Lebensdaten
1884 – 1952
Geburtsort
Großenwiehe (Kreis Flensburg)
Sterbeort
Jena
Beruf/Funktion
Reformpädagoge
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 118593153 | OGND | VIAF: 17400366
Namensvarianten
  • Petersen, Peter
  • Petersen, P.
  • Petersen, Petrus
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Zitierweise

Petersen, Peter, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118593153.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus seit 1666 als Hofbes. nachweisbarer Fam.;
    V Karsten-Peter (* 1855), Hufner (Kleinbauer) in G., M Catharine Johannsen (* 1860);
    5 B (1 früh †, 3 ⚔), u. a. Wilhelm Julius (1899–1985), Erbe d. Hofs, 3 Schw (2 früh †);
    1) 1911 (⚮) Gertrud (1891–1957, 2] N. N. Eppenstein), T d. Prokuristen Konrad Zoder, 2) 1928 Dr. Else Müller (1891–1968, s. W), aus Frankfurt/O.;
    2 S aus 1) (1 ⚔) Uwe-Karsten (* 1914, s. L), 1 T aus 1), 1 S aus 2), 2 T aus 2).

  • Biographie

    Nach dem Abitur 1904 in Flensburg studierte P. Geschichte, Philosophie, Religion und Englisch in Leipzig, Kiel, Kopenhagen und Posen. Sein Geschichts-, Gesellschafts- und Erziehungsverständnis wurde wesentlich geprägt durch seine liberalen Leipziger Lehrer Wilhelm Wundt (1832–1920) und Karl Lamprecht (1856–1915). Nach Promotion (1908) und Lehramtsexamen (1909) fand er eine Anstellung am Leipziger Kgn.-Carola-Gymnasium und noch im selben Jahr am Hamburger Johanneum. In Hamburg schloß P. sich der Schulreformbewegung an. 1912-23 war er Sekretär im „Bund für Schulreform“, außerdem Mitglied im Ausschuß für Erziehung und Bildung und im Internationalen Arbeitskreis für Erneuerung der Erziehung (New Education Fellowship). Mit seiner Schrift „Gemeinschaft und freies Menschentum“ beteiligte er sich an den schulpolitischen Auseinandersetzungen von 1919. P. forderte die radikale Demokratisierung der Schule in Geist und Organisation, eine von Standes-, Macht- und Wirtschaftsinteressen freie Erziehung, orientiert am gemeinschaftlichen Lernen und sozialen Leben.

    Nach seiner Habilitation 1920 lehrte P. in der Nachfolge Ernst Meumanns (1862–1915) an der 1919 gegründeten Univ. Hamburg und wurde Leiter der Lichtwarkschule in Hamburg, des ersten Reformgymnasiums. 1923 nahm er einen Ruf als Nachfolger des Herbartianers Wilhelm Reins (1847–1929) nach Jena an. An der dortigen Universitätsschule konnte P. seine Erziehungsphilosophie in die Praxis umsetzen. Vorgestellt auf dem Weltkongreß zur Erneuerung der Erziehung (Locarno 1928) fand dieses Konzept als „Jena-Plan“ internationale Anerkennung. Als Modell für die öffentliche Schule will es die traditionelle Belehrungsschule zu einer Lebensgemeinschaftsschule unter dem Primat der Erziehung mit in allen Teilen neuer Organisationsform verändern. In jeweils drei Jahrgänge umfassenden Stammgruppen statt Jahresklassen, im Idealfall von der Grundschule bis zum Abitur reichend, sollen die Schüler unter Beachtung der Bildungsgrundformen Gespräch, Spiel, Arbeit und Feier in einem rhythmischen Wochenarbeitsplan, in Niveaukursen und in Projekten weitgehend selbständig lernen und arbeiten können. P.s Leben war bestimmt durch unermüdliche Vortragstätigkeit zum Jena-Plan und ständige wissenschaftliche Überprüfung und Dokumentierung dieses Konzepts.

    1932 kandidierte er für den Ev. Volksdienst, eine in Thüringen antinationalsozialistische Bewegung, zu den Landtags-, 1933 zu den Reichstagswahlen. Nach 1933 geduldet, aber seit 1937 mit Publikationsverbot belegt, konnte P. seine Universitätsschule dennoch erhalten. Nach 1945 wurde er von der amerik. Besatzung als Dekan der wiedereröffneten Philosophischen Fakultät in Jena eingesetzt. Das SED-Regime schloß die Universitätsschule 1950 als „politisch gefährliches Überbleibsel aus der Weimarer Republik“. Kritiker in jüngerer Zeit werfen P. eine nicht genügend widerständige Haltung zum Nationalsozialismus vor. Sein in Menschenbild und Organisation liberales Schulkonzept wirkt dennoch weiter. Seit 1953 gibt es in den Niederlanden eine Jena-Plan-Bewegung, in Westdeutschland seit den 80er Jahren und nach der Wende von 1989/90 zunehmend auch in der ehemaligen DDR.|

  • Auszeichnungen

    Mitgl. d. Ak. d. gemeinnützigen Wiss. Erfurt (1928);
    Dr. phil. h. c. (Athen 1937).

  • Werke

    u. a. Der Entwicklungsgedanke in d. Philos. Wundts, Zugleich e. Btr. z. Methode d. Kulturgesch., 1908 (Diss.);
    Gemeinschaft u. freies Menschentum, Die Zielforderungen d. neuen Schule, Eine Kritik d. Begabungsschule, 1919;
    Die Gesch. d. aristotel. Philos.v. Luther bis Hegel, 1921 (Ha-bil.schr., Neudr. 1964);
    Innere Schulreform u. Neue Erziehung, 1925;
    Die Neueurop. Erziehungsbewegung, 1926;
    Allg. Erziehungswiss., I-II, 1924/31, ²1964, III (hg. v. Else Petersen), 1954;
    Der Jenaplan e. freien allg. Volksschule („Kleiner Jenaplan“), 1927, 50-601980;
    Der Gr. Jenaplan, I, 1930, II (mit A. Förtsch), 1930, III, 1934;
    Führungslehre d. Unterrichts, 1937, ²1959;
    Die Päd. Tatsachenforsch., 1965 (mit Else Petersen, P). – Hg.: Forschungen u. Werke z. Erziehungswiss., 23 Bde., 1925-36;
    Päd. d. Auslands, 8 Bde., 1928-36;
    Päd. Stud. u. Kritiken, 14 Bde., 1927–39. – Aufss. a. a.: Radikal, in: Die Lit. Ges., 1918.

  • Literatur

    Th. Klaßen, E. Skiera (Hg.), Päd. d. Mitmenschlichkeit, 1984;
    E. Skiera (Hg.), Schulen ohne Klassen, Das Beispiel Jenaplan, 1985;
    Th. Dietrich, Die Päd. P. P.s, Der Jenaplan: Modell e. humanen Schule, 1964;
    H. Mieskes, Jenaplan – Anruf u. Antwort, 1965 (P);
    Th. Rutt, P. P. – Leben u. Werk, 1984;
    U.-K. Petersen, Der Jena-Plan, Die integrative Schulwirklichkeit im Bilde v. Briefen u. Dok. aus d. Nachlaß P. P.s, 1991 (P);
    H. Retter (Hg.), P. P. u. d. Jenaplan – Von d. Weimarer Rep. bis z. Nachkriegszeit, 1996;
    T. Rülker, P. Kassner (Hg.), Antimoderne als Fortschritt?, 1992 (W-Verz., L);
    B. Kluge, P. P., Auf d. Weg z. e. Biogr., Lebenslauf u. Lebensgesch., 1992 (P);
    dies., Der Jenaplan – e. zukunftsweisendes Reformmodell, in: H. Röhrs, A. Pehnke (Hg.), Die Reform d. Bildungswesens im Ost-West-Dialog, 1994;
    dies., Die verwirklichte Jenaplan-Pädagogik in Thüringen, in: Päd. u. Schulalltag, 50, 1995, S. 347-61.

  • Autor/in

    Barbara Kluge
  • Zitierweise

    Kluge, Barbara, "Petersen, Peter" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 258-259 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118593153.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA