Lebensdaten
1836 – 1904
Geburtsort
Schrobenhausen
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
Maler
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 118571516 | OGND | VIAF: 7518656
Namensvarianten
  • Lenbach, Franz (bis 1882)
  • Lenbach, Franz Ritter von
  • Lenbach, Franz (bis 1882)
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Zitierweise

Lenbach, Franz Ritter von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118571516.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Franz Joseph Lempach, seit ca. 1805 Lembach (1788–1852), Stadtbau- u. -maurermeister in Sch., S d. Josef Anton Lempach, Maurer u. Zimmermann in (Lech-) Aschau (Tirol), u. d. Marianne Schmitzer;
    M Maria Josepha (1808–44), T d. Zimmermeisters Franz Anton Herker in Sch. u. d. Maria Kath. Voeggtl;
    B Ludwig Konrad (1838–88), Uhrmachermeister, Albert Georg (* 1842), Baumeister in M.;
    Halb-B Karl August (1828–47), Maler;
    - 1) Breslau 1887 ( 1896) Magdalena (1864–1957;
    2] 1898 Prof. Dr. med. Ernst Schweninger, 1924), T d. preuß. Rittmeisters Friedrich Gf. v. Moltke u. d. Frieda v. Stangen, 2) München 1896 Charlotte (Lolo) (1861–1941), T d. Komponisten Robert Frhr. v. Hornstein (1833–90, s. ADB 50; Riemann) u. d. Charlotte Lehne;
    2 T aus 1) 1 T aus 2) Gabriele ( Kurt Neven DuMont, 1967, Verleger).

  • Biographie

    L. erhielt seine ersten künstlerischen Anregungen durch den älteren Halbbruder und Johann Baptist Hofner, einen Tiermaler aus Aresing b. Schrobenhausen. Letzterer unterstützte ihn auch bei seinen Bemühungen, in die Akademie der Bildenden Künste in München aufgenommen zu werden. Dies gelang L. 1853, nachdem er seine Schulausbildung – Werktagsschule in Schrobenhausen, Landwirtschafts- und Gewerbeschule in Landshut, Polytechnische Schule in Augsburg – beendet und eine Maurer- (im familieneigenen Unternehmen) und eine Bildhauerlehre (bei Anselm Sickinger in München) absolviert hatte. L. arbeitete in der Münchner Akademie überwiegend in den Wintermonaten, kopierte in seiner Freizeit Werke der Alten Pinakothek und verbrachte die Sommermonate in Aresing und Umgebung bei gemeinsamen Arbeiten mit seinem Malerfreund Hofner.

    Bestimmend für die künstlerische Entwicklung wird 1857 seine Aufnahme in die „Mal- und Componierklasse“ des Historienmalers Karl v. Piloty. Hier studiert er zusammen mit den Malern Defregger, Max, H. Kaulbach, Gysis, Marées, Makart und anderen. Der Verkauf seines ersten großen, 1858 entstandenen Genrebildes „Landleute auf der Flucht vor einem Gewitter“ ermöglicht ihm – in Verbindung mit einem Reisestipendium – 1858 seine erste Italienreise zusammen mit Piloty und den Gefährten T. C. Schüz und C. Ebert. Ergebnisse dieser Reise sind das bis heute populäre Gemälde „Der Hirtenknabe“ (München, Schackgal.) und „Der Titusbogen in Rom“ (Vorstudie, ebd., Städt. Gal.; endgültige Ausführung, Budapest, Mus. d. bild. Künste). Beide Werke zeigen L. als typischen Vertreter der damals „revolutionär“ auftretenden Kunstrichtung der Pleinair-Malerei. L. bleibt dieser Richtung aber nur kurze Zeit treu; spätestens nach einer etwa einjährigen Lehrtätigkeit an der damals neugegründeten Kunstschule in Weimar, wo er mit Begas und Böcklin als Kollegen arbeitet, beginnt er nach 1862 eine mehrjährige Kopiertätigkeit im Auftrag von Gf. Schack; 1864 (1863?) bis 65 kopiert er alte Meister, vorwiegend Tizian und Rubens in Rom, 1865/66 in Florenz und 1867/68 in Madrid, eine Tätigkeit, die entscheidend seine künftige künstlerische Entwicklung beeinflußt. Sein später für ihn typischer „altmeisterlicher“ Stil wird erstmals deutlich bei einem Bildnis seiner Schwester Josefine, für das er anläßlich der Pariser Weltausstellung von 1867 eine Goldmedaille erhält. Als sich L. nach seiner Rückkehr von einem Aufenthalt|in Spanien 1870-75 vorübergehend in Wien niederläßt und im Atelier des Freundes Makart arbeitet, liegt auch bereits seine thematische Begrenzung auf das Porträt fest, eine Spezialisierung, die nur noch einmal kurz durch die überwältigenden Eindrücke einer Reise nach Ägypten (Alexandria und Kairo) unterbrochen wird, die er 1875/76 zusammen mit Makart, Tilgner und anderen unternommen hat. Im Laufe der Jahre steigen Anzahl und Rang seiner Modelle. Mitte der 70er Jahre malt er Kronprinz Friedrich Wilhelm von Preußen, 1879 erstmals Bismarck, den er sehr häufig porträtiert hat, ferner Kaiser Wilhelm I., Kg. Ludwig I. und Ludwig II. von Bayern, Prinzregent Luitpold von Bayern, Kronprinz Ludwig von Bayern, Kg. Albert von Sachsen, Kaiser Wilhelm II. und Papst Leo XIII. Darüber hinaus porträtiert L. bedeutende Vertreter der damaligen Geisteswelt, wie Ignaz v. Döllinger (öfters seit 1874), Franz Liszt (um 1880) und mehrere Male Richard Wagner (seit 1881), Rudolf Virchow (1891), Werner v. Siemens (um 1886) und viele andere bekannte Zeitgenossen. – So wird L. gewissermaßen zum Geschichtsschreiber seiner Epoche mit einem Porträtstil, der die Bedeutung seiner Modelle hervorheben soll: Er konzentriert seine gesamte Aussage mit Hilfe des Lichteinfalls auf das Gesicht und dort wiederum auf die Augen, was ihm die Bezeichnung „Augenmaler“ einträgt, und vernachlässigt alles weitere, indem er Körper, Kleidung und meist auch die Hände im Dunkel versinken läßt. Die hohe Qualität seiner Charakterisierungskunst wird besonders in seinen Pastellen erkennbar, eine Technik, mit der er oft auf Karton („Lenbachpappe“) seinen ersten Eindruck festhält und bei der er nur selten das sonst von ihm wohl erstmals in großem Stil angewandte Hilfsmittel der Photographie benützt. Letztere setzt er in späteren Jahren immer häufiger anstelle von Vorarbeit und Vorzeichnung für seine in Öl auszuführenden Porträts ein. Diese Technik und die große Menge an Aufträgen bewirken seit den 90er Jahren eine immer flüchtigere Ausführung und immer seichtere künstlerische Ausdrucksweise, eine Tatsache, die zwar von seinem Auftragspublikum unbeachtet bleibt, bei der Kunstkritik jedoch immer mehr auf Ablehnung stößt. Dagegen ist es anfangs umgekehrt gewesen, L. findet zunächst kaum Porträtaufträge, doch die Kunstkritiker, allen voran Friedrich Pecht, loben seinen „packenden Naturalismus“. Noch heute, da man L. innerhalb seiner Zeit zu verstehen und zu bewerten sucht, werden seine Frühwerke (am bekanntesten „Der Hirtenknabe“) allgemein anerkannt. Dagegen stoßen seine Porträts aufgrund ihres die Meister der Renaissance und des Barock nachahmenden Stils überwiegend auf Ablehnung, wobei jedoch meist die Qualität der Ausführung übersehen wird. Aber auch hier finden sich, veranlaßt durch die allgemeine Rückbesinnung auf das 19. Jh. unter Einbeziehung der Gründerzeit, erste Ansätze für eine gewisse Rehabilitierung L.s, der zu Lebzeiten als einer der bedeutendsten Porträtisten Europas galt.

    Parallel zu L.s künstlerischer Karriere vollzog sich ein bemerkenswerter gesellschaftlicher Aufstieg. 1882-87 residierte L. zur Miete im Palazzo Borghese in Rom; seit 1887 schuf er sich in München seine eigene, von Gabriel v. Seidl errichtete Villa (seit 1924 Stadt. Gal.). War er anfangs stets zu seinen berühmten Modellen gereist, so verringerte sich seine Reisetätigkeit Anfang der 90er Jahre immer mehr; sein Münchner Atelier war selbst zum Anziehungspunkt geworden. Neben Friedr. August v. Kaulbach bestimmte L. als sog. „Malerfürst“ das Münchner Kunst- und Kulturleben. Mehrfach war er selbst an leitender Stelle verantwortlich für die jährlich veranstalteten Ausstellungen im Glaspalast, wo er gegen Ende seiner Schaffenszeit stets einen „Ehrensaal“ für seine Werke erhielt. Als Präsident der 1892 gegründeten „Gesellschaft zur Beförderung rationeller Malverfahren“ leitete er 1893 den ersten Kongreß für Maltechnik (eine von diesem Verein geführte Versuchsstation ist als Vorläufer des späteren Doerner-Instituts zu sehen). Ferner war er entscheidend an der Vergabe und Ausstattung der Projekte „Bayer. Nationalmuseum“ und „Künstlerhaus“ beteiligt.|

  • Auszeichnungen

    Dr. phil. h. c. (1894), Ehrenbürger v. Schrobenhausen (1898).

  • Werke

    in öffentl. Slgg. in München: Schackgal., Neue Pinakothek, Städt. Gal. im Lenbachhaus;
    in Schrobenhausen, Lenbach-Mus.

  • Literatur

    W. Wyl (d. i. Rr v. Wymetal), F. v. L.s Erzz. aus s. Leben, in: Dt. Revue, 1897, März-, April- u. Juni-H.;
    ders., F. v. L., Gespräche u. Erinnerungen, 1904 (P);
    ders., Kat., Dem Andenken F. v. L.s, Kgl. Kunstausstellungsgebäude München, 1905;
    M. Frhr. v. Wangenheim, Städt. Lenbachgal., 1954;
    Fotograf. Bildnisstud. zu Gemälden v. L. u. Stuck, Mus. Folkwang Essen, 1969;
    Malerei n. Fotografie, Stadtmus. München, 1970;
    S. Mehl, F. v. L. (1836-1904), Leben u. Werk, Diss. München 1972;
    dies., in: H. Ludwig, Malerei d. Gründerzeit, Bayer. Staatsgem.slg. Neue Pinakothek, Vollst. Kat. VI, 1977, S. 158-207;
    dies., F. v. L., in: museum, Städt. Gal. im Lenbachhaus München, Westermann März-H., 1978, S. 35-41;
    dies., Gesamtverz. I: F. v. L. in d. Städt. Gal. im Lenbachhaus München, 1980;
    S. Wichmann, F. v. L. u. s. Zeit, 1973;
    ThB;
    Kindlers Malerei Lex.

  • Porträts

    Selbstbildnisse: 1868 (München, Schackgal.), Abb. in: Bayer. Staatsgem.slgg., Gem.- Kat. II, Tafelbd., 1969, Nr. 146, 1885, 1895 u. 1903 (München, Städt. Gal. im Lenbachhaus), Abb. in: S. Mehl, 1980, Nr. 354, 359 u. 360.

  • Autor/in

    Sonja L. Baranow geborene Mehl
  • Zitierweise

    Baranow geborene Mehl, Sonja L.; Baranow, Sonja L./verheiratete; Mehl, Sonja L./geborene, "Lenbach, Franz Ritter von" in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 198-200 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118571516.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA