Lebensdaten
1805 – 1847
Geburtsort
Hamburg
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Komponistin ; Pianistin
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 118580736 | OGND | VIAF: 2535006
Namensvarianten
  • Hensel, Fanny (verheiratete)
  • Mendelssohn-Bartholdy, Fanny (geborene)
  • Mendelssohn Bartholdy, Fanny Zippora
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Verknüpfungen

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Mendelssohn Bartholdy, Fanny, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118580736.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Abraham (1776–1835, seit 1812 M. Bartholdy, seit 1822 ev.), Bankier (s. Einl.), S d. Moses (s. 1);
    M Lea (seit 1822 Felicia Pauline, 1777–1842), T d. Levin (Louis) Jacob Salomon (1738–83), Bankier in B., u. d. Bilka (Bella) Itzig (seit 1812 Bartholdy, 1749–1824);
    Ur-Gvm Daniel Itzig (1723–99), Münzunternehmer u. Oberältester d. Judenschaft in B. (s. NDB X);
    Om Jakob Ludwig Salomon Bartholdy (1779–1825), Diplomat (s. NDB I);
    B Felix (s. 5), Paul (1812–74, s. Einl., Albertine, T d. Heinrich Carl Heine, 1775–1835, Kaufm. u. Bankier in B., s. NDB VIII*);
    Schw Rebecca (seit 1816 Henriette, 1811–58, 1832 Gustav Peter (Lejeune) Dirichlet, 1805–59, Mathematiker, s. NDB III);
    Berlin 1829 Wilhelm Hensel (1794–1861), Maler (s. NDB VIII);
    1 S Sebastian Hensel (1830–98), Dir. d. Berliner Baubank, verfaßte 1879 „Die Fam. Mendelssohn 1729-1847“ (s. NDB VIII*);
    E Kurt Hensel (1861–1941), Mathematiker (s. NDB VIII).

  • Biographie

    M. erhielt ersten Klavierunterricht durch ihre Mutter. Nach der Übersiedlung der Familie nach Berlin (1811) wurde sie gemeinsam mit ihrem Bruder Felix von Ludwig Berger in Klavier und von Carl Friedrich Zelter in Kompositionslehre unterrichtet. Zusammen mit Felix studierte sie auch Musiktheorie. Die Frage ihrer möglichen Mitautorschaft an den frühen Werken von Felix ist noch nicht hinreichend geklärt. M. galt schon früh als ausgezeichnete Interpretin Beethovens und Bachs, dessen „Wohltemperiertes Klavier“ sie mit 13 Jahren auswendig spielte. Ihre ersten bekannten Kompositionsversuche stammen von 1819, darunter das Lied „Ihr Töne, schwingt euch freundlich“.

    1823 verlobte sich M. heimlich mit dem Maler und Zeichner Wilhelm Hensel. Die Eltern, besonders die Mutter, standen der Verbindung kritisch gegenüber, da Hensel einen Hang zum Katholizismus hatte, der auch in seinen Bildern zum Ausdruck kam. In den folgenden fünf Jahren, die er in Italien verbrachte, durfte er mit seiner Braut nicht korrespondieren. Er knüpfte enge Kontakte zur deutschen Künstlerbruderschaft der Nazarener, aber auch zu M.s Onkel Jakob Bartholdy und restaurierte die Fresken in dessen römischer Villa, wodurch das Verhältnis zur Familie M. wieder herzlicher wurde. 1825 erwarb der Vater das Palais v. der Recke an der Leipziger Straße Nr. 3 in Berlin, wo M. bis zu ihrem Tod wohnte. Ihre scharfe Intelligenz und ihre hohe Musikalität machten sie zum Mittelpunkt eines Künstler- und lntellektuellenkreises, der sich im Gartensaal des Anwesens traf, gemeinsam musizierte und eine „Sehr neue Garten-Zeitung“ herausgab. 1827 erschienen drei Lieder M.s in einer Ausgabe von Felix' Liedern op. 8 bei Breitkopf & Härtel in Leipzig. Die zunächst verschwiegene Tatsache ihrer Autorschaft wurde erst in späteren Ausgaben aufgedeckt.

    1828 kehrte Wilhelm Hensel aus Italien zurück, und die Mutter gab nun die Erlaubnis zur Hochzeit, die schließlich im November 1829 stattfand. Die Briefe, die M. in diesem Jahr an Felix nach England schrieb, weisen deutlich auf den innigen Charakter der Geschwisterbeziehung hin. Sie komponierte 1829 mehrere Werke für große Besetzung, darunter den achtstimmigen „Nachtreigen“ nach einem Text ihres Mannes. Hier zeichnet sich bereits eine später immer dominanter werdende Vorliebe für Kontrapunkt, Polyphonie und mathematisch-strenge Strukturen ab, die ihren gefälligen Charakterstücken für Klavier noch gefehlt hatte. 1831, nach einer künstlerischen Krise, schrieb M. drei große Werke, die Kantaten „Lobgesang“ und „Hiob“ sowie das „Oratorium nach Worten der Bibel“. 1832 folgte die dramatische Szene „Hero und Leander“. Felix stand diesen Werken z. T. kritisch gegenüber und warf der Schwester mangelndes Geschick im Umgang mit dem Orchester vor. M. gründete nun einen eigenen Musikverein, mit dem sie fremde und eigene Werke zur Aufführung brachte, u. a. ihre 1834 entstandene Orchesterouvertüre in C-Dur. 1835 reiste sie nach Köln, um als Altistin bei dem von Felix geleiteten Niederrhein. Musikfest mitzuwirken. Im Anschluß daran fuhr sie mit ihrem Mann nach Paris, wo sie Zeugin der dortigen Unruhen wurde. Aus ihren Briefen sprechen Sozialkritik und Engagement für die Sache des „Volkes“. Um die gleiche Zeit kam es zum Bruch mit Zelter, in dessen Briefwechsel mit Goethe antisemitische Äußerungen und gehässige Kommentare über M.s Mangel an „Weiblichkeit“ enthalten waren.

    Nach dem Tod des Vaters wurde M. zum heimlichen Oberhaupt der Familie. Sie ignorierte den erklärten Widerstand von Felix gegen die Publikation ihrer Werke und brachte 1837 eines ihrer Lieder, „Die Schiffende“, unter eigenem Namen heraus. Nach der Hochzeit von Felix mit Cécile Jeanrenaud trat eine deutliche Distanz zwischen den Geschwistern ein. 1839 unternahm M. mit ihrem Mann eine Italienreise, auf der sie entscheidende musikalische Anregungen erfuhr, darunter auch durch den jungen franz. Komponisten Charles Gounod. Sie emanzipierte sich vom musikalischen Vorbild des Bruders und begann mit einer Vertonung der Nibelungensage, der 1841 ein Zyklus von Charakterstücken für Klavier (Das Jahr) folgte. Im Sommer 1843 komponierte sie eine hochdramatische g-Moll-Sonate für Klavier; in dieser Zeit bemerkte sie erste Anzeichen von Taubheit in den Händen. Nach einer zweiten Italienreise (1845) führte M. ein zurückgezogenes, schöpferisches Leben in Berlin. Hauptwerk dieser Zeit ist das schon auf Johannes Brahms vorausweisende Klaviertrio in d-Moll. Am 14.5.1847, demselben Tag, an dem die „Neue Zeitschrift für Musik“ ihre „Gartenlieder“ lobte, verlor sie während einer Probe zu ihrer Vertonung des „Faust“ (2. Teil) das Bewußtsein und starb, vermutlich an einem Gehirnschlag.

  • Werke

    6 Lieder f. e. Stimme u. Klavier op. 1, 1846;
    4 Lieder f. d. Pianoforte op. 2, gedr. 1846;
    Gartenlieder f. Sopran, Alt, Tenor, Bass op. 3, 1847;
    Six Mélodies pour le Piano op. 4 u. 5, 1847;
    4 Lieder f. d. Pianoforte op. 6, 1847;
    6 Lieder f. eine Stimme op. 7, 1848;
    4 Lieder f. d. Pianoforte op. 8, 1850;
    6 Lieder mit Begleitung d. Pianoforte op. 9, 1850;
    5 Lieder mit Begleitung d. Pianoforte op. 10, 1850;
    Trio f. Violine, Violoncello u. Klavier op. 11, 1850. – Zahlr. weitere unveröff. Werke (Berlin, Mendelssohn-Archiv d. Staatsbibl. Preuß. Kulturbes.).

  • Literatur

    S. Hensel, Die Fam. M. 1729-1847, 2 Bde., 1879;
    Ch. Gounod, Aufzeichnungen e. Künstlers, 1896;
    J. Werner, Felix and F. M., in: Music and Letters 28, 1947;
    F. Gilbert (Hrsg.), Bankiers, Künstler u. Gelehrte, Unveröff. Briefe d. Fam. M. aus d. 19. Jh., 1975;
    C. Lowenthal-Hensel, L. Grisebach u. H. Ludwig (Hrsg.), Preuß. Bildnisse d. 19. Jh., Zeichnungen v. W. Hensel, 1981 (P);
    V. R. Sirota, The Life and Works of F. M.-Hensel, 1981;
    E. Weissweiler, F. M., Ein Porträt in Briefen, 1985;
    dies. (Hrsg.), F. M., Italien. Tagebuch, 1985;
    MGG, Suppl.

  • Porträts

    Zeichnung v. W. Hensel (Berlin, Nat.gal.).

  • Autor/in

    Eva Weissweiler
  • Zitierweise

    Weissweiler, Eva, "Mendelssohn Bartholdy, Fanny" in: Neue Deutsche Biographie 17 (1994), S. 52-53 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118580736.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA