Lebensdaten
1870 – 1948
Geburtsort
Komorn (Ungarn)
Sterbeort
Bad Ischl
Beruf/Funktion
Operettenkomponist
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 118571036 | OGND | VIAF: 61732356
Namensvarianten
  • Lehár, Franz Christian
  • Lehár, Franz
  • lehar, franz
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Zitierweise

Lehár, Franz, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118571036.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus urspr. tschech. Fam., als Kleinbauern nachweisbar seit Anfang 18. Jh. bei Mähr. Hohenstadt, v. der ein Zweig eingedeutscht wurde. - V Franz (1838–98), Mil.kapellmeister (s. ÖBL), S d. Bauern Josef in Brünnles b. Mähr. Schönberg u. d. Anna Polach;
    M Christine (1849–1906), T d. Franz Xaver Neubrandt, Seifensiedermeister u. Kerzenmacher in K., u. d. Christine Goger;
    B Anton Frhr. v. L. (1876-1962), k. u. k. Gen.-Major, pol. Führer d. kaisertreuen ungar. Emigranten, unterstützte d. Restaurationsversuch Kaiser Karls in Ungarn (s. L);
    - Wien 1924 Sophie (1878–1947), T d. Kaufm. Sigmund Paschkis in Wien u. d. Ernestine Kohn; kinderlos.

  • Biographie

    Seine Kindheit verbrachte L. infolge des häufigen Garnisonswechsels des Vaters in Preßburg, Ödenburg, Karlsbrug (Siebenbürgen) und Klausenburg. Als 5jähriger erhielt er bereits Unterricht in Violine und Klavier und war bei Orchesterproben des Vaters anwesend. Seit 1880 studierte L. am Piaristengymnasium in Budapest, anschließend, zur besseren Erlernung der deutschen Sprache, in Mähr. Sternberg. Aufgrund seiner großen musikalischen Begabung erhielt er schon 1882 einen Freiplatz am Prager Konservatorium und studierte auf Wunsch des Vaters Violine bei A. Bennewitz, Musiktheorie bei J. Förster und nebenbei privat Komposition bei Z. Fibich. Seine Kompositionen im ernsten Fach fanden große Zustimmung bei Brahms und Dvořák, der ihm zur Komponistenlaufbahn riet. Doch L. spielte zunächst während der Sommerferien im Kurorchester von Bad Ullersdorf in Mähren und wurde im Herbst 1888, nach bestandener Abschlußprüfung, Primgeiger an den Vereinigten Theatern von Elberfeld-Barmen, wo er bald zum Konzertmeister aufrückte. Von dort ging er kontraktbrüchig ab, kaschierte dies jedoch mit der Einberufung zum Militärdienst. Diesen trat er zunächst in Wien in der Kapelle des Infanterie-Rgt. Nr. 50, das unter der Leitung seines Vaters stand, als Pultnachbar von Leo Fall an. 1890 wurde er als jüngster Militärkapellmeister der k. k. Armee nach Losoncz zum Infanterie-Rgt. Nr. 25 abkommandiert und komponierte in dieser Zeit eine Reihe von Tänzen, Märschen und Liedern und für ein Preisausschreiben die Oper „Rodrigo“ (1893); außerdem bearbeitete er Werke klassischer Meister für den Gebrauch von Militärkapellen und organisierte Kammermusikabende und Oratorienaufführungen. 1894 übernahm L. die Musikabteilung des Matrosenkorps im Kriegshafen Pola, gab diese Stellung jedoch bald auf in der falschen Hoffnung, von den Tantiemen seiner im Nov. 1896 in Leipzig erfolgreich uraufgeführten Oper „Kukuschka“ (später umgearbeitet als „Tatjana“, Brünn 1905) leben zu können. Seit 1896 leitete L. dann die Kapelle des Infanterie-Rgt. Nr. 87 in Triest, 1898 folgte er seinem Vater beim bosnisch-herzegowin. Infantrie-Rgt. Nr. 3 in Budapest, 1899 verpflichtete er sich als Kapellmeister zum Infanterie-Rgt. Nr. 26 in Wien und machte mit dem Standardwalzer „Gold und Silber“ als große Komponistenhoffnung einer neuen Generation auf sich aufmerksam. Nachdem er Kontakte zu Wiener Librettistenkreisen geknüpft hatte und seine beiden Operetten „Wiener Frauen“ (mit dem später populären „Nechledil-Marsch“) und „Der Rastelbinder“, dessen Milieu und slowak. Kolorit der Eigenart des Komponisten entsprachen, in Wien innerhalb von 30 Tagen erfolgreich uraufgeführt worden waren, beendete er 1902 endgültig seine Militärkapellmeisterlaufbahn und übernahm vorübergehend die Leitung des Prater-Etablissements „Venedig in Wien“. Ein Angebot, am Theater an der Wien Operetten zu dirigieren, schlug er aus; seine Dirigiertätigkeit blieb von nun an Premieren und Jubiläumsaufführungen eigener Werke vorbehalten. Die nächsten Werke, „Der Göttergatte“ (Wien 1904) und „Die Juxheirat“ (Wien 1904), erwiesen sich zwar als Versager, doch schon Ende 1905 folgte der triumphale Welterfolg der „Lustigen Witwe“, mit der L. die Wiener Operette zu neuen Höhen führte. Eine für die Operette fremdartige Ausdrucksweise hob die „Lustige Witwe“ und mit ihr das Genre Operette aus dem Behaglich-Wienerischen ins Mondän-Internationale. Es war der Beginn einer neuen Operettenkunst, die durch Werke von O. Straus, L. Fall, G. Jarno und E. Kálmán für fast ein halbes Jahrhundert geprägt wurde. Die ganze Musikwelt verfiel dem berühmten „Vilja“- und „Maxim-Lied“, den pariserischen Cancans und den weich flutenden Ballsirenen-Walzern. Neu war auch der dramatische Schluß des 2. Aktes, eine Technik, die von anderen Komponisten übernommen wurde. Der Erfolg dieses Werkes machte L. zu einem wohlhabenden und geschäftstüchtigen Mann. Er erwarb ein Haus in der Theobaldgasse in Wien, eine repräsentative Villa in Bad Ischl und 1931 das Schikaneder-Schlößchen in Nußdorf b. Wien. Nach dem Welterfolg hatte sich L. an Werken unterschiedlichen Charakters versucht: vom Kindermärchen „Peter und Paul reisen ins Schlaraffenland“ (Wien 1906) über den Kabarett-Einakter „Mytislaw der Moderne“ (Wien 1907) und die Operette im Stil der Jahrhundertwende „Der Mann mit den drei Frauen“ (Wien 1908) bis zur pseudoromantischen Operette „Das Fürstenkind“ (Wien 1909). Erfolge, die denen der „Lustigen Witwe“ nahekamen, konnte er jedoch erst mit dem „Graf von Luxemburg“ (Wien 1909) und der von Bartók und Kodály inspirierten volksliedhaften „Zigeunerliebe“ (Wien 1910), einem ernst gehaltenen Traumstück, das in großen leitmotivisch gearbeiteten Komplexen zur Oper tendiert, erringen. Nach „Eva“ (Wien 1911) wurde es um den Komponisten etwas stiller. In den folgenden 15 Jahren komponierte L. 12 Operetten, von denen keiner ein großer Erfolg beschieden war. „Endlich allein“ (Wien 1914) blieb nur durch schwungvolle Walzer in der Erinnerung des Publikums haften, „Die ideale Gattin“ (Wien 1913) – die Musik des „Göttergatten“ in neuer Bearbeitung – geriet sehr bald in Vergessenheit, was auch eine weitere Umarbeitung von 1921 zur „Tangokönigin“ mit brasilian.-span. Lokalkolorit, womit er der Wandlung der Tanzmusik zum Amerikanismus gerecht werden wollte, nicht mehr ändern konnte. Im 1. Weltkrieg beteiligte sich L. wie viele andere Operettenkomponisten an der Kriegskonjunktur. Es entstanden, neben dem Liederzyklus „Aus eiserner Zeit“ (mit der sinfonischen Dichtung „Fieber“), Militärmärsche und andere Gelegenheitsarbeiten sowie zwei neue Operetten, von denen „Wo die Lerche singt“ („Pacsirta“, Budapest 1918) mit ihren schönen Walzern und gefühlvollen Liedern in Wien in der deutschsprachigen Fassung sehr gut ankam. Mit der Operette „Die blaue Mazur“ (Wien 1920), dem ersten nach dem Ende der Donaumonarchie komponierten Werk, versuchte L. vergeblich die alten Tanzformen Europas, die durch den Einbruch der amerikan. Rhythmen gefährdet waren, noch einmal zu Ehren zu bringen. Wurden weitere Werke nur in bedingtem Maße bekannt, so brachte „Paganini“ (Wien 1925) eine Wende in L.s Entwicklung und nach der Wiener Uraufführung den Sprung nach Berlin, wo 1926 die Premiere einen durchschlagenden Erfolg hatte.

    Am Beginn seiner zweiten großen Schaffensperiode, die wesentlich von seinem Freund, dem Tenor Richard Tauber, mitgetragen wurde, fand L. in Berlin ein gesellschaftliches Milieu vor, wie er es für den erfolgreichen Start seiner neuen Werke benötigte, während die Operettentheater in Wien schließen oder in Kinos umgewandelt werden mußten. Viele der Melodien wurden Tauber auf den Leib geschrieben. Es folgten „Der Zarewitsch“ (Berlin 1927), das Singspiel|„Friederike“ (Berlin 1928, mit Käthe Dorsch in der Titelrolle), „Das Land des Lächelns“ (Berlin 1929, Neufassung der „Gelben Jacke“, Wien 1923) und „Schön ist die Welt“ (Berlin 1930), eine Umarbeitung von „Endlich allein“. Erst mit seinem letzten Werk „Giuditta“ kehrte der knapp 65jährige Komponist nach Wien zurück. Die Uraufführung dieser musikalischen Komödie, mit Jarmila Novotna und Richard Tauber in den Hauptrollen, fand 1934 an der Wiener Staatsoper statt und wurde von zahlreichen ausländischen Rundfunkanstalten übernommen. Die Partitur, für die Wiener Philharmoniker in großer Besetzung instrumentiert, wurde im Glocken-Verlag gestochen, den L. 1935, nach dem Konkurs seines Hauptverlegers H. Marischka, in seinem Haus in der Theobaldgasse gegründet hatte. 1938 erschien auch das „Land des Lächelns“ im Repertoire der Wiener Staatsoper, mußte aber nach vier Aufführungen wegen der Emigration Taubers wieder abgesetzt werden. L.s letzte Arbeit war die Umarbeitung der „Zigeunerliebe“ zu einer dialogfreien ungarischen Oper „Garabonciás“, deren Premiere 1943 er in Budapest selbst dirigierte. Für die Revue- oder Filmfassungen einiger seiner Operetten schrieb er häufig selbst Änderungen oder Ergänzungen. Die Kriegsjahre verbrachte L. meist in Bad Ischl, 1946-48 lebte er in Zürich. Krank und unter dem Verlust seiner 1947 verstorbenen Frau leidend, zog er 1948 wieder nach Bad Ischl. Sein Schikaneder-Schlößchen in Wien-Nußdorf war während der letzten Kämpfe um Wien geplündert und zerstört worden. Obwohl seine Frau jüd. Abstammung war, hatte L. während des Nationalsozialismus keine Schwierigkeiten. Seine Werke wurden – ohne Namensnennung der Librettisten, von denen einige in Konzentrationslagern ermordet wurden – weiter gespielt. Nach dem Krieg suchte L. vergebens um die schweizer. und ungar. Staatsbürgerschaft nach. L. erhielt zahlreiche Orden und Ehrenzeichen, war Träger des Ehrenringes der Stadt Wien und Ehrenbürger der Kurstadt Bad Ischl. Die Villa in Bad Ischl wurde nach seinem Tod in ein Museum umgewandelt. Das Haus im 6. Wiener Bezirk vermachte er der Österreichischen Gesellschaft der Autoren, Komponisten und Musikverleger (AKM), ein Teil seines Vermögens wurde als Hilfsfond für in Not geratene ältere Künstler bestimmt. 1958 wurde das L.-Denkmal in Bad Ischl enthüllt.

    L., der es verstand, mit besonderem Geschick das musikalische Milieu verschiedener Nationen in seinen Operetten einzusetzen, wurde in seiner meisterhaften Orchestertechnik mit Puccini verglichen, mit dem er auch freundschaftlich verbunden war.

  • Werke

    Weitere Operetten: Die Spieluhr, Wien 1912;
    Der Sterngucker, Wien 1916, umgearb. als: La Danza delle Libellule, Mailand 1922;
    Frasquita, Wien 1922;
    Cloclo, Wien 1924. - Verfilmungen v. Operetten:
    Der Rastelbinder;
    Die lustige Witwe;
    Das Fürstenkind;
    Zigeunerliebe;
    Wo d. Lerche singt;
    Die Tangokönigin: Frasquita;
    Cloclo;
    Paganini;
    Der Zarewitsch;
    Friederike;
    Das Land d. Lächelns. -
    Konzertwerke, Konzertante Unterhaltungsmusik, Tänze u. Walzer, Märsche, Lieder u. Liederzyklen, Männerchöre, Klaviermusik, 2 Violinkonzerte.

  • Literatur

    E. Decsey, F. L., 1924 (P);
    O. Keller, Die Operette in ihrer geschichtl. Entwicklung, 1926;
    F. Hadamowsky u. H. Otte, Die Wiener Operette, 1947;
    St. Czech, F. L., Sein Leben u. s. Werk, 1948;
    ders., Schön ist d. Welt, F. L.s Leben u. Werk, 1957 (P);
    M. v. Peteani, F. L., Seine Musik, sein Leben, 1950 (P);
    K. Eidlinger u. F. Lipp, L.-Mus., 1951;
    A. Bauer, 150 J. Theater an d. Wien, 1952;
    ders., Opern u. Operetten in Wien, 1955;
    B. Grun, Die leichte Muse, Kulturgesch. d. Operette, 1961 (P);
    M. Schönherr, Btrr. zu e. F.-L.-Bibliogr., in: Österr. Musikzs. 25, 1970, S. 330 ff.;
    O. Schneidereit, Operette A-Z, Ein Streifzug durch d. Welt d. Operette u. d. Musicals, 1972;
    MGG VIII (W, L, P);
    Riemann (W, L);
    The New Grove (W, L. P). - Zu B Anton: A. L., Erinnerungen, hrsg. v. P. Broucek, 1973. - Zur Fam.: Anton v. Lehár, Unsere Mutter, 1930 (P);
    W. Huschke, Zur Herkunft F. L.s, in: Genealogie 19, 1970.

  • Autor/in

    Christa Harten-Flamm
  • Zitierweise

    Harten-Flamm, Christa, "Lehár, Franz" in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 66-68 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118571036.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA