Lebensdaten
1859 – 1939
Geburtsort
Lauingen/Donau
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
katholischer Theologe
Konfession
-
Normdaten
GND: 118609793 | OGND | VIAF: 30329551
Namensvarianten
  • Schnitzer, Joseph
  • Schnitzer, Giuseppe
  • Schnitzer, J.
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Zitierweise

Schnitzer, Joseph, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118609793.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Christoph. Schäfflermeister;
    M Theresia Mair.

  • Biographie

    Nach dem Abitur in Dillingen/Donau studierte S. Theologie seit 1880 in Augsburg (St. Stephan), seit 1881 in München. 1884 zum Priester des Bistums Augsburg geweiht, wurde er 1890 in München bei Joseph v. Bach (1833–1901) zum Dr. theol. promoviert (Berengar v. Tours, Sein Leben u. seine Lehre, 1892). Nach seiner Habilitation in München ging er 1892 als Dozent an das Lyzeum in Dillingen und wurde hier 1893 zum ao. Professor für Kirchenrecht und Kirchengeschichte berufen. 1902 wechselte er als Ordinarius für Pädagogik, Dogmengeschichte und Symbolik in Nachfolge Joseph v. Bachs an die Univ. München, wo er die Einrichtung eines päd.-katechetischen Praktikums und eines Pädagogischen Seminars verantwortete.

    Bereits durch seine kritische Studie „Savonarola im Lichte der neuesten Literatur“ (in: Hist.-pol. Bll. 121, 1898, S. 465-81, 548-76, 634-49, 717-30, 777-801) in das Visier der röm. Indexkongregation geraten, näherte sich S. durch das Studium der Bibelkritik und des Urchristentums der liberalen prot. Theologie v. a. Adolf v. Harnacks (1851–1930) und suchte auch persönlichen Kontakt zu ihm. An der antimodernistischen Enzyklika „Pascendi“ von Papst Pius X. (8.9.1907) übte S. in der „Internationalen Wochenschrift für Wissenschaft, Kunst und Technik“ (1.2.1908) scharfe Kritik; etwa gleichzeitig stellte er in seiner Rezension der „Legendenstudien“ (1906) Heinrich Günters in den „Süddt. Monatsheften“ u. a. fest, daß sich auch in den Evangelien „legendäre Zusätze“ fänden. Darauf reagierte die Röm. Kurie telegraphisch mit der Verhängung der Suspension und des Interdikts über ihn (6.2.1908), verbunden mit einem generellen Vorlesungs- und Publikationsverbot unter Androhung der Exkommunikation. S. beendete daraufhin seine Lehrtätigkeit an der Theol. Fakultät und bereiste dank der vom bayer. Kultusministerium gewährten Beurlaubung zu vergleichenden Religionsstudien China und Japan. Da die ministeriellen Bemühungen, ihn in die Phil. Fakultät zu versetzen, an Widerständen in dieser Fakultät und v. a. am Einspruch der kirchlichen Behörden scheiterten, strebte S. aufgrund der drei bereits vorliegenden Bände der „Quellen und Forschungen zur Geschichte Savonarolas“ (1902-04; Bd. 4, 1910) die Promotion zum Dr. phil. an, die 1909 in Tübingen erfolgte. 1913 schied er endgültig aus der Theol. Fakultät der Univ. München aus, wurde aber zum Honorarprofessor an der Phil. Fakultät ernannt. Als solcher nahm er ungeachtet des kirchlichen Vorlesungsverbots seine Lehrtätigkeit wieder auf und lehrte bis zu seiner Pensionierung 1933 Religionsgeschichte.

    S. verstand sich selbst als Modernist, trat mit führenden Modernisten in Verbindung (so auf d. Pariser Rel.kongreß 1913) und engagierte sich im Sinne ihres „liberalen“ Anliegens, der Gewissens- und wissenschaftlichen Lehrfreiheit in der Kirche. Seit 1909 distanzierte er sich in Vorträgen und Publikationen, in denen er nach wie vor auch dogmengeschichtliche Probleme behandelte, von den grundlegenden Dogmen seiner Kirche, innerlich wohl überhaupt vom Christentum als Offenbarungsreligion (er wurde jedoch nicht formell exkommuniziert). Zu seinen engeren Schülern zählen Friedrich Heiler, Joseph Bernhart, Leonhard Fendt und Karl Adam. Seine Forschungen zu Savonarola und Alexander VI. sind von bleibender Bedeutung.

  • Werke

    Weitere W Die Gesta Romanae Ecclesiae d. Kard. Beno u. andere Streitschrr. d. schismat. Kardinäle wider Gregor VII., 1892 (vermutl. Habil.schr.);
    Kath. Eherecht, 1898;
    Hat Jesus d. Papsttum gestiftet?, Eine dogmengeschichtl. Unters., 1-31910;
    Der kath. Modernismus, 1912;
    Savonarola, Ein Kulturbild aus d. Zeit d. Ren., 2 Bde., 1924;
    Der Tod Alexanders VI., Eine quellenkrit. Unters., 1929;
    |

  • Nachlass

    Nachlaß: Bayer. Staatsbibl.; Univ.bibl. München.

  • Literatur

    F. Heiler, Ein Vorkämpfer d. dt. Reformkatholizismus, J. S., in: Eine hl. Kirche 21, 1939, S. 297-313;
    J. Spörl. in: HJb. 59, 1939, S. 1-15: J. Bernhart, in: Hochland 37, 1939/40, S. 251-53;
    O. Schroeder, Aufbruch u. Mißverständnis, Zur Gesch. d. reformkath. Bewegung, 1969, S. 419-31;
    N. Trippen, Aus dem Tageb. e. dt. Modernisten, Aufzeichnungen d. Münchener Dogmenhist. J. S. aus d. J. 1901-1913. in: G. Schwaiger (Hg.), Aufbruch ins 20. Jh., Zum Streit um Reformkatholizismus u. Modernismus, 1976, S. 139-222;
    ders., Theol. u. Lehramt im Konflikt, Die kirchl. Maßnahmen gegen d. Modernismus im J. 1907 u. ihre Auswirkungen in Dtld., 1977, S. 268-404 (P);
    O. Weiß, Der Modernismus in Dtld., 1995, S. 315-36;
    M. Weitlauff, „Catholica non leguntur“?, Adolf v. Harnack u. d. „kath.“ KGesch.schreibung, in: K. Nowak u. O. G. Oexle (Hg.), Adolf v. Harnack. Theol., Hist., Wiss.pol., 2001, S. 239-317, hier 309-11 (J. S. an A. Harnack, 7.2.1907);
    R. Schumak, Päd. in Bayern, 2004, I, S. 113-28, II, S. 72 f.;
    Kosch, Lit.-Lex.³ (W);
    LThK³;
    RGG2-3;
    BBKL (W, L).

  • Porträts

    Kohlezeichnung v. L. Samberger, Abb. in: N. Trippen, Theol. u. Lehramt im Konflikt, nach S. 16 (s. L).

  • Autor/in

    Manfred Weitlauff
  • Zitierweise

    Weitlauff, Manfred, "Schnitzer, Joseph" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 331-332 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118609793.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA