, hauptsächlich Gouachen, an, die seit 1971 vornehmlich auf Ibiza entstanden, wo er sich im Frühjahr und Sommer regelmäßig aufhielt. Manchmal arbeitete S. auch in Serien wie 1968 in der „Minneapolis Suite“, deren über 60 Blätter während seiner Gastprofessur an der Minneapolis School of Art in Minnesota entstanden.

    Wie bei keinem anderen Künstler seiner Generation zeichnet sich S.s Schaffen durch thematische und stilistische Kontinuität aus. Dies gilt auch für das spätestens zu Beginn der 80er Jahre einsetzende „Alterswerk“, das von ungebrochener Vitalität und Intensität geprägt ist. Noch einmal ging S. eine nachhaltige Verbindung zu Landschaft und Natur ein, öffnete sich v. a. im letzten Schaffensjahrzehnt Figur und Form, ohne sich freilich dem Naturalismus zuzuwenden (Terrano XII, 1990; Januar I, 1993; Ameno, 1994; Alumet, 1997; Paseo, 1999).

  • Auszeichnungen

    u. a. Kunstpreis d. Stadt Iserlohn (1955); Conrad v. Soest-Preis, Münster (1956); Karl Ernst Osthaus-Preis, Hagen (1958);
    Guggenheim Award, New York (1958);
    Prof. an d. Hochschule f. bild. Künste Hamburg (1958–60) u. an d. Ak. in Karlsruhe (1966–77);
    Gr. Kunstpreis d. Landes Nordrhein-Westfalen (1963);
    Mitgl. d. Berliner Ak. d. Künste (1968, Austritt 1992) u. d. Sächs. Ak. d. Künste, Dresden (1999);
    August Macke Preis, Meschede (1978);
    Pour le mérite f. Wiss. u. Künste (1982);
    Rubensring, Siegen (1982);
    Ehrenring d. Stadt Hagen (1982);
    Gr. BVK mit Stern (1983);
    Ehrenbürger d. Stadt Hagen (1988) u. d. Univ. Jena (1997);
    Herbert Boeckl-Preis, Salzburg (1990);
    Dr. phil. h. c. (Dortmund 1992); Emil Schumacher Stiftung u. Förderver. f. e. Emil Schumacher Museum, Hagen (2004, Grundsteinlegung f. Mus. 2006).

  • Werke

    Weitere W u. a. Lavaloh, Öl/Lwd., 1955 (Recklinghausen, Kunsthalle);
    Sodom, Öl/Lwd., 1957 (Hagen, Karl Ernst Osthaus-Mus.);
    Omar Mukhtar, Öl/Lwd., 1962 (Emden, Kunsthalle);
    Parsa, Mischtechnik/Lwd., 1975 (ebd.);
    Nahum, Öl/Lwd., 1976 (Hannover, Sprengel Mus.);
    Mossul, Öl/Holz, 1986 (Privatslg.);
    Palmarum, Öl mit Materialcollage/Lwd., 1991 (Münster, Westfäl. Landesmus.);
    Großes Blau, Öl/Lwd., 1996 (Privatslg.);
    Acco, Öl/Lwd., 1999 (Privatslg.);
    – Mosaikwand f. d. Metro-Station Collosseo, Rom, 1996;
    – Wandgem. im Reichstag, Berlin (1999).

  • Literatur

    E. S., Ausst.kat. Osthaus Mus. Hagen 1958;
    Erwin Sylvanus, E. S., 1959;
    E. S., Ausst.kat. Kestner-|Ges. Hannover 1961;
    E. S., Arbeiten 1960 bis 1971, Ausst.kat. Kunstver. Düsseldorf 1971 (P);
    E. S., Arbeiten 1949-1978, Ausst.kat. Kunstver. Braunschweig 1978;
    W. Schmalenbach, E. S., 1981;
    E. S., Arbeiten auf Papier 1957-1982, Ausst.kat. Hannover 1982 (P);
    E. S., Werke 1936-1984, Ausst.kat. Kunsthalle Bremen 1984;
    E. S., Späte Bilder, Ausst.kat. Berlin/Düsseldorf 1988;
    E. S., Gem. u. Werke auf Papier 1946-1990, Ausst.kat. Kunstver. Wolfsburg 1990;
    E. S., Malerei 1936-1991, Ausst.kat. Frankfurt/M. 1991;
    E.-G. Güse, E. S., Die Gouachen d. 80er Jahre, 1992;
    E. S., Bücher u. Kataloge, ein Verz., 1995;
    E. S., Retrospektive/Rétrospective, Ausst.kat. Paris/Hamburg/München 1997 (P);
    E. S., „… wie könnte ich mich der Natur entziehen?“ Gouachen – Malerei auf Schiefer 1989-1998, Ausst.kat. Schweinfurt 1998;
    E. S., Letzte Bilder 1997-1999, Ausst.kat. Kunstver. Heidelberg 2000;
    E. S., Werke aus sieben Jahrzehnten, Ausst.kat. Kunsthalle Emden 2001 (Biogr., P);
    Vollmer;
    Dict. of Art;
    Nordrhein-Westfalen;
    Film:
    E. S., Ein Maler setzt Zeichen, v. W. Raeune, ZDF 1999.

  • Porträts

    zahlr. Fotos, u. a. Im Atelier, v. B. Klemm, 1984;
    E. S. vor „Palmarum“, v. R. Cohen, 1991 (?), alle abgeb. in: E. S., Werke aus sieben Jahrzehnten (s. L).

  • Autor/in

    Peter Prange
  • Zitierweise

    Prange, Peter, "Schumacher, Emil" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 734-736 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118611550.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA