Lebensdaten
1623 – 1687
Geburtsort
Pappendorf bei Freiberg (Sachsen)
Sterbeort
Dresden
Beruf/Funktion
Dichter
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118607820 | OGND | VIAF: 79215684
Namensvarianten
  • Der Beschirmende (Pseudonym)
  • Der Beschirmete (Pseudonym)
  • DiSander (Pseudonym)
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Verknüpfungen

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Schirmer, David, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118607820.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V N. N., Pfarrer;
    M N. N.;
    1668 Anna Maria Leschke ( 1671); kinderlos.

  • Biographie

    S. wurde zunächst durch den Vater erzogen, besuchte dann die Schule in Freiberg und seit 1640 die Stadtschule in Halle/Saale, durch deren Rektor Christian Gueintz (1592–1650) er mit der neuen dt. Kunstdichtung vertraut gemacht wurde. 1641 immatrikulierte er sich an der Univ. Leipzig und fand Aufnahme im Kreis dichtender Mitstudenten (u. a. Johann Georg Schoch, 1627- ca. 1690), die das Erbe von Martin Opitz und Paul Fleming fortführten und eine volksnahe, sangbare Lyrik schrieben. 1645 wechselte er nach Wittenberg, wo der Einfluß von August Buchner (1591–1661) bestimmend wurde, der ihn später an den sächs. Hof empfahl. 1647 wurde S. als „Der Beschirmende“ Mitglied in Philipp v. Zesens (1619–89) „Dt.gesinnter Gesellschaft“. In Leipzig bereitete er seit Ende 1648 seine erste Gedichtsammlung vor (Rosen-Gepüsche, 1650). 1650 berief ihn Kf. Johann Georg I. als Hofdichter nach Dresden, wo er seit 1653 mit fester Besoldung tätig war. Vorgeschlagen von seinem Freund und Gönner Christian Brehme|(1613-67), wurde er 1655 zudem kfl. Hofbibliothekar (1683 entlassen).

    Gelegenheitsgedichte, besonders auf Geburtstage, Hochzeiten und v. a. Trauerfälle bei Hofe wie in der bürgerlichen Oberschicht der Residenzstadt bestimmten S.s Schaffen ebenso wie das Verfassen von Libretti zu meist mythologische Themen behandelnden Balletten, Singspielen und Divertissements für höfische Feste. Die Liedersammlung „Singende Rosen“ (1654) wurde vom Dresdner Hofmusiker Philipp Stolle (1614–75) vertont. Nach einem Raubdruck (Leipzig 1653) legte S. seine „Rosen-Gepüsche“ nochmals in erweiterter Fassung vor (Dresden 1657). 1663 folgte die Veröffentlichung der „Poetischen Rauten-Gepüsche“, eine Summe seiner höfischen Gelegenheitsdichtungen.

    S., der nur als weltlicher Dichter wirkte, ist ein Vertreter des eleganten lyrischen Stils mit einer reichen Vielfalt eigener rhythmischer Strophenformen wie auch traditionell festgelegter Gedichtarten. In seiner Liebesdichtung, so in dem Zyklus „Marnia Sonnette“, vereinigte er den thematischen Vorrat des Petrarkismus mit rhetorischen Andeutungen eines autobiographischen Erlebnisses. Seine Naturdichtungen werden in der Forschung häufig als Vorläufer der anakreontischen Dichtung des mittleren 18. Jh. eingestuft. Nachahmungen, Zitate, aber auch Parodien zeigen S.s variierende Aufnahme der Werke besonders von Opitz und Fleming sowie des Leipziger Dichterkreises. Mit seiner weltlichen Lyrik wurde S. bereits von der nachfolgenden Dichtergeneration als Vorbild angesehen – Gottsched empfahl S.s Ballett „Paris und Helena“ als erste dt. Oper nach Opitz' „Daphne“ (Nöthiger Vorrath z. Gesch. d. dt. Dramat. Dichtkunst, 1757/65, Neudr. 1970) –, während seine höfische Gelegenheits- und Festdichtung in der Forschung bis heute weitgehend vernachlässigt wird.

  • Werke

    W-Ausgg.: Auserlesene Gedichte v. Zacharias Lund, D. S. u. Philipp Zesen, hg. v. K. Förster, 1837;
    Gedichte d. Barock, hg. v. U. Maché u. V. Meid, 1980;
    „Wir vergehn wie Rauch v. starken Winden“, Dt. Gedichte d. 17. Jh., hg. v. E. Haufe, 2 Bde., 1985;
    Das Za. d. Barock, hg. v. A. Schöne, ³1988;
    Bibliogr.:
    Dünnhaupt².

  • Literatur

    ADB 31;
    E. Kunath, D. S., Diss. Leipzig 1922;
    W. Sonnenberg, Stud. z. Lyrik D. S.s, Diss. Göttingen 1932;
    E. E. Sattler, D. S., Metaphysical Poetry in the German Baroque, Diss. Michigan 1972;
    A. J. Harper, The Lyric Poetry of D. S., 1975;
    ders., D. S., A Poet of the German Baroque, An Examination of S.'s Lyric Poetry and its Relationship to the Lit. of the Time, 1977 (W, L);
    Killy;
    Kosch, Lit.-Lex.³ (W. L);
    Stadtlex. Dresden.

  • Autor/in

    Jörg-Ulrich Fechner
  • Zitierweise

    Fechner, Jörg-Ulrich, "Schirmer, David" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 7-8 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118607820.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Schirmer: David S., deutscher Dichter des 17. Jahrhunderts, der Sohn eines sächsischen Dorfpfarrers, ist etwa um 1623 zu Pappendorf bei Freiberg in Sachsen geboren, besuchte zunächst die Schule seiner Vaterstadt, dann die unter Leitung des bekannten Dichters und Gelehrten Christian Gueintz stehende Stadtschule in Halle, die er 1643 verließ, um in Leipzig ein, wie es scheint, durch keine ernste Arbeit gestörtes Litteratenleben zu führen, verbrachte mehrere Jahre in Wittenberg und wurde von Leipzig, wohin er zurückgekehrt war, im J. 1650 vom Kurfürsten Johann Georg von Sachsen nach Dresden, zuerst zu einer nichtamtlichen Stellung eines Hofpoeten berufen, in der er verpflichtet war, gegen gelegentliches Entgelt zu allen fürstlichen Festlichkeiten das poetische Beiwerk zu liefern. Erst unter Johann Georg II. erlangte er 1656 das Amt eines kurfürstlichen Bibliothekars, das er bis 1682 versah. In diesem Jahre wurde er, wie es scheint, dienstlicher Unregelmäßigkeiten wegen, entlassen, lebte noch einige Jahre in Dresden, wo er vermuthlich auch starb. Genau ist weder Ort noch Jahr seines Todes zu ermitteln. S. ist eine jener häufigen litterarischen Existenzen des 17. Jahrhunderts, deren von Natur aus nicht geringe Begabung durch die traurigen künstlerischen Verhältnisse der Zeit vollständig erstickt wurde. Seine künstlerische Individualität ist unter dem fortwährenden Nachahmen und Nachempfinden zum großen Theil gestört worden und viele Werke seiner poetischen Kleinkunst lassen sich fast Vers für Vers auf bekannte Vorbilder zurückführen. Bald ist es Opitz, bald Fleming, oder ein anderer Modedichter der Zeit, dem er nachstrebt, und viele von diesen Mustern gemünzte poetische Wendungen finden sich, gering variirt, bei S. wieder. Aber er hat vor seinen Vorbildern nicht nur einen größeren Reichthum der lyrischen Formen und glattere Diction, sondern namentlich die Sangbarkeit seiner kleineren Dichtungen voraus. So wurden auch viele seiner in den „Rosengebüschen“ (Dresden 1657) veröffentlichten Lieder geradezu gegen den Willen des Verfassers wahre Volkslieder, und sein Zeitgenosse Johann Georg Schoch berichtet, daß damals kein Schneider in der Werkstatt ein Paar Strümpfe|flicken, kein Schlosserjunge ein Paar Kannen Bier holte, ohne daß er sein „gewöhnliches Leibstückgen“, Schirmer's: „Immer hin, fahr immer hin“ gesungen hätte. Bei Schirmer's Liebesdichtungen drängt sich ferner die Empfindung auf, daß hier das innere Erlebniß größeren Antheil an der Entstehung habe, als etwa bei Opitz oder dessen anderen Nachtretern. Historische Bedeutung erlangt S. dadurch, daß er mit seiner Lyrik den Uebergang zwischen beiden sogenannten schlesischen Schulen bildet und er einer der ersten ist, bei dem der später zur Alleinherrschaft gelangte Marinismus sich deutlich bemerkbar macht. Bilderwust und Concetti sind jedoch bei ihm noch nicht zur Manier geworden. In seinem in den „Rautengebüschen“ (Dresden 1663) abgedruckten, am 2. December 1650 in Dresden ausgeführten „Ballet von dem König Paris und der Helena“ wirthschaftet er mit dem landläufigen Apparate der Rococodichtung. Die lyrischen Einlagen sind unselbständig und unbedeutend. Ein Singspiel „Der triumphirende Amor“, 1652 in Dresden aufgeführt, ist zwar stofflich wie in der Form von Opitz-Rinuccini's „Daphne“ abhängig, aber für geschmacklose Verse, wie:

    „Kein größer Hertzeleid ist auff der gantzen Erden, Als wenn ein Vater sieht aus Kindern Rinder werden.“

    darf das Vorbild nicht verantwortlich gemacht werden. Schirmer's Gelegenheitsverse und vereinzelte geistliche Dichtungen sind keiner Beachtung werth.

    • Literatur

      M. E. N(eumeister), Specimen dissertationis historico-criticae de poetis germanicis 1695, p. 94 f. — Müller-Förster, Bibl. deutscher Dichter des 17. Jahrhunderts, Band XIII.

  • Autor/in

    M. v. Waldberg.
  • Zitierweise

    Waldberg, Max von, "Schirmer, David" in: Allgemeine Deutsche Biographie 31 (1890), S. 311-312 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118607820.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA